Präsentiert werden Forschungsvorhaben, die strukturelle Herausforderungen bei der Patientenversorgung vulnerabler Gruppen aufgreifen Lösungsansätze vorstellen.
Eine steigende Notaufnahmepatientenzahl mit akutmedizinischer Problematik verweist auf Anpassungsbedarf ambulanter Regelversorgung besonders für chronisch kranke und junge Menschen. Schlechtere logistische Erreichbarkeit türkischstämmiger Patienten eines DMP trotz höherer Teilnahmebereitschaft gegenüber deutschstämmigen Patienten macht den Überarbeitungsbedarf bestehender Programmregeln sichtbar. Der aus Routinedaten erhobene Gesundheitsstatus geflüchteter Patienten primärärztlicher Versorgungszentren zeigt eine steigende Prävalenz chronischer und psychischer Diagnosen. Die Versorgungsoptimierung setzt eine genaue Kenntnis des Erkrankungsspektrums voraus.
Eine Längsschnittbefragung von Medizinstudiumabsolvent/inn/en erbrachte geringeres Interesse an niedergelassener Tätigkeit, unter den aktuellen Arbeitsbedingungen insbesondere im Hausarztbereich. „Rollende Arztpraxen“, die Geflüchtete in ländlichen Regionen erfolgreich versorgen, könnten in ruralen Gegenden auch als Konzept für die Allgemeinbevölkerung eingeführt werden.
Eine sinnvolle Arbeitsteilung zwischen den verschiedenen ärztlichen und nicht-ärztlichen Gesundheitsberufen ist eine Voraussetzung für ein zukunftsfestes Gesundheitssystem. Angefangen mit Delegation im hausärztlichen Bereich gibt es inzwischen eine Reihe von Konzepten und Qualifizierungsansätze für verschiedene Patientengruppen, Settings und Sektoren. Es werden fünf innovative Konzepte vorgestellt, die sich in verschiedenen Entwicklungsstadien befinden. Zusätzlich wird die Delegation aus wirtschaftlicher Perspektive betrachtet.
Das Lebensende kann mit vielfältigen körperlichen Symptomen und unterschiedlichsten psychosozialen Belastungen sowie existentiellem Leid einhergehen. Für die bestmögliche Versorgung, Pflege und Betreuung von Menschen in ihrer letzten Lebensphase spielen unterschiedlichste Aspekte und Beteiligte wie Zugehörige und Versorger eine entscheidende Rolle. In dieser Session werden Einstellungen zum Sterbeprozess in der Gesellschaft, moralische Konflikte in der Palliativversorgung von Menschen mit Migrationshintergrund, die Kommunikation professioneller Versorger mit Patienten und Zugehörigen sowie die Sterblichkeit und Hospitalisierung von Pflegeheimbewohnern thematisiert. Im Rahmen der vorgestellten Arbeiten wurden systematische Reviews, qualitative Datenerhebungs- und -auswertungsverfahren sowie eine Analyse von GKV-Routinedaten durchgeführt. Damit wird sowohl inhaltlich als auch methodisch ein breites Spektrum der Versorgungsforschung in der letzten Lebensphase abgebildet.
Sitzungssprache ist Englisch
For many research questions in care research, organizations (such as hospitals, practices, nursing homes) are the relevant level for analyses. However, there are major challenges in methodology. In this session, the lectures will present and discuss scientific evaluations of projects in this field. Themes are home visits in nursing homes, emergency care, neonatal intensive care, and medication safety.
Innovative Versorgungskonzepte sind wichtig für die Verbesserung und Optimierung der Versorgung. Bei der Umsetzung der Konzepte in der Versorgungsrealität spielen viele Aspekte eine Rolle, die die Effekte des Konzeptes auf die Behandlungsergebnisse beeinflussen können. Eine fundierte Evaluation ist deswegen von großer Bedeutung, methodisch aber oft eine Herausforderung. In dieser Session werden Evaluationsergebnisse verschiedener innovativer Versorgungskonzepte vorgestellt.
Mit freundlicher Unterstützung des Gesundheitswissenschaftlichen Instituts Nordost (GeWINO) der AOK Nordost
Sitzungssprache ist Englisch
Mit freundlicher Unterstützung der AstraZeneca GmbH
In Deutschland werden jedes Jahr ca. 55.000 Lungenkrebserkrankungen diagnostiziert. Bei Männern stellt Lungenkrebs die häufigste und bei Frauen die zweithäufigste Krebs-bedingte Todesursache dar. Dies liegt unter anderem an der häufig späten Diagnose im metastasierten Stadium (Stadium IV). In ca. 80 % der Fälle liegt ein nicht-kleinzelliges Lungenkarzinom (NSCLC) vor. Hierbei handelt es sich in mehreren Dimensionen um eine paradigmatische Erkrankung:
1. Es ist eine molekular definierte Erkrankung, etwa 20 % aller Patienten weisen eine sog. Treibermutation (EGFR, ALK, ROS, BRAF, RET) auf, für die es gezielte, molekular stratifizierte Medikamente gibt.
