Analog zur OPD bei den psychodynamischen Therapien ist das Verhaltensdiagnostiksystem VDS ein umfassendes und elaboriertes verhaltenstherapeutisches Diagnostik-Instrument, das in den letzten dreißig Jahren vielfach beforscht und weiter ausgebaut wurde. In ihm spiegeln sich die Weiterentwicklungen der Verhaltenstherapie in diesem langen Zeitraum. Nun sind wichtige neue Studien zu berichten, die sowohl für die Forschung als auch für die Praxis von Relevanz sein können. Einerseits Bestimmungs-Faktoren, die über Lernprozesse hinausgehen und neurobiologische Erkenntnisse in den Horizont einbeziehen: Entwicklung. Andererseits biographische Determinanten, die in der Lerngeschichte identifiziert werden können.
Bislang gab es keine empirischen Studien, die sich mit der Methodik der Anamnese von Lebens- und Krankheitsgeschichte befassten. In der Studie von S. Schönwald wird erstmals der Prozess der Anamneseerhebung und der Methode der Datenerfassung zur Biographie empirisch untersucht.
Ein im Verhaltensdiagnostiksystem verfolgter Forschungszweig ist die Wechselwirkung von angeborenen Entwicklungstendenzen psychischer Funktionen mit lerngeschichtlichen Einflüssen (Hemmung versus Förderung). Dies wird in der Studie von V. Hoy empirisch untersucht. Dabei geht es um die Stagnation der Entwicklung von Affektregulierung und Selbststeuerung ebenso wie um die Blockade der Befähigung zu Empathie und Etablierung einer realitätsbezogenen Theory of Mind. Abschließend wird über die Entwicklung eines Interviews zur Erfassung der Mentalisierungsfähigkeit berichtet.
Das sich an den Kategorien von DSM und ICD orientierende dimensionale Modell dysfunktionaler Persönlichkeitszüge erweitert die Diagnostik bedeutsam, da es nicht erst an der Grenze zur klinischen Persönlichkeitsstörung ansetzt, sondern das Kontinuum persönlicher Dysfunktionalität so abbildet, dass psychisch erkrankte Menschen auch erfasst werden können, wenn diese in der Ausprägung zwar moderat sind, es jedoch Maßnahmen erfordert, um die Erfolgsaussichten einer vorliegenden Achse-I-Störung zu verbessern. Im Review von S. Sulz wird die Verschränkung von Diagnostik und Therapieplanung aufgegriffen.
Das Verhaltensdiagnostiksystem – Review zum Stand der Forschung
Serge Sulz, München (Germany)
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Autor:in:
Serge Sulz, München (Germany)
Zusammenfassung
Vorgestellt wird das diagnostische Instrument „Entwicklungsstufe, VDS31“ aus dem Verhaltensdiagnostiksystem (VDS) der Strategisch-behavioralen Therapie (SBT). Gewonnene Daten geben Aufschluß über die Validität bzgl. der Regulation von Emotionen und sozialen Interaktionen mit jeweiligen Ressourcen und Defiziten; sie erweitern das Verstehen psychischen Funktionierens um den Aspekt des Entwicklungsniveaus und gestatten gleichsam die Formulierung daraus abzuleitender therapeutischer Konsequenzen. Das Instrument ist theoretisch fundiert auf den Entwicklungsmodellen von Piaget, Kohlberg und Kegan. Resultate einer Studie belegen eine statistisch signifikante Überlegenheit der entwicklungstherapeutischen Intervention in Bezug auf mehrere abhängige Variablen.
Re-Analyse der VDS-Persönlichkeitsdiagnostik
Lukas Hofherr, München (Germany)
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Lukas Hofherr, München (Germany)
Die korrelativen Analysen bestätigen weitestgehend die Forschungsergebnisse vorangegangener Studien. Des Weiteren zeigt sich, dass Angst und Frustrationen von Selbstbedürfnissen im Kindes- und Jugendalter Prädikatoren für die Ausprägung dysfunktionaler Persönlichkeitszüge im Erwachsenenalter darstellen. Zusätzlich zu dem aus 90 Items bestehenden VDS30-Fragebogen „dysfunktionale Persönlichkeitszüge“ wurde eine Checkliste mit Beschreibungen der betreffenden Persönlichkeitszüge erstellt, die die Vor- und Nachteile aufzeigt. Auf einer Skala von 0 bis 3 konnte der Proband bzw. die Probandin einschätzen, wie sehr dieser Persönlichkeitszug auf ihn bzw. sie zutrifft. Die Untersuchung der methodischen Konzeption der Checkliste Persönlichkeitsstile lässt schlussfolgern, dass es sich hierbei um ein geeignetes Instrument zur erweiterten Erfassung (dysfunktionaler) Persönlichkeitszüge bei nicht-klinischen Populationen handelt, weshalb sie einen Mehrwert als Erweiterung des VDS darstellt.
