Ansteigende Meeresspiegel, extreme Wetterlagen, Dürren, Überschwemmungen, Waldbrände in immer schnellerer Abfolge – das sind die Folgen des Klimawandels. Unsere Umwelt, von der wir leben, wird zu einem unsicheren Ort. Die psychischen Folgen sind Verunsicherung, ein Gefühl von Hilflosigkeit oder Angst. Im Englischen hat sich der Begriff „Eco-Distress“ etabliert – er beschreibt das Spektrum an stressabhängigen emotionalen Reaktionen auf das Wissen um und das Erleben des Klimawandels. Die psychischen Reaktionen auf den Klimawandel können dabei auch zu psychischen Störungen werden. Betroffen sind besonders junge Menschen aber auch vulnerable Gruppen, zu denen Menschen mit psychischen Vorerkrankungen gehören. Mit welchen psychischen Folgen wir als Psychiater*innen und Psychotherapeut*innen in den nächsten Jahren zu rechnen haben, warum Klimaschutz gleichzeitig Schutz der psychischen Gesundheit bedeutet und wie psychotherapeutische Skills helfen können, die Öffentlichkeit über den Klimawandel aufzuklären und zum Umdenken zu motivieren, wollen wir in diesem Diskussionsforum besprechen. Das Diskussionsforum flankiert die Gründung der DGPPN-Task Force “Klima und Psyche”.
Psychische Erkrankungen werden auch heute noch im wesentlichen nach klinischen Gesichtspunkten diagnostiziert und behandelt. Apparative und Labordiagnostik werden dabei im wesentlichen zur Ausschlussdiagnostik körperlicher Erkrankungen eingesetzt. In den letzten Jahren werden apparative und Laborverfahren aber zunehmend auch auf ihre Anwendung im Rahmen einer personalisierten Medizin untersucht. Im vorliegenden Symposium soll der aktuelle Stand der Bedeutung apparativer und Laborverfahren für die Diagnostik und Behandlung psychischer Erkrankungen vorgestellt werden. Als Beispiele für apparative Verfahren werden Oliver Pogarell neurophysiologischer Verfahren in Diagnostik, Verlauf und Therapie psychischer Erkrankungen und Oliver Gruber bildgebende Verfahren im Rahmen von Ausschlussdiagnostik und der Entwicklung personalisierter Therapieansätze vorstellen. Dominique Endres wird einen Überblick über die Bedeutung der Liquordiagnostik bei Psychose- und anderen psychischen Erkrankungen und Stefan Unterecker über die Bedeutung des Therapeutischen Drug Monitorings und pharmakogenetischer Untersuchungen für die medikamentöse Behandlung depressiver Erkrankungen als Beispiele für Laborverfahren geben. Psychische Erkrankungen sind Erkrankungen des Gehirns. Der Fortschritt apparativer und Laborverfahren eröffnet zunehmend Optionen diese Vwerfahren nicht nur zum Ausschluss körperlicher Erkrankungen, sondern auch für die Entwicklung personalisierter Therapien einzusetzen. Voraussetzung sind die Möglichkeiten und Grenzen der Verfahren zu kennen. Das vorliegende Symposium will hierzu einen Beitrag leisten.
In dem Symposium sollen relevante und aktuelle Themen der Psychotherapie und ihrer generellen Bedeutung in der Therapie und Versorgung psychiatrischer Erkrankungen aufgegriffen werden.
Psychotherapie wird heute bei den meisten psychischen Erkrankungen in den S3-Leitlinien empfohlen und ist in zahlreichen RCTs und Meta-analysen belegt. Es gibt aber auch zahlreiche kritische Aspekte wie methodische Schwächen früherer Studien, die fehlende Beachtung von Risiken und Nebenwirkungen und viele andere Aspekte, die eine Herausforderung für zukünftige Forschung darstellen. Darüber hinaus gibt es Versorgungsdefizite, die sich in der aktuellen Corona-Pandemie noch verstärkt haben. Mit der Änderung des Psychotherapeutengesetzes steht aktuell ein Wandel der Ausbildung von Psychotherapeuten bevor, der sich auch auf die Versorgung mit Psychotherapie auswirken könnte.
Prof. Rief wird sich in seinem Vortrag mit den Auswirkungen der Änderung des Psychotherapeutengesetzes befassen, im Rahmen dessen die Psychotherapieausbildung universitär wird.
Prof. Voderholzer befasst sich im Rahmen seiner Arbeitsgruppe an der LMU München mit den kurz- und langfristigen Wirksamkeit von Psychotherapie in Relation zu Pharmakotherapie sowie deren Kombination und stellt ein systematisches Review der Literatur sowie umfangreiche Analysen von Routinedaten vor, die erstmalig auf dem Kongress vorgestellt werden sollen.
Prof. Bernhard Strauß wird eine neue systematische Übersicht über die Erfassung von Nebenwirkungen in Psychotherapiestudien vorstellen und auf deren Bedeutung für die Praxis eingehen.
Die Zahl an Menschen mit Demenz steigt weltweit stark an. Bereits heute leben über 50 Millionen Menschen mit Demenz. Diese Zahl wird sich mit der demographischen Entwicklung bis zum Jahr 2050 verdreifachen. Effektive Behandlungsmöglichkeiten sind weiterhin nicht absehbar. Präventionsansätze werden deshalb intensiv ausgelotet. Wachsende Evidenz deutet hierbei insbesondere auf das Präventionspotential durch proaktives Management modifizierbarer gesundheits- und lebensstil-basierter Risikofaktoren für Demenz. Übergreifend deuten Studienergebnisse konsistent darauf hin, dass ein substanzieller Teil der Demenzfälle verhindert werden könnte, würden bestimmte modifizierbare Risikofaktoren eliminiert oder reduziert (u.a. Diabetes, Bluthochdruck, Adipositas, körperliche Inaktivität, Rauchen, Depressionen und niedrige Bildung). Beobachtete Rückgänge in den Neuerkrankungsraten an Demenz in westlichen Industrienationen liefern weitere Indizien dafür, dass Demenzprävention möglich ist: Tatsächlich wird eine geringere Demenzinzidenz in jüngeren Geburtskohorten hauptsächlich auf ein verbessertes Management von Herz-Kreislauf-Erkrankungen und bessere Bildungschancen zurückgeführt. In diesem Symposium nehmen wir die aktuelle Evidenz zu modifizierbaren Lebensstil- und Gesundheitsfaktoren zur Demenzprävention aus ganz unterschiedlichen Perspektiven in den Blick. Francisca Rodriguez von DZNE in Greifswald erörtert in einem übergreifenden Vortrag das Potenzial eines angereicherten Lebensumfelds im Sinne von enriched environment. Susanne Röhr, Leipzig/Dublin fokussiert auf soziale Determinanten von modifizierbaren Risikofaktoren und ordnet dabei eigene Daten in einen größeren Kontext ein. Alexander Pabst, Leipzig, zeigt, dass Hörminderungen einen Risikofaktor für Demenz darstellen. Ergänzt wird die Perspektive um einen Beitrag zur zeitlichen Abfolge subjektiver kognitiver Beschwerden und depressiver Symptomatik in der Frühphase der Alzheimer Erkrankung.
Die COVID-19-Pandmie stellt die Psychiatrie als "sprechendes" Fach, das auf der persönlichen Begegnung mit Hilfesuchenden beruht, vor große Herausforderungen. Innerhalb kurzer Zeit mussten Alternativen für Diagnostik, Beratung und Versorgung geschaffen werden, da die ergriffenen Maßnahmen auf eine größtmögliche Reduktion persönlicher Kontakte hinausliefen. Bereits früh lag nahe, dass ein großer Anteil der Personen, die in den psychiatrischen Versorgungsstrukturen Hilfe suchen, einem erhöhten Risiko, einen komplizieren bzw. tödlichen Verlauf von COVID-19 zu erleiden, ausgesetzt sein könnte, was eine strenge Beachtung der geltenden Regeln umso angezeigter erscheinen ließ. Telemedizinische und digitale Interventionen könnten geeignet sein, diese Lücke zu schließen. Von entscheidender Bedeutung sollte hierbei die frühe Identifikation von Patient*innengruppen sein, die von gezielten telemedizinischen bzw. digitalen Interventionen profitieren. Zudem wäre zu bestimmen, inwiefern die anhand digitaler Systeme gewonnen Daten mit unter "herkömmlichen" Bedingungen gewonnenen Befunden vergleichbar sind, um angemessene Konsequenzen für die telemedizinische Diagnostik, Beratung und Therapie zu entwickeln.
Das Symposium soll Ergebnisse einer longitudinalen Erhebungen zu Psychopathologie und Wohlbefinden infolge telemedizinischer psychiatrischer Erstgespräche am ZI aus dem Zeitraum Frühjahr 2020 bis Frühjahr 2021und einer entsprechenden Patient*innenbefragung, die Resultate einer Ecological Momentary Assessment (EMA) basierten Beobachtungsstudie bei Schizophrenie und Depression mit dem Ziel langfristige Stimmungsverläufe zu erfassen bündeln und unter Berücksichtigung von Daten zur Evaluation eines mobilen Trainings zum Umgang mit Gefühlen (EMI: Ecological Momentary Intervention) Möglichkeiten innovativer digitaler Interventionen unter Pandemiebedingungen diskutieren.
Suizide und Suizidversuche im Krankenhaus sind belastend. Das Symposium nimmt dieses Thema in den Fokus. Prof. Dr. Hermann Spießl (Landshut) berichtet über aktuelle Erkenntnisse zum Kliniksuizid in Deutschland. PD Dr. Ute Lewitzka (Dresden) befasst sich intensiv u.a. mit dem Thema Suizidprävention, das sie für den Bereich des Krankenhauses darstellt. Prof. Dr. Peter Brieger (München) hat mit Kollegen ein Konzept der Nachbesprechung nach Suizid im Krankenhaus entwickelt und publiziert, das sie vorstellen. Prof. Dr. Thomas Forkmann (Duisburg-Essen) hat u.a. mehrere Arbeiten zur Psychotherapie der Suizidalität verfasst und stellt diesbezügliche Konzepte dar. Ziel des Symposiums ist die bessere Kenntnis von Maßnahmen, um Kliniksuizide zu verhindern und im Bedarfsfall damit umzugehen.
Die schnelle Wirksamkeit von (Es)Ketamin zur Depressionsbehandlung ruft ein enormes Interesse von Patienten, Klinikern und Grundlagenwissenschaftlern hervor. In kaum einem anderen Feld der Psychiatrie gibt es eine so dynamische Entwicklung, aber auch so viele unrealistische Erwartungen und kommerziellen Wildwuchs. Es ist unbedingt notwendig, Kliniker besser über diese Behandlungsstrategie zu informieren und verlässliche Standards zu entwickeln. Auch in Deutschland wurden in den letzten Jahren umfangreiche Studien zu (Es-)Ketamin durchgeführt; in diesem Symposium wird der Stand der Forschung zusammengefasst und die aktuellen Befunde der beteiligten Gruppen präsentiert.
Zunächst fasst Prof. Claus Normann (Freiburg) das aktuelle Wissen zu den Wirkmechanismen von Ketamin in Abgrenzung zu den klassischen Antidepressiva zusammen. In wichtigen Studien konnten im letzten Jahr neue Anhaltspunkte dafür gefunden werden, an welche Strukturen Ketamin im Gehirn bindet (BDNF-Rezeptor, Untereinheiten des NMDA-Rezeptors auf Interneuronen) und wie seine antidepressive Wirksamkeit zustande kommt. Prof. Malek Bajbouj (Berlin) geht in seinem Beitrag auf die sich schnell entwickelnde klinische Studienlage zum Einsatz von (Es-)Ketamin beim Menschen und insbesondere darauf ein, welche Patienten davon profitieren könnten. Im Folgenden spricht Prof. Martin Walter (Jena) zu den Nebenwirkungen der Therapie und geht der Frage nach, in wie weit periphere und zentrale Nebenwirkungen antidepressiver Ketamininfusionen prädiktive Marker für die Wirksamkeit der Substanz sein können und zeigt dazu Befunde aus Klinik und Bildgebung. Abschließend geht PD Dr. Maria Gilles (Mannheim) auf die praktische, klinische Anwendung von (Es-)Ketamin bei therapieresistenten Depressionen ein. Sie wird die Indikationen und die mögliche klinische Standardisierung hinsichtlich Protokollen, Aufklärung, Durchführung und Überwachung vorstellen.
