08:00 Uhr
01:
Gesunde Gemeinde - Gesunde Stadt im Landkreis Reutlingen
G. Roller (Reutlingen, DE)
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Autor:innen:
M. Firsching (Reutlingen, DE)
A. Manns (Reutlingen, DE)
G. Bohnenberger (Reutlingen, DE)
S. Voigt-Grau (Reutlingen, DE)
U. Stecher (Reutlingen, DE)
M. Koch (Reutlingen, DE)
G. Roller (Reutlingen, DE)
Gesundheit als Teil der kommunalen Daseinsvorsorge ist zentrales Feld der Kommunalpolitik. Städte und Gemeinden schaffen wichtige Voraussetzungen, die die Gesundheit beeinflussen und innerhalb derer Gesundheit erwachsen kann. Die strukturelle Verankerung von Gesundheitsförderung in den Kommunen ist deshalb von zentraler Bedeutung. Da die Voraussetzungen für Gesundheit von Gemeinde zu Gemeinde sehr unterschiedlich sind, hat die Kommunale Gesundheitskonferenz mit dem Zertifikat Gesunde Gemeinde - Gesunde Stadt im Landkreis Reutlingen ein Verfahren entwickelt, das die regionalen Bedürfnisse, Ziele und Problemlagen der Gemeinden spezifisch und bedarfsorientiert berücksichtigt. Das Zertifikat ist auf drei Jahre befristet, kann sich durch Re-Zertifizierung jedoch verlängern.
Im Mai 2015 wurden erstmals die Gemeinden Eningen unter Achalm, Hohenstein und Hülben mit dem Zertifikat ausgezeichnet. 2017 befinden sich drei weitere Gemeinden in der Zertifizierungsphase. Ab 2018 machen sich wiederum drei Gemeinden auf den Weg zur Gesunden Gemeinde, so dass sich insgesamt 9 von 26 Gemeinden und Städte im Landkreis Reutlingen intensiv mit dem Thema Gesundheit beschäftigen. Voraussetzung hierfür ist ein Gemeinderatsbeschluss.
Die drei Modellgemeinden bereiten sich mittlerweile auf die Re-Zertifizierung vor. War bei der Zertifizierung zu prüfen, inwieweit eine Gemeinde das Potential hat, Gesunde Gemeinde zu sein, steht bei der Re-Zertifizierung im Vordergrund inwieweit Gesundheit nachhaltig in die Gemeindeentwicklung integriert ist. Die Gesunden Gemeinden zeigen, dass sie die während der Zertifizierungsphase geplanten Maßnahmen und Projekte umsetzen, neue Zukunftsperspektiven entwickeln, weitere Akteure für den Arbeitskreis und das Netzwerk Gesunde Gemeinde begeistern und Öffentlichkeitsarbeit leisten.
Mit diesem mehrstufigen Zertifizierungsverfahren motiviert die Kommunale Gesundheitskonferenz Städte und Gemeinden im Landkreis Reutlingen Gesundheit und Gesundheitsförderung bei politischen Entscheidungsprozessen zu berücksichtigen. Auf der Basis des bereits Vorhandenen wird Gesundheitsförderung, Prävention und Gesundheitsversorgung generell und nachhaltig in der Gemeindeentwicklung verankert.
08:10 Uhr
02:
Betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM) in Klein- und Kleinstbetrieben - best practice am Beispiel des Labels „Gesund im Betrieb“
G. Roller (Reutlingen, DE)
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Autor:innen:
G. Bohnenberger (Reutlingen, DE)
M. Firsching (Reutlingen, DE)
A. Manns (Reutlingen, DE)
G. Roller (Reutlingen, DE)
Mit dem Label „Gesund im Betrieb“ gelang es der Kommunalen Gesundheitskonferenz im Landkreis Reutlingen Klein- und Kleinstbetriebe für Betriebliches Gesundheitsmanagement BGM zu gewinnen und in das Netzwerk „Dialog Arbeit und Gesundheit“ zu integrieren. Das Konzept wurde im Rahmen des Modellprojektes „Planung, Aufbau und Umsetzung eines Betrieblichen Gesundheitsmanagements BGM auf Landkreisebene“(1) entwickelt und berücksichtigt insbesondere die Strukturen und Anforderungen der Klein- und Kleinstbetriebe. Es unterstützt sie in Fragen der Arbeitssicherheit und der Gesundheitsförderung ihrer Mitarbeiter. Erfolgsfaktoren des Labels sind die persönliche Ansprache, die individuelle Betreuung vor Ort und die Möglichkeit zum Austausch der Betriebe im Netzwerk.
