Das Symposium befasst sich mit Möglichkeiten, forensisch-psychiatrische Expertise in der Allgemeinpsychiatrie zu nutzen bzw. der Allgemeinpsychiatrie zur Verfügung zu stellen, um Gewaltstraftaten allgemeinpsychiatrischer Patienten zu verhindern. Im einleitenden Vortrag wird Prof. Henning Saß aus Aachen über das Verhältnis von Allgemein- und Forensischer Psychiatrie berichten und dabei insbesondere auch die Gemeinsamkeiten beider Fachgebiete bzw. die Notwendigkeit einer engen Kooperation betonen. Die weiteren Vorträge werden sich mit konkreten Präventionsprojekten befassen, wobei Frau Dr. Catharina Schmidt aus Zürich ein Projekt vorstellen wird, das den allgemeinpsychiatrischen Versorgungskliniken des Kantons Zürich forensisch psychiatrische Konsile zur Verfügung stellt. Frau Dr. Romy Schröter aus Hamburg wird über ein Projekt zur Behandlung von männlichen Borderline-Patienten mit impulsiv-aggressiven Verhaltensbereitschaften berichten. Im Rahmen eines Gruppenangebotes werden Strategien zur Emotionsregulation vermittelt und eine relevante klinische Versorgungslücke geschlossen. Abschliessend berichtet Prof. Dr. Joachim Nitschke aus Straubing über die Ansbacher forensisch-psychiatrische Präventionsambulanz, die als Modelleinrichtung für ähnliche Vorhaben gelten kann. Das Symposium soll interessierten Kollegen aus beiden Fachbereichen die Möglichkeit geben, über den eigenen Tellerrand zu schauen und zu Kooperation zwischen den oftmals auf demselben Gelände liegenden Kliniken motivieren. Ausserdem geht es darum, basale Risikomerkmale für delinquentes Verhalten kennenzulernen und Strategien zum Umgang mit ihnen vorzustellen.
Der forensisch-psychiatrische Konsildienst im Kanton Zürich
Catharina Schmidt, Zürich (Switzerland)
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Catharina Schmidt, Zürich (Switzerland)
Bei einem kleinen Teil der psychiatrischen Patienten kann ein erhöhtes Risiko für Gewaltanwendung verortet werden. Untersuchungen zeigen, dass einige dieser Patienten Jahre bevor sie aufgrund eines Deliktes forensisch-psychiatrisch untergebracht werden, mit dem allgemeinpsychiatrischen Versorgungssystem in Kontakt kamen. Dennoch sind Modelle zur Delikt- bzw. Gewaltprävention an der Schnittstelle zur Allgemeinpsychiatrie nur vereinzelt etabliert. Der forensisch-psychiatrische Konsildienst des Kantons Zürich verfolgt einen solchen präventiven Ansatz. Das Angebot ermöglicht dem allgemeinpsychiatrischen Versorgungssystem Zugang zu forensisch-psychiatrischer Expertise in Bezug auf Risikoeinschätzung und Risikomanagement einer herausfordernden Patientengruppe.
Ärger – Wut – Aggressionen (AeWA): ein ambulantes Versorgungskonzept zur Behandlung von Aggression und Gewalt bei Männern
Romy Schröter, Hamburg (Germany)
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Romy Schröter, Hamburg (Germany)
Impulsives und aggressives Verhalten ist mit diversen psychischen Erkrankungen wie emotional-instabilen, narzisstischen und antisozialen Persönlichkeitsstörungen assoziiert. Patienten dieser Kohorte weisen häufig ein ausgeprägtes Autonomiebedürfnis auf und vermitteln den Eindruck, ihren Alltag im Griff zu haben, während sie gleichzeitig dazu neigen, Probleme lediglich passiv anzugehen und/oder andere dazu zu bringen, diese für sie zu lösen. Die besagten Probleme (und insb. aggressive und gewalttätige Verhaltensmuster) stellen im stationären wie ambulanten Setting eine besondere klinische Herausforderung dar und werden häufig therapeutisch nicht adäquat adressiert. Dies kann beispielsweise durch Stigmatisierung und dem Schüren von Ängsten aggressives Verhalten gar begünstigen. Aufgrund von aggressivem Verhalten kommt es zudem häufig zu kurzfristigen disziplinarischen Entlassungen oder konflikthaften Eskalationen im Stationsalltag. Insgesamt besteht sowohl im stationären als auch im ambulanten Setting eine Versorgungslücke. Es mangelt an spezifischen psychotherapeutischen Angeboten, die Patienten Strategien zur Bewältigung von aggressivem Verhalten vermitteln können.
Ein Patientenkollektiv, an dem diese Versorgungslücke deutlich wird sind Männer mit Persönlichkeitsstörungen. Speziell für diese Patienten wurde ein gruppenpsychotherapeutisches Konzept entwickelt, welches hier vorgestellt werden soll: Die Ärger – Wut – Aggressions- Gruppe (AeWA). Das Konzept nimmt männliche Patienten mit Störung der Impulskontrolle in den Blick. Dabei wird auf emotionale und entwicklungspsychologische Kernbedürfnisse eingegangen und eine Vielzahl an kognitiven, behavioralen und emotionsfokussierten Techniken vermittelt. Diese sollen eine funktionale Emotionsregulation fördern und gleichzeitig das Auftreten von aggressiven Verhaltensweisen und das damit Verbundene Risiko der Straffälligkeit zu verringern.
Die Präventionsambulanz Ansbach: Modell zur Schließung einer allgemeinpsychiatrischen Versorgungslücke?!
Joachim Nitschke, Straubing (Germany)
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Joachim Nitschke, Straubing (Germany)
Bei vielen forensisch-psychiatrischen Patienten finden sich im Vorfeld mehrere allgemeinpsychiatrische Aufenthalte. In einem Großteil der Fälle hätte jedoch bereits im Zuge früherer Interventionen ein bestehendes Gewalt- und Delinquenzrisiko festgestellt und behandelt werden können. Gleichwohl betreffen diese Gefährdungsmomente nur einen kleinen Teil psychisch kranker Menschen. So weisen nur ca.3-5% der schizophrenen Patienten ein erhöhtes Risiko für Gewalttaten auf. Am Bezirksklinikum Ansbach wurde im Februar 2012 das Modellprojekt einer forensischen Präventionsambulanz implementiert sowie wissenschaftlich evaluiert. Das Ziel des Projektes war es, diese Hochrisikopatienten freiwillig in Behandlung zu bringen und damit eine Forensifizierung zu verhindern. Darüber hinaus stellt dies auch den besten Opferschutz dar. Aufgrund des Erfolgs dieses Projektes wurde die Etablierung derartiger Präventionsstellen gesetzlich in das Bayerische Psychisch-Kranken-Hilfe Gesetz aufgenommen. Mittlerweile wurden mehrere weitere Präventionsstellen geschaffen und es ist geplant, diese neue Therapieform landesweit anzubieten.