Die Versorgung von mehr als 3,5 Millionen pflegebedürftigen Menschen (818 000 davon vollstationär in Alten- und Pflegeheimen) sowie der erwachsenen Menschen mit geistiger Behinderung (Prävalenz von 0,5-1,8% in der Allgemeinbevölkerung n) stellt die haus- und fachärztlichen Versorger oft vor Herausforderungen. Sehr häufig sind neben der somatischen Multimorbidität auch psychische oder neurologische Erkrankungen die Ursache für die Pflegebedürftigkeit bzw. erschweren die Behandlung von für andere Menschen als Bagatellerkrankung geltende Beschwerden. In den vergangenen 1,5 Jahren standen die Betreuungs- und Pflegeeinrichtungen zusammen mit den dort versorgenden Haus-und Fachärzten vor der Herausforderung, Behandlung der Grunderkrankungen unter den besonderen Hygiene- und Kontaktbeschränkungen der Corona-Pandemie zu sichern. Hier haben Fachärzte für Psychiatrie und Psychotherapie (wie auch Neurologen bzw. Doppelfachärzte) einen bedeutenden Beitrag in der Versorgung geleistet indem sie dezentral und individuell Behandlung in der Lebensumgebung des Patienten und durch die Nutzung digitaler Kommunikationswege ermöglicht haben.
In einer Nationalen Demenzstrategie wurden Defizite in der Demenzversorgung offengelegt und Aufträge zur Entwicklung von passgenauen Versorgungselementen erteilt. In diesem Symposium geben wir Ihnen einen Überblick über die durch den Gesetzgeber angestoßenen Verbesserungen in der Diagnostik und Versorgung von Demenzpatienten und deren Angehörige insbesondere in ihrer Lebensumgebung. Weiterhin werden die Möglichkeiten und Entwicklungen der kooperativen Versorgung von Menschen in Pflegeheimen referiert – wir geben Hinweise zur Arbeitsorganisation und zu Abrechnungsmöglichkeiten auch für delegationsfähige Leistungen.
In einem weiteren Beitrag widmen wir uns der Betrachtung der Gruppe Erwachsener mit Intelligenzminderung. Wir zeigen anhand von Abrechnungsdaten in welchem Umfang und durch welche Leistungserbringer diese Patientengruppe versorgt wird.
Während der Corona-Pandemie war innerhalb kürzester Zeit eine vollständige Umstellung des Lehrbetriebs auf digitale Medien notwendig. Der digitalen Lehre hat dies "über Nacht" zu einem enormen Aufschwung verholfen. Nach drei Semestern im Netz liegen nun immer mehr Daten vor, wie diese Digitalisierung das Lernen verändert hat. Einige Innovationen scheinen sich zu halten, andere verschwinden wieder in Schreibtischschubladen. Dieses Symposium soll einen Überblick über die Veränderungen, Chancen und Misserfolge der digitalen Lehre geben und Spekulationen erlauben, welche digitalen Lehrmethoden auch in einer Zeit nach Corona noch sinnvoll genutzt werden.
Die Psychopathologie ist trotz aller Fortschritte in der Erforschung psychischer Erkrankungen bis heute für die Diagnostik psychischer Störungen unverzichtbar. Das im deutschen Sprachraum etablierte AMDP-System stellt einen wichtigen Standard für die Diagnostik und die Verlaufsbeurteilung psychischer Störungen dar und auch die DGPPN verweist in ihrer App Bezug auf das AMDP-System. Das Symposium widmet sich der Bedeutung der Psychopathologie in der Forschung, Lehre und klinischen Anwendung und möchte vor allem auch jüngere Kollegen/innen motivieren, sich mit der Psychopathologie als psychiatrischer Kernkompetenz und dem AMDP-System vertieft auseinanderzusetzen.
Der erste Vortrag zielt darauf ab, die bis heute in der klinischen Psychiatrie vorhandene Bedeutung der Psychopathologie herauszustellen. R. Bottlender (Lüdenscheid) wird sich in dem Vortrag mit der Notwendigkeit einer ebenso exakten wie differenzierten psychopathologischen Charakterisierung psychisch Kranker in der klinischen Versorgung und der psychiatrischen Forschung befassen. M. Jäger (Kempten) wird sich anschließend mit der Frage auseinandersetzen, ob die Kritik gerechtfertigt ist, dass Psychopathologie den Patienten schematisiert und nicht ausreichend auf den individuellen Menschen eingehe. Im dritten Vortrag wird B. Kis (Hattingen) auf die Implementierung des AMDP-Systems in den klinischen Alltag eingehen. Das AMDP-System ist oft Bestandteil der klinischen Basisdokumentationen, aber auch in der internen klinischen Weiterbildung und für diagnostische und therapeutische Entscheidungen findet es im klinischen Alltag breite Anwendung. Im letzten Vortrag von N. Dreimüller (Mainz) soll auch ein Blick auf den wichtigen Bereich der studentischen Lehre geworfen werden. Die Referentin wird zeigen, wie sich psychopathologisches Wissen vermitteln und sich das AMDP-System in der Lehre und Weiterbildung sinnvoll einsetzen lässt.
Nach konservativen Schätzungen wachsen in Deutschland etwa ein Drittel der Kinder und Jugendlichen mit mindestens einem Elternteil auf, der während des Elternseins an einer psychischen und Suchterkrankung leidet. Mit diesen elterlichen Erkrankungen geht ein erhöhtes Risiko der betroffenen Kinder und Jugendlichen für Entwicklungsprobleme, chronische Erkrankungen oder Kindeswohlgefährdung einher. Diese Familiensysteme stellen somit eine bedeutende Zielgruppe für den präventiven Kinderschutz dar.
Unter Federführung der DGKiM wurde durch ein repräsentatives Gremium aus 82 Fachgesellschaften (u.a. der DGPPN) und Organisationen aus Pädagogik, Jugendhilfe und Sozialer Arbeit, die S3 (+) Kinderschutzleitlinie im Februar 2019 verabschiedet. Die Kinderschutzleitlinie soll zum einen helfen, eine Kindesmisshandlung, -vernachlässigung und/oder einen sexuellen Missbrauch frühzeitig zu erkennen und festzustellen und zum anderen Ärzte und andere Fachkräfte aus dem Gesundheitswesen dabei unterstützen, fachlich qualifiziert mit diesen Anhaltspunkten für eine Kindeswohlgefährdung umzugehen.
Eine Kernbotschaft der Leitlinie ist es, dass der positiv prädiktive Wert für die Erkennung von Kindeswohlgefährdungen in Notaufnahmen durch ein Screening von Erwachsenen mit 0,91 deutlich höher liegt als über ein Screening der Kinder (0,03). So beinhaltet die Leitlinie u.a. Empfehlungen für Psychiater, um eine mögliche Kindeswohlgefährdung anhand der Belastungen der Eltern frühzeitig zu erkennen. Zudem verfolgt sie das Ziel, eine Vernetzung innerhalb des Gesundheitswesens und insbesondere mit der Kinder- und Jugendhilfe zu verbessern.
2020 wurde durch den DGKiM Arbeitskreis Prävention ein neuer Leitfaden für Fachkräfte im Gesundheitswesen für den Präventiven Kinderschutz bei Kindern psychisch und suchtkranker Eltern veröffentlicht. Bezugnehmend werden in diesem Beitrag frühzeitig (d.h. prä- und postnatal) ansetzende Handlungsmöglichkeiten aus der Perspektive der Gesundheitsberufe betrachtet. Im Zentrum der Betrachtung stehen dabei die Auswirkungen elterlicher psychischer und Suchterkrankungen auf die Kinder in unterschiedlichen Alters- und Entwicklungsphasen.
Kinderschutz ist nicht nur ein Thema für Kinder- und Jugendärzte. Das Erkennen von Belastungen, das aktive Ansprechen und das Anbieten von individuellen Unterstützungsangeboten für Familiensysteme durch Fachkräfte im Gesundheitswesen sollten regelhaft verankert sein. Ärzte, Psychologen sowie weitere Fachkräfte der Gesundheitsberufe sind oft erste Anlaufstellen für Eltern mit psychischen und Suchterkrankungen und ihre Kinder.
Seit mehr als 20 Jahren werden Menschen mit Erfahrungen seelischer Krisen, Erkrankungen und Genesung als Peer und GenesungsbegleiterInnen in internationalen Versorgungssettings und inzwischen auch in Deutschland eingesetzt. Dieser Einsatz fußt in reichlich Evidenz, ist aber auch mit einige Implementierungshürden verbunden. Insbesondere stellt sich die Frage, unter welchen Bedingungen die Berufsgruppe der Peer- und Genesungsbegleitung in der Versorgung implementiert wird, welche institutionellen, kontextuellen und persönlichen Voraussetzungen dabei eine Rolle spielen, und was sich dafür aus den Erfahrungen anderer Länder lernen lässt.
Das Symposium will diesen Fragen nachgehen, in dem es unterschiedliche Beiträge zum Thema Implementierung von Genesungs- und PeerbegleiterInnen nebeneinanderstellt. In zwei Beiträgen wird die internationale Evidenz zum Thema in Form Ergebnissen von zwei systematischen Übersichtsarbeiten vorgestellt. Zwei weitere Arbeiten präsentieren Ergebnisse und Studiendesigns von Implementierungsstudien in Deutschland, einer lokalen und einer bundesweiten Untersuchung. Im Zusammenhang soll ein Eindruck entstehen von der Vielfalt an Möglichkeiten aber auch Problemen, die es bei der Implementierung von Genesungs- und Peerbegleitung zu berücksichtigen gilt.
Mentalisieren ist die Fähigkeit, sich auf innerpsychische (mentale) Zustände (wie z.B. Gedanken, Gefühle, Wünsche, Bedürfnisse) von sich selbst und anderen zu beziehen, diese als dem Verhalten zugrundeliegend zu begreifen und darüber nachdenken zu können. Als schulenübergreifendes und transdiagnostisches Konzept bildet Mentalisieren die Grundlage der Mentalisierungsbasierten Therapie (MBT). Die MBT ist ein evidenzbasiertes Psychotherapieverfahren, das als Einzel- und Gruppentherapie Anwendung findet. MBT wurde für Borderline- und andere Persönlichkeitsstörungen entwickelt, eignet sich aber auch für die ambulante, teilstationäre und stationäre Behandlung von Patientinnen und Patienten mit anderen psychischen Erkrankungen. Für die Borderline-Persönlichkeitsstörung ist die MBT evidenzbasiert und wird von sämtlichen Leitlinien inklusive der deutschen S3 Leitlinie als Behandlungsverfahren erster Wahl empfohlen.
Haltung und Technik der MBT zielen darauf ab, Mentalisieren in einem sicheren Bindungskontext unter sorgfältiger Balance des affektiven Erregungsniveaus (wieder-) herzustellen bzw. aufrechtzuerhalten. Der Fokus liegt auf interpersonellen Situationen innerhalb und außerhalb der Therapie und die Elaboration und Fokussierung der erlebten Affekte. Der Therapeut ist dabei authentisch erlebbar und stellt seinen eigenen mentalen Prozess für die gemeinsame Reflexion zur Verfügung.
Dieser Kurs vermittelt eine Einführung in das Mentalisierungskonzept, das Störungsmodell und die MBT-spezifische Haltung und Technik zur Förderung von Mentalisieren. Der Kurs richtet sich an Einsteiger aus allen Berufsgruppen.
Der Workshop „Akutpsychiatrie“ behandelt die wichtigsten Themen akuter psychiatrischer Situationen und Konstellationen. Neben rechtlichen und ethischen Grundlagen der psychiatrischen Akutversorgung werden wichtige Krankheitssyndrome und Diagnosen wie Delir, Schizophrenie, Suchterkrankungen, affektive Erkrankungen, aber auch diagnoseübergreifende Probleme der akuten Versorgung wie Suizidalität und Aggressivität behandelt. Anhand von Fallbeispielen werden die Themen illustriert und die Lösungsansätze mit dem Auditorium gemeinsam diskutiert und erarbeitet. Der aktuelle Stand zu Diagnostik und Therapie wird dargestellt.
Zielgruppe: Die Zielgruppe sind Assistenzärztinnen und –ärzte in der Fachartzweiterbildung Psychiatrie und Psychotherapie, Kolleginnen und Kollegen aus anderen medizinischen Fachrichtungen in der Akutversorgung und Berufserfahrene mit dem Wunsch nach einem update
Didaktische Methoden: Es werden zu verschiedenen Schwerpunktthemen Impulsreferate gehalten. Dabei geht es darum, anhand von typischen klinischen Fallbeispielen die Problematik zu erläutern und das zu diesem Thema vorhandene theoretische Wissen zu vermitteln. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer werden auf diese Weise in interaktiver Form in die Lösung und Erarbeitung mit eingebunden und können auch eigene Fälle mitbringen.
Die Neuropsychiatrie bewegt sich im Grenzgebiet zwischen Neurologie und Psychiatrie. Sie beschäftigt sich vor allem mit organisch bedingten kognitiven und psychischen Störungen. Im klinische Alltag sind Diagnostik und Therapie dieser Krankheitsbilder oft anspruchsvoll und bedürfen der interdisziplinären Zusammenarbeit.
In unserem Workshop wollen wir mit Hilfe von Kasuistiken neue Erkenntnisse bei der Diagnose und Behandlung autoimmunvermittelter und metabolisch bedingter kognitiver und psychischer Störungen vorstellen. Zudem wollen wir uns mit Verhaltensstörungen bei neurodegenerativen Erkrankungen beschäftigen. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Workshops haben Gelegenheit, eigene Fälle vorzustellen und gemeinsam zu diskutieren.
