11:30 Uhr
Percutaneous Deep Vein Arterialization: Early-Experience in Treatment of No-Option CLI
S. Kum (DE)
11:40 Uhr
Anwendungspotential der 3D-Drucktechnik im Bereich der Gefäßchirurgie
B. Dorweiler (Mainz, DE)
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Autor:innen:
B. Dorweiler (Mainz, DE)
A. Ghazy (Mainz, DE)
C. Vahl (Mainz, DE)
Fragestellung:
Die 3D-Drucktechnik stellt eines der wesentlichen Innovationspotentiale im industriellen Zukunftsmarkt dar und ist zunehmend auch im Bereich der Medizintechnik verfügbar. Wir berichten über unsere Erfahrungen mit Verwendung der 3D-Drucktechnik zur Herstellung von patientenindividuellen Gefäßmodellen.
Methodik:
Aus entsprechenden CT-Datensätzen wurde mittels eines dedizierten 3D-Softwarepaketes (Mimics Innovation Suite) die jeweilige Aortenpathologie segmentiert und in ein 3D-Modell konvertiert. Der Druck der Modelle erfolgte sowohl im fused deposition modeling (FDM)- als auch Stereolithografie (STL)-Verfahren. Mit den Modellen wurde zum einen die patientenindividuelle Operationsplanung/Aufklärung bei komplexer Gefäßanatomie als auch das Training von Standardmanövern (Kanülierung, Stentimplantation) bei endovaskulären Eingriffe durchgeführt.
Ergebnisse:
Patientenindividuelle 3D-Modelle wurden bei komplexer Aneurysmamorphologie im Bereich des Aortenbogens sowie der infrarenalen Aorta hergestellt und dienten zur Planung von Hybrideingriffen (unterbrochener Aortenbogen, Rezidiv-ISTA), total-endovaskulärem Bogenersatz und juxtarenalem Ersatz. Trainingsmodelle wurden von der normalen Aorta als auch von pathologischer Aorta (AAA, TAA) hergestellt. Anhand der Trainingsmodelle konnte eine deutliche Senkung des Zeitbedarfes für Standardtechniken der endovaskulären Therapie (z.B. Kanülierung renoviszeraler Gefäße) nach entsprechender Trainingsdauer erreicht werden.
Schlussfolgerung:
Die Herstellung von patientenindividuellen Gefäßmodellen mittels 3D-Drucktechnik ist mit vertretbarem Aufwand in der Klinik möglich. Präzision der OP-Planung, Anschaulichkeit bei der Patientenaufklärung und Verwendung als Trainingsplatform sind wesentliche Vorteile, die damit erreicht werden können.
11:50 Uhr
Echt-Zeit-Visualisierung vaskulärer Strukturen mit der Microsoft HoloLens im experimentellen Setting
M. Horn (Lübeck, DE)
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Autor:innen:
M. Horn (Lübeck, DE)
F. Ernst (Lübeck, DE)
I. Kuhlemann (DE)
E. Stahlberg (Lübeck, DE)
J. Goltz (Lübeck, DE)
A. Höfer (Lübeck, DE)
F. Buthut (Lübeck, DE)
M. Wiedner (Lübeck, DE)
M. Kleemann (Lübeck, DE)
Fragestellung:
In der modernen Gefäßmedizin stellt die endovaskuläre Therapie einen integralen Bestandteil in der Behandlung unserer Patienten dar. Die medizitechnische Weiterentwicklung der minimal-invasiven Gefäßtherapie hat zu einer Erweiterung der Behandlungsmöglichkeiten geführt. Die Visualisierung während der Prozedur wird jedoch weiterhin unter Strahlenexposition und Kontrastmittelapplikation durchgeführt und als zweidimensionale Angiographie dargestellt. Die Verbesserung der Visualisierung durch Einsatz digitaler Bildverarbeitung und Fusion von prä- mit intraoperativen Daten wird zunehmend im Fokus der technischen Weiterentwicklung stehen. Wir präsentieren eine Möglichkeit der Echtzeit-Navigation, zur Visualisierung vaskulärer Strukturen ohne Strahlenexposition.
