Autor:innen:
W. Garabet (Düsseldorf, DE)
W. Ibing (Düsseldorf, DE)
M. Wagenhäuser (Düsseldorf, DE)
H. Schelzig (Duesseldorf, DE)
F. Simon (Düsseldorf, DE)
A. Oberhuber (Düsseldorf, DE)
Fragestellung:Bei Hämostyptika, welche regelhaft in der Gefäßchirurgie zur Anwendung kommen und auch im Wundgebiet belassen werden können, ist es essentiell, dass sie keinen negativen Einfluss auf die Wundheilung haben. Das neue Hämostyptikum, GELITA TUFT-IT, wird für eine kontrollierte Blutstillung eingesetzt. Unsere experimentelle Studie soll die Frage beantworten, ob und wie das Gelatinematerial TUFT-IT Fibroblasten bei der Wundheilung beeinflusst.
Methoden: In der Fibroblasten Zelllinie NHDF wurde der Einfluss von TUFT-IT auf wesentliche Phasen der Wundheilung untersucht. Hierfür wurden Zellen in Anwesenheit von TUFT-IT mit unterschiedlichen Applikationszeiten (5,30,60min,24h,48h,7d,14d) und als Kontrolle ohne Zugabe kultiviert. Unter zu Hilfenahme eines MTT-Assays wurde die Zellviabilität untersucht. Die Migration der Fibroblasten wurde im Live-Imaging Mikroskop dargestellt. Die zellbewachsene Fläche wurde mittels des Computerprogramms TScratch (CSElab ETH-Zürich) an den Zeitpunkten 3,6,12 und 24h ermittelt. Um einen Einfluss von TUFT-IT auf den pH-Wert des Zellkulturmediums auszuschließen, wurde dieser mittels einer pH-Sonde, die ersten 6 Stunden stündlich anschließend nach 12,24 und 48h sowie nach 7 und 14 Tagen, zusätzlich bestimmt. Die statistische Auswertung erfolgte mit Prism5. Es wurde entweder ein Kruskal-Wallis Test mit Dunn`s Korrektur oder ein 2Way ANOVA mit Bonferroni Korrektur verwendet.
Ergebnisse: Die pH-Messungen ergaben keinen signifikanten Unterschied im Vergleich zu der Kontrollgruppe. Im Verlauf blieben die pH-Werte neutral bis leicht basisch (8,235; +/- 0,29). Erste Untersuchungen zeigten, dass eine kurze Applikation von TUFT-IT das Migrationsverhalten der Zellen fördert (+7,78%; +/- 3,79), bleibt TUFT-IT jedoch auf den Zellen, hemmt es die Migration im Vergleich zur Kontrollgruppe (-6,12%; +/- 8,25). Im Viabilitätsassay zeigte sich ebenfalls ein Einfluss von TUFT-IT in Abhängigkeit von den Applikationszeiten. Nach 12h konnte einen Anstieg nachgewiesen werden, nach 24h nahm die Viabilität der behandelten Zellen gegenüber der Kontrolle jedoch ab.
Diskussion:Wir konnten keinen Einfluss von TUFT-IT auf den pH-Wert im Medium nachweisen, wodurch TUFT-IT im Vergleich zu anderen Hämostyptika keine pH-Wert abhängige Bakterizidität aufweist aber auch keine aggressive Auswirkung auf das gesunde Gewebe ausübt. Untersuchungen auf die Zellmigration und -viabilität stellten bis jetzt unterschiedliche Ergebnisse dar. Während bei kurzen Applikationszeiten die Migration eher gesteigert war, wurde die Viabilität im Vergleich zur Kontrollgruppe gehemmt. Kang et al. zeigten 2012 in einem Tierversuch, dass das gelatinebasierte Hämostyptikum eine verzögerte Granulationsgewebebildung verursacht, was sich mit unseren aktuellen Ergebnissen im Viabilitätsassay deckt.
Schlussfolgerung:Zusammenfassend scheint TUFT-IT sowohl positive wie auch negative Auswirkungen auf Fibroblasten auszuüben. Zur Gesamtbeurteilung sind weitere Ergebnisse abzuwarten.