Aufgrund der positiven Resonanz seitens der Betriebe hat sich der Kreis der Label-Geber und Kooperationspartner stetig erweitert. Um das Label „Gesund im Betrieb“ einer großen Anzahl an Betrieben anbieten zu können, übernehmen die Label-Geber zukünftig neue Aufgabenfelder. Sie bringen das Label zielgruppenspezifisch aus und unterstützen die Bereiche Akquise, Betriebsbegehung und Maßnahmenentwicklung finanziell und/oder durch Bereitstellung von Personal. Eine Koordinierungsstelle kümmert sich um die Organisation der Begehungen, die Netzwerkbildung, dient als Ansprechpartner für die Betriebe und stellt die Qualität des Label-Prozesses sicher.
Um einen schnellen Wissenstransfer für interessierte Landkreise zu ermöglichen, werden über diese Stelle Erfahrungen und Erkenntnisse aus dem Netzwerk „Dialog Arbeit und Gesundheit“ und dem Label-Prozess gesammelt und anderen Landkreisen in Baden-Württemberg zugänglich gemacht. Dadurch soll es weiteren Landkreisen ermöglicht werden, das Label zukünftig als ein Angebot für KMU offerieren zu können.
Betriebliches Gesundheitsmanagement zum Thema zu machen und entsprechende Konzepte umzusetzen, ist und kann ein Themenfeld der Kommunalen Gesundheitskonferenzen im Land Baden-Württemberg sein. Als neutrale Player sind die Kommunale Gesundheitskonferenzen dabei die Drehscheibe der Vernetzung und Koordination von Betrieben in Sachen BGM in den Stadt- und Landkreisen.
(1) Das Modellprojekt wurde zunächst unterstützt durch das Ministerium für Soziales und Integration, nachfolgend durch das Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Wohnungsbau aus Mitteln des Landes Baden-Württemberg.
08:20 Uhr
03:
Jugendliche Konsummuster und Konsequenzen in der Suchtprävention im Landkreis Vorpommern-Greifswald
J. Becker (Greifswald, DE)
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Autor:in:
J. Becker (Greifswald, DE)
Einführung und Methode:
Um eine zielgruppenorientierte und bedarfsgerechte Suchtprävention umsetzen zu können, wurde im Landkreis Vorpommern-Greifswald eine standardisierte onlinegestützte Schülerbefragung zum Konsummuster durchgeführt. Es wurden 553 Schüler der 9. Klassenstufe von insgesamt 13 Schulen befragt.
Ergebnisse:
Mehr als die Hälfte (50,7%) der Befragten hat bereits in ihrem Leben geraucht. Bei der 12-Monats-Prävalenz liegt der Anteil immer noch bei 39,4% und in den letzten 30 Tagen haben immerhin noch 32,3% der Schüler geraucht. Wenn es um den regelmäßigen Konsum geht, zeigt sich eine Prävalenzrate von 24,3%. Bei den befragten 9.-Klässlern liegt das durchschnittliche Einstiegsalter des regelmäßigen Konsums bereits bei 13,6 Jahren (SD=0,94). Dem gegenüber steht ein bundesdurchschnittliches Einstiegsalter von 15,1 Jahren (vgl. Lampert et al. 2014).
37,4% der Mädchen und 18,3% der Jungen weisen einen riskanten Alkoholkonsum auf. In der Altersklasse der 15-Jährigen liegen die Ergebnisse über dem Bundesdurchschnitt (Mädchen: 22,7% und Jungen: 16,1%, vgl. RKI 2015). Die Ergebnisse zeigen weiterhin, dass doppelt so viel Mädchen wie Jungen in dieser Altersklasse einen riskanten Alkoholkonsum aufweisen.
