Autor:innen:
Daniel Scharfenberg, Köln (Germany)
Ann-Katrin Schild, Köln (Germany)
Yasemin Göreci, Köln (Germany)
Josef Kessler, Köln (Germany)
Kim Klein, Köln (Germany)
Gereon R. Fink, Köln (Germany)
Christiana Franke, Berlin (Germany)
Frank Jessen, Köln (Germany)
Clemens Warnke, Köln (Germany)
Franziska Maier, Köln (Germany)
Viele Menschen berichten lange Zeit nach der akuten COVID-19-Erkrankung über vielfältige neurologische und psychiatrische Symptome. Dazu zählen v.a. eine Fatigue-Symptomatik sowie Konzentrations- und Gedächtnisprobleme. Die Forschung hat sich bisher v.a. auf hospitalisierte Erkrankte konzentriert. Obwohl dieses als „post-COVID-19“ bezeichnete Syndrom auch bei Personen auftritt, die während der akuten Erkrankung milde Symptome zeigten, gibt es für diese Gruppe bisher meist nur kognitive Screenings und keine ausführliche neuropsychologisches Profilbeschreibung.
Frühestens 3 Monate nach einer akuten COVID-19-Erkrankung mit mildem Verlauf absolvierten N=39 Patient*innen (16 m, 23 w; M=45.47 Jahre [SD=8.92, min = 29, max = 64]) der Uniklinik Köln, die Hilfe aufgrund von subjektiven kognitiven Beeinträchtigungen oder Fatigue suchten, eine ausführliche neuropsychologische Testung. Diese umfasste die kognitiven Domänen Aufmerksamkeit, Exekutivfunktionen, Lernen und Gedächtnis, Sprache sowie Visuokonstruktion. Zudem füllten sie Fragebögen zu Depressions-, Angst- und Fatigue-Symptomatik, Schlafqualität, Tagesschläfrigkeit und dem allgemeinen Gesundheitszustand aus.
Knapp 70% der getesteten Personen zeigten das Profil einer leichten kognitiven Störung. Bei ca. der Hälfte dieser Personen konnte eine kognitive Beeinträchtigung in mehr als einer Domäne festgestellt werde. Besonders betroffen waren die Domänen Aufmerksamkeit, Exekutivfunktionen sowie Lernen und Gedächtnis. In diesen Bereichen berichten Betroffene häufig auch subjektiv von Beeinträchtigungen. Es zeigt sich kein unmittelbarer Zusammenhang zwischen dem kognitiven Profil und einer Depressions- oder Fatigue-Symptomatik.
Nach milden COVID-19-Verläufen kann eine post-COVID-19-Symptomatik entstehen, die die kognitive Leistung beeinträchtigt. Häufig lassen sich subjektive Beeinträchtigungen tatsächlich objektivieren. Depressions- und Fatiguesymptomatiken als Erklärung für die kognitiven Defizite scheinen zu kurz zu greifen.