Die frühzeitige Adressierung von Patienten mit Schmerzen und Risikoprofil bereits vor Eintritt einer Chronifizierung und die damit einhergehende bedarfsgerechte Steuerung der Patienten in geeignete Versorgungsangebote reduziert Leid und Kosten sowohl auf Seiten der Patienten als auch auf Seiten der Gesellschaft. Die Nationale Versorgungsleitlinie Kreuzschmerz (NVL 2017) empfiehlt ein interdisziplinäres multimodales Assessment (IMA) bereits innerhalb der ersten 6-12 Wochen nach Auftreten von (Rücken-)Schmerzen bei Vorliegen von Risikofaktoren für eine weitere Chronifizierung. Dies wird in der Regelversorgung bisher nicht umgesetzt. Darüber hinaus empfiehlt die NVL niederschwellige interdisziplinär-multimodale Angebote (IMST) für diese Zielpopulation, vor allem edukativ bzw. ambulant begleitend. Ziel von PAIN 2020 (gefördert durch den G-BA; 01NVF17049) ist die Verbesserung der Versorgung für Patienten mit Schmerzen und Risikofaktoren durch eine frühe Zuweisung zu einem IMA. Beteiligte Konsortialpartner (BARMER, Universität Greifswald, Universitätsmedizin Göttingen, DRK Schmerzzentrum Mainz und Universitätsklinik Dresden) erarbeiteten unter Führung der Deutschen Schmerzgesellschaft e.V. die Konzeption für Vorgehensweise, Inhalte und deren Dokumentation. Kooperationspartner sind Einrichtungen der Regelversorgung mit IMST-Profil entsprechend den Empfehlungen der Deutschen Schmerzgesellschaft e.V..
Die Besonderheit bei PAIN2020 besteht in der Etablierung einer neuen Versorgungsleistung incl. notwendiger Strukturen sowie deren Evaluation. Aktuell befindet sich das Projekt in der Rekrutierungsphase der beteiligten Kooperationspartner sowie der Patienten. Dabei werden durch die teilnehmenden Einrichtungen sowohl in Hinblick auf die Umsetzung als auch in der ersten Durchführung der Versorgungsleistungen (IMA, ein einmaliges und ein 10-wöchiges Therapiemodul) Rückmeldungen gegeben, die versorgungs- und umsetzungsrelevant sind. Ziel des Symposiums ist die praktisch orientierte Zusammenfassung dieser ersten Erfahrungen mit der Umsetzung dieser komplexen Intervention in den bundesweiten Versorgungsalltag.
Ausgehend vom Austausch mit den interessierten Einrichtungen sollen einführend die Erfahrungen zur strukturellen und personellen Voraussetzung der Umsetzung der neuen Versorgungsleistungen in der ambulanten Versorgung in PAIN2020 berichtet werden. Die Erarbeitung der neuen Versorgungsleistungen wird dargestellt. Sich ergebende Implikationen werden zusammengefasst und in die aktuelle schmerztherapeutische Versorgung eingeordnet. Für die Qualitätssicherung komplexer Interventionen bedarf es einer umfassenden standardisierten Dokumentation. Die Herausforderungen und Lösungsansätze der Dokumentation komplexer Interventionen im klinischen Alltag sollen hier hervorgehoben werden.