Autor:innen:
K. Hackel (Leipzig0)
M. Neininger (Leipzig0)
W. Kiess (Leipzig0)
T. Bertsche (Leipzig0)
A. Bertsche (Rostock/Leipzig0)
Fragestellung: Ergotherapeuten, Logopäden und Physiotherapeuten spielen eine entscheidende Rolle in der Behandlung von Patienten mit Epilepsie. Dies gilt besonders für Kinder und Jugendliche in Kindergarten und Schule. Zu Wissen und Einstellungen von Mitgliedern dieser Berufsgruppen ist jedoch wenig bekannt.
Material und Methode: Nach Vorliegen eines positiven Ethikvotums führten wir eine Erhebung zu Epilepsie bei Ergotherapeuten, Logopäden und Physiotherapeuten aus Leipzig und dem Landkreis Zwickau mittels Fragebogen durch.
Ergebnisse: An der Befragung nahmen 195 Therapeuten (T) teil, 74 (38%) Ergotherapeuten (E), 58 (30%) Logopäden (L), 63 (32%) Physiotherapeuten (P). Insgesamt hatten sich 92% der T bereits mit dem Krankheitsbild beschäftigt (E: 97%, L: 95%, P: 84%). Bei 65% wurde Epilepsie während der Ausbildung (E: 78%, L: 62%, P: 52%) thematisiert. Von allen T gaben 8% an, noch keine Epilepsiepatienten behandelt zu haben (E: 9%, L: 3%, P: 11%).
Mit einem epileptischen Anfall waren in ihrer Berufsausübung 43% der T bereits konfrontiert (E: 46 %, L: 45%, P: 38%). Von allen T wussten 44% (E: 38%, L: 45%, P: 49%), dass man bei einem Krampfanfall unter ungünstigen Bedingungen sterben kann.
Bei einem Anfall würden 42% der T einen festen Gegenstand in den Mund schieben (E: 31%, L: 31%, P: 63%). Ein ärztlich verordnetes Notfallmedikament würden 41% der T verabreichen (E: 51%, L:31% P: 38%). Bei Präsentation eines Fotos von buccalem Midazolam gaben 8% der T an, das Medikament zu kennen (E: 7%, L: 9%, P: 10%). Rektales Diazepam kannten 41% der T (E: 36%, L:41%, P 46%). Rechtliche Konsequenzen eines Fehlverhaltens bei einer Notfallarzneimittelgabe fürchten 55% der T (E: 59%, L: 64%, P: 43%). Mehr Informationen zum Thema Epilepsie wünschen sich 92% der T (E: 88%, L: 91%, P: 97%).
Diskussion: Die meisten Therapeuten behandeln Patienten mit Epilepsie und knapp die Hälfte ist während der Berufsausübung bereits mit einem epileptischen Anfall konfrontiert gewesen. Dennoch gaben nur zwei Drittel der Teilnehmer an, dass die Erkrankung in der Ausbildung thematisiert worden sei, bei den Physiotherapeuten sogar nur die Hälfte. Weniger als die Hälfte der Befragten nimmt richtigerweise an, dass man bei einem Krampfanfall unter ungünstigen Bedingungen sterben kann. Knapp die Hälfte der Teilnehmer würde fälschlicherweise bei einem Krampfanfall einen festen Gegenstand in den Mund schieben, diese Fehlannahme ist insbesondere bei Physiotherapeuten noch verbreitet. Weniger als die Hälfte der Befragten würde bei einem Krampfanfall ein ärztlich verordnetes Notfallarzneimittel verabreichen. Trotz der hohen Zahl an behandelten Epilepsiepatienten sind die beiden derzeit für die Laiengabe zugelassenen Epilepsienotfallmedikamente den meisten Therapeuten nicht bekannt. Fast alle Teilnehmer wünschen sich mehr Informationen zum Thema Epilepsie.
Schlussfolgerung: Auf Basis der erhobenen Daten erscheinen Schulungen der Therapeuten zum Thema Epilepsie dringend erforderlich.