Autor:innen:
G. Jung (Frankfurt am Main, DE)
W. Derwich (Frankfurt/Main, DE)
A. Gkremoutis (Frankfurt am Main, DE)
D. Gray (Frankfurt/Main, DE)
R. Grundmann (Berlin, DE)
T. Schmitz-Rixen (Frankfurt am Main, DE)
Fragestellung
Bei dem Poplitealarterienaneurysma (PAA) handelt es sich um eine vergleichsweise seltene Erkrankung. Die VASCUNET Collaboration berichtete kürzlich über eine durchschnittliche Inzidenz von 9,6 PAA-Versorgungen / Million Personenjahre in 8 europäischen Ländern. Pro Jahr werden etwa 14 % symptomatisch und die akute Ischämie mit Gefäßverschluss hat Amputationsraten von bis zu 40 %. Häufigste Behandlung ist seit Jahrzehnten der popliteopopliteale Bypass, während endovaskuläre Verfahren zunehmend an Bedeutung gewinnen. Bislang gibt es keine eindeutige Evidenz zur Wahl des Therapieverfahrens. Die 2014 initiierte POPART Studie soll die Evidenzlage diesbezüglich verbessern.
Methode
Die POP-ART Studie ist eine Registerstudie mit einem follow-up von 5 Jahren mit der Verpflichtung zur Durchführung von regelmäßigen Nachuntersuchungen. Gefäßchirurgische Zentren im gesamten Bundesgebiet sind dazu aufgerufen, endovaskulär (ER) oder offen chirurgisch behandelte Patienten (OR)mit PAA einzuschließen. Die Datenerfassung erfolgt online über die Plattform surveymonkey seit April 2014. Erforderlich ist eine Registrierung des Zentrums und die Zustimmung zum Studienprotokoll. Die Qualitätssicherung erfolgt durch ein permanentes Monitoring. Unterschieden wird zwischen Primärbehandlung, Folgeeingriff und Re-Intervention, Nachuntersuchungen werden separat erfasst.
Ergebnisse
Seit April 2014 wurden 371 Patienten mit PAA aus 21 Zentren in Deutschland mit einem durchschnittlichen PAA-Durchmesser von 31mm +/-4mm registriert, 53,69% waren davon asymptomatische PAA, 44,32% zeigten klinische Symptomatik, 1,99% eine Ruptur. 80,4% wurden elektiv versorgt, 18,18% waren Notfalleingriffe, in 1,42% wurde konservativ behandelt.
86,08% wurden primär offen versorgt, 11,08% primär endovasculär. In der Notfallsituation erfolgte in 16,13% eine endovasculäre Versorgung.
ER Patienten hatten einen medianen stationären Aufenthalt von 7 +/-1 Tagen, OR von 13 +/-2 14 Tagen. OR hatten eine primäre Komplikationsfreiheit in 83,62% der Fälle, ER 88,2% p>0,05, revisionspflichtige Komplikationen traten bei OR bei 16,12% der Patienten auf, bei ER in 5,4%, p<0,05.
Diskussion
Das POP-ART Register ist eine vielversprechende Methode zur Verbesserung der Evidenzlage bezüglich der Behandlung des PAA und umfasst bereits jetzt die weltweit zweitgrößte Studienpopulation bezüglich dieser Entität. Über einen Zeitraum von 5 Jahren sollen 1000 Patienten in die Registerstudie inkludiert werden. Insbesondere soll beschrieben werden, ob endovasculäre Aneurysmaausschaltung im Vergleich zu einem konventionellen Bypass vergleichbare Offenheitsraten errreicht werden. Die bisherigen Daten suggerieren, dass nach wie vor OR der klinische Standard ist. Jedoch ist ER eine vielversprechende Alternative bei strenger Indikationsstellung mit bislang hervorragenden Ergebnissen. Die Datenauswertung der Nachuntersuchungen steht zum jetzigen Zeitpunkt noch aus.
Schlussfolgerung
Wir rufen weiterhin gefäßchirurgische Zentren auf, sich an POP-ART zu beteiligen und damit einen Beitrag für die Verbesserung der Versorgung von Patienten mit PAA zu leisten.