Der Workshop richtet sich an alle Berufsgruppen, die mit neuropsychiatrisch Erkrankten zu tun haben, insbesondere an Ärztinnen und Ärzte in Weiterbildung zum Facharzt für Neurologie und Psychiatrie/Psychotherapie.
Für die individuelle Therapiegestaltung eröffnen moderne verhaltenstherapeutische Verfahren vielfältige Möglichkeiten.
Gemeinsam ist ihnen, dass sie als Fertigkeitentraining angelegt sind. Welche Fertigkeit dabei trainiert wird, ist sehr verschieden. Während sich die Akzeptanz- und Commitment-Therapie (ACT) und die Dialektisch- Behaviorale Therapie (DBT) vor allem auf intra- und extrapsychische Prozesse des Patienten konzentrieren, beschäftigt sich das Cognitive Behavioral Analysis System of Psychotherapy (CBASP) schwerpunktmäßig mit dem interpersonellen Kontakt.
Inhalt
Dieser Workshop vermittelt Ihnen einen lebendigen Eindruck, wie Tools aus der ACT, dem CBASP und der DBT geschickt eingesetzt werden können, um schwierige Therapiesitzungen zu meistern (z.B. Non-Compliance, schwierige Patienten-Therapeuten-Beziehung, Suizidalität, Selbstverletzung). Dabei werden diese Verfahren sowohl im Einzelnen vorgestellt als
auch praxisnah demonstriert.
Anhand von Rollenspielen werden Fallvignetten zu verschiedenen Problemsituationen aufgearbeitet.
Neben der Möglichkeit, Ihre konkreten Patientenfälle zu diskutieren, werden Sie vielfältige Anregungen erhalten, wie Sie Ihre psychotherapeutische Arbeit zukünftig noch effektiver gestalten können.
Methoden
• Kurzvorträge
• interaktives Rollenspiel
• Übungen
• Praxisbeispiele
• Austausch und Reflexion
Ziel:
Erweiterung der eigenen Methodenvielfalt in psychotherapeutischen Situationen wie auch psychiatrischen Gesprächssituationen.
Zielgruppe:
Ärztliche und psychologische Psychotherapeut*innen, Student*innen der entsprechenden Fachrichtungen, Psycholog*innen
(Diplom/Master)
In wachsendem Maße liegen bei Patienten mit medikamentös behandlungsbedürftigen psychischen Störungen somatische Komorbiditäten vor. Diese beeinträchtigen nicht nur die Prognose und den Verlauf der psychischen Erkrankung, sondern stellen auch eine Herausforderung an die Psychopharmakatherapie dar. Zwar haben Psychopharmaka der „zweiten Generation“ wie moderne Antidepressiva und atypische Antipsychotika bei mindestens vergleichbarer Wirksamkeit und besserer Verträglichkeit die Behandlung in der Psychiatrie der vergangenen ca. 20 Jahre revolutioniert. Dennoch sind auch moderne Psychopharmaka mit Risiken behaftet, die in diesem Workshop eingehend behandelt werden sollen. Im Fokus stehen häufige Probleme wie Risiken beim Einsatz von Psychopharmaka im Alter, bei vorbestehenden Herz-Kreislauferkrankungen, bei Leber- und Nierenerkrankungen und Epilepsie. Weiterhin werden die wichtigsten Interaktionen von Psychopharmaka anhand ausgewählter Beispiele und das praktische Vorgehen zu deren weitgehender Vermeidung bzw. Minimierung anhand eines einfachen Algorithmus erläutert.
Zielgruppe: Psychiater, Neurologen und psychiatrisch interessierte Hausärzte
Didaktische Methoden: Power-Point-Vortrag, Fallbeispiele, Quiz
Die anhaltende Trauerstörung (ATS) wird voraussichtlich in ICD 11 aufgenommen werden und ist gekennzeichnet durch intensive Sehnsucht nach der verstorbenen Person und Trennungsschmerz sowie weitere behaviorale, emotionale und kognitive Symptome. Der Workshop stellt verhaltenstherapeutische Methoden zur Behandlung der ATS vor. Neben der allgemeinen Psychoedukation und der Entwicklung eines individuellen Störungsmodells wird in der ersten Phase der Behandlung ein Schwerpunkt auf den Motivations- und Beziehungsaufbau sowie das „Kennenlernen der verstorbenen Person“ gelegt. Daran schließen spezifische Interventionstechniken zur Bearbeitung dysfunktionaler Kognitionen (z.B. Schuldgefühle) oder zum Abbau trauerspezifischen Vermeidungsverhaltens (Exposition) an. Die Verarbeitung der schlimmsten Momente des Verlusts wird therapeutisch unterstützt. Die abschließende Therapiephase fokussiert, wie in Zukunft das Andenken der verstorbenen Person und die Trauer in das Leben der PatientInnen integriert werden können. Der Workshop ermöglicht den TeilnehmerInen, ihr Wissen und ihre Erkenntnis über Trauer zu vertiefen, die Grundlagen einer kognitiv-verhaltenstherapeutischen Einzeltherapie zu erlernen und einzelne Interventionen davon zu intensivieren. Die einzelnen Behandlungsphasen werden Schritt für Schritt erörtert und die entsprechenden therapeutischen Techniken anhand von Beispielen vorgestellt.
Zielgruppe:
Fachärzte für Psychiatrie und Psychotherapie; Fachärzte für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie; Ärztliche und Psychologische Psychotherapeuten; Psychologen; Ärzte und Psychologen in der Weiterbildung
Didaktische Methoden: Präsentation; Fallbeispiele; Rollenspiele; Diskussion
Die Bearbeitung von Gutachtenaufträgen beinhaltet eine Reihe von Tücken. Zum einen gilt es, den Inhalt der Gesetze und der Rechtsprechung zu verstehen, die im Rahmen der Begutachtung seelischer Erkrankungen von Bedeutung sind. In diesem Zusammenhang ist es für den Psychiater oftmals schwierig, das normative Denken der Juristen zu verstehen und dieses Beurteilungsraster mit dem in den psychiatrisch-psychologischen Wissenschaften üblichen Denken in Kontinuitäten in eine sinnvolle Übereinstimmung zu bringen. Weiter gilt es, die Sprache (und damit das Denken) der Psychiatrie so zu übersetzen, dass auch medizinische Laien verstehen, was gemeint ist. Der Workshop soll sich deshalb mit einigen ausgewählten Aspekten befassen, die bei der Begutachtung psychisch Kranker unabdingbar sind.
Zielgruppe: Ärztinnen und Ärzte in der Weiterbildung. Fachärztinnen und –ärzte für Psychiatrie und Psychotherapie. Psychologinnen und Psychologen mit forensisch-psychiatrischer Erfahrung
Methode: In dem Workshop werden zunächst die forensisch-psychiatrischen Grundlagen der Begutachtung vermittelt. Im Einzelnen die rechtlichen Voraussetzungen und die klinisch-psychiatrische Vorgehensweise bei der Beurteilung der Schuldfähigkeit, des Hangs und der Prognose. Die Grundkenntnisse werden anhand von einzelnen Kasuistiken vertieft erörtert. Hierzu werden Übungsgutachten vorgelegt, deren Beurteilung in Kleingruppen erarbeitet und im Plenum gemeinsam erörtert wird. Den Teilnehmern steht es frei, eigene Gutachten einzubringen und vorzustellen.
Lernziele des Workshops sind: Grundkenntnisse der juristischen und forensisch-psychiatrischen Rahmenbedingungen; die Durchführung der klinisch-psychiatrischen sowie der testpsychologischen Untersuchung sowie der Zusatzuntersuchungen im Rahmen der strukturierten professionellen Urteilsbildung; formaler und inhaltlicher Aufbau des Gutachtens; Kriterien zur Beurteilung der Schuldfähigkeit.
Prolonged Exposure (PE) gehört zu den am besten evaluierten Traumatherapieverfahren, das in vielen unabhängigen Forschergruppen weltweit seine Wirksamkeit gezeigt hat. Basierend auf Elementen der kognitiven Verhaltenstherapie zeigt das Verfahren seine Wirksamkeit in Studien mit traumatisierten Menschen und einer Posttraumatischen Belastungsstörung, aber auch bei Komorbiditäten wie schwere Alkoholabhängigkeit, emotional-instabile Persönlichkeitsstörung, Psychose und komplexe PTBS. Zusätzlich zeigt das Verfahren auch in der gedolmetschten Therapie von Flüchtlingen klinisch seine Wirksamkeit.
Prolonged Exposure wurde von Edna Foa und Kolleginnen entwickelt und folgt der Theorie das Furchtnetzwerk, das durch das Trauma entstanden ist, mit neuen Erfahrungen zu überlagern. Vermeidung von Gedanken und Situationen sind der wesentliche Motor der die Posttraumatische Belastungsstörung aufrecht erhält. Vermeidungsverhalten abbauen und dysfunktionale Gedanken verändern, das ist PE. Die Habituation durch das Erzählen alleine reicht nicht aus, es geht vielmehr darum die Sicht auf das Trauma, auf sich selbst und die Welt mit dem Patienten zu besprechen und zu verändern. Dies geschieht durch zwei Behandlungsstrategien, einmal die Konfrontation in Sensu mit dem Therapeuten und die Konfrontation in Vivo, die der Patient in der Regel alleine durchführt.
Der 2-tägige Workshop soll einleitend den Teilnehmern einen Überblick über den derzeitigen Forschungsstand geben, um das Spektrum an Indikationen darzustellen und zu diskutieren. Neben der allgemeinen Vorstellung des Ablaufs einer Prolonged Exposure Therapie und des dazugehörigen Manuals sollen die grundlegenden Therapiebausteine in der Abfolge der Therapie vorgestellt und eingeübt werden, z.B. Vorstellung Therapierational, Erstellen In-Vivo Hierarchie, Durchführung In-Sensu Expo, Durchführung der kognitiven (prolonged) Nachbesprechung der Exposition, Herausarbeitung der Hot Spots und Abschluss der Therapie.
Fragen aus der eigenen Praxis sind willkommen und können in den Workshop mit aufgenommen werden. Der Workshop kann für ein Therapiezertifikat zum Prolonged Exposure Therapeuten in Deutschland (Psychiatrische Klinik Lüneburg/Veranstaltungen) angerechnet werden.
Die Psychotherapie für und mit Menschen aus dem LGBT-Spektrum ist so unterschiedlich und
vielfältig wie ihre Lebenswelten. Eine Gemeinsamkeit von LGBT-Menschen ist jedoch, dass sie in der Gesellschaft und in der Psychotherapie bis heute häufig mit Unkenntnis, Vorurteilen,
Diskriminierungen und (Psycho-)Pathologisierung ihrer Sexualitäten und Geschlechtsidentitäten
konfrontiert sind. Unterschiede und daraus resultierende Spezifika in der Psychotherapie mit LGBTMenschen lassen sich aufgrund besonderer Lebenswelten, Beziehungsgestaltungen, der
Notwendigkeit von Coming-out-Prozessen und häufig damit einhergehenden Stigmatisierungs- und Diskriminierungserfahrungen, Minderheitenstress und internalisierter Homo- und/oder Trans-Negativität erfassen. Auch die unterschiedlichen Dimensionen des Begriffes sexuelle Orientierung als erotisches Begehren, Sexualverhalten und Identität verdeutlichen die Notwendigkeit eines spezifischen Fachwissens für Psychotherapeut_innen.
In dem Workshop wird anhand von Vorträgen, Diskussionen und Fallvignetten auf eine offene, an
den Lebenswelten der LGBT Personen und an den Leitlinien orientierten affirmativen Psychotherapie mit folgenden Themenschwerpunkten eingegangen:
• Ethische Grundprinzipien von Psychotherapie im Kontext der Behandlung von LGBT
Patient*innen
• Geschichte von (Psycho) Pathologisierungen in der Psychiatrie und Psychotherapie
• Spezifische Entwicklungserfahrungen (Coming-out) und Lebenswelten von LGBT Menschen in
unterschiedlichen Lebensphasen
• Spezifische Stigmatisierungs- und Diskriminierungserfahrungen (Minority Stress)
• internalisierten Einstellungen von Therapeuten*innen gegenüber unterschiedlichen sexuellen
Orientierungen (Heteronormativität, Homophobie und Trans-negativität)
• Dimensionen und Vielfalt von sexuellen Orientierungen
• Vorstellung APA Leitlinien zur Behandlung von LGBT Patient*innen
• Gemeinsamkeiten und Unterschiede in der psychiatrisch-psychotherapeutischen Behandlung
LGBT Patient*innen
Zielgruppe:
Psychiater_innen, ärztliche und psychologische Psychotherapeut_innen, Allgemeinärzt_innen,
psychosoziale Berater_innen.
Methode:
Vermittlung von Grundlagen über Power-Point-Präsentationen und Video mit ausreichend Raum zur Diskussion. Besprechung von Lebensbeispielen und Fallvignietten, gerne aus eigenen Behandlungen der Workshopteilnehmenden.