Biographie und Krankheit – eine empirische Studie zur Lebens- und Krankheitsgeschichte
Serge Sulz, München (Germany)
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Serge Sulz, München (Germany)
Die vorliegende explorative Studie beschäftigte sich mit der Frage, inwieweit bestimmte Variablen aus der Biographie von Patienten als determinierende Einflussgrößen für die Entstehung einer psychischen Störung identifiziert werden können. Dazu wurden die Aussagen von 100 Patienten einer psychotherapeutischen Ambulanz zu 67 Kernvariablen des Fragebogens zur Lebens- und Krankheitsgeschichte (VDS1) von Sulz (1999) einer qualitativen Inhaltsanalyse unterzogen. Die qualitative Auswertung ergab über alle Kategorien hinweg ein hohes Ausmaß an Belastungen in der Kindheit der Patienten: Befriedigung und Frustration zentraler Bedürfnisse durch die primären Bezugspersonen, zentrale Angst- und Wutformen, Entwicklungsniveau, Eltern-Kind-Beziehung, Qualität der Beziehung der Eltern untereinander, Ausmaß an psychischer und sozialer Belastung der Eltern, Beziehungsqualität zu Geschwistern, Interaktionserfahrungen mit Erwachsenen und Gleichaltrigen in der Kindheit, elterlicher Ausdruck von Gefühlen, Art der Gefühle und Umgang der Patienten mit Gefühlen in der Kindheit, elterliche Reaktion auf die Gefühle des Kindes, Umgang der Eltern mit Leistungserwartungen, belastende Lebensereignisse. Die Patienten der vorliegenden Stichprobe weisen bezüglich aller genannten Faktoren ein deutlich erhöhtes Ausmaß an Belastungen auf, die als Hinwiese für das Vorliegen eines unsicheren Bindungsstils gelten und darüber die Entstehung psychischer Störungen determinieren. Die Häufigkeitsverteilung bezüglich der Angaben über Belastungen zu den einzelnen Variablen liegt zwischen 70 und 100 Prozent. Es liegen eindeutige Hinweise auf Erfahrungen von körperlichem und emotionalem Missbrauch in der Kindheit der Patienten vor, wie psychische und physische Vernachlässigung, körperliche und sexuelle Gewalt. Die Patienten beschreiben mit einer Häufigkeit von nahezu 100 Prozent gravierende aktuelle Beeinträchtigungen hinsichtlich Emotionsregulation, der Gestaltung interpersoneller Beziehungen und im Leistungsbereich. Es ist daher davon auszugehen, dass ein Zusammenhang zwischen Art und Ausmaß sowie subjektivem Erleben dieser Belastungen und der Entwicklung der jeweiligen psychischen Erkrankung bei den Patienten der vorliegenden Stichprobe besteht.
Entwickungsdiagnostik im Verhaltensdiagnostiksystem – eine empirische Studie
Veit-Uwe Hoy, Ohlsbach (Germany)
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Autor:in:
Veit-Uwe Hoy, Ohlsbach (Germany)
Vorgestellt wird das diagnostische Instrument „Entwicklungsstufe, VDS31“ aus dem Verhaltensdiagnostiksystem (VDS) der Strategisch-behavioralen Therapie (SBT). Gewonnene Daten geben Aufschluß über die Validität bzgl. der Regulation von Emotionen und sozialen Interaktionen mit jeweiligen Ressourcen und Defiziten; sie erweitern das Verstehen psychischen Funktionierens um den Aspekt des Entwicklungsniveaus und gestatten gleichsam die Formulierung daraus abzuleitender therapeutischer Konsequenzen. Das Instrument ist theoretisch fundiert auf den Entwicklungsmodellen von Piaget, Kohlberg und Kegan. Resultate einer Studie belegen eine statistisch signifikante Überlegenheit der entwicklungstherapeutischen Intervention in Bezug auf mehrere abhängige Variablen.