Psychische Erkrankungen werden auch heute noch im wesentlichen nach klinischen Gesichtspunkten diagnostiziert und behandelt. Apparative und Labordiagnostik werden dabei im wesentlichen zur Ausschlussdiagnostik körperlicher Erkrankungen eingesetzt. In den letzten Jahren werden apparative und Laborverfahren aber zunehmend auch auf ihre Anwendung im Rahmen einer personalisierten Medizin untersucht. Im vorliegenden Symposium soll der aktuelle Stand der Bedeutung apparativer und Laborverfahren für die Diagnostik und Behandlung psychischer Erkrankungen vorgestellt werden. Als Beispiele für apparative Verfahren werden Oliver Pogarell neurophysiologischer Verfahren in Diagnostik, Verlauf und Therapie psychischer Erkrankungen und Oliver Gruber bildgebende Verfahren im Rahmen von Ausschlussdiagnostik und der Entwicklung personalisierter Therapieansätze vorstellen. Dominique Endres wird einen Überblick über die Bedeutung der Liquordiagnostik bei Psychose- und anderen psychischen Erkrankungen und Stefan Unterecker über die Bedeutung des Therapeutischen Drug Monitorings und pharmakogenetischer Untersuchungen für die medikamentöse Behandlung depressiver Erkrankungen als Beispiele für Laborverfahren geben. Psychische Erkrankungen sind Erkrankungen des Gehirns. Der Fortschritt apparativer und Laborverfahren eröffnet zunehmend Optionen diese Vwerfahren nicht nur zum Ausschluss körperlicher Erkrankungen, sondern auch für die Entwicklung personalisierter Therapien einzusetzen. Voraussetzung sind die Möglichkeiten und Grenzen der Verfahren zu kennen. Das vorliegende Symposium will hierzu einen Beitrag leisten.
zugeschaltet: Bildgebende Diagnostik in der Psychiatrie: mehr als nur Ausschlussdiagnostik?
Oliver Gruber, Heidelberg (Germany)
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Autor:in:
Oliver Gruber, Heidelberg (Germany)
Einleitung:
Traditionell findet hirnbildgebende Diagnostik in der Psychiatrie nahezu ausschließlich im Rahmen des Ausschlusses von im engeren Sinne organischen Ursachen Verwendung. Bei den hierbei verwendeten Verfahren handelt es sich üblicherweise ebenfalls fast ausschließlich um Verfahren der strukturellen Hirnbildgebung. Andererseits finden inzwischen seit mehreren Jahrzehnten viele weitere, auch funktionelle hirnbildgebende Untersuchungen umfangreich Anwendung in der psychiatrischen Forschung. In letzter Zeit werden zunehmend Ansätze verwirklicht, diese Verfahren translational in die klinische Anwendung zu überführen.
Methode:
In diesem Vortrag werden kurz Aspekte der hirnbildgebenden Diagnostik im Rahmen der organischen Ausschlussdiagnostik in der Psychiatrie zusammengefasst. Anschließend werden anhand von Beispielen aus der modernen neurofunktionellen Bildgebung aktuelle Entwicklungen hin zu einer präzisionsmedizinischen hirnbildgebenden Diagnostik in der Psychiatrie skizziert.
Ergebnisse:
Moderne Methoden der funktionellen Hirnbildgebung erlauben bereits heute beispielsweise die Identifizierung pathophysiologischer Subtypen von rezidivierenden depressiven Störungen anhand spezifischer Hirnbildgebungsmarker. Ergebnisse multizentrischer konfirmatorischer Studien im BMBF-geförderten Forschungsnetz für psychische Erkrankungen werden vorgelegt und diskutiert. Diese Ergebnisse finden bereits Anwendung im Rahmen einer präzisionsmedizinischen Diagnostik neuropathophysiologischer Veränderungen beim individuellen Patienten, welche eine gezieltere Auswahl etablierter antidepressiver Therapieverfahren ermöglicht und dadurch bereits Behandlungserfolge weiter verbessert. Die hirnbildgebende Diagnostik in der Psychiatrie erschöpft sich somit keinesfalls nur in der organischen Ausschlussdiagnostik, sondern stellt bereits heute einen vielversprechenden präzisionsmedizinischen Ansatz in der Psychiatrie dar.
zugeschaltet: Klinische Bedeutung von therapeutischem Drug Monitoring und CytochromP450-Genetik bei der Behandlung depressiver Erkrankungen
Stefan Unterecker, Würzburg (Germany)
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Autor:in:
Stefan Unterecker, Würzburg (Germany)
Affektive Erkrankungen gehören zu den häufigsten psychischen Krankheitsbildern. Sie manifestieren sich erstmals häufig bereits im Jugend- oder jungen Erwachsenenalter und können mit Medikamenten aus der Klasse der Antidepressiva erfolgreich behandelt werden. Allerdings ist bei einer psychopharmakologischen Behandlung mit Antidepressiva neben der antidepressiven Wirklatenz zu berücksichtigen, dass es bei einer relevanten Anzahl von Patientinnen und Patienten zu einer (Pseudo)-Therapieresistenz kommt. Umso wichtiger ist es, im Rahmen eines individualisierten psychopharmakologischen Behandlungsansatzes neben dem Einsatz von Therapeutischem Drug Monitoring im Verlauf der Psychopharmakotherapie idealerweise bereits vor Behandlungsbeginn sich mit der Metabolisierung der Arzneistoffe auseinanderzusetzen und bei CYP2C19 bzw. CYP2D6 Substraten eine entsprechende pharmakokinetische Genotypisierung zu erwägen. Dadurch lässt sich die Wahrscheinlichkeit von Therapie-Response maximieren und das Risiko von unerwünschten Arzneimittelwirkungen bzw. Toxizität minimieren.