Autor:innen:
S. Krone (Oldenburg, DE)
S. Adelmann (Oldenburg, DE)
D. de Sordi (Oldenburg, DE)
M. Classen (Bremen, DE)
A. Ballauff (Krefeld, DE)
G. Schulze (Oldenburg, DE)
A. Timmer (Oldenburg, DE)
FRAGESTELLUNG: Chronisch entzündliche Darmerkrankungen (CED) schränken betroffene Kinder und Jugendliche in ihrem Alltag z.T. erheblich ein. Eine vorangegangene Befragung ergab, dass die Zufriedenheit der Eltern mit der ärztlichen Versorgung relativ hoch ist, trotz gewisser Einschränkungen. Dagegen äußerten Eltern hohe Unzufriedenheit mit dem Umgang mit dem erkrankten Kind in der Schule. Diese Befragung untersucht im Rahmen eines Qualifikationsprojektes, welche Aspekte des Schulalltages für Schüler mit CED von besonderer Relevanz sind und welche konkreten Mängel oder auch Wünsche genannt werden.
METHODE: Im Zeitraum zwischen Januar 2018 und Februar 2019 wurden Schüler*innen im Alter von 10 bis 17 Jahren mit Morbus Crohn, Colitis ulcerosa oder unklassifizierbarer CED über zwei regional diverse CED-Ambulanzen sowie soziale Netzwerke kontaktiert und online befragt. Der Fragebogen war auf der Basis semistrukturierter Interviews mit Experten und Betroffenen erstellt worden. Zur Erhebung der Schulzufriedenheit und der gesundheitsbezogenen Lebensqualität wurden eine Subdomäne des YHC-SUN (Range: 1,00 bis 5,00) und das EQ-5D-Y-Instrument verwendet.
ERGEBNISSE: 63 Fragebögen konnten in die Auswertung eingeschlossen werden. 27 Schüler (42,9%) gaben bzgl. des Verlaufes der CED in den letzten 12 Monaten an, mehrere Schübe oder andauernd Probleme aufgrund der Erkrankung gehabt zu haben; 36 Schüler (57,1%) äußerten einige bis große Probleme mit Niedergeschlagenheit und Angst (Gesundheitsprofil EQ-5D-Y). Der Mittelwert des EQ-VAS-Score betrug 73,0 (SD: 20,95).
Der Median des Schulzufriedenheits-Scores lag bei 2,50 (IQR: 1,67-3,63); 23 Schüler (36,5%) beschrieben die Sauberkeit der Schultoiletten als sehr problematisch. Die Teilnahme an Klassenfahrten war für 14 Schüler (22,2%) nur selten oder nicht möglich. Von 18 Schülern, die angaben, kaum Unterstützung beim Nachholen verpassten Unterrichtsstoffes durch ihre Lehrer zu erhalten, äußerten sechs Schüler, dies als sehr problematisch zu empfinden.
DISKUSSION: Von hoher Relevanz für Schüler mit CED erweisen sich in dieser Befragung die strukturelle Ausstattung der Schulen, Teilnahmen an Klassenfahrten sowie das Nachholen verpassten Lernstoffes. Neben symptombezogenen Schwierigkeiten scheinen interpersonelle Faktoren, wie die Kommunikation der Erkrankung in der Schule von Bedeutung zu sein. Unzufriedenheit mit sanitären Anlagen in Schulen sowie geringe Schulzufriedenheitswerte stimmen mit Befunden aus der Literatur überein. Für die Implementierung von Maßnahmen zur Verbesserung der Situation ist die Einbindung von Schulen und Lehrern wichtig.
SCHLUSSFOLGERUNG: Der Handlungsbedarf in Schulen bei der Unterstützung chronisch kranker Schüler wird durch geringe Schulzufriedenheitswerte betont. Die Befragung dient als Vorbereitung einer Befragung von Lehrern. Ziel ist die Identifikation von Ansatzpunkten für eine gezielte Verbesserung der derzeit als problematisch eingestuften Situation von Kindern mit CED in der Schule.