Seit nun mehr als zwei Jahren bestehen Praxiserfahrungen mit der stationsäquivalenten Behandlung. Dabei zeigt sich: Die aufsuchende Behandlung ist eine spannende Herausforderung, die in vielerlei Hinsicht völlig neue Strukturen und Denkweisen erfordert. Das mobile Arbeiten ist vor allem für Kolleg*innen, die bislang im vollstationären Setting tätig waren, ungewohnt und mit mehr Eigenverantwortung verbunden. Eine spontane Abstimmung im Team ist kaum möglich, überhaupt erfordert die Tätigkeit im StäB-Team eine neue Form der Kommunikation und einen gut gesteuerten Informationsfluss. Hierfür braucht es nicht nur technische Hilfsmittel, welche neue Anforderungen beispielsweise an die elektronischen Dokumentations-Systeme stellen, sondern oft auch kreative Lösungen.
Wie dies gelingen kann oder welche Hürden sich in der Praxis ergeben, wie ein Team überhaupt besetzt sein muss, um die Behandlung durchführen zu können, und wie eine Behandlung in StäB letztendlich aussehen kann, ist Thema dieses Workshops. Dabei werden einerseits kurz die gesetzlichen Anforderungen an die StäB umrissen, mögliche Zielgruppen und ein mögliches Vorgehen für die Indikationsstellung beschrieben sowie die wesentlichen Aspekte hinsichtlich Personalausstattung und Finanzierung dargestellt.
In praktischen Übungen wird erarbeitet, wie die Teamarbeit organisiert und die Behandlung im häuslichen Umfeld gestaltet werden kann. Dabei kommen verschiedene Methoden zum Einsatz. Die Ergebnisse werden anschließend im Plenum zusammengetragen. Anhand abschließender Erfahrungsberichte und Praxisbeispiele werden Fragen diskutiert und Tipps für die Umsetzung vermittelt.
In den letzten Jahren werden Psychiater und Psychotherapeuten zunehmend auch von onkologischen Patienten aufgesucht. Sie bringen dabei Fragestellungen und Problemkonstellationen mit, auf die die derzeitige Weiter-/Ausbildung nicht vorbereitet: Im Gegensatz zu körperlich gesunden Patienten mit Angsterkrankungen sind die Sorgen und Ängste von onkologischen Patienten meist gut begründet und realistisch. Einem Aufbau von positiven bzw. werte-orientierten Aktivitäten stehen häufig Einschränkungen der körperlichen Leistungsfähigkeit oder Verhaltensvorgaben der Onkologen entgegen. Und hinter einer gedanklichen Beschäftigung mit dem Tod kann nicht nur Suizidalität stehen, sondern auch funktionales Coping im Sinne von Akzeptanz, eine Identitätskrise bei neu aufgetretener Pflegebedürftigkeit oder vieles andere mehr.
Dieser Workshop bietet eine Einführung in dieses spannende und bereichernde neue Betätigungsfeld für Psychiater und Psychotherapeuten. Nach einem kurzen Überblick über die Rahmenbedingungen und die bestehenden Versorgungsstrukturen in Deutschland werden häufige psychische Symptome bei onkologischen Patienten an Hand von Fallbeispielen präsentiert, und schließend gemeinsam Behandlungsansätze und Interventionen entwickelt. Hierbei können die TeilnehmerInnen eigene Fälle einbringen, alternativ teilt die Workshopleiterin Fallvignetten zur Bearbeitung aus. Der Workshop schließt ab mit Anregungen für weiteres Selbststudium und einem Ausblick auf die Zusatzqualifikation Psychoonkologie.
Der Workshop richtet sich hauptsächlich an klinisch tätige Ärzte und Psychologen während oder nach der Weiter-/Ausbildung. Medizinische Kenntnisse werden nicht vorausgesetzt. Erste eigene Erfahrungen mit onkologischen Patienten wären hilfreich, sind aber keine Voraussetzung. Methodisch orientiert sich der Workshop an der Dritten Welle der Verhaltenstherapie, ohne jedoch dogmatisch zu sein.
Die repetitive Transkranielle Magnetstimulation (rTMS) etabliert sich gegenwärtig weltweit als wirksames psychiatrisches Therapieverfahren. Über elektromagnetische Induktion wird bei der rTMS die Aktivität kortikaler Hirnareale (des Präfrontalkortex bei Depression, des Temporoparietalkortex bei auditorischen Halluzinationen) gezielt und über die Zeit der Stimulation hinaus anhaltend moduliert. Durch wiederholte Anwendung über mehrere Wochen werden neuroplastische Prozesse induziert die zu einer nachhaltigen Besserung der für die entsprechende Symptomatik charakteristischen Veränderungen neuronaler Netzwerkaktivität führen können. Aktuelle Metaanalysen zeigen die Wirksamkeit dieses Verfahrens in der Behandlung depressiver Störungen auf höchstem Evidenzniveau und eine mögliche Wirksamkeit bei auditorischen Halluzinationen.
Nach einer Begrüßung und kurzen Vorstellung der Teilnehmer (ca. 10 Min) werden in diesem Workshop die methodischen und neurophysiologischen Grundlagen der rTMS dargestellt, die relevanten klinischen Studien präsentiert und das konkrete evidenzbasierte Vorgehen bei der klinische Anwendung vermittelt (ca. 60 Min). Nach einer Pause (ca. 15 Min) haben die Teilnehmer die Möglichkeit sich in praktischen Übungen selbst mit den etablierten Stimulationsparadigmen (hoch- und niederfrequente rTMS, kontinuierliche und intermittierende Theta-Burst-Stimulation) vertraut zu machen (ca. 80 Min.). Nach einer weiteren Pause (ca. 15 Min.) werden individuelle Fragen zu Indikationsstellung, speziellen Anwendungsfällen sowie Herausforderungen und Grenzen der klinischen Anwendung diskutiert. Möglichkeiten zur Verbesserung von klinisch-praktische Abläufen und unterschiedlichen Abrechnungsmöglichkeiten der rTMS-Behandlung werden erarbeitet (60 Min.).
Allgemeiner Teil:
Was ist C/L Psychiatrie und Psychosomatik? Zur Epidemiologie psychiatrischer Störungen in der somatischen Versorgung, Modelle der konsiliarpsychiatrischen Versorgung.
Welche psychotherapeutischen Grundkenntnisse braucht der CL-Psychiater? (Arbeit mit Bindungsstilen im Konsildienst)
Spezieller Teil: Differentielle Diagnostik und Therapie häufiger Krankheitsbilder im psychiatrischen Konsiliardienst:
- Delir – ein biopsychosozialer Notfall. Was muss der CL-Psychiater wissen? Was kann der
CL-Psychiater vom Internisten oder Chirurgen erwarten?
- Depressionsbehandlung bei körperlich Kranken
- Probleme bei der konsiliarischen Behandlung von Patienten mit komorbiden Sucht- und
körperlichen Erkrankungen
- Arzneimittelinteraktionen von Psychopharmaka und internistischer Medikation
- Somatoforme Störungen
- Schmerztherapie – was muß der CL-Psychiater wissen ?
Zielgruppe:
Assistenzärzte in Weiterbildung und Fachärzte für Psychiatrie und Psychotherapie (anrechenbar für das DGPPN-Zertifikat Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik im Konsiliar- und Liaisondienst,
Methode:
Mischung aus mediengestützten Schwerpunktreferaten, Falldarstellungen, Gruppendiskussion unter Einbeziehung der Teilnehmer, Kleingruppenarbeit, Handouts
Die Therapie von Patienten mit Borderline-Persönlichkeitsstörungen in Kombination mit einer bestehenden Substanzgebrauchsstörung stellt eine besondere Herausforderung an die Behandler dar.
Zum Abbau von aversiv erlebten Spannungszuständen werden von den Patienten mit einer Borderline-Persönlichkeitsstörung und einer komorbiden Substanzabhängigkeit neben den suizidalen Handlungen, dem selbstverletzenden Verhalten, auch Substanzen eingesetzt.
Aus dem parallelen Auftreten von Borderline-Persönlichkeitsstörung und Substanzgebrauchsstörung ergeben sich viele Probleme für den klinischen Alltag. Für Patientengruppen mit Doppeldiagnose besteht die Gefahr, von Therapieeinrichtungen nicht ausreichend profitieren zu können, da diese oft störungsspezifische Therapieprogramme anbieten, welche Patienten mit einer zusätzlichen Abhängigkeitserkrankung ausschließen. Die Spezialkliniken für die Behandlung von Abhängigkeitserkrankungen behandeln ebenfalls häufig vorrangig die Substanzabhängigkeit, wobei die komorbiden Störungen häufig nachrangig oder nicht behandelt werden.
Das hier vorgestellte DBT-S Therapieprogramm wurde speziell für Patienten, die neben einer Borderline-Persönlichkeitsstörung (BPS) eine Substanzgebrauchsstörung aufweisen, entwickelt.
Das Therapieprogramm beinhaltet Modulen und Methoden der Dialektisch-Behavioralen-Therapie (DBT) sowie der Suchttherapie.
Im Rahmen dieser Weiterbildung werden praxisnah die Grundsätze aus dem stationären und ambulanten Setting der DBT-S vermittelt und geübt.
Folgende Inhalte werden unter anderen behandelt:
- Grundlagen der DBTS
- Integration von den Methoden moderner Suchttherapie mit DBT
- Dynamische Hierarchisierung mit Integration der Suchtsymptomatik
- DBTS spezifische Strategien und suchtspezifische Skills
Live-Stream des Industriesymposiums & On-Demand
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Dissoziation ist als strukturierte Separation mentaler Prozesse beschreibbar. Im ICD-10 wie auch im DSM-5 werden hierzu Funktionsausfälle auf kognitiv-psychischer (z.B. dissoziative Amnesie, dissoziative Fugue, dissoziative Identitätsstörung, Derealisations- und Depersonalisationsstörung) wie auch körperlicher Ebene (z.B. dissoziativer Stupor) aufgeführt, im ICD-10 zusätzlich pseudoneurologische Funktionsausfälle (Konversionsstörungen). Änderungen im ICD-11 werden aufgezeigt.
Da dissoziative Störungen häufig übersehen werden, bieten sich psychometrische Instrumente zum Screening und zur Diagnosesicherung an.
Die epidemiologischen Daten weisen erhebliche Schwankungen auf. Für die Allgemeinbevölkerung wird eine Prävalenz von 2 bis 8% angegeben; zur Geschlechtsspezifität gibt uns widersprüchliche Daten. Es bestehen hohe Komorbiditätsraten, wobei Angst- und somatoforme sowie Persönlichkeitsstörungen am häufigsten sind. Dissoziative Symptome treten als Stress-assoziiertes Symptom bei einer Vielzahl anderer Störungen auf.
Bei der Entstehung dissoziativer Störungen spielen traumatische Erfahrungen eine wichtige Rolle. Im Rahmen eines Diathese-Stress-Modells wird Dissoziation als Stress-assoziiertes Verhaltensmuster konzeptualisiert, das in Abhängigkeit einer individuellen Disposition und dem Ausmaß belastender Erfahrungen auftritt. Die individuelle Disposition ist unter anderem durch genetische Faktoren und frühe traumatische Erfahrungen in Verbindung mit dem Fehlen protektiver Faktoren bestimmt.
In diesem Symposium wird zunächst ein Überblick über dissoziative Symptome und Dissoziative Störungen gegeben. Danach wird die Diagnostik dissoziativer Psychopathologie dargestellt. Ein Schwerpunkt des Symposiums liegt auf den psycho- und pharmakotherapeutischen Optionen zur Behandlung dissoziativer Symptome und Störungen.
Tourette-Expert*innen beobachten seit etwa zwei Jahren ein zuvor unbekanntes Phänomen: Jugendliche und junge Erwachsene entwickeln quasi über Nacht eine dem Tourette-Syndrom ähnliche Symptomatik mit komplexen Bewegungen, Ausrufen von Schimpfwörtern und Beleidigungen sowie sozial unpassenden Verhaltensweisen. Mittlerweile ist erwiesen, dass es sich hierbei um eine neue Erscheinungsform einer funktionellen Störung handelt.
Ziel dieses Symposiums ist es, auf diese neue Präsentation einer funktionellen Störung aufmerksam zu machen. Da eine Abgrenzung zum Tourette-Syndrom nur möglich ist, wenn dessen Charakteristika bekannt sind, wird im ersten Vortrag eine Übersicht über die klinischen Merkmale primärer Tic-Störungen (wie dem Tourette-Syndrom) gegeben. Ganz im Gegensatz zu den aktuell häufig zu beobachtenden funktionellen Störungen beginnen Tic-Störungen langsam einschleichend im frühen Kindesalter. Im Vordergrund stehen nicht etwa komplexe Bewegungen und Beschimpfungen, sondern einfache motorische und vokale Tics wie Augenblinzeln, Grimassieren, Räuspern und Schniefen.
