Autor:innen:
S. Schmid (München, DE)
A. Kühnl (München, DE)
H. Eckstein (München, DE)
Einleitung: Gemäß aktueller Leitlinien sollen bei der Behandlung der extrakraniellen Carotisstenose das Lebensalter und das Geschlecht der Patienten berücksichtigt werden. Die Empfehlungen basieren auf Subgruppenanalysen randomisierter Studien. In der vorliegenden Studie wird der Zusammenhang zwischen Geschlecht, Alter und dem Risiko für einen periprozeduralen Schlaganfall oder Tod nach Carotis-Stenting (CAS) auf nationaler Ebene in Deutschland analysiert.
Methoden: Sekundärdatenanalyse der individuellen Patientendaten zur externen Qualitätssicherung von allen elektiven CAS Prozeduren (n = 13.086) zwischen 2012 und 2014. Das Patientenalter wurde in 5 Gruppen (≤64 Jahre, 65-69 Jahre, 70-74 Jahre, 75-79 Jahre und 80 Jahre oder mehr) kategorisiert und zudem als kontinuierliche Variable analysiert. Primärer Endpunkt war jeder perioperative Schlaganfall oder Tod bis zur Entlassung. Sekundäre Endpunkte waren Tod (alleine) und Schlaganfall (alleine) während des Krankenhausaufenthaltes. Für die risikoadjustierte Analyse (inkl. der Interaktion zwischen Geschlecht und Alter) wurde ein Multilevel-Regressionsmodell angewendet.
Ergebnisse: Das Durchschnittsalter der CAS-Patienten betrug 70 ± 9 Jahre, 70% waren männlich. Bei Krankenhausaufnahme waren 64% der CAS-Patienten neurologisch asymptomatisch. Das ASA Stadium der CAS Patienten waren 62%, 36% und 2% (ASA Stadium I+II, III und IV/V).
Von 13.086 CAS-Patienten erlitten 317 (2,4%) einen Schlaganfall oder starben. Differenziert nach Altersgruppen (≤65 Jahre, 65-69 Jahre, 70-74 Jahre, 75-79 Jahre und ≥ 80 Jahre), war das Risiko für einen perioperativen Schlaganfall und Tod 1,3%, 2,2%, 2,2%, 3,1% und 4,4% (p <0,001 für den Trend). Dieser altersabhängige Zusammenhang fand sich auch für die sekundären Endpunkte Tod (allein) und Schlaganfall (allein) (jeweils p<0,001 für den Trend).
Das Geschlecht war nicht mit dem perioperativen Risiko für Schlaganfall und Tod assoziiert, auch fand sich keine statistisch signifikante Interaktion zwischen Alter und Geschlecht in CAS-Patienten (RR 0.99 (95% CI 0.78-1.26, p 0.951). In der multivariablen Regressionsanalyse war das Lebensalter signifikant mit einem erhöhten Risiko eines periprozeduralen Schlaganfalls und Tod nach CAS assoziiert (relatives Risiko pro 10 Jahre Altersanstieg: CAS 1,54 [1,35-1,75]). Für das Geschlecht zeigte sich kein Zusammenhang.
Fazit: Diese Studie zeigt, dass unter Alltagsbedingungen das Lebensalter, nicht aber das Geschlecht mit einem erhöhten Risiko für einen periprozeduralen Schlaganfall und Tod nach CAS assoziiert war. Auch unter Beachtung der Limitationen von Sekundärdatenanalysen, ist die Assoziation zwischen Lebensalter und dem Risiko für Schlaganfall oder Tod nach CAS erhöht (Relative Risikozunahme um 54% bzw. 19%/10 Jahre). Das Mortalitätsrisiko war bei CAS Patienten mit dem Alter assoziiert, ein Zusammenhang zwischen Patientenalter und dem periprozeduralen Schlaganfallrisiko konnte ebenfalls beobachtet werden.