Hinsichtlich des Rauschtrinkens können 14,2% der befragten Schüler im Landkreis Vorpommern-Greifswald in diese Kategorie eingeordnet werden. Signifikante Geschlechtsunterschiede können hier aber nicht festgestellt werden. Beim Rauschtrinken gibt es keine Auffälligkeiten gegenüber bundesweiten Ergebnissen.
Das Einstiegsalter beim Alkoholkonsum liegt im Landkreis Vorpommern-Greifswald bei 13,0 Jahren. (Bundesdurchschnitt: 13,8 Jahre, vgl. Kuntz et al. 2015)
17,2% der befragten Schüler der 9. Klasse haben in ihrem Leben schon einmal Cannabis konsumiert. In den letzten 12 Monaten waren es immer noch 13,9% der Befragten. Die 30-Tage-Prävalenz liegt bei 9,2% der 9.-Klässler. Dieses Ergebnis liegt deutlich über dem Landes- (6,2%) und auch leicht über dem Bundesdurchschnitt (8,1%) (vgl. u.a. Kraus & Pabst 2012).
Konsequenzen:
Auf der Grundlage der gewonnenen Erkenntnisse zum Substanzmittelkonsum wurde ein regionales Suchtpräventionskonzept entwickelt, an dem sich die Suchtprävention im Landkreis Vorpommern-Greifswald orientiert und alle regionalen Präventionsfachkräfte der Suchtberatungsstellen im Landkreis partizipieren. Darüber hinaus werden durch das Gesundheitsamt Studierende (zukünftige Lehrer) zu schulischen Präventionsfachkräften ausgebildet. Diese erlangen durch ihre Ausbildung eine pädagogische Handlungskompetenz, die sie dazu befähigt Präventionsveranstaltungen zu gestalten und ihre zukünftigen Lehrtätigkeiten vor dem Hintergrund einer guten und gesunden Schule auszuüben.
08:30 Uhr
04:
Vergleich der Sterblichkeit in Baden-Württemberg von 2004 und 2010 getrennt nach Alter und Geschlecht
I. Zöllner (Stuttgart, DE)
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Autor:innen:
R. Bauer (Stuttgart, DE)
I. Zöllner (Stuttgart, DE)
Einleitung
Zu den Aufgaben des öffentlichen Gesundheitsdienstes gehört unter anderem die Beobachtung von Trends in der Mortalität der Bevölkerung. Da Veränderungen in der Sterblichkeit meist erst über größere Zeiträume erkennbar werden, bezieht sich der hier dargestellte Vergleich für das Land Baden-Württemberg auf alters- und geschlechtsbezogene Sterbeziffern aus den Jahren 2004 und 2015. Von besonderem Interesse waren Todesursachen, bei denen größere Unterschiede zwischen 2004 und 2015 beobachtet wurden.
Methoden
Da es zwischen der Sterblichkeit bei Frauen und Männern deutliche Unterschiede gibt, wurden aus der amtlichen Todesursachenstatistik unter Verwendung der entsprechenden Alters- und Geschlechtsverteilungen der Bevölkerung in Baden-Württemberg von 2004 und 2015 die alters- und geschlechtsspezifischen Mortalitätsraten berechnet und auf der Basis von 5-Jahres-Altersgruppen graphisch dargestellt. Die Abbildungen zeigen Ergebnisse von 2004 und 2015 in der direkten Gegenüberstellung.
Ergebnisse
Die Gesamtsterblichkeit in Baden-Württemberg ging im betrachteten Zeitraum nicht in allen Altersgruppen zurück. Eine Zunahme gab es von 2004 bis 2010 bei den über 85jährigen Frauen und Männern (um 1%), bei 5-10jährigen Mädchen (+ 4%), bei 10-15jährigen Mädchen (+2%), bei 30-35jährigen Frauen (+14%), bei 65-70jährigen Frauen (+3%) und bei 70-75jährigen Frauen(+2%). Die Gesamtsterblichkeit der Männer war aber 2015 nach wie vor 1,5- bis 3-mal so hoch wie die der Frauen – je nach Altersgruppe. Die Mortalität durch Krankheiten des Kreislaufsystems ging insgesamt leicht zurück. Ähnliches gilt für die Sterblichkeit durch bösartige Neubildungen und durch Diabetes mellitus. Eine Zunahme der Mortalitätsraten vorwiegend in den höheren Altersgruppen ist seit 2004 in Baden-Württemberg bei folgenden Todesursachen zu beobachten: Unfälle, infektiöse und parasitäre Erkrankungen, Brustkrebs, psychische Verhaltensstörungen, Krankheiten des Nervensystems.