Im zweiten Vortrag wird ein geschichtlicher Überblick über funktionelle (Bewegungs-)Störungen und deren Charakteristika in Abhängigkeit von der Zeit gegeben. Im dritten Vortrag werden erste Daten einer prospektiven Studie zu funktionellen „Tourette-ähnlichen“ Störungen vorgestellt. Darüber hinaus wird eine Übersicht zum aktuell weltweiten Vorkommen derartiger funktioneller Störungen gegeben und Ergebnisse einer Europa weiten Umfrage vorgestellt. Bisherige Ergebnisse zeigen, dass von dieser neuen Form einer funktionellen Störung überwiegend Mädchen und junge Frauen betroffenen sind, der Beginn typischerweise abrupt ist und in der Mehrzahl weitere psychische Störungen bestehen wie Angsterkrankungen und autistische Züge. Bei einer Untergruppe der Erkrankten bestehen gleichzeitig Tics im Rahmen eines Tourette-Syndroms sowie funktionelle Bewegungen und Lautäußerungen. In diesen Fällen ist die diagnostische Einordnung schwierig, aber für eine adäquate Therapie besonders wichtig.
Abschließend werden Hypothesen zur Entstehung dieses neuen Phänomens vorgestellt. Unter Experten besteht Einigkeit, dass Darstellungen mit „Tourette-ähnlichen“ Verhaltensweisen in sozialen Medien wie YouTube, TikTok und Instagram entscheidenden Einfluss haben. In Deutschland ist anzunehmen, dass es sich um den Ausbruch einer sich via Internet ausbreitenden Massenhysterie handelt.
Die WHO hat am 11.03.2020 die COVID 19 Erkrankung zur Pandemie erklärt, wodurch sich weltweit enorme Veränderungen im Gesundheitswesen vollzogen haben. Dies betrifft alle Disziplinen, alle Settings, alle Akteure – vor allem Betroffene, die Patienten, die Nutzer.Für das Versorgungssystem schwer psychisch erkrankter Menschen in Deutschland ist dabei der Blick auf Teilhabe- und Rehabilitationsleistungen nicht prioritär gerichtet worden – zunächst bestand Notwendigkeit, die Akut-, Krisen- und Notfallversorgung psychisch Erkrankter zu sichern. Schnell wurde deutlich, dass die mittel- und langfristige Versorgung psychisch Erkrankter und damit die Schnittstelle zu Rehabilitation und Teilhabe wesentlich sein würde, um den kontinuierlichen Behandlungsanspruch der Betroffenen aufzunehmen.
Das Symposium versucht, unterschiedliche Ausschnitte der Bemühungen verschiedener Akteure und Settings mit interessanten Beiträgen zusammenzuführen: G. Wirtz beschreibt, wie die digitale Umstellung für die Versorgung von Rehabilitanden in den RPK’s gelingen konnte und welche Zufriedenheit bei Nutzern erreicht wurde. Mit einem besonderen Fokus auf die berufliche Teilhabe werden von H. Kilian notwendige Zeit- und Prozessoptimierungen während der Corona-Pandemie in den BTZen beschrieben. Es mussten sowohl Professionelle als auch Nutzer neue Wege ausprobieren und Ressourcen aktivieren. I. Steinhart stellt in seinem Beitrag Assistenzleistungen im SGB IX und damit die soziale Teilhabe für Menschen mit schweren psychischen Erkrankungen in den Mittelpunkt seiner Betrachtungen. Die Pandemie hat für viele Menschen einen existenzbedrohlichen Charakter erreicht – das betrifft besonders psychisch Erkrankte. Abschließend wird ein Blick auf die bundesgesetzliche Einordnung von Teilhabe-Leistungen in Zeiten der Corona-Pandemie gerichtet – welche Konsequenzen wurden aus anfänglicher Vernachlässigung dieser Perspektive im Verlaufe der Corona-Monate von Bundes- und Landesregierungen gezogen?
Die Einstellung zu Zwangsmaßnahmen unterliegt sich wandelnden gesellschaftlichen Einflüssen, die sich auch in der Praxis psychiatrischer Kliniken niederschlagen. Sicherheitsaspekte, Leitlinienkonformität und rechtliche Regulierungen in großer Detailtiefe bestimmen weit mehr als in den vergangenen Jahrzehnten das Handeln, aber auch die Einstellungen der psychiatrisch Tätigen. Das Symposium soll beispielhaft einige wichtige Aspekte herausgreifen und auch bisher noch nicht publizierte Daten präsentieren. Lieselotte Mahler wird den Spannungsbogen von dem wünschenswerten Ziel einer Recovery-orientierten Psychiatrie zum notwendigen Schutz von Beschäftigten und Patienten auf psychiatrischen Akutstationen in Einzugsgebieten mit sozialen Brennpunkten darstellen. Sophie Hirsch wird empirische Befunde über die Implementierung der S3-Leitlinie zur Verhinderung von Zwang und die Zusammenhänge mit Zwangsmaßnahmen und aggressiven Übergriffen auf den 55 teilnehmenden psychiatrischen Stationen der vom G-BA geförderten PreVCo-Studie darstellen. Angelika Vandamme wird empirische Befunde zur einem anerkannten sehr wichtigen, aber bezüglich der Erfassung mit erheblichen Barrieren verbundenen Aspekt darstellen: den Einstellungen und Überzeugungen des Klinikpersonals. Tilman Steinert wird Längsschnittdaten aus dem Zwangsregister Baden-Württemberg präsentieren, die es erlauben, die Auswirkungen der Einführung des Richtervorbehalts für Fixierungen durch das Bundesverfassungsgericht 2018 zur evaluieren.
Der Mensch ist ein soziales Wesen. Eine gute soziale Integration ist eine wichtige Determinante von Gesundheit. Isolation und das Fehlen von Beziehungen zu anderen Menschen hingegen bergen erhebliche Risiken für die körperliche und psychische Gesundheit. Im vorgeschlagenen Symposium wird eingangs der Wissenstand zum Zusammenhang von sozialer Integration und Gesundheit auf der Grundlage einschlägiger Meta-Analysen zusammengefasst. Zudem werden vermittelnde Mechanismen diskutiert und ein Blick auf die Unterschiede der Netzwerke in der Lebensspanne geworfen. Wichtige Maßnahmen des Infektionsschutzes zur Verlangsamung der Ausbreitung von COVID-19 stehen unserem Bedürfnis nach sozialer Nähe entgegen. Soziale Isolierung kann Bewältigungsressourcen bedrohen. Das Erleben einer Situation wie der des COVID-19-Ausbruchsgeschehens ist zudem maßgeblich von der kognitiven Bewertung der Situation und der Einschätzung verfügbarer Bewältigungsmöglichkeiten des Individuums abhängig. Hier schient es deutliche Unterschiede in der Lebensspanne zu geben. Christian Rauschenberg et. al. vom ZI in Mannheim legen Daten einer großen bevölkerungsrepräsentativen Studie von 16-25jährigen zur sozialen Isolation, zur psychischen Gesundheit und der Nutzung digitaler Interventionen vor. Sie zeigen, dass gerade Jugendliche erhebliche Belastungen während der Pandemie aufweisen. Susanne Röhr und Kollegen legen Daten von bevölkerungsrepräsentativen Studien in der Altenbevölkerung vor und zeigen, dass alte Menschen – obgleich besonders existenziell von COVID19 bedroht - sich in der Gesamtheit im Lockdown als relativ psychisch stabil erweisen. Psychische Belastungen waren dagegen in spezifischen Subgruppen älterer Menschen erhöht. Die Bedeutsamkeit mentaler Ressourcen älterer Menschen für die Unterstützung jüngerer Generationen bleibt bisher unerkannt.
Die COVID-19-Pandemie und deren Folgen betreffen inzwischen fast alle Lebensbereiche. Bewegung, körperliche Aktivität und Sport sind einerseits beeinflusst durch die Pandemie haben andererseits auch einen Einfluss auf Pandemieassoziierte Belastungen. Im Leistungssport aber auch in der therapeutischen Anwendung von Bewegungs- und Sporttherapie mussten neue Strategien und Lösungen gefunden werden. In diesem Symposium werden sowohl Ergebnisse aktueller Untersuchungen wie auch praktische Erfahrungen vorgestellt und diskutiert.
Die Entwicklung unterschiedlicher Psychotherapiemethoden und Techniken ist seit Jahren ein dynamischer Prozess der neue therapeutische Optionen für unterschiedliche Erkrankungen bietet. Darüber hinaus steigert die Pluralität dieser Methoden auch die Attraktivität unseres Faches Psychiatrie und Psychotherapie. Für Weiterbildungskandidaten und auch für gestandene Kollegen ist es aber zunehmen schwer einen Überblick über die bewährten Methoden als auch die neuen Entwicklungen zu behalten. Das Symposium „Im Dschungel der Psychotherapiemethoden“ bietet auf dem jährlichen DGPPN Kongress seit vielen Jahren die Möglichkeit drei Verfahren kurz umschrieben von Experten auf dem jeweiligen Gebiet kennenzulernen. In diesem Jahr wird Frau Prof. Eva-Lotta Brakemeier die „Well-Being-Therapie“, Frau Prof. Lena Jelinek das Metakognitive Training für Depressive (D-MKT) und Dr. Bastian Willenborg die Gruppenschematherapie vorstellen. Nach einer Vorstellung des jeweiligen Verfahrens wird es ausreichend Zeit für angeregte Diskussion und die Beantwortung von Fragen geben.
Arbeit ist ein wesentlicher Teil im Recovery-Prozess vieler Betroffener.
Stabilität, Sinnstiftung, soziale Kontakte und damit soziale Teilhabe sind wichtige Aspekte, aber auch Selbständigkeit und finanzielle Sicherheit durch Erwerbsarbeit sind für Betroffene von großer Bedeutung.
Menschen mit psychischen Erkrankungen können einerseits durch geeignete Rehabilitation in den alten Beruf zurückkehren, einen neuen Beruf erlernen oder/ und mit ihrer Erfahrungsexpertise für sich einen Schritt zur beruflichen Teilhabe gehen und u. U. sogar andere dadurch unterstützen.
Die Vorbildwirkung einer erfolgreichen Rückkehr ins Arbeitsleben ist wie bei der Genesungsbegleitung generell ein wichtiger Wirkfaktor, wie anhand von zwei persönlichen Beispielen aufgezeigt wird, die - beide psychoseerfahren - auch durch ihre EX IN Fortbildung wieder in ins Erwerbsleben zurückgekehrt sind, einerseits in der Teilhabehabeberatung für Menschen mit Behinderung (EUTB), andererseits als professionelle PARKOUR Trainerin und Mitarbeiterin in einem Projekt Stations-äquivalente Behandlung (StäB) am Vivantes Klinikum in Berlin Neukölln. Im dritten Beitrag wird die Perspektive von Betroffenen beim Thema Arbeit im Ehrenamt allgemein dargestellt durch ein Vorstandsmitglied der DGBS
Studien zu psychosozialen Auswirkungen der COVID-19-Pandemie zeigen eine Zunahme von Belastungen und psychischen Problemen bei Kindern psychisch und suchtkranker Eltern, in der Eltern-Kind-Beziehung und Partnerschaften. Häusliche Gewalt nimmt zu und Belastungsfaktoren kumulieren, so dass die Schere zwischen unbelasteten und Familien in der Krise weiter auseinandergeht. Oelkers-Ax stellt Befunde aktueller Studien zur Situation von Familien und Kindern in Zeiten von Corona vor. Ditzen et al. untersuchen in der Heidelberger Social Distancing Studie psychobiologische Daten während der 1. und 3. Corona-Welle - mit der Frage, wann naher Kontakt bei in der Pandemie als Belastung und wann als Stresspuffer wirkt.
Die Befunde einer pandemie- und maßnahmenbedingten Verschlechterung psychischer Störungen unterstreichen die auch vor Corona fachpolitisch schon betonte Notwendigkeit, Unterstützungs- und Therapieangebote für Familien am individuellen Bedarf auszurichten und SGB-übergreifend zu vernetzen. Die im März 2020 veröffentlichten 19 Empfehlungen der vom Bundestag eingesetzten Arbeitsgruppe Kinder psychisch und suchtkranker Eltern (AG KpkE) betonen die Notwendigkeit komplexer, SGB-säulenübergreifender Angebote. Auf der Grundlage dieser Empfehlungen sind kommunale Modellprojekte in Form von familienpsychiatrischen Netzen aufzubauen mit sektorenübergreifenden, auf die Familie gerichteten Angeboten an den Schnittstellen Kinder-Eltern, ambulant – (teil)stationär sowie SGB-V – Jugendhilfe, inkl. präventiver Angebote unterhalb einer Diagnoseschwelle. Von Görres & Greve werden konkrete Erfahrungen der Gemeindepsychiatrie mit SGB-übergreifenden Leistungen in Regionalprojekten vorgestellt und daraus abgeleitet, wie komplexe, lebensweltbezogene Hilfen organisiert und ausgestaltet sein können. Turmes stellt ein Modellprojekt zur SGB-übergreifenden Versorgung peri- und postpartal psychisch erkrankter Eltern mit ihren Säuglingen mittels TAF (Team around the family) für toughe Kids vor.