Material und Methoden:
Die experimentelle Visualisierung wurde in einem Phantom Torso (Blue phantom FAST Trauma Full Torso Ultrasound Training Model) realisiert. Die dreidimensionale Bilddarstellung für den Anwender/Chirurgen erfolgte via Microsoft HoloLens, ein erwerbliches Augmented Reality (AR) Headset. Die Registrierung wurde über definierte Oberflächen-Landmarken am Torso und Bildfusion von CT-Daten und Segmentierung des vereinfachten Gefäßbaumes durchgeführt. Zur besseren Orientierung zeigt die übertragene Bildinformation sowohl die vaskulären Strukturen, als auch die Oberfläche des Torso. Durch die Integration eines magnetischen Tracking-Systems (AURORA, Northern Digital Inc.) konnte die aktuelle Position der Katheterspitze innerhalb der Gefäßstrukturen in Echtzeit visualisiert werden.
Ergebnisse:
Die ersten Ergebnisse der virtuellen Echtzeit-Navigation während endovaskulärer Prozeduren sind vielversprechend. Die aufgezeigte Technologie erlaubt eine dreidimensionale Holographie des vereinfachten vaskulären Systems ohne Strahlenbelastung. Die angewandte Landmarken-basierte Kalibrierung ermöglicht eine präzise Überlagerung der virtuellen Objekte mit der Realität und führt zu einer beeindruckenden holographischen Illusion.
Schlussfolgerung:
Die Integration von Augmented Reality Software in endovaskulären Eingriffen verbessert die intraoperative Visualisierung und ermöglicht voraussichtlich die exakte Platzierung von Führungsdrähten, Kathetern, Stents, Stentgrafts und anderen Tools unter reduzierten Applikation von Kontrastmittel und Strahlenbelastung. Der entwickelte Prototyp ermöglicht weiterhin die Planung und Simulation von endovaskulären Prozeduren, welches voraussichtlich in einer reduzierten Eingriffszeit, schnelleren Lernkurve und letztendlich in einer erhöhten Patientensicherheit mündet.
12:00 Uhr
„Delayed occluding membrane“ (iCOM) - Ein neuer Ansatz zur Protektion der spinalen Ischämie bei endovaskulärem Aortenrepair
A. Gombert (Aachen, DE)
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Autor:innen:
A. Gombert (Aachen, DE)
A. Löwen (Aachen, DE)
L. Hussmann (Aachen, DE)
A. Töpel (Aachen, DE)
S. Thies (Aachen, DE)
V. Gesche (Aachen, DE)
A. Piech (Aachen, DE)
T. Gries (Aachen, DE)
S. Jockenhövel (Aachen, DE)
M. Jacobs (Aachen, DE)
D. Kotelis (Aachen, DE)
Fragestellung
Das Risiko der spinalen Ischämie bei der endovaskulären Therapie von thorakoabdominellen Aortenaneurysmen (TAAA) beträgt immer noch bis zu 20%. Es existieren verschiedene Konzepte, dieses Risiko zu reduzieren, z.B. das Offenlassen eines Seitenarmes der Stentgraft-Prothese und Komplettierung der Aneurysma-Ausschaltung in einer zweiten Sitzung durch Okklusion dieses Seitenarmes. Wir präsentieren hier ein neuartiges Konzept, dass auf dem zeitlich kontrollierten Verschluss einer Hydrogel-Kollagen-Membran (individualized controlled occlusion membrane iCOM) beruht, welche in endovaskuläre Stentprothesen eingebracht wird.
Methoden
Die Okklusionsmembran besteht aus einem textilen Gewirk, welches mit einem Hydrogel beschichtet ist. Die mechanische Eigenschaften, Porengröße und Porenverteilung werden durch die zugrundeliegende Textilstruktur bestimmt. Das Hydrogel okkludiert in einem zeitlich festgelegten Rahmen, welche durch Beeinflussung des Quellverhaltens moduliert werden kann. Ein passendes Hydrogel sollte die folgenden Charakteristika aufweisen: Degradation innerhalb von 1-2 Wochen, dauerhafte Toleranz von 200 mmHg. Wir verwendeten als Hauptmonomer ein Polyethylenglycol (PEG), welches sich durch seine Biokompatibilität auszeichnet. Es wurden PEG Methacrylate mit Molekulargewichten von 300 g/mol bis 2000 g/mol untersucht. Es zeigte sich Poly(ethyleneglycol)-Methylethermethacrylate 950 (PEGMEMA) als geeigneter Kandidat. Das Hydrogel wurde mittels eine UV-initiierten freien radikalischen Polymerisation bei Raumtemperatur synthetisiert. Als degradabler Vernetzer wurde Bis(2-methacryloyl)oxyethyl disulfide (DSDMA) verwendet, welches eine Disulfidbrücke besitzt und durch reduziertes Glutathion (GSH) gespalten werden kann. Es wurden Vernetzeranteile von 3mol%, 10mol% und 20 mol% getestet. Aktiviert wurde die Degradation mit GSH in den Konzentrationen 1 mM (physiologische [c] im menschlichen Blut), 100 mM sowie 325 mM GSH.
