Die stationsäquivalente Behandlung (StäB) wurde laut einer Umfrage des Deutschen Krankenhausinstituts (DKI) zu Beginn des Jahres 2019 erst in neun Prozent der psychiatrischen Einrichtungen in Deutschland angeboten. Als einer der Hauptgründe für die zögerliche flächendeckende Umsetzung wurde von zahlreichen Kliniken der dominierende Personalmangel genannt. Viele Ärzte befürchten eine noch stärker einhergehende Knappheit der fachärztlichen und ärztlichen Ressourcen mit der Einführung von StäB. Auf Seiten der Krankenkassen hingegen werden Befürchtungen, wie ein starker Anstieg der Behandlungskosten oder eine Zunahme der Behandlungsdauer insgesamt angestellt. Deren Bedenken wiederum spiegeln sich auch in einigen großen Klinikkonzernen wider. Es wird eine nicht ausreichende und wenig rentable Finanzierung erwartet, weshalb mit einer Umsetzung im eigenen Haus oftmals gezögert wird. Bedenken in Bezug auf die organisatorische Machbarkeit, kurzzeitige Verschlechterungen des Gesundheitszustandes von Patient*innen sowie eine von den Behandler*innen benötigte hohe Eigenverantwortung im Arbeiten, stehen als weitere Gründe für die gezeigte Zurückhaltung bei der Umsetzung von StäB im Raum.
Um mit der Krankenhausbehandlung im häuslichen Umfeld der Patient*innen die psychiatrische Versorgung weiter zu verbessern, ist eine flächendeckende Umsetzung notwendig. Wie auch ein Austausch in der bundesweiten AG StäB sichtbar macht, haben inzwischen Kliniken in acht Bundesländern StäB in ihr Behandlungsangebot eingebunden, was eine bundesweite Durchdringung langsam erkennen lässt.
In Zeiten der Corona-Pandemie hat sich StäB als verlässliche und sichere Alternative zur vollstationären Akutbehandlung, auch im Rahmen einer Verknappung vollstationärer Betten durch Corona-Ausbrüche in Kliniken, gezeigt.
In dieser Diskussion möchten wir die verschiedenen Gründe welche zur Zurückhaltung mit der neuen Versorgungsform beitragen kritisch diskutieren. Welche Sorgen und Hindernisse tauchen in der alltäglichen Praxis auf und welche Erfahrungen gibt es hierzu bereits in den StäB praktizierenden Kliniken. Wir möchten die verschiedenen Blickwinkel der an der stationsäquivalenten Behandlung beteiligten Berufsgruppen (Pflegekräfte, Ärzte, ...) beleuchten und die Diskussion dadurch bereichern. Die Podiumsdiskussion soll zudem die Möglichkeit bieten die unterschiedlichen Positionen von Befürwortern ebenso wie von Kritikern der StäB in differenzierter Form zu bündeln.