Die rasant ansteigende Urbanisierung stellt uns vor gravierende Herausforderungen. Für das Jahr 2050 prognostiziert die UN, dass zwei Drittel der Menschen in Städten leben werden. In Deutschland soll dieser Anteil sogar auf 83 % steigen. Grund dafür ist, dass das Stadtleben viele Vorteile auf sich vereint, wie den besseren Zugang zu Bildung, Kultur, Arbeit sowie zu Gesundheitsversorgung und die damit verbundene Aussicht auf einen höheren Lebensstandard. Stadtleben führt allerdings auch zu einer verstärkten Konfrontation mit diversen Stressoren, darunter sowohl soziale Isolation, Crowding, Armut und erhöhte Kriminalitätsraten als auch umweltbezogene Faktoren wie Luft- und Lärmbelastung oder Urban Heating. All diese Aspekte prägen das gesundheitsdeterminierende Umfeld von Stadtbewohnern. Neben einem erhöhten Risiko für die körperliche Gesundheit, beispielsweise durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen, kommen psychische Erkrankungen, wie Depressionen, Angststörungen und Schizophrenie, häufiger bei Menschen vor, die in Städten wohnen oder aufgewachsen sind. Grünflächen gehören zu den gesundheitsprotektiven Faktoren in der Stadt und können nicht auf die körperliche sondern nach neueren Untersuchungen auch auch auf die psychische Gesundheit protektiv wirken. . Abhängig von der jeweiligen Wohnsituation und sozioökonomischen Faktoren, haben Stadtbewohner jedoch unterschiedlich guten Zugang zu Erholungsangeboten, wie Parks oder Grünanlagen. Mit steigender Urbaniserung und Verdichtung wird eine Ausgewogenheit von Risiko- und Resilienzfaktoren für die psychische Gesundheit wichtiger, was der Zusammenarbeit von Psychiatern, Psychotherapeuten, Neurowissenschaftlern und Stadtplanern bedarf.
Dieses Symposium identifiziert in einem interdisziplinären Ansatz umweltbezogene Schutz- und Risikofaktoren für die körperliche und psychische Gesundheit und Kriterien für die Gestaltung resilienzfördernder Städte.
Interaktion und Auswirkung von Umwelt und Gesundheit in Städten
Nadja Kabisch, Berlin (Germany)
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Nadja Kabisch, Berlin (Germany)
Städte stehen im Fokus von globalen Veränderungen. Klimawandel, Urbanisierung und demographischer Wandel stellen Stadtbewohner und Stadtplanungen bereits heute vor eine Reihe von neuen Herausforderungen. Extremereignisse wie Hitzewellen gehen mit einer erhöhten Sterberate und überdurchschnittlich häufiger auftretenden Herz-Kreislauf-Krankheiten einher. Luftverschmutzungen durch ein erhöhtes Verkehrsaufkommen in Städten verursachen schwerwiegende Gesundheitsprobleme bei Kindern und älteren Menschen. Urbane Grünflächen haben das Potenzial, Hitzewellen und Luftverschmutzung in Städten abzumildern und dadurch die Gesundheit und das Wohlbefinden der Stadtbewohner zu verbessern. Stadtbäume kühlen die Umgebungstemperatur durch Schattenwirkung und Evapotranspiration. Parks und Stadtwälder ermöglichen Erholung und physische Aktivität. Der Vortrag wird erste Ergebnisse des GreenEquityHEALTH-Projektes vorstellen. GreenEquityHEALTH zielt darauf ab, quantifiziertes Wissen bereitstellen, das zeigt, wie genau urbane Grünflächen tatsächlich zur Abmilderung von globalen Herausforderungen beitragen. Am Beispiel der Stadt Leipzig wird gezeigt, wie sich Hitze auf die städtische Vegetation auswirkt. Ergebnisse einer lokalen Hitzemesskampagne sowie einer sozial-empirische Studie, die während der Hitze- und Trockenperiode 2018 in zwei unterschiedlich strukturierten Parks durchgeführt wurden, werden vorgestellt.
Auswirkungen des Klimawandels und städtischer Wärmeinseln auf die psychische Gesundheit
Wolfgang Straff, Berlin (Germany)
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Wolfgang Straff, Berlin (Germany)
Die Folgen des Klimawandels werden auch in unseren Breiten immer deutlicher spürbar: Extremwetterereignisse wie Hitzewellen, Starkregenereignisse und Überschwemmungen spielen auch für den urbanen Raum eine große Rolle. Der Vortrag thematisiert, inwiefern der Klimawandel mit seinen direkten und indirekten Folgen für die psychische Gesundheit von Stadtbewohnern relevant ist, mit welchen psychischen Störungen und psychosozialen Belastungen bei fortschreitendem Klimawandel verstärkt zu rechnen ist und welche Vulnerabilitätsfaktoren es zu beachten gilt.
Wohnortbezogene Determinanten der Stressvulnerabilität: Umweltfaktoren als potentielle Schutz- und Risikofaktoren und ihr Einfluss auf das menschliche Gehirn
Julia Wenzel, Berlin (Germany)
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Julia Wenzel, Berlin (Germany)
Immer mehr Menschen zieht es in einen urbanen Wohnraum, von dem sie sich Arbeit, Zugang zu Kultur- und Bildungseinrichtungen sowie die modernste Gesundheitsversorgung versprechen. Immer mehr Menschen leben auf immer weniger Fläche, was zu einer verstärkten Exposition mit sozialen Stressoren führt. Die wenigen freien städtischen Flächen werden bebaut, was zugleich den Anteil an städtischen Grünflächen verringert. Zudem muss eine steigende Anzahl an Menschen mit Auto oder öffentlichen Verkehrsmitteln transportiert werden, was wiederum zu einem steigenden innerstädtischen Lärmpegel und einem höheren Anteil an Luftschadstoffen führt. Vor diesem Hintergrund wurde an der Charité – Universitätsmedizin Berlin ein UBA-gefördertes Projekt durchgeführt, bei dem wohnortbezogene Determinanten der individuellen Stressvulnerabilität und des psychischen Wohlbefindens untersucht wurden. Hierfür wurde die Ausprägung von wohnortbezogenen Umweltvariablen wie Grünflächenanteil, Luftverschmutzung und Lärmbelastung erfasst und deren Zusammenhang mit neuronaler Aktivierung in einem MRT-basierten sozialen Stress Task sowie mit fragebogenbasierten Parametern zu psychischem Wohlbefinden näher betrachtet.
Im Symposium soll ein Überblick über das verwendete Studiendesign gegeben werden sowie die resultierenden Ergebnisse veranschaulicht und diskutiert werden.