Autor:in:
Ulrich Voderholzer, Prien am Chiemsee (Germany)
Methodik: In dem Vortrag soll in dem Vortrag soll der State of the Art der Pharmakotherapie, d.h. gegenwärtige Leitlinienempfehlungen sowie ein Update zu allen wichtigen neuen therapeutischen Entwicklungen, d.h. neuen medikamentösen Ansätzen, Hirnstimulationsverfahren, körperorientierten Therapien und auch neuen psychotherapeutischen Ansätzen präsentiert werden. Je nach Stand des Revisionsprozesses der S3-Leitlinie Zwangsstörungen werden Änderungen von Leitlinienempfehlungen vorgestellt.
Ergebnisse: In der Pharmakotherapie der Zwangsstörungen gibt es keine wesentlichen neuen Erkenntnisse seit vielen Jahren. Wenn eine Pharmakotherapie indiziert ist, sind SSRI die Medikamente der ersten Wahl, Clomipramin Medikament der zweiten Wahl. Bei Therapieresistenz gibt es verschiedene Strategien, u.a. atypische Neuroleptika, Versuche mit höheren Dosierungen oder Kombination mit Clomipramin. Neuere medikamentöse Therapieansätze weisen bislang keine ausreichend hohe Evidenz aus kontrollierten Studien auf, um sie für die Therapie von Zwangsstörungen empfehlen zu können. Bezüglich Hirnstimulationsverfahren ist in vergangenen Jahren die Evidenz stark gewachsen, so dass insbesondere Tiefe Hirnstimulation bei dokumentierter Therapieresistenz auf Standardtherapien als letzte Therapieoption bei schwerer und therapieresistenter Ausprägung eine Option darstellt. Zu den wichtigen Neuentwicklungen in der Therapie zählen intensivere Expositionsformate, z.B. in Blockform bzw. massierter Form, die sich mittlerweile in Studien in Skandinavien als kurz- und langfristig sehr wirksam erwiesen haben. Auch bezüglich neuerer psychotherapeutischer Ansätze aus der „Dritte Welle“ der Verhaltenstherapie gibt es eine wachsende Evidenzlage, jedoch keine Überlegenheit gegenüber KVT mit Exposition.
Fazit: Pharmakotherapie und andere biologische Therapieverfahren bleiben für einen typischen Patienten mit Zwangsstörungen zweite Wahl, die wirksamste Therapie ist KVT mit Exposition.
Literatur:
Grassi et al. (2018). Current and up-and-coming pharmacotherapy for obsessive-compulsive disorder in adults. Expert opinion on pharmacotherapy, 19(14), 1541-1550.
Hohagen, et al. (Hrsg) (2015). S3-Leitlinie Zwangsstörungen. Springer-Verlag, Berlin, Heidelberg.
Skapinakis et al. (2016). Pharmacological and psychotherapeutic interventions for management of obsessive-compulsive disorder in adults: a systematic review and network meta-analysis. The Lancet Psychiatry, 3(8), 730-739.