Adipositas stellt einen der größten Risikofaktoren für Folgeerscheinungen wie dem metabolischen Syndrom oder Diabetes dar. Gründe für das hohe Aufkommen von Adipositas sind eine erhöhte Nahrungsaufnahme in Kombination mit verringerter körperlicher Bewegung, welches zu einer Insulinresistenz führen kann. Eine schwerwiegende Folge der Insulinresistenz und Adipositas stellt die diabetische Erkrankung dar. Da die Nahrungsaufnahme durch das Gehirn reguliert wird, zielen Forschungsansätze darauf ab, neue Signalwege mit Einfluss auf den Energiestoffwechsel zu identifizieren und zu untersuchen. Dieses Symposium setzt sich mit aktuellen Forschungsrichtungen in der Hirnforschung auseinander und bietet Einblicke in die Modulation von Gehirnsignalen in Adipositas und Diabetes.
10:35 Uhr
Dopamine Signaling als neue Zielstruktur zur Veränderung der Energiehomöostase
11:05 Uhr
Die vielfältige Wirkung von Oxytocin
11:35 Uhr
Geschlechtsspezifische Insulinwirkung im Gehirn beeinflusst die neuronale Verarbeitung von Essensreizen
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Autor:innen:
L. Wagner (Tübingen, DE)
R. Veit (Tübingen, DE)
H. Preissl (Tübingen, DE)
A. Fritsche (Tübingen, DE)
A. Birkenfeld (Tübingen, DE)
M. Heni (Tübingen, DE)
S. Kullmann (Tübingen, DE)
Die Insulinwirkung im Gehirn spielt eine wichtige Rolle bei der Regulation des Essverhaltens. Sie moduliert außerdem den Glukosestoffwechsel und die periphere Insulinsensitivität. Inwiefern Geschlecht und Übergewicht die insulin-induzierte neuronale Verarbeitung von Essensreizen beeinflusst, ist jedoch unklar.
Bei 60 Probanden (30 Frauen; Body-Mass-Index (BMI) 18-32 kg/m2; Alter 21-69 Jahre) wurde die Insulinwirkung im Gehirn durch Gabe von intranasalem Insulin im Vergleich zu Placebo (randomisierte Reihenfolge, 2 Messtermine) untersucht. Dabei wurden 60 Essensbilder während einer funktionellen Magnetresonanztomographie Untersuchung gezeigt. Im Anschluss bewerteten die Probanden die Schmackhaftigkeit der Essensbilder.
Es gab eine signifikante Interaktion zwischen der Art des Nasensprays (Insulin versus Placebo), BMI-Gruppe und Geschlecht beim Betrachten von hochkalorischen Speisen (p= 0.016). Insulingabe führte bei normalgewichtigen Frauen und übergewichtigen Männern zu einer Abnahme der Reaktion auf Essensreize im insularen Kortex, während normalgewichtige Männer und übergewichtige Frauen eine Zunahme dieser Aktivität zeigten. Zudem gab es eine positive Korrelation zwischen der Insulinwirkung im insularen Kortex und der peripheren Insulinsensitivität (r= 0.272, p= 0.037). Im frontalen Kortex, hingegen, nahm die Aktivität bei Frauen durch die Insulinwirkung zu, während die Aktivität bei Männern nach intranasaler Insulingabe bei schmackhaft bewerteten Bildern abnahm (p=0.046).
Übergewicht und Geschlecht beeinflussen die zentralnervöse Essensreizverarbeitung durch Insulin. Diese Einflüsse sind besonders deutlich in insulinempfindlichen Gehirnregionen, die in der Geschmacksverarbeitung und der kognitiven Kontrolle wichtig sind. Dieser Befund könnte eine mögliche Erklärung der geschlechtsspezifischen Auswirkungen der zentralnervösen Insulinwirkung auf das Essverhalten und den Stoffwechsel sein. Weitere Studien müssen klären, welche Rolle diese neuen Aspekte der zentralen Insulinwirkung bei der Behandlung von peripherer Insulinresistenz spielt.
11:45 Uhr
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