Zusammenfassung und Schlussfolgerungen
Die Visualisierung umfangreicher und komplexer Daten wie alters- und geschlechtsspezifischer Mortalitätsraten in speziell dafür entwickelten Grafiken kann als Methode zur verständlichen Vermittlung von Überblicksinformationen und für die Risikokommunikation im Public Health-Bereich empfohlen werden.
Der beobachtete Anstieg in der Gesamtsterblichkeit einiger Altersgruppen verdient besondere Aufmerksamkeit im Rahmen der Mortalitätssurveillance in den kommenden Jahren. Um Veränderungen im Todesursachenspektrum und eventuelle Kohorteneffekte rechtzeitig erkennen zu können, sollten die alters- und geschlechtsspezifischen Mortalitätsraten regelmäßig analysiert und graphisch dargestellt werden. Insbesondere die Zunahme der Sterblichkeit durch Infektionserkrankungen und durch psychische Erkrankungen bei Älteren sollte aufmerksam verfolgt und im Hinblick auf die Ursachen und Präventionsmöglichkeiten näher untersucht werden.
08:40 Uhr
05:
Hindernisse und Chancen bei der Einführung der Gesundheitsberatung nach § 10 ProstSchG Erfahrungen von Gesundheitsämtern ausgewählter Kommunen in Niedersachsen
C. Zühlke (Hannover, DE)
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Autor:innen:
C. Zühlke (Hannover, DE)
R. Bartels (Hannover, DE)
Hintergrund: Mit Einführung des Prostituiertenschutzgesetzes am 01.07.2017 und der darin vorgesehenen Gesundheitsberatung ist eine weitere Aufgabe auf die unteren Gesundheitsbehörden (Gesundheitsämter/GÄ) übertragen worden. Dies bedeutet/e zunächst viele Neuerungen und Herausforderungen, die es zu bewältigen galt und weiterhin gilt. Die GÄ im Flächenland Niedersachsen sind unterschiedlich ausgestattet: sowohl personell als auch räumlich und somit in ihren Möglichkeiten, die Gesundheitsberatung nach § 10 ProstSchG konstruktiv und im Sinne des Gesetzes zum Schutz der Sexarbeiter*innen umzusetzen, variantenreich aufgestellt.
Fragestellung: In dem vorliegenden Beitrag soll dem Themenkomplex nachgegangen werden, welche Faktoren die Umsetzung der Gesundheitsberatung nach § 10 ProstSchG beeinflusst haben bzw. beeinflussen, welche Hindernisse auftraten und weiterhin bestehen und welche Chancen sich bieten. U. a.:
• Konnte eine Beratung nach § 10 ProstSchG in allen GÄ Niedersachsens umgesetzt werden?
• Konnten neue Stellen für die Beratungstätigkeit geschaffen werden?
• Welche Qualifikation haben die Personen, die die Beratung durchführen?
• Waren räumliche Anpassungen zur Umsetzung der gesundheitlichen Beratung notwendig und wurden diese in welcher Form vorgenommen?
• Hat ein evtl. bereits existierendes Angebot zur STI/HIV-Beratung Einfluss auf die Umsetzung der Gesundheitsberatung nach § 10 ProstSchG? Und wenn ja, welchen?
• Für den Fall, dass das Gesundheitsamt eine STI/HIV-Beratung vorhält: Besteht eine räumliche, zeitliche und/oder personelle Trennung zur Gesundheitsberatung nach § 10 ProstSchG?
• Bestehen Unterschiede bei der zu beratenden Klientel zwischen den verschiedenen GÄ?
• Hat die Einführung der Beratung nach § 10 ProstSchG zu einer Veränderung der öffentlichen Wahrnehmung des Gesundheitsamts geführt?
• (...)