Ergebnisse
Die Degradation dauerte 3 Wochen nach Initiierung mit GSH in PBS Pufferlösung bei 37° Celsius und pH 7.4. Es zeigte sich, dass es bei allen Hydrogelen mit einem DSDMA Anteil von 10% und mehr zu einer durch GSH verursachten Quellung kommt. Ebenfalls werden die Hydrogele durch die Degradierung verursachte verringerte Vernetzungsdichte um bis zu 20% weicher. Für 3mol% DSDMA Anteil konnte eine Degradation des Vernetzers festgestellt werden, doch durch die geringe Konzentration hatte dies keinen Einfluss auf das Quellverhalten des Hydrogels.
Diskussion und Schlussfolgerung
Durch die Etablierung von Hydrogelen mit permanenten und degradablen Vernetzern ist nunmehr die Herstellung der Kompositmembran von Hydrogel und Kollagen möglich. Innerhalb eines Jahres ist der Proof-of-Principle im Großtier-Modell geplant.
12:10 Uhr
Candy-Plug –Endografts zur Okklusion des Falschen Lumens bei der endovaskulären Behandlung der chronischen Postdissektion-Aortenaneurysmen
M. Youssef (Mainz, DE)
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Autor:innen:
M. Youssef (Mainz, DE)
O. Salem (Mainz, DE)
F. Dünschede (Mainz, DE)
B. Dorweiler (Mainz, DE)
C. Vahl (Mainz, DE)
Fragestellung: wir berichten über unsere eigene Erfahrung mit Candy-Plug-Technik zum Verschluss des falschen Lumens FL bei chronischen Postdissektion-Aortenaneurysmen.
Material und Methoden: Eine Serie von 8 Patienten (Mittlers Alter: 71 J, alle Männer) wurden auf Grund von chronischen thorakalen Postdissektionsaneurysmen zwischen Januar 2016 bis März 2017 in unserer Institution mit Candy-Plug-Technik versorgt. Die mittlere Aneurysma-Größe betrug 7,2 cm. Alle Patienten hatten eine Perfusion über das FL Z.n. Type A / B Dissektion, sowohl antegrade (Entry)aber auch retrograde (Re-Entry). Es erfolgte eine Ausschaltung der Entry-Stellen mit TEVAR in Kombination von: partiellen / totalen Bogen-Debranchingsmaßnahmen (N=5), einer Coil-/ Amplatzer-Embolisation (N=2) und EXL-Bare-Stents (N=1). Nach Implantation einer TEVAR-endografts ins wahre Lumen und Kannelierung des FLs wurden sonderangefertigte Candy-plug-förmige Endografts mit Vascular-Plugs (Amplatzer II: 22 mm) im Bereich der Taillierung dieser Endografts in dem FL implantiert. Die intraoperative Angio-Kontrolle bestätigt die Okklusion der retrograden Perfusion in dem FL.
Ergebnisse: der technische Erfolg betrug 100%. Die Postoperativen CT-Angiographien ergaben regelhafte Position der Grafts und Perfusion der supra-aortalen Bypässe. Bei einem Patienten wurde eine Type II Endoleakage diagnostiziert und war nach 3 Monaten CTA nicht mehr zu sehen. Bei einem Patienten kam es zu TIAs ansonsten keine weiteren perioperativen Komplikationen.
Während der Nachbeobachtungszeit (mean: 6 Monate, Range: 2-15) waren keine Re-Interventionen erforderlich. Die CTA-Verlaufskontrollen zeigten keine Endoleaks und Abnahme der FL-Größen.
Diskussion: das Candy-Plug-Konzept ist bereits publiziert und basiert auf Okklusion des aneurysmatisch degenerierten FL als minimal-invasive Technik bei hoch selektionierten Patienten.
Die Rationalität & Vorteile dieses Approaches besteht in Vermeiden von sehr komplexen und evtl. riskanten endovaskulären Prozeduren bei den Patienten mit chronischen Postdissektionsaneurysmen, wo Implantation von FEVAR / BrEVAR technisch erschwert sein kann sowie die Möglichkeit zum Erhalt von mehr segmentalen Arterien und somit eine potenziale Reduktion einer spinalen Ischämie.
