17:00 Uhr
Pharmakotherapie bei Niereninsuffizienz
F. Keller (Ulm, DE)
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F. Keller (Ulm, DE)
Grundsätzlich kann jedes Medikament auch bei Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion gegeben werden. Man muss aber die Regeln der Dosisanpassung beachten. Pharmakokinetik ermöglicht es toxischen Nebenwirkungen durch Akkumulation zu vermeiden. Pharmakodynamik definiert die Zielspiegel der Therapie. Mass der Nierenfunktion ist bei Akuter Nierenschädigung das Kreatinin im Serum während die Chronische Niereninsuffizienz mit der glomerulären Filtrationsrate (GFR) gemessen wird. Mit eine Akuten Nierenschädigung ist bei 10 % der Patienten im Krankenhaus zu rechnen. Schlüssel zur Dosisanpassung sind die Halbwertszeit (T1/2) und die renal eliminierte Fraktion eines Medikamentes (fren).
T_(1⁄2)=T_(1⁄2 norm)/(1-fren∙(1-frGFR) )
Eine chronische Niereninsuffizienz haben etwa 5 % der Bevölkerung. Eine Dosisreduktion wird nur erforderlich wenn die Halbwertszeit länger ist als das Dosierungsintervall und/ oder wenn die glomeruläre Filtrationsrate unter 60 ml/min liegt (frGFR = 0,50). Die angepasste Dosis orientiert sich an der normalen Standarddosis (D) und dem normalen Dosierungsintervall (Tau).
D/Tau=(D/Tau)_norm∙T_(1/2norm)/T_(1/2)
Zur Dosisanpassung muss man zwischen Induktionstherapie und Erhaltungstherapie unterscheiden. Zur Induktionstherapie werden Antiinfektiva, Zytostatika und Immunsuppressiva eingesetzt: Hier sind die hohe Startdosis und hohe Spitzenspiegel das Ziel. Pharmkodynamik kann mit dem sigmoiden Emax Modell beschrieben werden: Je geringer die Konzentration des halbmaximalen Effektes CE50 desto stärker wirkt das Medikament. Der Zielspiegel (C) muss umso höher sein je höher die CE50 des Medikamentes liegt.
C=〖CE〗_50∙(E_max/E-1)^((-1)/H)
Antidiabetika, Antikoagulanzien, Antipsychotika, Antidepressiva, Antikonvulsiva, Antiparkinsonmittel, Antidementiva und Analgetika sind Substanzen zur Erhaltungstherapie: Hier wird die Dosierungsstärke umgekehrt proportional zur Halbwertszeit reduziert und zu niedrige Talspiegel müssen vermieden werden. Wenn die Kinetik unklar oder unbekannt ist empfiehlt es sich die Medikamente nur mit einer halbmaximalen Dosis zu geben.