Partizipative Forschungsansätze wurden seit der Jahrtausendwende zunehmend auch im Bereich der psychiatrisch-psychotherapeutischen Forschung („mental health research“) populär. Dabei geht es um den Einbezug von Menschen mit psychischen Erkrankungen in allen Stufen des Forschungsprozesses, von der Planung bis zur Durchführung von Projekten. Im Zentrum steht die „Koproduktion“ des wissenschaftlichen Erkenntnisprozesses. Im Sinne des Trialogs und des gemeinsamen Erkenntnisgewinns durch alle mittelbar oder unmittelbar von psychischen Erkrankungen Betroffenen wird dieser Ansatz durch den Einbezug der Angehörigen psychisch Erkrankter ergänzt. Betroffenen- und Angehörigen-Partizipation sollte dabei für alle Beteiligten gewinnbringend ausgerichtet sein. Im Symposium sollen aber auch Herausforderungen und Fallstricke kritisch erörtert werden.
Zunächst wird J. Zielasek (Köln) auf die Geschichte der partizipativen Forschungsansätze eingehen und Begriffe rund um das Thema erläutern sowie über erste Erfahrungen mit einem Trialogischen Forum am Institut für Versorgungsforschung in Köln berichten. Im zweiten Vortrag von T. Bock (Hamburg) werden Hamburger Erfahrungen mit partizipativen Forschungsansätzen im Bereich der Versorgung psychisch Erkrankter vorgestellt und diskutiert. E. Prestin (Bielefeld) wird eine weitere Perspektive von Menschen mit der Erfahrung psychischer Erkrankung einbringen und Begründungslinien für Partizipation auch in der Forschung erläutern. W. Schubert (Ratingen) wird als Vertreterin des Landesverbandes NRW der Angehörigen psychisch Kranker über Erfahrungen und Erwartungen aus Sicht der Angehörigen psychisch Erkrankter berichten.
17:30 Uhr
Konzepte der partizipativen Versorgungsforschung
Jürgen Zielasek, Köln (Germany)
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Autor:in:
Jürgen Zielasek, Köln (Germany)
Die Partizipation Betroffener und ihrer Angehörigen ist in der Forschung eine wichtige Komponente, um die Breite der Erfahrungen in die Forschung einfließen zu lassen, um neue Forschungsfelder zu identifizieren und um die Interpretation von Forschungsergebnissen auf eine breitere Basis zu stellen. Idealerweise kommt es dabei zu einem fruchtbaren Trialog von Forschenden, Betroffenen und Angehörigen. Auch in der psychiatrischen Versorgungsforschung kommen zunehmend partizipative Methoden zum Einsatz, wobei die Frage der Rollenverteilungen der Beteiligten im Forschungsprozess an Bedeutung gewinnt. Im Vortrag werden aus Sicht der Forschenden in der psychiatrischen Versorgungsforschung historische Entwicklungslinien der partizipativen Versorgungsforschung skizziert, aktuelle methodische Konzepte vorgestellt und offene Fragen diskutiert.
17:54 Uhr
Partizipation in der psychiatrischen Versorgungsforschung: Chancen und Herausforderungen aus Betroffenensicht
Elke Prestin, Bielefeld (Germany)
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Autor:in:
Elke Prestin, Bielefeld (Germany)
Der Impulsvortrag nimmt die theoretischen Grundlagen von Partizipation in der psychiatrischen Versorgungsforschung in den Blick. Im ersten Schritt werden Begründungslinien für Betroffenen-Partizipation in der Psychiatrie insgesamt nachgezeichnet. Danach erfolgt der Bezug zur Versorgungsforschung, verbunden mit der Frage nach den Motiven und Zielen verschiedener partizipativer Ansätze. Drittens werden Herausforderungen und Chancen von partizipativer und nutzerkontrollierter Forschung diskutiert. Dabei stehen Forschungsmethoden und Gütekriterien ebenso im Fokus wie Qualifikations- und Rollenfragen. Der Vortrag endet mit einem Plädoyer für den Einsatz von Menschen mit eigener Krankheitserfahrung als Forschungs-Subjekte.
18:06 Uhr
Partizipation in der psychiatrischen Versorgungsforschung: Chancen und Herausforderungen aus der Sicht der Angehörigen psychisch Kranker
Wiebke Schubert, Ratingen (Germany)