Gefühle tragen maßgeblich dazu bei, dass wir Menschen als soziale und (mit)fühlende Wesen bezeichnet werden können. Wir regulieren unser Zusammenleben basierend auf einem Repertoire von über 400 Gefühlen. Diese Differenzierung ist ein Anpassungsvorteil, da Studien zeigen, dass emotionale Feinkörnigkeit (granularity) mit psychischer Gesundheit korreliert. Die Evolution hat positive und negative Gefühle geformt, wobei bei den negativen Gefühlen die Schattenseite (Trade-off) zu dominieren scheint. Allerdings sind auch negative Gefühle adaptiv und können wesentlich zum Funktionieren von Beziehung und Gesellschaft beitragen. Wie kann das sein? Dieser Frage wird im Symposium nachgegangen.
Im ersten Plädoyer widmet sich U. Schweiger den Emotionen Neid und Eifersucht. Diese Emotionen ergeben sich aus der großen Bedeutung sozialer Netzwerke und der Notwendigkeit von Gerechtigkeit, Fairness und stabilen Beziehungen. Das Bewusstsein, dass eigenes Handeln bei wichtigen Personen im Umfeld diese Emotionen auslösen kann, ist ein wichtiges Korrektiv; es wäre verkehrt, ausschließlich das mögliche destruktive Potential dieser Gefühlen zu sehen.
Anschließend plädiert E.L. Brakemeier dafür, Wut als ein wertvolles Signal der Ungerechtigkeit wahrzunehmen. Wenn es gelingt, Wut verträglich und klar zu kommunizieren, statt diese unkontrolliert auszuagieren oder innerlich anzustauen, kann sie Energie und Lebendigkeit wecken und als Impulsgeber für selbstwirksame Veränderung dienen gemäß des Zitats von A. Gandhi: Nutze Deine Wut weise. Lass sie Dir helfen, den Weg der Liebe und Wahrheit zu finden.
H.-L. Kröber adressiert abschließend die Bosheit. Es geht nicht um eine Verteidigung des schlechthin Bösen, wohl aber um eine verstehende Beschreibung der wohldosierten Bosheit, der Malice, die in ihrer aggressiven, verletzenden Form eine durchaus aufklärerische, desillusionierende Wirkung haben kann – zu illustrieren an großen Werken der Literatur wie „Gefährliche Liebschaften“.