Ergebnisse: Das Poster soll erste Erkenntnisse aus einer Befragung sowie aus Gesprächen mit den Vertreter*innen der Gesundheitsämter vorstellen. Es werden Hindernisse und Chancen, die bei der Einführung der Gesundheitsberatung nach § 10 ProstSchG in ausgewählten niedersächsischen Kommunen aufgetreten sind, präsentiert. Diese Übersicht stellt den aktuellen Stand der Umsetzung der nach § 10 ProstSchG durchzuführenden Gesundheitsberatung für das Land Niedersachsen dar. Darüber hinaus und daran anknüpfend werden zum einen Good-Practice-Beispiele, zum anderen Lösungsmöglichkeiten für evtl. aufgetretene Hürden aufgezeigt.
08:50 Uhr
07:
Wie stillfreundlich ist Deutschland? Nationale Bestandsaufnahme zur Stillförderung
S. Lücke (Bonn, DE)
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Autor:innen:
M. Flothkötter (Bonn, DE)
S. Lücke (Bonn, DE)
K. Abraham (Berlin, DE)
J. Menzel (Berlin, DE)
C. Weikert (Berlin, DE)
Stillen ist für Mutter und Kind mit nachgewiesenen kurz- und langfristigen gesundheitlichen Vorteilen verbunden. Damit leistet es einen wichtigen Beitrag zur Prävention von Krankheiten und bietet auch volkswirtschaftliche Vorteile.
In Deutschland werden 34% der Säuglinge vier Monate ausschließlich gestillt. Damit liegt die Stillquote deutlich niedriger als in einigen Nachbarländern. Es besteht zudem kaum Überblick über Strukturen, Akteure und Maßnahmen zur Stillförderung in Deutschland. Ein festes Stillmonitoring zur Beobachtung von Trendentwicklungen fehlt.
In einem im September 2017 gestarteten zweijährigen Projekt werden stillförderliche und -hinderliche Faktoren systematisch erfasst. Das Ergebnis ist Grundlage, um gezielt effiziente und nachhaltige Maßnahmen zu planen und zu begleiten. Das Projekt wird auf Initiative des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft vom Netzwerk Gesund ins Leben und der Nationalen Stillkommission in Kooperation mit der Universität Yale durchgeführt.
Die Grundlage für das Forschungsvorhaben bildet das von Prof. Dr. Rafael Pérez-Escamilla und seinem Team an der Yale Public School of Health entwickelte „Breastfeeding Gear Model“. Es verfolgt einen gesamtgesellschaftlichen Ansatz und integriert alle relevanten Handlungsfelder rund ums Stillen, die wie Zahnräder (gears) ineinandergreifen: von einer öffentlichkeitswirksamen Anwaltschaft über gesetzgeberische Maßnahmen und Monitoringaktivitäten bis hin zu Aus-, Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen für Multiplikatorinnen und Multiplikatoren.
In Deutschland wird in einem ersten Schritt eine Kommission mit 15 Expertinnen und Experten aus Politik, Praxis, Wissenschaft und Medienlandschaft gebildet, die „zahnrad“-relevante Informationen recherchieren und bewerten. In einem weiteren Schritt werden dann Handlungsbedarfe und zukünftige Maßnahmen für die Stillförderung in Deutschland abgeleitet. Eine intensive Öffentlichkeitsarbeit begleitet den wissenschaftlichen Prozess, um die Wahrnehmung des Stillens und der gesundheitlichen Vorteile in Bevölkerung und Fachkreisen zu erhöhen.
Auf dem Kongress werden erste Ergebnisse vorgestellt und deren Relevanz für den Handlungsrahmen der Ärztinnen und Ärzte des öffentlichen Gesundheitsdienstes diskutiert.