2. Im Rahmen dieser Indikation kann die schnelle Entwicklung neuer Therapieansätze beobachtet werden wie z.B. der Immuncheckpoint-Inhibitoren, die die Therapiestandards verändern und die Patienten teilweise in für die Indikation überdurchschnittlich lange Remissionszeiträume bringen.
3. NSCLC-Patienten scheinen von einer frühen ganzheitlichen Intervention zu profitieren, wobei unklar ist, ob die Vorteilhaftigkeit dieses Ansatzes auch für den deutschen Versorgungskontext gilt.
Da Zulassungsstudien eine zunehmend hohe Selektion von Patienten zeigen, muss mit diesen Entwicklungen ebenfalls ein Paradigmenwechsel bei der Interventionsevaluation einhergehen.
Zusätzliche Registerstudien sind damit essentiell, um die Effektivität dieser neuen Therapiestrategien in der alltäglichen Behandlungssituation zu untersuchen. Um Versorgungsdefizite und Verbesserungspotentiale zu detektieren und Lösungsvorschläge zu adressieren, steht hier insbesondere die prospektive Erhebung von Lebensqualität und Patientreported Outcomes (PRO) im Fokus. Daher werden in diesem Symposium zwei Projekte vorgestellt, die prospektiven Analysen zum Versorgungsalltag beim NSCLC zum Gegenstand haben.
Mit freundlicher Unterstützung der Roche Pharma AG
Ausblick auf die Implementierung von Shared Decision Making (SDM) in deutschen Krankenhäusern
Patienten sind die eigentlichen Experten für ihr Leben und somit auch für ihre Erkrankungen. Das Patientenrechtegesetz aus dem Jahr 2013 verpflichtet Arzt und Patient zu partnerschaftlichen und gemeinsamen Entscheidungen über die individuelle Therapie.
Das setzt eine gute Information von Patienten und Ärzten voraus. So steigen die Chancen auf einen verbesserten Therapieverlauf. Bedingung und Folge gleichermaßen ist eine Patienten-Arzt-Beziehung auf Augenhöhe, so wie es das SDM vorsieht.
Das durch den deutschen Innovationsfonds geförderte Projekt “Making SDM a Reality” soll künftig Ärzten und Patienten des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein in Kiel ermöglichen, im Sinne von SDM zusammenzuarbeiten
Mittels Maßnahmen wie Trainings für Ärzte, Pflegekräfte und Patienten werden alle Beteiligten für diese neue Form der Zusammenarbeit qualifiziert. Evidenzbasierte Entscheidungshilfen illustrieren anhand von Texten, Grafiken sowie Videos die verschiedenen Therapieoptionen.
Das hilft Patienten und Ärzten, den für den Patienten passenden Weg zu finden. So entsteht die Basis für mehr Eigenverantwortung und eine gesundheitsfördernde Patientenbeteiligung.
Eine begleitende Evaluation beantwortet die Fragen, inwieweit SDM auch in Deutschland eine höhere Versorgungsqualität herbeiführt, Behandlungsergebnisse verbessert und Kosten senkt. Dies bestätigen erste internationale Studien.
Sitzungssprache ist Englisch
eHealth functionalities are becoming increasingly important in regional healthcare. Applications range from regional digital patient records via telemedical and telemonitoring models to concepts for internet medicine. The evaluation of eHealth applications often requires creativity in design and methodology, since the models can often not be evaluated with classical randomized designs. In this session, the results of the evaluations of five eHealth applications are presented for different patient groups and settings: an intervention management system for patients with dementia, informed decision making supported by online communication and social media, experiences of older patients with health technology, medication safety in nursing homes, and support of weight management of obese patients.
Versorgungsforschung zur Versorgung im letzten Lebensjahr umfasst eine Vielzahl von Themen, ist multiprofessionell ausgelegt und auf Grund der existentiellen Situation der Betroffenen methodisch herausfordernd. In dieser Session wird der thematische Bogen gespannt von der Analyse der Palliativversorgung aus Systemsicht, dem klinisch schwierigen Thema eines adäquaten Umgangs mit Todeswünschen von Palliativpatienten sowie der ebenso schwierigen therapeutischen Frage, wie weit tumorspezifische Therapiemaßnahmen in der Palliativphase durchgeführt werden sollen. Schließlich soll das Thema Sterbeort als mögliches Outcome Kriterium für eine gute Palliativversorgung am Beispiel von Spitzenzentren der Krebsversorgung diskutiert werden, und die Sterbesituation anhand der Erfahrungen von Angehörigen retrospektiv bewertet werden. Wir freuen uns auf eine spannende inhaltliche wie auch methodische Diskussion.
