Raum:
A8 (Stream/on Demand)
Topic:
Wissenschaftliches Programm
Topic 19: Früherkennung, Prävention und Gesundheitsförderung
Format:
Symposium
Dauer:
90 Minuten
Besonderheiten:
Q&A-Funktion
Die COVID-19-Pandemie geht für Gesundheitspersonal vielfach mit großer Arbeitslast und Anpassungen einher, die ein Risiko für die psychische Gesundheit darstellen können. Die Projekte egePan und CEOsys des Nationalen Netzwerkes Universitätsmedizin (NUM) untersuchen daher u. a. die Auswirkungen der Pandemie auf die psychische Gesundheit von Gesundheitspersonal und entwickeln daraus Good-Practice-Lösungsansätze zur Pandemiebewältigung:
1. Im egePan-Netzwerk untersucht die PanMAG-Studie die psychische arbeitsbezogene Gesundheit von Gesundheitsfachkräften an deutschen Kliniken in der Pandemie, sowie Prädiktoren von Absentismus und Präsentismus und wahrgenommene Unterstützungsbedarfe.
2. Eine Studie am LMU Klinikum mit n=7.500 Teilnehmern zeigt, dass pandemiebedingte psychische Belastungen mit Hilfe eines skalierbaren Modells mit 5 Variablen und individueller Präzision vorhergesagt werden können. Darauf basierend konnte ein Prognosetool entwickelt werden, um das persönliche und teambasierte Risikoniveau zu monitoren und mit einem intuitiven Ampelansatz risikostratifizierte präventive Interventionen vorzuschlagen.
3. In der COVID-Intensiv-Studie wurden die psychische Belastung, Stressoren sowie Resilienzfaktoren von Gesundheitspersonal der Intensivmedizin erhoben und mit der Allgemeinbevölkerung verglichen. Dabei fand sich während der 1. Pandemiewelle im Vergleich zur deutschen Allgemeinbevölkerung vor der Pandemie eine höhere, jedoch während der 1. Pandemiewelle eine geringere psychische Belastung.
4. Das NUM CEOsys-Projekt erstellt u. a. „lebende“ Evidenzsynthesen zu psychischen Auswirkungen der Pandemie sowie entsprechenden Gegenmaßnahmen. Es wird eine aktuelle Metaanalyse zu Auswirkungen der Pandemie auf die psychische Gesundheit von Gesundheitspersonal vorgestellt anhand von Longitudinal- und wiederholten Querschnittstudien mit präpandemischen Daten. Außerdem wird eine Synthese zu verschiedenen Interventionen zur Resilienzförderung in dieser Population präsentiert.
zugeschaltet: Entwicklung und Validierung eines einfachen Instruments zur Vorhersage von pandemiebedingtem psychischem Stress bei Mitarbeitenden des Gesundheitswesens
Kristina Adorjan, München (Germany)
Ergebnisse der COVID-Intensiv-Studie zu psychischen Belastungen von Intensivpersonal in der Pandemie
Oliver Tüscher, Mainz (Germany)
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Autor:in:
Oliver Tüscher, Mainz (Germany)
Die COVID-19-Pandemie geht mit tiefgreifenden Änderungen im öffentlichen wie privaten Leben in Deutschland einher. Gesundheitspersonal ist dabei zusätzlich besonderen Belastungen ausgesetzt. In einer anonymen Querschnittsbefragung sollten die psychische Belastung, Resilienz, Absentismusneigung sowie assoziierte Faktoren in der COVID-19-Pandemie identifiziert werden. Unter einer nicht zufallsverteilten Stichprobe von Mitarbeitenden des Gesundheitswesens wurden in der ersten Welle der Pandemie Daten zu Soziodemographie, beruflicher Situation, Kontakt zu COVID-19-Patient*innen, psychischen Belastungen, Stressoren, Resilienz sowie Risiko- und Schutzfaktoren erhoben. Ein Vergleich mit Daten der Allgemeinbevölkerung in Deutschland vor und während der COVID-19-Pandemie wurde durchgeführt. Ergebnisse. Nach der Auswertung 650 beantworteter Fragebögen fand sich im Vergleich zur deutschen Allgemeinbevölkerung vor der Pandemie eine höhere, im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung während der Pandemie eine geringere psychische Belastung. Die Resilienz wurde etwas höher als in der Allgemeinbevölkerung vor und während der Pandemie eingeschätzt. COVID-19-bezogene Stressoren und Sorgen waren die wichtigsten Risikofaktoren, Selbstwirksamkeit und Optimismus die wichtigsten Schutzfaktoren. Die psychische Belastung korrelierte moderat mit dem Wunsch nach Berufswechsel und der Absentismusneigung. Psychische Belastung von Gesundheitspersonal während der COVID-19-Pandemie geht mit einer verstärkten Neigung einher, sich krank zu melden. Um Gesundheitspersonal zu unterstützen, sollten besonders belasteten Gruppen Interventionen angeboten werden, die Schutzfaktoren wie Selbstwirksamkeit und Optimismus trainieren. Nervenarzt 2021, 92:579–590.