Nähere Informationen: http://gesund-ins-leben.de/becoming-breastfeeding-friendly
09:00 Uhr
08:
Modellprojekt "Einsatz von Schulgesundheitsfachkräften an ausgewählten Grundschulen in Flensburg" - eine Zwischenbilanz
K. Nacke (Flensburg, DE)
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Autor:innen:
K. Nacke (Flensburg, DE)
M. Kraus (Flensburg, DE)
Hintergrund
Zusammenhänge zwischen gesundheitlicher Lage und Bildung sowie sozialem und ökonomischen Status sind hinlänglich bekannt. Flensburger Daten zur Kindergesundheit zeigen bei Kindern aus Stadtteilen mit hoher Arbeitslosigkeit, einem überdurchschnittlichen Migrantenanteil und erhötem Bezug von Sozialleistungen größere gesundheitliche Auffälligkeiten z.B. im Bereich Gewicht, Motorik und bei der Zahngesundheit. Unabhängig davon steigt die Zahl der chronischen Erkrankungen, psychischen Auffälligkeiten und Entwicklungsdefiziten im Kindes- und Jugendalter. Somit ist die Grundschule ein zentraler Ort für die Implementierung gesundheitförderlicher Strukturen.
In Flensburg ist das Modell der Dänischen Schulkrankenschwester als gutes Praxisbeispiel bekannt; ebenso gibt es Erprobungen des Einsatzes von Schulgesundheitsfachkräften in Hessen und Brandenburg. Eingebettet in die Ziele des ÖGD und des kommunalen Gesundheitszieles „Gesund Aufwachsen in Flensburg“ schien ein Einsatz von Schulgesundheitsfachkräften projekthaft an zwei „Brennpunkt“-Grundschulen eine effiziente Maßnahme, die gesundheitliche Akutversorgung, die Betreuung chronisch kranker Kinder sowie die Prävention und die Gesundheitsbildung zu verbessern.
Projektbeschreibung
Das Konzept wurde prozesshaft, interdisziplinär und partizipativ unter frühzeitiger Beteiligung der Schulleitungen und Schulsozialarbeiter erstellt und entwickelt sich als „lernendes System“ ständig weiter.
Ausgewählt für das Projekt wurden zwei Grundschulen mit standortspezifischen Besonderheiten: Schule 1 mit 290 Schülern, 65 % Migrationshintergrund, 19% Förderbedarf, DaZ-Zentrum und Schule 2 mit 369 Schülern, 38% Migrationshintergrund, 12% Förderbedarf, DaZ-Zentrum.
Erste Ergebnisse
-Etablierung von 5 Arbeitsfeldern mit jeweiligen Arbeitsanteilen im ersten Jahr: medizinische Akutversorgung (25%), Förderung der Gesundheitskompetenz (30%), Mitwirken an der Schulentwicklung(15%), Koordination und Organisation (25%) sowie Netzwerkarbeit (5%)
-Hohe Inanspruchnahme von Beginn an (1300 Betreuungskontakte und Beratungen in einem Dokumentationszeitraum von 16 ½ Wochen)
-Initiierung unterschiedlicher Projekte und ständiger Angebote wie z.B. „die bewegte Pause“, die Wasserschule, der gesunde Schulkiosk, Entspannung in der großen Pause, die Pflasterpatrouille, Verkehrstag zum Thema „toter Winkel“ , Hör-/und Sehtests bei Drittklässlern uvm.
-Sehr positive Rückmeldugnen durch Schulleiter und das interdisziplinäre Team
Schlußfolgerung und Ausblick
Es ist festzustellen, dass die Schulgesundheitsfachkräfte in Flensburg eine erst mit ihrem Einsatz deutlich gewordene Lücke im System geschlossen haben. Mit ihrem Wirken ist sowohl die Akutversorgung als auch die Präventions- und Bildungsarbeit an den beiden Grundschulen nachhaltig verbessert worden. Ziel ist der Ausbau und die Verselbstständigung bewährter Aktionen, Projekte und ständiger Angebote. Eine Anbindung der Schulgesundheitsfachkräfte an den ÖGD erweist sich als äußerst sinnvoll.
09:10 Uhr
09:
Die HIV-/STI- Sprechstunde des Gesundheitsamtsamtes in Frankfurt am Main: Ergebnisse einer Befragung von Patientinnen und Patienten zu ihrer HIV-Gesundheitskompetenz
C. Ostermann (Frankfurt am Main, DE)
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Autor:innen:
C. Ostermann (Frankfurt am Main, DE)
M. Schade (Frankfurt am Main, DE)
A. Valenteijn (Frankfurt am Main, DE)
Hintergrund
Die HIV-/STI-Sprechstunde wird mit großer Resonanz im Gesundheitsamt Frankfurt am Main angeboten. Ziel dieser Analyse ist es zu untersuchen, wie die Gesundheitskompetenz bezüglich HIV von den Patientinnen und Patienten der in Anspruch genommenen Sprechstunde eingeschätzt wird.