Die Session entstammt dem Themengebiet "Methoden und Theorien in der Versorgungsforschung". Sie beginnt mit Effizienzüberlegungen, wie im Rahmen einer Kohortenstudie Zeit und Geld gespart werden können, wenn das schlussendliche statistische Ergebnis bereits zu einem früheren Zeitpunkt absehbar ist. Anschließend wird dargestellt, inwieweit die Implementierung von STROSA als Berichtsstandard für Sekundärdatenanalysen vorangetrieben werden konnte. Die nachfolgenden Autoren gehen der spannenden Frage nach, welchen Effekt Gesundheits- und Sozialstrukturanalysen bei der Konzeption einer bedarfsgerechteren Verteilung der ambulanten Gesundheitsversorgung haben. Danach geht es von dem ambulanten in den stationären Sektor: Dargestellt wird die prinzipielle Eignung DRG-basierter Indikatoren für eine Aufnahme als Kernindikatoren im Rahmen der Diabetes-Surveillance. Ergänzend zum Thema Diabetes-Surveillance untersucht der letzte Vortrag dieser Session, inwieweit sich GKV-Routinedaten insgesamt für ein Kernindikatorenset eignen.
Die Verbesserung der Patientensicherheit ist ein Kernthema der Versorgungsforschung. Im Bereich der Patientenorientierten Arzneimittelversorgung mit möglichst wenigen unerwünschten Arzneimittelwirkungen sind pharmakoepidemiologische Analysen als Entscheidungsgrundlagen für ein effektives Medikationsmanagement und als Basis der Arzneimitteltherapiesicherheit (AMTS) essentiell. In der Sitzung wird anhand verschiedener Datensätze (Primär- und Sekundärdaten) gezeigt, ob und inwieweit mit unterschiedlichen Interventionen die AMTS beeinflusst werden kann. Ein Beitrag untersucht anhand von Verordnungsdaten, ob sich das Verschreibungsverhalten aufgrund der Publikation der PRISCUS-Liste innerhalb von 5 Jahren verändert hat. Eine andere Studie analysiert subjektive und externe Kriterien für die Auswahl von Patienten für ein Medikationsmanagement in der hausärztlichen Praxis. Die Sensibilisierung für Arzneimittelinteraktionen durch hausärztliche Qualitätszirkel ist ein weiteres Projekt. Die Umstände des stationären Gebrauchs von Schlaf- und Beruhigungsmitteln bei Älteren sowie die Anwendung einer Decision Analyse zum Gebrauch von Antibiotika bei Rhinosinusitis werden ebenfalls vorgestellt.
Dr. Strömer, Präsident, Berufsverband der Deutschen Dermatologen (angefragt)
Dr. Frensch, Head of Strategy & New Business Development, Philips GmbH Market DACH (angefragt)
Prof. Dr. Franken, Chief Pharmaceutical Officers,
IT-Lösungen zur Verbesserung der Gesundheit stellen nicht nur einen wachsenden Wirtschaftsmarkt dar, sondern gewinnen auch insgesamt an gesellschaftlicher Relevanz. Digitale Innovationen durchdringen den Gesundheitsmarkt mit dem Ziel die derzeitigen Versorgungsstrukturen und -prozesse grundlegend zu verändern. Hierbei generieren Innovationen nicht nur effizientere Versorgungsabläufe, sondern auch Herausforderungen: Wie können digitale Innovationen gerade im Gesundheitsbereich schneller implementiert werden? Wie können Pilotprojekte hochskaliert werden? Und wie steht es um die Nutzenbewertung von digitalen Lösungen?
Diese und weitere Fragen wird Prof. Dr. Volker Amelung (Vorstandsvorsitzender, BMC) als Vorsitzender mit Dr. Klaus Strömer (Präsident, Berufsverband der Deutschen Dermatologen), Dr. Florian Frensch (Head of Strategy & New Business Development, Philips GmbH Market DACH) und Max Müller (Chief Strategy Officer, DocMorris) in der BMC-Sitzung „Digitale Geschäftsmodelle zur Sicherstellung der flächendeckenden Versorgung“ aus verschiedenen Perspektiven beleuchten.