Home Treatment (HT), als psychiatrische Akutbehandlung im häuslichen Umfeld der Patienten mit akuten psychischen Beschwerden, alternativ zum stationären Aufenthalt in einer psychiatrischen Klinik, ist eine der Möglichkeiten, welche die Psychiatrie derzeit in verschiedenen europäischen Ländern als anbietet. Es handelt sich um eine Antwort auf die Bedürfnisse des einzelnen Patienten, aber auch auf die strukturellen und wirtschaftlichen Anforderungen, welche die sich in ständiger Anpassung befindlichen Gesundheitssysteme an Versorgungsstrukturen stellen.
Auf welche Bedürfnisse reagiert HT tatsächlich, sowohl klinisch als auch institutionell und wirtschaftlich? Und unter welchen Bedingungen und in welchen Situationen stellt diese Behandlungsform wirklich die beste Option dar?
Das Versorgungsmodell ist durch ein therapeutisches Setting, das sich an ganz an den individuellen Bedürfnissen des Patienten orientiert und durch die Einbettung der Behandlung in den familiären und sozialen Kontext charakterisiert. Nicht unbeachtet sollte ein eventueller Einfluss dieser Veränderung des Behandlungssettings auf die Stigmatisierung der psychiatrischen Behandlung und der Patienten bleiben.
In der Schweiz wurde das Model von Home Treatment in mehreren Regionen auf unterschiedliche Weise umgesetzt, wobei grundsätzliche Element bei allen Angeboten vorkommen: Interdisziplinarität, Erreichbarkeit des Teams während 24 Stunden, zeitliche Begrenztheit der therapeutischen Intervention etc.
Der Vergleich der verschiedene Modelle (Region Aargau, Baselland, Tessin...) im Rahmen des Symposiums ermöglicht Herausforderungen, Schwierigkeiten und Chancen zu erkennen, zu diskutieren und soll helfen das Versorgungsmodell weiter zu entwickeln. Die verschiedenen Angebote wurden oder werden wissenschaftlich quantitativ und teilweise qualitativ evaluiert und diesbezügliche Ergebnisse werden in den Vorträgen präsentiert.
abgesagt: Wer profitiert von Hometreatment? Konzeptuelle Varianten und Evaluationsergebnisse aus der deutschsprachigen Schweiz
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In Ergänzung zu ambulanten, teilstationären (tages-/nachtklinischen) und stationären Versorgungssettings etablieren sich seit einigen Jahren in zunehmendem Ausmass mobile aufsuchende psychiatrische Angebote in der Schweiz. Bis heute existieren jedoch keine schweizweit einheitlichen gesetzlichen Grundlagen und Leitlinien für die Implementierung, Umsetzung und Finanzierung von Hometreatment, Intensive Case Management, Assertive Community Treatment oder anderen mobilen Behandlungsformen. Dies erschwert die Einführung dieser Versorgungsansätze, erfordert in der Regel eine Konzipierung im Rahmen eines Modellprojekts und eine individuelle Aushandlung der Finanzierung mit den regionalen Kostenträgern. Während besonders aus dem angelsächsischen Sprachraum fundierte wissenschaftliche Evidenz zur den Effekten von aufsuchenden Angeboten verfügbar ist (vergleichbare klinische Wirksamkeit und soziale Inklusion mit stationärer Behandlung, geringere stationäre Behandlungszeiten, Wiederaufnahmeraten und Behandlungsabbrüche, höhere Zufriedenheit und geringere Belastungen bei Patienten und Angehörigen sowie höhere Kosteneffektivität), sind in der Schweiz erst seit wenigen Jahren Studienergebnisse zu Modellprojekten vorhanden. In diesem Beitrag werden nebst Beispielen für einige Hometreatment-Konzepte Ergebnisse aus Evaluationsstudien vorgestellt.
Bettenreduktion durch Hometreatment: Ergebnisse aus der quantitativen Hometreatment-Studie aus dem Tessin
Rafael Traber, Castagnola (Switzerland)
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Autor:in:
Rafael Traber, Castagnola (Switzerland)
Im Jahr 2016 wurde in der Kantonale Psychiatrischen Klinik des Kantons Tessin eine psychiatrische Akutstation mit 16 Betten geschlossen und die dadurch gewonnen personellen Ressourcen für eine Acute Hometreatment in der Region Bellinzona mit 16 Plätzen zur Verfügung gestellt.
Das neue therapeutische Angebot wurde während mehreren Jahren durch ein quasi-experimentelles Studiendesgin bezüglich quantitativer, qualitativer und ökonomischer Aspekte untersucht.
Im Vortrag wird das neue therapeutische Angebot und die wissenschaftliche Studie mit ersten Ergebnissen bezüglich klinischem Erfolg vorgestellt.