Insbesondere Menschen mit rezidivierenden und chronischen psychischen Erkrankungen benötigen ein dem Krankheitsstadium bzw. den gerade führenden Fähigkeitsstörungen angepasstes Behandlungsangebot. In der Regel sind hier verschiedene Berufsgruppen beteiligt.
Das Management der zeitlichen Abfolge der Behandlungsmodule sowie die Koordination der einzelnen Bausteine mit den betroffenen Menschen und den unterschiedlichen Leistungserbringern benötigt eine Vernetzungsstruktur. Im vertragsärztlichen und im Krankenhaussektor haben sich unterschiedliche Konzepte entwickelt, wie vernetzte Versorgung gedacht wird.
Frau Dr. Sabine Köhler aus Jena wird in ihrem Vortrag „Weiterentwicklung der vertragsärztlichen Versorgung ist möglich: die G-BA-Richtlinie zur vernetzten und multiprofessionellen vertragsärztlichen Versorgung von Menschen mit psychischen Erkrankungen“ zum Entstehungshintergrund und dem inhaltlichen Anliegen dieser Richtlinie aus der vertragsärztlichen Perspektive berichten. Es wird erwartet, dass diese Richtlinie bis zum Kongress beschlossen sein wird.
Im Krankenhaussektor gibt es unter der Massgabe der zunehmenden Ambulantisierung der psychiatrischen Krankenhausbehandlung ebenfalls langbewährte sowie neue Konzepte (z. B. StäB), aber auch in der „normalen“ Krankenhausbehandlung findet bereits vernetzte Versorgung statt.
Herr Prof. Martin Driessen aus Bielefeld wird in seinem Vortrag „Vernetzte Versorgung im psychiatrischen Krankenhaus“ über die Versorgungsaufgaben des psychiatrischen Krankenhauses berichten.
Die Berufsgruppe der Psychologischen Psychotherapeuten, traditionell eher im klassischen 1:1 – Setting ausgebildet, stellt sich nicht zuletzt im Zuge der Ausbildungsreform den Herausforderungen einer vernetzten und berufsgruppenübergreifenden Versorgung.
Herr Dipl.-Psych. Gregor Peikert, Präsident der Ostdeutschen Psychotherapeutenkammer, referiert hierzu in seinem Vortrag: „Vernetzte Versorgung – können Psychotherapeuten das?“
Die Konfrontation mit angst- oder zwangsauslösenden Stimuli und Umgebungen stellt einen Kernbestandteil evidenzbasierter Psychotherapien dar. Das Symposium widmet sich praktischen Erfahrungen und der Evaluation von vier Ansätzen, um ein zentrales Problem expositionsbasierter Verhaltenstherapie zu überwinden: Für eine Behandlung im häuslichen Umfeld fehlt es an Möglichkeiten der therapeutischen Begleitung vor Ort, während in der Praxis/Klinik die spezifischen symptomauslösenden Reize der häuslichen oder beruflichen Umgebung fehlen.
Die methodischen Ansätze erstrecken sich von videokonferenzbasiertem home treatment mittels bodycam über den stationären und häuslichen Einsatz virtueller Realität bis zu Simulation zwanghaften Verhaltens.
Schießlich werden im Besonderen Erfahrungen und Einsatzmöglichkeiten im Kontext der pandemiebedingten Einschränkungen vorgestellt, als etwa die therapeutische Konfrontation mit Menschenmengen nur noch in der virtuellen Realität gelingen konnte.
Gewalt gegenüber Einsatzkräften der Polizei, Feuerwehr oder Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr ist ein Phänomen, das zunehmend Aufmerksamkeit auch in der Öffentlichkeit erfährt und zunehmend in den Fokus von Forschung und Praxis rückt. Das Symposium beschäftigt sich mit primärer, aber auch mit sekundärer Viktimisierung von Einsatzkräften.
Martina Piefke und Jürgen Wiemers berichten über Gewalt gegen Einsatzkräfte der Polizei. Nahezu 40.000 Vorfälle von Gewalttaten gegen Polizeivollzugskräfte werden jährlich im bundesweiten Register des Bundeskriminalamtes erfasst. Allein ein Viertel der Gewalttaten gegen Polizeikräfte fallen in Nordrhein-Westfalen an. Neben der Präsentation von NRW-Registerdaten wird dargestellt, welche Auswirkungen die steigende Gewalt auf Polizeibeamte festgestellt werden und wie dem präventiv im Einsatztraining und in der Nachsorge Rechnung getragen wird.
Janina L. Dressler berichtet über Stresserleben und Gewalterfahrung von Einsatzkräften der Feuerwehr und Möglichkeiten der Prävention. Neben dem alltäglichen Stress und dem Umgang mit potenziell traumatisierenden Einsätzen müssen Einsatzkräfte auch immer wieder mit Übergriffen umgehen. Trotzdem tun sich die Feuerwehren nach wie vor schwer mit Präventionsarbeit. Die Referentin geht der Frage nach, warum die Umsetzung von Präventionsmaßnahmen problematisch ist und wie Erkenntnisse aus Kriminologie, Psychotraumatologie und Präventionspraxis zum Schutz der Einsatzkräfte vereint werden können.
Helge Höllmer beschäftigt sich im letzten Beitrag mit Aspekten der sekundären Viktimisierung. Vorgestellt wird eine Studie an 15 studentischen Offiziersanwärtern verschiedener Fachrichtungen der Helmut-Schmidt-Universität im Zeitraum Oktober und November 2020. In einer qualitativen Analyse wurden zugrundeliegende Motive der Verantwortungsattribution gegenüber einsatztraumatisierten Soldaten untersucht. Ziel war hierbei, Erklärungen für die sekundäre Viktimisierung (Victim Blaming) zu finden.
Die innere Uhr biologischer Systeme wird von den Genen für den zirkadianen Rhythmus bestimmt, die durch die Umwelt beeinflusst werden können. Die Chronopsychopharmakologie beschäftigt sich mit dem Einfluss der zirkadianen Rhythmik auf Medikamente und vice versa. Ein Kernbestandteil beim Einsatz von Psychopharmaka ist die Optimierung des Dosierungszeitpunkts um eine Verbesserung der Wirkung zu erreichen.
Hormone, wie z.B. Melatonin, beeinflussen die zirkadiane Genexpression. Veränderungen im Melatonin-Rhythmus und in der Expression der zirkadianen Gene sind mit der Aufmerksamkeitsdefizit Hyperaktivitätsstörung (ADHS) assoziiert. Die Symptomatik dieser Erkrankung kann positiv beeinflusst werden, indem gestörte zirkadiane Rhythmen durch pharmakologische Interventionen in den Normalzustand verschoben werden.
In diesem Symposium werden die biologischen und neuropsychologischen Aspekte der zirkadianen Rhythmik mit Fokus auf ADHS erläutert. Darüber hinaus werden Geschlechterunterschiede und alternative Behandlungsansätze im Zusammenhang mit der zirkadianen Rhythmik diskutiert. Alternative Behandlungsansätze werden ebenfalls berücksichtigt. Die positive Wirkung von Vitaminen auf neuronale Entwicklungsprozesse sowie die Rolle von Vitamin D auf den zirkadianen Rhythmus und die zirkadiane Genexpression werden vorgestellt.
Zehn Jahre nach der Gründung des Vereins EX-IN Deutschland ist die Bedeutung von Genesungsbegleitung als ergänzende Perspektive im psychiatrischen Versorgungs-system weitgehend anerkannt. Auf der Basis von eigenem Erfahrungswissen mit Krisen und deren Bewältigungsstrategien werden die Nutzenden auf ihrem je individuellen Recovery-Weg im Sinne des Peergedankens begleitet.
Die Implementierung dieser neuen (und noch nicht als Beruf staatlich anerkannten) Gruppe von Mitarbeitenden (als Kolleg*innen der durch Studium und Beruf ausgebildeten Experten im Hilfesystem) stellt nun gewisse Herausforderungen an die Gesellschaft im weitesten Sinne und die zuständigen Organisationen und Institutionen im speziellen Sinne.
Dieses Symposium lädt dazu ein, die Überlegungen zur Bewältigung dieser Aufgabe aus den Perspektiven einer arbeitgebenden Institution, der praxisorientierten Einbindung in den Stationsalltag, die Korrelanz zu bestehenden Berufsgruppen im Sinne einer finanziellen Vergütung sowie der eigentlichen Tätigkeit als Genesungsbegleiterin kennenzulernen und an der offenen Diskussion im Anschluss an die Kurzvorträge teilzunehmen.
Ziel ist es, möglichst konkrete Lösungsideen gemeinsam zu erarbeiten, damit sie als Anregungen für weitere politische Maßnahmen über den Verein EX-IN Deutschland öffentlich zur Verfügung gestellt werden können.
Kürzlich veröffentlichte die Weltgesundheitsorganisation WHO die Nachricht, dass eine neue Diagnose „Gaming Disorder“ (Computerspielsucht) und eine Residualkategorie zu sonstigen internetbezogenen Störungen im Kapitel Suchterkrankungen „Disorders due to addictive behaviours“ in das ICD-11 eingeführt wird. Diese Veränderung reflektiert die Bedeutung, sich in der klinischen Praxis und auf der Ebene der Forschung mit medienassoziierten Störungen (internetbezogenen Störungen) auseinanderzusetzen.
In der täglichen Routine entsteht häufig die Frage, wie genau ein süchtiges Internetnutzungsverhalten von einem nur problematischen Medienkonsum abzugrenzen sei? Um die diese Frage zu beantworten, soll der Vortrag einen Überblick über den aktuellen wissenschaftlichen Kenntnisstand zur Entstehung, Verbreitung und Diagnostik von internetbezogenen Störungen geben. Hierbei wird auf neurobiologische Studienergebnisse ebenso wie auf Ergebnisse klinischer Studien eigegangen, um potenzielle Risiko- und Schutzfaktoren für die Entstehung von Computerspielsucht und internetbezogenen Störungen zu identifizieren.
Darüber hinaus werden RCT-geprüfte Behandlungsansätze zur Therapie der Internetsucht skizziert. Die unterschiedlichen Ansätze wurden im Rahmen der Erstellung der S1-Leitlinie der AWMF (Diagnostik und Therapie Internetbezogener Störungen) auf ihren Evidenzgehalt und ihre Anwendungsplausibilität hin geprüft. Der Vortrag wird mit der Schilderung eigener klinischer Behandlungserfahrungen aus der Ambulanz für Spielsucht Mainz abgerundet und praxisnah gestaltet.
Live-Stream des Industriesymposiums
Ein filmischer Beitrag zur Suizidprävention
von Andrea Rothenburg, Psychiatrie-Filme
Sie wollten nicht mehr leben. Sie dachten, sie schaffen es nicht mehr. Das Leben. Verzweiflung und Ausweglosigkeit gehörten zu den Gefühlen der Protagonisten des Films "Nicht mehr nicht mehr leben wollen".
Tyana Schwarz plagten schon als Kind Suizidgedanken. Martin Schultz geriet zu Beginn der Pubertät das erste Mal in eine schwere Lebenskrise. Eric Formosa verabredete sich als Jugendlicher mit einem Freund, um sich gemeinsam das Leben zu nehmen. Jutta Berger leidet unter einer bipolaren Erkrankung und stand bereits ein paar Mal an der Schwelle, sich das Leben zu nehmen. Michael Freudenberg wurde als Psychiater selbst depressiv und bekam auf einem großen Psychiatriekongress lebensmüde Gedanken. Aufgrund einer psychischen Erkrankung schwingt bei dem Künstler Andreas Schmidt der Wunsch, irgendwann nicht mehr da zu sein, immer mit. Dennoch will er leben und lebt gerne. Ein Widerspruch?
Die Protagonisten lassen uns an ihren ganz persönlichen Geschichten teilhaben und machen in dem Interviewfilm anderen Mut, nicht aufzugeben.
Hintergrund: Die psychiatrische Arbeit außerhalb der Klinik ist für die meisten Pflegepersonen Neuland. Mit dem Workshop wird Wissen über die Grundlagen und die praktische Arbeit vermittelt.
Ablauf: Zunächst werden die Erfahrungen verwandter Modellprojekte und die gesetzlichen Rahmenbedingungen vorgestellt. Dann werden organisatorische Erfordernisse und Umsetzungsmöglichkeiten, sowie die Ergebnisse der Evaluation der Pilotphase erörtert. Schließlich werden verschiedene Interventionen vorgestellt und praktisch erprobt. So wird erfahrbar, dass sich
die Wirkfaktoren therapeutischer Interaktion (Grawe 2005) im persönlichen Lebensumfeld besser und nachhaltiger zur Entfaltung bringen lassen.
Zielgruppe: Alle Personen die interessiert sind an den Grundlagen, Organisationsformen, Inhalten der Arbeit in der stationsäquivalenten Behandlung
Lernziele: Subjektiver und objektiver Bedarf, Präferenzen der PatientInnen, Organisation, Inhaltliches Arbeiten
Literatur:
Barker; P, Buchanan- Barker, P. (2013) Das Gezeitenmodell. Bern: Huber
Bechdolf, A. Skutta, M. Horn, A. (2011) Psychiatrische Akutbehandlung ohne Bett-Klinische Wirksamkeit. Fortschritte in Neurologie und Psychiatrie 2011;79 26-31 Stuttgart: Thieme
Behrens, J. (2019). Theorie der Pflege und der Therapie. Bern: Hogrefe.