Methodik
Der konzipierte Fragebogen enthält neben Angaben zur HIV-Gesundheitskompetenz auch Fragen zu den Gründen bzw. Ängsten und Befürchtungen der Inanspruchnahme, zum Gesundheitszustand, Einstellungen im Umgang mit Krankheiten, zum Beziehungsverhalten, der Religiosität, zum HIV-Test und zu soziodemografischen Angaben. Der Fragebogen wurde an Patientinnen und Patienten der HIV-/STI-Sprechstunde mit der Bitte um freiwillige, anonyme Beantwortung ausgegeben. Die Auswertung erfolgt mit IBM Statistics Version 22. Neben einer deskriptiven Darstellung sollen auch Gruppenvergleiche, z. B. nach sozioökonomischen Faktoren erfolgen.
Ergebnisse
Bis dato liegen 356 ausgefüllte Fragebögen vor. Die Datenerhebung wird erst Ende des Jahres 2017 abgeschlossen sein, sodass derzeit noch keine abschließenden Ergebnisse vorliegen. Eine erste Zwischenauswertung ergibt, dass sich über 80% der Befragten konkret über HIV im Internet informiert und unter 5% noch „gar nicht“ informiert haben. Den Behandlungserfolg von HIV schätzen über die Hälfte der Befragten als „sehr gut“ (10,5%) bzw. „gut“ (41,4%) und weitere 28,9% als „mittelmäßig“ ein. Über die Behandlungsmöglichkeiten von HIV fühlen sich 33,3% „mittelmäßig“ informiert. 21,4% bzw. 3,5% fühlen sich „schlecht“ oder „sehr schlecht“ informiert.
In Bezug auf die Ansteckungsmöglichkeiten sind sich alle einig, dass es zu einer Übertragung von HIV durch Sex ohne Kondome kommen kann. Unsicherheiten über eine Ansteckung bestehen immer noch bei der Benutzung öffentlicher Toiletten, beim Trinken aus demselben Glas wie eine HIV-positive Person sowie bei der Übertragung von der Mutter auf das Baby. Größere Unsicherheiten bestehen bei den Befragten bzgl. des Hautkontakts mit Blut, da über 50% der Patientinnen und Patienten glauben sich hier anstecken zu können. Weiter wird angenommen, dass Unterschiede bezüglich Alter, Geschlecht, Migrationshintergrund, Bildung und finanzieller Situation in Bezug auf die Gesundheitskompetenz der Befragten aufgezeigt werden können.
Schlussfolgerungen
Die Ergebnisse zeigen, dass weiterer Aufklärungsbedarf über HIV besteht und Informationen zielgruppengerecht bereitgestellt werden müssen. Diese werden dann auch in die Beratungs- und Präventionsarbeit der HIV-/STI-Sprechstunde einfließen.
09:20 Uhr
10:
Seiteneinsteigendenuntersuchungen in Niedersachsen
N. Jahn (Hannover, DE)
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Autor:in:
N. Jahn (Hannover, DE)
Kinder und Jugendliche im schulpflichtigen Alter, die neu nach Deutschland eingereist sind, können in Niedersachsen im Rahmen einer Seiteneinsteigendenuntersuchung schulärztlich untersucht werden.
Ziel der Seiteneinsteigendenuntersuchung ist es zu ermitteln, ob gesundheitliche Aspekte die erfolgreiche Teilnahme am Unterricht zu behindern drohen. Darüber hinaus wird der Impfstatus der Kinder und Jugendlichen überprüft und ggf. nachgeimpft, sowie eine Untersuchung auf relevante Infektionskrankheiten durchgeführt.