Schlussfolgerung: unsere limitierte Erfahrung mit diesem Verfahren zeigt die technische Machbarkeit und Effektivität bei gut ausgewählten Fällen. Weiter Studien mit größeren Fallzahlen und längeren Follow-ups sind wünschenswert, vor diese endovaskuläre Technik eine breite Akzeptanz gewinnen kann.
12:20 Uhr
Colt-Multibranch-Endograft zur Behandlung eines thorakoabdominellen Aortenaneurysmas
M. Youssef (Mainz, DE)
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Autor:innen:
M. Youssef (Mainz, DE)
O. Salem (Mainz, DE)
F. Dünschede (Mainz, DE)
B. Dorweiler (Mainz, DE)
Fragestellung: wir berichten über unsere initiale Erfahrung mit dem neuen Colt-Multibranch-Device zur endovaskulären Ausschaltung von thorakoabdominellen Aortenaneurysmen TAAAs.
Material und Methoden: in dem vergangenen Jahr 2016 wurden 16 Patienten mit TAAA durch Implantation von fenestrierten und gebranchten Endografts in unserer Institution versorgt.
Nur 2 Patienten waren als anatomisch geeignete Fälle für Implantation der neuen Colt-Multibranch-Stentgraft versorgt. Der neue Colt-förmige 4-Fach multibranch-Stent graft wurde als potenzielle Off-the-Shelf Lösung konzipiert und hat 4 kaudal orientierte Branches: 2 ventrale für den truncus coeliacus und AMS und 2 dorsale für die beiden Nierenarterien. Zentraler und mittlerer groß-kaliber Branch ist für die distale Verbindung mit Tube- oder Bifurkationsgrafts gedacht.
Ergebnisse: der Colt-Stentgraft wurde bei 2 Patienten mit TAAA (Safi type IV & V) erfolgreich und komplikationslos implantiert. Der zweite Patient war symptomatisch. Die postoperativen CTA-Kontrollen zeigten nicht behandlungsbedürftiges Type II Endoleak (aus den lumbalen Arterien) bei einem Patienten, keine weitere Endoleaks und regelhafte Perfusion aller renoviszeralen Branches.
Die Nachbeobachtungszeit betrug 6 und 11 Montan für die 2 Patienten und war unauffällig ohne Reinterventionen oder Branchverschlüße.
Diskussion: in der Ära der endovaskulären Therapie der TAAAs mit fenestrierten und gebranchten Endografts, besteht potenziell viel Raum für weitere Verfeinerung der Devices und neue Grafts, insbesondere als Off-the-Shelf Lösung. Eine multizentrische prospektive Studie zur Evaluation des Systems wurde initiiert.
Schlussfolgerung: unsere limitierte initiale Erfahrung mit dem Colt-Stentgraft zeigte die technische Machbarkeit bei hoch selektionierten Patienten. Weitere Kohorte und lange Beobachtungszeit sind selbstverständlich erforderlich, vor dieses System eine weitere Ansätze und Akzeptanz finden kann.
12:30 Uhr
Die gereifte autologe Vene-meshed autologous vein (MAV)
F. Dünschede (Mainz, DE)
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Autor:innen:
F. Dünschede (Mainz, DE)
O. Salem (Mainz, DE)
T. Trinh (Mainz, DE)
M. Youssef (DE)
J. Stabrauskaite (Mainz, DE)
B. Dorweiler (Mainz, DE)
C. Vahl (Mainz, DE)
Fragestellung/Hintergrund: Die Fragestellung ist, ob eine für die Bypassanlage primär ungeeignete, kaliberschwache Vene durch ein mesh Verfahren mit anschliessender Reifung im subkutanen Fettgewebe als Bypass Ersatzmaterial verwendet werden kann. Die Herstellung der Omniflow Prothese beinhaltet den Einbau eines Polyester-Netzes auf einen Mandril in das subkutane Gewebe von Schafen. Nach ca. 3 Monaten sind die Netze durch ovines Kollagen des Subkutangewebes aufgefüllt und die Prothese ist nach einigen Produktionsschritten für die Bypass-Anlage geeignet.
