Ein neuer Trend in der traditionell recht starren ärztlichen Ausbildung zeichnet sich ab. Die salutogenetische Perspektive und Gesundheitsförderung, seit langem Kernthemen psychiatrischer Forschung, halten Einzug in die Ausbildung künftiger Ärzt*innen an deutschen Universitäten. Seit kurzem bieten verschiedene medizinische Fakultäten Lehrformate an, die seelische Gesundheit in den Fokus nehmen und zum Ziel haben. Inhalte umfassen neben der eigenen Gesundheit im ärztlichen Berufskontext auch präventive Behandlungskonzepte für Patient*innen. Die angebotenen Kurse zeigen zwar einerseits eine grobe thematische Überschneidung, andererseits jedoch eine große Vielfalt an curricularen Inhalten und Lehrmethoden. Dies wirft die Frage auf, welchen Beitrag die Psychiatrie durch wissenschaftliche Evidenz und praxisorientierte psychotherapeutische Interventionen leisten kann.
Im Rahmen des Symposiums wird das Wahlfach "Psychiatrie und seelische Gesundheit" für Medizinstudierende der Universität Düsseldorf vorgestellt. Dabei wird auf die didaktische Konzeption und verwendete Lehrmethoden eingegangen. Im zweiten Vortrag wird ein Baustein des Kurses "Selbstfürsorge, Resilienz & Beziehungsgestaltung: Achtsamkeit und Mitgefühl im klinischen Alltag" der Medizinischen Fakultät Heidelberg vorgestellt. Dieser wurde vom Verein "Blaupause – Initiative für mentale Gesundheit im Gesundheitswesen e.V." im Rahmen des Projekts PSYrcle® entwickelt (ausgezeichnet mit dem DGPPN-Antistigma-Preis). Im dritten Vortrag wird die Bedeutung dieser neuen Lehrkonzepte innerhalb des ärztlichen Gesamtcurriculums hinsichtlich hoher beruflicher Relevanz in einem zukünftigen Lehrplan reflektiert. Aktuelle Herausforderungen durch pandemiebedingte Online-Lehre und Belastung der Studierenden durch soziale Isolierung werden hierbei aufgegriffen.
Die abschließende Diskussion greift anwendungsorientierte Impulse der Vortragenden auf und erfolgt im Austausch vor deren individuellem Erfahrungshorizont.
Wahlfach "Psychiatrie und seelische Gesundheit" für Medizinstudierende der Universität Düsseldorf
Katja Wagemans, Düsseldorf (Germany)
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Autor:in:
Katja Wagemans, Düsseldorf (Germany)
Als konkretes Beispiel für ein Lehrkonzept zum Thema seelische Gesundheit stellen wir unser Wahlfach "Psychiatrie und seelische Gesundheit", welches wir erstmals im Sommersemester 2021 für Medizinstudierende an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf angeboten haben, vor. Hierbei gehen wir zunächst auf den Entstehungsprozess und die Konzeptionsphase ein. Wir reflektieren, welche geplanten Lernziele (u.a. Vermittlung von Basiskompetenzen im Bereich Psychotherapie, Sensibilisierung für eigenes psychologisches Wohlbefinden sowie Sozialkompetenz durch Austausch im Rahmen der Selbsterfahrung) wir formuliert haben und ob wir diese erreichen konnten. Darüber hinaus geben wir einen Einblick in die Inhalte und den Aufbau einzelner Stunden. Unsere Erfahrungen, insbesondere Fehler und Erkenntnisse aus dem Semester wollen wir teilen und in einen Austausch über zukünftige Lehrformate kommen. Zum Schluss möchten wir einen Ausblick auf unsere überarbeiteten Veranstaltungsangebote für das kommende Wintersemester geben.
Kurs "Selbstfürsorge, Resilienz und Beziehungsgestaltung: Achtsamkeit und Mitgefühl im klinischen Alltag" der medizinischen Fakultät Heidelberg
Annika Benz, Konstanz (Germany)
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Autor:in:
Annika Benz, Konstanz (Germany)
Im Zeitalter der “sprechenden Medizin” sind Selbstfürsorge, Resilienz aber auch Beziehungsgestaltung für (angehende) Ärzt*innen nicht nur im Hinblick auf ihre Patient*innen von herausragender Bedeutung. Auch die Auseinandersetzung mit der eigenen (mentalen) Gesundheit ist gerade im Hinblick auf die erhöhte Prävalenz psychischer Erkrankungen unter Gesundheitsprofessionen wichtig. PSYrcle wird seit dem Frühjahr 2021 im Rahmen eines vorklinischen Wahlfaches an der Medizinischen Fakultät Heidelberg angeboten. Damit wird bewusst zu einem frühen Zeitpunkt im Medizinstudium theoretisches Wissen zu Selbstsorge und mentaler Gesundheit vermittelt und mit alltagstauglichen Übungen kombiniert. Ziel des Lehrangebots ist, die Ressourcenaktivierung und Resilienzsteigerung der Teilnehmer*innen zu fördern, die Anwendung individueller Strategien zur Bewältigung und Reduktion psychischer Belastungen zu erproben, aber auch mögliche Zeichen psychischer Be- und Überlastung bei anderen zu erkennen und sensibel anzusprechen.
Das von Blaupause – Initiative für mentale Gesundheit im Gesundheitswesen e.V. entwickelte Lehrkonzept setzt sich aus verschiedenen Bausteinen, u.a. ‘Gesunder Schlaf’ und ‘Rituale und Gewohnheiten’, zusammen, die interdisziplinär auf Basis des salutogenetischer Ansatzes aufgearbeitet werden. Kern jeder Einheit sind praktische Übungen im Tandem und deren anschließende Reflexion, wodurch Selbst- sowie Fremdwahrnehmung geschult werden. Die vermittelten Ansätze und Übungen aus der Verhaltensprävention werden in Plenumsdiskussionen in den größeren Zusammenhang, das Gesundheitswesen, eingebettet und so auch der Blick für systemische Zusammenhänge und die Relevanz von Verhältnisprävention geschärft. Entsprechend ist ein weiteres Ziel von PSYrcle, dass Teilnehmer*innen in einem geschützten Rahmen sich selbst reflektieren und mit den Herausforderungen auseinandersetzen können, die die ärztliche Tätigkeit mit sich bringt.
Stellenwert innovativer Lehrkonzepte in der ärztlichen Ausbildung
Franziska Bäßler, Heidelberg (Germany)
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Autor:in:
Franziska Bäßler, Heidelberg (Germany)
Die Corona-Pandemie brachte einige Herausforderungen für die Lehrenden im Hinblick auf Flexibilität der Aus- und Weiterbildung. Zeitweilig wurde es als selbstverständlich angenommen spontan Lehrinhalte von Präsenzlehre auf Online-Lehre, blended Learning oder hybride Lehre umzustellen.
In diesem Vortrag werden verschiedene Herangehensweisen der Curriculumsplanung vorgestellt. Zum Beispiel wie digital mittels Einsatz von SchauspielpatientInnen Medizinstudierende ausgebildet wurden und wie dies von den Studierenden evaluiert wurde. Ergänzend werden die Ergebnisse einer Studie zum needs assessment aus Perspektive von Studierende an die neuartige Lehre vorgestellt. Ein weiterer Schwerpunkt werden Erfahrungen mit einem Lehrprojekt sein wie mit der eigenen seelischen Gesundheit beim Umgang mit an Krebs Erkrankten umgegangen werden kann und welchen Einfluss dies auf die eigene psychische (In-)Stabilität haben kann.