Autor:in:
Martin Schäfer, Essen (Germany)
Die Bipolare Störung gehört zu den psychiatrischen Kernerkrankungen. Die Lebenszeitprävalenz der Bipolar-I Störung liegt zwischen 1,3-1,8% und der Bipolar-II Störung bei ca. 1%. Während somit bis zu 2% der Bevölkerung an einer Bipolaren Störung leiden, sind bis zu 5% von einer Störung aus dem bipolaren Spektrum betroffen, welche ebenfalls durch signifikante Stimmungsschwankungen charakterisiert sind. Trotz der erheblichen Folgen fehlt es oft an detailliertem Spezialwissen, so dass es häufig erst nach vielen Jahren zu einer richtigen Diagnosestellung kommt und eine spezifische Behandlung eingeleitet werden kann. Das ist von großer Bedeutung, da sich die Therapien für unipolar depressive Erkrankungen und Bipolare Störungen unterscheiden. Der Vortrag gibt anhand neuer Publikationen und Entwicklungen sowie der S3-Leitlinie mit dem update 2019 eine Übersicht über wichtige Aspekte der Diagnostik, der Einteilungen und Unterteilungen von Bipolaren Störungen. Differentialdiagnosen sowie die Häufigkeit und Bedeutung psychiatrischer und somatischer Komorbiditäten für den Krankheitsverlauf werden erläutert. Entgegen der immer noch gebräuchlichen ICD-10 werden in der ICD-11 und der DSM-5 neben der Bipolar-I-Störung, die Bipolar-II-Störung sowie die zyklothyme Störung als eigene Krankheitsbilder aufgeführt. Neu hinzugekommen sind die Substanz- bzw. Medikamenteninduzierten und verwandten Störungen sowie Bipolare und verwandte Störungen aufgrund eines anderen medizinischen Krankheitsfaktors. Neben den klinischen Klassifikationen werden in Zukunft Biomarker gebraucht, die früher als bisher eine Diagnose ermöglichen und helfen, spezifische Subgruppen zu definieren. So gibt es Hinweise für genetische definierte Subtypen, als auch durch immunologische Veränderungen gekennzeichnete Krankheitsphasen, die dann Hinweise auf mögliche spezielle Therapien wie den Einsatz von antientzündlichen Medikamenten geben könnten. Neben dem aktuellen Stand der Forschung zu Biomarkern und Prädiktoren werden Risiko- und Einflußfaktoren auf die Entwicklung der Bipolaren Störung und ihr möglicher Einfluß auf den Langzeitverlauf der Erkrankung dargestellt.
Literatur
• S3-Leitlinie zur Diagnostik und Therapie Bipolarer Störungen. Herausgeber: Bauer, M., Pfennig, A., Schäfer, M., Falkai, P. (Hrsg.). 2. Auflage. Springer-Verlag Berlin Heidelberg, ISBN 978-3-662-61152-4
• Schäfer M., Correll CU. Diagnostik und Früherkennung bipolarer Störungen. Der Nervenarzt 2020, 91(3), 207-215