Raum:
Saal London 1
Topic:
Wissenschaftliches Programm
Topic 27: Geschichte und Kulturwissenschaften
Format:
Symposium
Dauer:
90 Minuten
Besonderheiten:
Q&A-Funktion
Das Symposium widmet sich verschiedenen Aspekten der Psychiatrie in der DDR und ist eine Fortsetzung der in den letzten Jahren durchgeführten Veranstaltungen. Die interdisziplinäre Besetzung ermöglicht unterschiedliche Denk- und Forschungsansätze und versteht sich als Annäherungsversuch an eine vielschichtige Thematik.
Zunächst wird die Stellung der Psychiatrie innerhalb des staatlichen Gesundheitswesens untersucht, wobei vor dem Hintergrund der Gesundheitspolitik auf grundsätzliche Probleme des Fachgebiets in der DDR fokussiert werden soll.
Im Weiteren wird die Entwicklung der klinischen Psychologie betrachtet, die sich in der DDR schon in den 1950ern in der Psychiatrie etablieren konnte. Nicht zuletzt aufgrund des Ärztemangels übernahmen Psychologen wichtige Aufgaben in der psychiatrischen Diagnostik wie auch Therapie. Der Vortrag charakterisiert die klinische Psychologie in der DDR im Vergleich zur Bundesrepublik aber auch der UdSSR und anderen Ostblickstaaten bis Ende der 1970er.
Ein weiterer Beitrag stellt die Abteilung für forensische Psychiatrie und Psychologie der Charité-Nervenklinik vor. Diese von Hans Szewczyk zwischen 1961 bis 1988 geleitete Einrichtung war in dieser Zeit maßgeblich für das Fachgebiet innerhalb der DDR und entfaltete in Zusammenarbeit mit Juristen, insbesondere am Obersten Gericht der DDR, eine beträchtliche gesellschaftliche Wirkung.
Entsprechend der längst überfälligen Forderung, den historischen Umgang mit der Staatssicherheit und der für sie tätigen Inoffiziellen Mitarbeiter (IM) nicht an einer verengten Apparat- und Institutionengeschichte auszurichten, wird abschließend an Beispielen aus psychiatrischen Einrichtungen in der DDR das Handeln von IMs untersucht und dessen konkrete Auswirkungen auf Personen und Institutionen beleuchtet.
abgesagt: Politik und Psychiatrie in der DDR
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Gesundheitspolitik und Psychiatrie in der DDR der achtziger Jahre
In den 1980er Jahren nahmen Konflikte zwischen der machthabenden SED und der DDR-Gesundheitsverwaltung zu. Der Mangel war im Gesundheitswesen allgegenwärtig. Es fehlte an Verbrauchsmaterialien, Medikamenten und technischen Geräten. Der bauliche Zustand der Kliniken war teils katastrophal. Medizinisches Personal ging in den Westen. Die SED befürchtete, dass sich ohne qualitative Änderungen innerhalb des Gesundheitswesens die Sozialpolitik der Partei nicht durchsetzen ließe. Führende Gesundheitspolitiker kritisierten mangelnde ideologische Voraussetzungen innerhalb der Ärzteschaft, Gesundheitsministerium und Fachgesellschaften, und setzten auf verstärkte politische-ideologische Arbeit. Positionen in der Verwaltung wurden neu besetzt. Gleichzeitig gab es Paradigmenwechsel beim Umgang mit "bürgerlichen" Ärzten oder bei Studienzulassungen. Die Probleme blieben, Gehaltserhöhungen oder Hausarztbeschluss fruchteten nicht, die Versorgungslage der Menschen blieb schlecht. Berichte über „kritische Diskussionen“ innerhalb der Medizin, über „medizinisch kaum vertretbare Behelfslösungen“ oder über erhebliche Forschungsdefizite waren der Staats- und Parteiführung bekannt. Unter den ökonomischen Zwängen sah sich das Gesundheitsministerium zunehmend zu Lösungsvorschlägen, darunter auch einem Abbau von sozialen Leistungen, gezwungen.
Besonders spiegelte sich die Misere des Gesundheitswesens innerhalb der psychiatrischen Versorgung ab. Bauliche Zustände und Inneneinrichtungen psychiatrischer Kliniken galten auch unter den Verantwortlichen in der DDR Ende der 80er Jahre als menschenunwürdig. Der Beitrag befasst sich mit der Stellung der Psychiatrie innerhalb der DDR-Mangelversorgung. Er zeigt die grundsätzlichen Grenzen der Psychiatrie vor dem Hintergrund der DDR-Gesundheitspolitik in den letzten Jahren der DDR.
abgesagt: "Label IM" – wissenschaftshistorische Forschung zu Inoffiziellen Mitarbeitern am Beispiel der Psychiatrie
abgesagt: Zwischen Psychopathologie und Strafjustiz: die gerichtspsychiatrische Abteilung der Charité-Nervenklinik 1960-1980
abgesagt: Klinische Psychologie in der DDR – „Vorkämpferin fürs Kollektiv?"