Deutsches Institut für Medizinische Dokumentation und Information OPS Version 2020. Gefunden unter https://www.dimdi.de/static/de/klassifikationen/ops/kode-suche/opshtml2020/block-9-70...9-70.htm
Grawe, K. (2005). (Wie) kann Psychotherapie durch empirische Validierung wirksamer werden? Psychotherapeutenjournal, 4(1), 4–11.
Längle, Holzke, Gottlob (Hrsg.), Psychisch Kranke zu Hause versorgen (S.51). Stuttgart: Kohlhammer
Horn, A. (2017) Erfahrungen mit und Standortbestimmung von Hometreatment. https://www.zfpweb.de/fileadmin/...ZfP.../ZfP_Horn_06_10_2017.pdf
Landesverband Psychiatrie-Erfahrener Baden-Württemberg e.V. (2018) Stellungnahme zur Stationsäquivalenten Behandlung (StäB). https://lvpebw.org/2018/12/01/stellungnahme-zur-stationsaequivalenten-behandlung-staeb/
Sachverständigenrat zur Begutachtung der Entwicklung im Gesundheitswesen. (2014) Bedarfsgerechtigkeit als Kriterium der Gesundheitsversorgung. https://www.svr-gesundheit.de/index.php?id=477
STEPPS steht für „Systematic Training for Emotional Predictability & Problem Solving“ und bedeutet so viel wie „Emotionale Stabilität und Problemlösen systematisch trainieren“. Das STEPPS-Training ist ein 20-wöchiges manualisiertes Programm, das in den USA (Iowa) von Fachleuten und Betroffenen gemeinsam entwickelt wurde. Zielgruppe sind Menschen, die an emotionaler Instabilität/Borderline-Störung leiden und gemeinsam mit ihren Unterstützer*innen nach Wegen suchen, im Alltag handlungsfähiger zu werden. Das Trainingsprogramm bezieht die Helfer*innenteams der Betroffenen (Angehörige, Freund*innen, professionelle Helfer*innen) ein. STEPPS ist nicht als ein Psychotherapieprogramm, sondern als eine Art Seminarangebot konzipiert, vergleichbar mit einem Volkshochschulkurs.
Die Verbreitung konzentriert sich entsprechend vor allem auf den ambulanten Bereich und komplementäre Einrichtungen (Tagesstätten, betreutes Wohnen, Ergotherapiepraxen u.a.). Als Trainer*innen sind Fachleute in den jeweiligen Einrichtungen angesprochen (z.B. ambulante psychiatrische Pflege, Wohnbetreuer*innen, Ergotherapeut*innen etc.). Das STEPPS-Training stellt ein Bindeglied zwischen Bewältigungsmöglichkeiten, Selbsthilfe und Koordination der Hilfsangebote dar.
In amerikanischen und niederländischen Studien von Blum et al. (2002, 2008), Black et al. (2008), Freije et al. (2002) und van Wel (2007) konnten signifikante Verbesserungen im Befinden der Teilnehmer*innen nachgewiesen werden.
Die Durchführung des Trainings erfolgt auf der Basis eines Trainer*innen-Manuals (Blum et al. 2009), den Teilnehmer*innen steht ein entsprechendes Arbeitsbuch (2009) zur Verfügung. Die Trainer*innenausbildung besteht aus zwei 2-tägigen Modulen und einem eintägigen Kolloquium. Im Rahmen des Workshops wird ein Überblick über das STEPPS-Training gegeben und an ausgewählten Methoden und Übungen die praktische Anwendung demonstriert.
Der Vortrag führt Fragestellungen zum Verständnis der Schizophrenie weiter, die der Autor bereits anlässlich der DGPPN Kongresse von 2019 und 2020 zur Diskussion gestellt hatte. Ein kleiner historischer Rückblick zeigt, dass “Wahnsinn” oder “Verrücktheit” je nach Zeit und Kultur immer wieder anders aufgefasst wurden, so u. a. als Zeichen einer göttlichen oder teuflischen Besessenheit, eines sündigen Lebenswandels, einer Gehirn- und Erbkrankheit, einer gestörten Familien- oder Gesellschaftssituation, einer traumatischen Vergangenheit. Entsprechend vielfältig waren die Behandlungsversuche, von Dämonenaustreibungen, Folter und Hexenverbrennungen über soziale Ausgrenzung, Isolierung, Zentrifugierung, Deckel- und Dauerbadbehandlung, Zwangsjacken, Gitterkäfigen, Schlaf- und Insulinkuren, Leukotomien und Elektroschocks bis zu den modernen Neuroleptika, Hirnstimulationen, Psycho-, Sozio- und Familientherapien.
Von einem Irrtum zum andern, könnte man rückblickend sagen: Ist die Schizophrenie überhaupt eine Krankheit oder handelt es sich vielleicht nur um eine eigenartige Reaktionsweise gewisser Menschen auf besondere Umstände? Auf dem Hintergrund des lückenhaften heutigen Wissens wird abschließend versucht, etwas von unserem eigenen “aktuellen Stand des Irrtums” und seinen praktischen Konsequenzen in den Blick zu bekommen.
Die Psychopathie im Sinne der angloamerikanischen Psychopathy besitzt weiterhin eine herausragende Bedeutung in Theorie und Praxis der forensischen Disziplinen. Fortschritte der letzten Jahre betreffen die neurowissenschaftlichen Grundlagen der Störung und ihre reliable Erfassung, die -ausgehend von der Konzeption von Hare- Eingang in das dimensionale Modell der Persönlichkeitsstörungen von DSM-5 gefunden hat. Offene Fragen betreffen dagegen die Prognose und die Behandlung von Straftätern mit dieser Störung sowie die forensischen Konsequenzen hinsichtlich Schuldfähigkeit und Unterbringung. Einen kriminologisch wichtigen Sonderaspekt stellt die Bedeutung psychopathischer Merkmale für den Risikobereich der Sexualdelikte dar. Diese Themen sollen von den international anerkannten Experten dieses Symposions diskutiert werden.
Für Ärztinnen und Ärzte stellt sich bei der pharmakologischen Depressionsbehandlung neben der generellen Frage nach Wirksamkeit und Verträglichkeit insbesondere die Frage nach der richtigen Dosierung. Mit welcher Dosis soll begonnen werden? Ist von einer höheren Dosis eine größere Wirksamkeit zu erhoffen? Ist Aufdosieren eine sinnvolle Strategie, wenn auf die Standarddosis keine Response eintrat? Überraschenderweise besteht bezüglich dieser Fragen eine relativ hohe Unsicherheit, und die bisherige Erkenntnis basiert zu einem relevanten Teil auf unsystematischer oder indirekter Evidenz.
Im Symposium werden daher vier aktuelle, systematische Übersichtsarbeiten und Metaanalysen aus der Arbeitsgruppe der Vortragenden präsentiert, von denen die Hälfte noch unveröffentlicht ist. Alle Metaanalysen wurden vorab registriert (Prospero) und nach den methodischen Vorgaben des Cochrane Handbook for Systematic Reviews durchgeführt. Die Metaanalysen untersuchen die Dosis-Wirkungs-Beziehung von SSRI, SNRI und trizyklischen Antidepressiva und analysieren auch die Verträglichkeit in Abhängigkeit von der Dosierung. Für die SSRI ist die Datenlage am besten. Für diese am häufigsten eingesetzte Antidepressivagruppe wurden zwei getrennte Metaanalysen durchgeführt. Die erste analysiert die generelle Beziehung von Dosis und Wirkung einer initial oder unabhängig von einer eventuellen Vorbehandlung durchgeführten SSRI-Medikation. Die zweite Metaanalyse konzentriert sich auf die klinisch häufige Situation, dass ein Patient nicht auf eine Standarddosis angesprochen hat und wertet Studien aus, in denen eine Dosiserhöhung mit der Fortführung der bisherigen Dosis verglichen wurde.
Neben der Darstellung der Ergebnisse führt das Symposium kurz in Relevanz und Methodik von Metaanalysen ein und vermittelt die klinische Bedeutung der Ergebnisse für den Behandlungsalltag.
Die Anorexia nervosa zählt zu den schwerwiegenden psychischen Erkrankungen, insbesondere im Jugend- und jungen Erwachsenenalter und weist die höchste Mortalitätsrate unter den psychischen Erkrankungen auf. Bei einem erheblichen Anteil der Betroffenen kommt es zu einem chronischen Verlauf, komorbide psychiatrische Erkrankungen sind häufig. Insbesondere die frühe Erkennung, aber auch eine Verbesserung der Therapiemöglichkeiten, sowie Rückfallprophylaxe stellen eine wichtige Herausforderung für die Psychotherapie- und Versorgungsforschung dar.
In dem Symposium werden in allen 4 Beiträgen aus vier verschiedenen Studienzentren neue Studienergebnisse berichtet werden.
Frau Prof. Antje Gumz vom UKE Hamburg führt im Rahmen eines DFG geförderten Projektes Studien zu förderlichen und hinderlichen Faktoren für eine Verkürzung der unbehandelten Erkrankung bei Anorexia nervosa durch. Die Aussicht auf einen Behandlungserfolg bei diesem Krankheitsbild könnte deutlich verbessert werden, wenn die Therapie frühzeitiger erfolgt.
Dr. Silke Naab von der Schön Klinik Roseneck in Prien berichtet neue Ergebnisse einer sehr großen Analyse von Routinedaten anhand derer sie auf Prädiktoren für den Behandlungserfolg stationärer Therapien sowie im 1-Jahres Follow-up eingehen wird.
Dr. Verena Haas von der Charité Berlin berichtet über familienbasierte Therapie bei Jugendlichen mit Anorexia nervosa. Bisher gab es keine Studien, die die Wirksamkeit dieses therapeutischen Ansatzes im deutschen Sprachraum untersucht haben. Frau Haas wird die ersten Ergebnisse einer neuen Pilotstudie berichten.
Frau Prof. Katrin Giel vom Universitätsklinikum Tübingen befasst sich mit der Bedeutung von E-mental Health in der Rückfallprophylaxe bei Anorexia nervosa und wird den aktuellen Stand der Forschung und auch eigene Studienergebnisse berichten.
Die Durchführung psychiatrisch-psychotherapeutischer Behandlungsmaßnahmen bei untergebrachten Personen im Straf- und Maßregelvollzug stellt an die Behandler eine besondere Herausforderung dar. Das Symposium gibt einen Überblick über den Stand der Behandlungsmöglichkeiten psychischer Störungen im forensisch-psychiatrischen Kontext.
Im ersten Vortrag (B. Völlm, Rostock) werden Ergebnisse von Cochrane Analysen vorgetragen, die sich mit der Behandlung von Aggressivität und Impulsivität befasst haben. Insbesondere sollen die Möglichkeiten und Grenzen der medikamentösen Behandlung aggressiv-impulsiven Verhaltens im Rahmen von Persönlichkeitsstörungen aufgezeigt werden. Im zweiten Vortrag (D. Turner, Mainz) werden aktuelle Konzepte der Behandlung von Sexualstraftätern in stationären und ambulanten Settings erörtert. In diesem Vortrag wird auch auf die Relevanz komorbider Störungen und die sich hieraus ergebenden medikamentösen und nicht-medikamentösen Behandlungsansätze eingegangen. Der dritte Vortrag (A. Wettermann, Rostock) fokussiert auf die Wirksamkeit, aber auch die Umsetzbarkeit standardisierter und manualisierter Behandlungsprogramme wie R&R, BPS bei forensisch-psychiatrischen Klienten. Es werden Ergebnisse aus Studien zur Effektivität vorgestellt und auch auf die Vor- und Nachteile einer Behandlung nach standardisierten Behandlungsplänen eingegangen. Im letzten Vortrag (W. Retz, Homburg) wird der aktuelle Stand hinsichtlich der medikamentösen und psychotherapeutischen Behandlung ADHS-assoziierter Verhaltensstörungen, Impulsivität und emotionaler Dysregulation bei jungen Straftätern vorgestellt (W. Retz, Homburg). In diesem Vortrag werden sowohl die Studienergebnisse hinsichtlich der Reduktion von Impulsivität und emotionalen Regulationsstörungen, als auch des Delinquenzrisikos. Möglichkeiten und Probleme der pharmakologischen und nicht-pharmakologischen Behandlung im forensischen Kontext werden diskutiert.
Derzeit gibt es eine kontroverse Diskussion über Identitätspolitik, Rassismus, Gender und
queere Vielfalt. Feminist:innen sowie Trans-, Queer und People-of-Color-Aktivist:innen
würden Debatten verhindern oder Sprech- und Denkverbote erteilen. Anstelle von
Integration und gesellschaftlichem Zusammenhalt gehe es um Partikularinteressen, die die
Gesellschaft spalten und sogar demokratiefeindlich seien.