Methods: Bei fünf Patienten mit primär nicht geeigneter, kaliberschwacher Vene, entnahmen wir diese Vene, meshten sie in einem Verhältnis von 1:1 und zogen sie auf einen mindestens 10F starken Plastik-Mandril. Durch das meshen der Vene trat eine Zunahme des Kalibers auf mindestens 10F ein. Im Anschluß wurde die auf einen Plastik-Madril gezogene Vene für mindestens 4 Wochen in das subkutane Fettgewebe des Oberschenkels implantiert, mit dem Ziel, dass die Venenwanddefekte mit Kollagen aufgefüllt werden.
Ergebnisse: Die Mortalität und Morbidität war null. Alle gemeshten Venen konnten für die Bypassanlage verwendet werden. Bei der histomorphologischen Untersuchung fand sich bei allen gereiften Venen narbiges Kollagengewebe als Merkmal der Reifung bzw. nun geschlossenen Venenwanddefekte. Ausserdem fand sich eine beginnende Endothelbildung in diesen Bereichen. Bei der jeweils durchgeführten introperativen Druckmessung hielten diese Venen einen Druck von > 300 mmHG stand. Bisher ereignete sich bei keinem Bypass eine Ruptur oder Degeneration.
Schlussfolgerung: Die Untersuchung zeigt, dass es möglich ist, eine primär ungeeignete, kaliberschwache Vene nach beschriebener Vorbehandlung für die Bypassanlage zu verwenden. MAV könnte sich zu einem alternativen, körpereigenem Bypassersatzmaterial entwickeln.
12:40 Uhr
Erfolgreiche in vivo-Evaluation einer azellulären Fibrinprothese als kleinlumiger Gefäßersatz
T. Aper (Hannover, DE)
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Autor:innen:
T. Aper (Hannover, DE)
M. Wilhelmi (Hannover, DE)
U. Böer (DE)
S. Lau (Hannover, DE)
A. Hilfiker (Hannover, DE)
A. Haverich (Hannover, DE)
Fragestellung: In Ermangelung eines geeigneten artifiziellen Bypassmaterials bleibt die Konstruktion eines kleinlumigen bioartifiziellen Gefäßersatzes eine der großen Herausforderungen des vaskulären Tissue Engineerings. Neben der Funktionalität ist eine ständige Verfügbarkeit eine wichtige Voraussetzung für eine angestrebte klinische Nutzung.
Material und Methode: In einer mit hoher Geschwindigkeit rotierenden Form wurden tubuläre Fibrinsegmente mit einem Durchmesser von 5 mm und einer Länge von 100 mm aus 220 ± 25 mg Fibrinogen generiert (n=5), das aus humanem Plasma (FFP) separiert wurde. Von den Fibrinsegmenten wurde eine 20 mm lange Probe für biomechanische Testung verwendet und die verbliebenen 80 mm langen Segmente als Ersatz der A. carotis im Schaf implantiert. Deren Explantation erfolgte nach 6 Monaten.
Ergebnisse: Die in der rotierenden Form auftretenden Fliehkräfte von bis zu 900g führen zu einer Verdichtung des Fibrins und darüber zu einer erheblichen Zunahme seiner biomechanischen Eigenschaften. Der maximale Berstungsdruck der Implantate betrug 330 ± 100 mmHg. Alle Fibrinprothesen wurden erfolgreich als Ersatz der A. carotis implantiert. Ein Tier verstarb offenbar aufgrund einer Pneumonie eine Woche postoperativ. Bei Explantation nach 6 Monaten waren alle Implantate frei durchgängig. Zwei Segmente wiesen allerdings eine aneurysmatische Erweiterung bis 9 mm auf. In der histologischen Untersuchung zeigten die Implantate eine große strukturelle Ähnlichkeit mit einer nativen Arterie. Der maximale Berstungsdruck der explantierten Segmente betrug 677 ± 173 mmHg.
Diskussion: Die azellulären Fibrinsegmente unterliegen einem ausgeprägten Remodeling in vivo, der durch die Einwanderung von Zellen aus dem umgebenden Gewebe und dem Ersatz des Fibrins durch neugebildete Matrixproteine gekennzeichnet ist. Das ausgeprägte Remodeling und die große strukturelle Ähnlichkeit der Implantate mit einer nativen Arterie bei Explantation nach 6 Monaten lassen einen Langzeitverlauf wie eine native Arterie erwarten. Allerdings bedarf es einer weiteren Optimierung der biomechanischen Eigenschaften bei anuerysmatischer Erweiterung des Implantats bei zwei Tieren.
