"Ausnahmslos alle Screeninguntersuchungen richten Schaden an, manche sind allerdings auch nützlich, und unter den letzteren nutzen manche mehr als dass sie schaden und das sogar noch zu akzeptablen Kosten." Diese Aussage von Sir Muir Gray, dem Direktor des "Centre for Evidence-Based Medicine" in Oxford stößt oft auf Unverständnis. Wie kann es schädlich sein, wenn eine Krankheit so früh wie möglich entdeckt wird? Aber abgesehen von den Kosten ist kein diagnostisches Verfahren ohne Fehler, und falsch-positive Befunde führen zu unnötigen Untersuchungen oder Behandlungen und setzen die Patienten und Patientinnen psychischen Belastungen aus. Im Vortrag von Herrn Prof. Kuß werden die Kriterien zur Durchführbarkeit, Wirksamkeit und Angemessenheit von populationsbasierten Diabetes-Screenings erläutert und die bestehende Evidenz zusammengefasst, die vor allem aus den großen skandinavischen Registern stammt.
Prof. Fritsche wird in seinem Vortrag die Notwendigkeit des Diabetes-Screenings im Krankenhaus darlegen. In deutschen Krankenhäusern hat jeder 7. Patient/Patientin einen bekannten Diabetes, die Zahl der unerkannten Diabetespatienten ist jedoch hoch. Die Folgen eines unerkannten Diabetes im Krankenhaus können für den Patienten/die Patientinnen lebensgefährlich werden, somit ist ein Diabetesscreening bei stationären Patienten und Patientinnen unerlässlich.
Ein Typ-2-Diabetes im Kindes- und Jugendalter ist in Europa bisher selten. Dabei wissen wir aus Therapiestudien, dass bei ca. 1% der Jugendlichen mit extremer Adipositas in Deutschland ein manifester Typ-2-Diabetes besteht. Es ist zu vermuten, dass ca. 80% der betroffenen Jugendlichen nicht diagnostiziert sind und so eine Lifestyle-Behandlung verpassen. Ein Screening wird dadurch erschwert, dass Jugendliche mit extremer Adipositas für das Gesundheitssystem schwer erreichbar und dadurch medizinisch oft schlecht versorgt sind. Frau Prof. Wiegand wird die aktuell gültigen Empfehlungen der Fachgesellschaften für ein Screening auf Typ-2-DM bei Jugendlichen darstellen und alternative Zugangs- und Versorgungswege diskutieren, die helfen, diese besondere Patientengruppe besser zu betreuen.
Lebensstilintervention bei Prädiabetes senkt das Diabetesrisiko. Der Deutsche Diabetes-Risiko-Test (DRT) ermöglicht hier, Personen mit Prädiabetes bzw. einem hohem Risiko einer späteren Erkrankung zu identifizieren. Prof. Schulze erläutert in seinem Vortrag, dass insbesondere ein zweistufiger Screeningansatz – DRT und nachfolgendes Glukose-Screening – zur Identifizierung der Zielgruppe für Lebensstilinterventionen einen kosteneffektiven Ansatz in der Prävention des Diabetes erlauben.