Autor:innen:
S. Dürrbeck (Jena, DE)
G. Kramer (Jena, DE)
C. Kloos (Jena, DE)
N. Müller (Jena, DE)
G. Wolf (Jena, DE)
N. Kuniß (Jena, DE)
Hintergrund: Ziel war Nutzung und Handling von Insulinpumpen-Zusatzfunktionen bei Menschen mit Diabetes Typ 1 zu erfassen und den Einfluss auf metabolische und psychosoziale Parameter zu evaluieren.
Methodik: Eingeschlossen wurden 72 von 75 nicht-schwangeren Erwachsene ohne closed-loop-Therapie einer Hochschulpoliklinik mit mindestens einjähriger Insulinpumpentherapie (Alter 52,1±16,4J; Diabetesdauer 29,0±13,7J; 55,6% weiblich; Insulinpumpendauer: 14,3±7,3J; HbA1c: 8,0±1,3%/63,9±13,8mmol/mol, FGM/CGM 56,9%, Schulungsteilnahme 100%). Das Nutzungsverhalten verschiedener Insulinpumpen-Zusatzfunktionen (z.B. temporäre Basalrate) wurde mittels strukturierter Interviews erfasst, das Handling dieser Zusatzfunktionen an der eigenen Insulinpumpe evaluiert. Behandlungszufriedenheit (DTSQs-Score 0-36) und Sozialstatus (Score 3-21) wurden anhand validierter Fragebögen erhoben.
Ergebnisse: Mindestens 3x/Woche wurden folgende Pumpenfunktionen genutzt: Boluskalkulator 63,9%, digitaler Speicher 37,5%, temporäre Basalrate 26,4%, verschiedene Bolusvarianten 11,3% und Basalratenprofile 2,8%. 13,9% nutzten keine Zusatzfunktion ≥1x/Woche. 25/72 (34,7%) Pumpenanwender konnten alle Zusatzfunktionen korrekt angeben, 24/72 (33,3%) beherrschten deren Handling. Teilnehmer, die den Boluskalkulator ≥3x/Woche und digitalen Speicher ≥6x/Woche nutzten, zeigten höhere Behandlungszufriedenheit (DTSQs: 30,2±5,5 vs. 26,2±7,4; p=0,01 bzw. 31,5±3,0 vs. 27,6±7,2; p=0,003). Im Vergleich mit niedrigfrequenteren Anwendern war die Nutzung der Bolusvarianten mit niedrigerem BMI (26,3±4,6kg/m2 vs. 29,3±6,2kg/m2; p=0,043), des digitalen Speichers (≥3x/Woche), mit niedrigerem HbA1c (7,7±0,6% vs. 8,2±1,5%; p=0,047) und höherem Sozialstatus (15,0±4,1 vs. 12,7±4,1 p=0,03) assoziiert. Anwender von Bolusvarianten (≥3x/Woche) und verschiedenen Basalratenprofilen (≥1x/Woche) berichteten weniger schwere Hypoglykämien mit Fremdhilfe (beide: 0±0) gegenüber niedrigfrequenteren Nutzern (beide: 0,1±0,3 Hypoglykämien/Jahr; p=0,013).
Schlussfolgerung: Mit Ausnahme des Boluskalkulators kennen und nutzen nur wenige Anwender den vollen Zusatzfunktionsumfang ihrer Insulinpumpe. Das Abrufen des digitalen Speichers ≥3x/Woche ist mit der metabolischen Kontrolle assoziiert, die Anpassung der Basalrate und des Mahlzeitenbolus mit dem Auftreten von Hypoglykämien.