Die landesweite“ Arbeitsgruppe Schuleingangsuntersuchungen in Niedersachsen“ (AG SEU) erarbeitet derzeit eine Empfehlung zu Seiteneinsteigendenuntersuchungen, auf Grundlage der bereits bestehenden „Handreichung zur schulärztlichen Untersuchung von seiteneinsteigenden Kindern und Jugendlichen in Niedersachsen“* und Untersuchungsunterlagen anderer Bundesländer. Darin wird definiert werden, welche Tests im Rahmen einer Seiteneinsteigendenuntersuchung eingesetzt werden können und wie die erhobenen Befunde zu erfassen sind, um sie landesweit aber auch bundeslandübergreifend vergleichbar zu machen. Eine passende Eingabemaske befindet sich parallel in der Erstellung als Ergänzung zu der bereits in den kommunalen Gesundheitsämtern eingesetzten Software.
Das Poster soll den aktuellen Stand der im Rahmen der Seiteneinsteigeruntersuchung empfohlenen Untersuchungsitems vorstellen.
* Adelmann, D., Bahlmann-Duwe, J., Hartwig, C., Jahnke, C., Langenbruch, B., Schmidt, S., Steitz-Matiszick, J., Tasche, H. & Gebel, E. (2017) Handreichung zur schulärztlichen Untersuchung von seiteneinsteigenden Kindern und Jugendlichen in Niedersachsen
09:30 Uhr
11:
Die Prävalenz von Sprachstörungen bei Kindern im Kontext multilingualer Erziehung
M. Trenker (Uelzen, DE)
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Autor:innen:
M. Trenker (Uelzen, DE)
G. Wermes (Uelzen, DE)
Hintergrund
Die Prävalenz von Sprachstörungen von Kindern im Einschulungsalter ist in den letzten Jahren stark angestiegen. Aus diesem Grund werden verstärkt Analysen getätigt um Ursachen und Wirkungsbeziehungen von Faktoren zu identifizieren und somit die Möglichkeit zu ebnen, präventiv dagegen zusteuern.
Methodik
Grundlage für die Untersuchung der Zielfrage sind die Daten der Schuleingangsuntersuchungen in den Landkreisen Uelzen und Lüchow – Dannenberg nach dem standardisierten Untersuchungsprogramm SOPHIA durch das Gesundheitsamt aus den Jahren 2007 bis 2010. Untersucht wurde der Zusammenhang zwischen mehrsprachiger Erziehung im Vorschulalter und die Prävalenz von Sprachstörungen. Um mögliche Störgrößen (Geschlecht, Anzahl Geschwister, vorschulische Erziehung) zu identifizieren, wurden Stratifizierungen durchgeführt. Getestet wurde auf Abhängigkeit der Variablen mittels Kreuztabellierung und der Kontingenzanalyse mit anschließendem χ2– Test. Die Stärke und Richtung der Abhängigkeiten wurden, mit dem auf der χ2 – Teststatistik basierenden Φ – Koeffizienten, ermittelt. Die Korrelationen der Variablenabhängigkeit mit Confoundern wurden mit Stratifizierung und erneuten Kontingenzanalysen sowie Berechnungen der Assoziationmaße identifiziert.
Ergebnisse
Unter den untersuchten Kindern (n=5577) wurden bei 37,1% eine geringe oder pathologische Sprachstörung nachgewiesen. Dabei konnte nachgewiesen werden, dass eine signifikante Abhängigkeit zwischen Sprachstörungen und multilingualer Erziehung (p=<0.0001) besteht. Die Assoziation wird nicht vom Geschlecht, der Anzahl der Geschwister oder der vorschulischen Erziehung in pädagogischen Einrichtung beeinflusst. Eine relevante Stärke der Abhängigkeit konnte allerdings nicht nachgewiesen werden (Φ=0.053). Die Richtung der Abhängigkeit geht nennenswert zur multilingualen Erziehung.
Diskussion
Die Schuleingangsuntersuchungen liefern interessante Ergebnisse hinsichtlich kausaler Zusammenhänge von Spracherziehung und – störungen im Vorschulalter. So ist davon auszugehen, dass die einsprachige Erziehung protektiv vor Sprachstörungen im frühen Kindesalter wirkt. Zur Beobachtung der Prävalenzentwicklung und zur Identifizierung von präventivem Handlungsbedarf ist eine Längsschnittanalyse für die Zukunft ratsam.
Zur Senkung der Prävalenz ist denkbar, die Zugangswege zu logopädischen Programmen für mehrsprachige Familien zu verbessern um diese auch zu erreichen.