Schlussfolgerung: Die Ergebnisse dieser Studie stellen einen wichtigen Meilenstein in der Entwicklung eines bioartifiziellen Gefäßersatzes dar. Der offensichtlich mögliche Verzicht auf eine vorherige Besiedlung vereinfacht den Herstellungsprozess und ermöglicht eine Lagerung und damit eine ständige Verfügbarkeit des Gefäßersatzes.
12:50 Uhr
The SPIDER-Graft: Fist and second generation of the Novel Hybrid Thoracoabdominal Aortic Device
S. Wipper (Hamburg, DE)
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Autor:innen:
S. Wipper (Hamburg, DE)
T. Kölbel (Hamburg, DE)
D. Manzoni (Hamburg, DE)
A. Duprée (Hamburg-Eppendorf, DE)
H. Sandhu (Houston, DE)
A. Estrera (Houston, DE)
C. Miller III (Houston, DE)
N. Tsilimparis (Hamburg, DE)
E. Debus (Hamburg, DE)
Fragestellung: Die SPIDER-graft Prothese wurde entwickelt, um Thorakotomie und extrakorporale Zirkulation bei thorakoabdominellem Aortenersatz zu vermeiden. Die erste Generation der SPIDER-graft Prothese (proximaler Stentgraftprothese in Kombination mit 6-fach gebranchter abdomineller Prothese; Gruppe I) wurde im Verlauf optimiert (Modifikation der viszeralen Branches und des Einführsystems, sowie Side Port für Reimplantation von Lumbalarterien; Gruppe II). Es erfolgte im Schweinemodell ein Vergleich des SPIDER-graft Systems mit dem „Open Aortic Repair“ (OAR, Kontrollgruppe).
Material und Methoden: In der Kontrollgruppe (n=6) erfolgte eine Freilegung der thorakoabdominellen Aorta über eine mediale Sternotomie und einen retroperitonealen Zugang. Nach Aortenklemmung erfolgte die proximale Aortenanastomose, dannn wurden Truncus Coeliacus (TC), die A. Mesenterica Superior (AMS), rechte und Nierenarterie (RNA, LNA) und schließlich die distalen Iliakalen Anastomosen angeschlossen.
In beiden SPIDER-graft Gruppen (jeweils n=6) erfolgte die retroperitoneale Freilegung der abdominellen Aorta. Der rechte iliakale Branch wurde temporär End- zu Seit an die distale Aorta anastomosiert um eine periprozedurale retrograde viszerale und antegrade aorto-iliakale Zirkulation zu gewährleisten. Der proximale Stentgraft wurde über das Ostium des abgesetzten TC unter in-flow Okklusion eingebracht. Die viszero-renalen Arterien wurden unter sequentieller Klemmung mit den Sidebranches anastomosiert. In Gruppe II wurden zusätzlich die Lumbalarterien über den Side Port angeschlossen.
Technische Machbarkeit, Klemmdauer, Blutfluss (Ultraschall Flussmessung, TTFM) und Gewebeperfusion der abhängigen Organe (Fluoreszenz-Mikrosphären, FM) wurden vor Implantation, sowie 3 und 6 Stunden nach Implantation bestimmt. Nach 6 Stunden erfolgten zusätzlich Abschlussangiographie, CT Angiographie und histologische Gewebeuntersuchung.
Ergebnisse: Die Prothese konnte bei allen Tieren in allen Gruppen unter hämodynamisch stabilen Verhältnissen implantiert werden, bildgebend bestätigt in Angiographie und CT Angiographie. Die Klemmdauer bei der Kontrollgruppe war 88.3±16.3min und bei den SPIDER-graft Gruppen 4.4±1min. Die selektive Ischämiedauer der Organe war bei der Kontrollgruppe signifikant länger. TTFM und FM bestätigten die klinischen Ergebnissel. FM zeigten in Gruppe II die besten Perfusionsverhältnisse.
Diskussion: Der SPIDER-graft kann die Klemmzeit und die Ischämiedauer minimieren und ermöglicht am Schweinemodell einen thorakoabdominellen Aortenersatz ohne Thorakotomie und ohne Herz-Lungen Maschine. Dadurch könnte das periprozedurale Risiko gesenkt werden. Die Reimplantation der Lumbalarterien zeigt eine bessere spinale Durchblutung.
Schlussfolgerung: Der SPIDER-graft könnte eine Therapieoption für Patienten mit thorakoabdominellen Aortenpathologien sein. Für den finalen Einsatz am Menschen wird die Prothese zur optimalen Handhabung noch weiter optimiert und in Folgeversuchen getestet.