Aufgrund dieser sehr kontrovers geführten Debatte soll das Diskussionsforum anhand von
wissenschaftlichen Ergebnissen – soweit vorhanden - zu den Auswirkungen von Rassismus
und Diskriminierung informieren und über Schritte in Richtung Anerkennung, Gleichheit und
Zusammenhalt in einer immer vielfältiger und komplexer werdenden Gesellschaft
diskutieren.
Amma Yeboah hat im Kontext des UN Antirassismusausschuss einen Bericht zu „Rassismus
und psychische Gesundheit in Deutschland“ erstellt. Prof. Dr. Andrea Geier,
Literaturwissenschaftlerin und Gender Forscherin an der Uni Trier, kritisiert die alarmistische
Art und Weise der Diskussion über Identitätspolitik, die im Kern eine Anerkennung von
Vielfalt und Gleichheit anstrebt. Die Publizistin Caroline Emcke wurde für ihren Einsatz für
sexuelle und geschlechtliche Minderheiten mit dem Rosa-Courage-Preis 2021 geehrt. Holger
Evang-Lorenz hat viele Jahre als Klinikseelsorger und Pastoralpsychologe queere Flüchtlinge
betreut, die Opfer von Rassismus, Sexismus und Homophobie wurden. Gesine Schwan,
Vorsitzende der Grundwertekommission der SPD und Ulle Schaus, Grüne mit Schwerpunkt
Frauen- und Queerpolitik, sind Vertreter aus der Politik, die sich auf gesellschaftlicher Ebene
mit diesen Themen auseinandersetzen.
Sowohl die bevölkerungsweiten Regeln zur Reduzierung der räumlichen Nähe zu anderen Personen als auch die Quarantänemaßnahmen im engeren Sinne sind unweigerlich mit einer sozialen Isolierung verbunden. Wichtige Maßnahmen des Infektionsschutzes zur Verlangsamung der Ausbreitung von COVID-19 und zur Reduktion der COVID-19-Krankheitslast kontrastieren mit unserem Bedürfnis nach sozialer Nähe. Soziale Unterstützung ist gerade bei der Bewältigung schwieriger Zeiten besonders bedeutsam und soziale Isolierung kann Bewältigungsressourcen bedrohen. Deshalb werden die Auswirkungen der Pandemie auf die psychische Gesundheit der Bevölkerung intensiv diskutiert. Dieses Symposium gibt eine empirische Antwort zu den Auswirkungen der Pandemie auf die psychische Gesundheit der Bevölkerung. Dabei werden erstmals Ergebnisse auf der Grundlage der NAKO Gesundheitsstudie, Deutschlands größter Kohortenstudie vorgestellt. Im Rahmen der NAKO werden 200.000 Menschen zwischen 20 und 69 Jahren regelmäßig untersucht. Während des ersten Lockdowns 2020 erfolgte eine schriftliche Befragung der Studienteilnehmer. Prof. Dirk Richter, Universität Bern stellt einführend in einem Übersichtsvortrag seine Ergebnisse zu psychischen Problemen in der Allgemeinbevölkerung während der Coronavirus-Pandemie vor. Datengrundlage ist ein Rapid Review von Bevölkerungsstudien mit mindestens 2 Erhebungszeitpunkten, während und nach dem ersten Lockdown. Prof. Klaus Berger, Universität Münster ist Sprecher der Experten-Gruppe Neuro-Psych der NAKO Gesundheitsstudie und stellt Ergebnisse zur Einsamkeit im ersten Lockdown vor. Prof. Marcella Rietschel, ZI Mannheim, berichtet über Veränderung des Alkoholkonsums während des ersten Lockdowns im Vergleich zur Basiserhebung. Prof. Steffi Riedel-Heller, MPH, Universität Leipzig beschäftigt sich mit der psychischen Gesundheit bei Menschen mit psychischen Vorerkrankungen im ersten COVID-19 Lockdown und legt NAKO-Längsschnittergebnisse vor.
ADHS ist eine häufige Entwicklungsstörung, die in der Kindheit beginnt und oft den Einstieg in eine negative Entwicklung darstellt, welche durch ein hohes Risiko für komorbide Erkrankungen in der Kindheit und im Erwachsenenalter gekennzeichnet ist. Mit einer Prävalenz von ~5% in der Kindheit und ~3% im Erwachsenenalter gehört ADHS zu den häufigsten psychiatrischen Störungen. Zu den Symptomen von ADHS gehören Hyperaktivität, Unaufmerksamkeit, Impulsivität, Defizite in den exekutiven Funktionen und emotionale Dysregulation. ADHS ist eine Vorstufe von Stimmungs- (~60%), Angst- (~30%) und Substanzkonsumstörungen (~45%). Aber auch körperliche Erkrankungen (von Epilepsie, erhöhtem Unfallrisiko bis hin zu Adipositas) belasten die Betroffenen. Die komorbiden Störungen der ADHS treten im Laufe der Entwicklung auf und sind ein wichtiger Faktor für die Krankheitslast, da sie die Sterblichkeitsrate mehr als verdoppeln. Da ADHS den Einstieg in eine solch negative Entwicklungskurve bildet, ist es ein entscheidender Ausgangspunkt für Forschung, die auf Vorhersage und Behandlung abzielt und ein erhebliches Potenzial hat, die öffentliche Gesundheit zu beeinflussen, die Krankheitslast zu reduzieren und das Leiden von Patienten und Familien zu verhindern. In unserem Symposium soll daher ein Überblick über bedeutende komorbide Störungen wie Substanzkonsum (Prof. Oliver Pogarell) und körperliche Erkrankungen (Prof. Sarah Kittel-Schneider) geliefert werden. Weiterhin sollen die Ergebnisse der ersten großen randomisierten Studie zur Anwendbarkeit von Licht- und Fitnesstherapie bei ADHS zur Prävention von Depression (PROUD-Studie) von Prof. Christine M. Freitag vorgestellt werden. Zuletzt soll die Frage nach einer gemeinsamen Ätiologie, beispielsweise einer Störung des Belohnungssystems, mit einem Überblick über Bildgebung des Belohnungssystems bei ADHS und komorbiden Erkrankungen (PD Dr. Oliver Grimm) geschlossen werden.
Interpersonelle Probleme gelten für persistierende depressive Störungen (PDS) als charakteristisch. Hierzu zählen exemplarisch ein erhöhtes Stresslevel in sozialen Situationen, erhöhte Sensibilität für erwartete Ablehnung und ein ausgeprägtes Muster von sozialer Vermeidung. Sowohl die Entstehung interpersoneller Probleme als auch die Entstehung der PDS sind mit traumatischen interpersonellen Erfahrungen in der Kindheit assoziiert. Demnach überrascht es wenig, dass PDS-Patient*innen sowohl über hohe Raten an Kindesmisshandlung als auch über ausgeprägte interpersonelle Probleme berichten.
Doch wie hängen traumatische Erfahrungen, interpersonelle Probleme und PDS zusammen? Der 1. Teil des Symposiums widmet sich 2 experimentellen Studien zur Aufdeckung relevanter aufrechterhaltender Prozesse bei der PDS. Hierzu werden der Zusammenhang zwischen prosozialem Verhalten in einem Spielparadigma (Cyberball) und Kindheitstraumata sowie die mögliche mediierende Bedeutung von Zurückweisungssensitivität untersucht (B. Barton). Zudem wird die Empathiefähigkeit von PDS-Patient*innen in einer emotionalen Stresssituation betrachtet, in dem die Reaktivierung negativer Kindheitserfahrungen als individueller Stressor fungiert (A. Guhn). Beides, sowohl die erinnerten Traumata als auch die Konfrontation mit diesen, gehen mit einem reduzierten sozialen Funktionsniveau einher, das wiederum die PDS stabilisieren könnte.
Der 2. Teil des Symposiums widmet sich den Folgen interpersoneller Probleme. So werden soziale Isolation und Einsamkeit als aufrechterhaltende Faktoren der PDS betrachtet, aus denen sich wesentliche Behandlungsziele ableiten lassen (M. Reinhard). Das Cognitive Behavioral Analysis System of Psychotherapy (CBASP) ist als störungsspezifisches Konzept für PDS auf die Überwindung von interpersonellen Problemen ausgerichtet. Exemplarisch soll die Effektivität und Wirksamkeit eines personalisierten stationären CBASP-Konzepts das Symposium abrunden (E.-L. Brakemeier).
Die Corona Pandemie war weltweit mit gravierenden Auswirkungen auf die Gesundheitssysteme verbunden. Aus einer Analysen stationärer Versorgungsdaten in einem Zeitverlauf von 2018-2021 in psychiatrischen Kliniken in Deutschland können interessante Implikationen abgeleitet werden, etwa über die veränderten Notfall- und Krisenaufnahmen und die Schwere der Erkrankungen, mit denen Patient/innen in COVID-Zeiten behandelt wurden. Ergebnisse dieser Studie werden vor- und zur Diskussion gestellt. Eine weitere Studie untersuchte das Inanspruchnahmeverhalten psychiatrischer Notfallkontakte in einer interdisziplinären Zentralen Notaufnahme eines Allgemeinkrankenhauses, um hier einen möglichen Trend in der Pandemie zu erkennen. Der dritte Vortrag soll einen Vergleich zu der Situation in London ziehen: wie verlief hier das Inanspruchnahmeverhalten während der Coronapandemie? Unter Berücksichtigung der unterschiedlichen Versorgungssysteme in Großbritannien und Deutschland können hier interessante Schlüsse gezogen werden. Schließlich gehen wir der Frage nach, ob in der Pandemie häufiger Cannabis-induzierte Psychosen aufgetreten sein könnten. Trotz allgemeiner Beschränkungen war die Versorgung mit Drogen weitestgehend ungestört, im Lockdown der Drogenkonsum mutmaßlich eher erhöht. Hierzu werden erste Daten präsentiert.
Das PsychVVG, das Online-Therapien ermöglicht, die neue eingeführte stationsäquivalente Behandlung und die Corona-Pandemie haben eine unerwartete Gemeinsamkeit: alle führen dazu, dass bislang ungewöhnliche Settings vermehrt für psychiatrisch-psychotherapeutische Interventionen genutzt werden. In diesem Symposium sollen die Schwierigkeiten und Chancen der jeweiligen Settings diskutiert werden.
Zunächst wird U. Sprick über „Anwendungen von online-gestützter Psychotherapie in einer Psychiatrischen Institutsambulanz" berichten. Er wird praktische Beispiele verschiedener Online-Psychotherapie-Formen in einer psychiatrischen Institutsambulanz geben. Sowohl rein therapeutengeleitete Ansätze als auch Hybrid-Ansätze (Face to Face und online kombiniert) sollen in ihrer Wirkung und Effektivität dargestellt werden.
Der Vortrag von F. Metzger wird die Schnittstelle der stationsäquivalenten Behandlung und der digitalen (Psycho-)Therapie, insbesondere unter Berücksichtigung von dialektisch-behavioralen Therapiebausteinen, in den Mittelpunkt stellen.
J. Richter untersucht die Leitlinientreue der psychotherapeutischen Interventionen bei regulärer stationärer oder stationsäquivalenter Behandlung bei psychotischen Erkrankungen. Mit Hilfe der empirischen Auswertung von Routinedaten wird untersucht, ob stationsäquivalente Behandlung als neue Behandlungsform der stationären Behandlung mit Blick auf die Umsetzung der S3-Leitlinie „Schizophrenie“ gleichwertig ist. Entsprechende Analysen werden berichtet.
D. von Haebler fokussiert den Aspekt der Behandlungskontinuität in der psychodynamischen Psychotherapie und arbeitet anhand von Kasuistiken die Bedeutung unterschiedlicher Formate und Settings (Einzeltherapie, Gruppentherapie, Online-Therapie, zu-Hause-Behandlung) für die therapeutische Beziehung heraus. Die Stärken und Schwächen der unterschiedlichen Formate für die Gestaltung der Therapeut-Patient-Beziehung steht dabei im Mittelpunkt.
Der Österreichische Verfassungsgerichtshof (VfGH) hat in seinem Urteil vom 11.12.2020 die Anfechtung des § 77 des Strafgesetzbuches (StGB) als unzulässig abgewiesen. § 77 lautet „Wer einen anderen auf dessen ernstliches und eindringliches Verlangen tötet, ist mit Freiheitsstrafe von sechs Monaten bis zu fünf Jahren zu bestrafen.“ Der Text des § 78 StGB („Wer einen anderen dazu verleitet, sich selbst zu töten oder ihm dazu Hilfe leistet, ist mit einer Freiheitsstrafe von 6 Monaten bis zu 5 Jahren zu bestrafen.“) wurde jedoch als teilweise verfassungswidrig bestätigt. Konkret wurde der Passus „oder ihm dazu Hilfe leistet“ als verfassungswidrig beurteilt. Das Verbot des Tatbestands der Verleitung zum Suizid bleibt jedoch aufrecht. Der VfGH erläutert dazu, dass das „verfassungsgesetzlich gewährleistete Recht des Einzelnen auf freie Selbstbestimmung…sowohl das Recht auf die Gestaltung des Lebens als auch das Recht auf ein menschenwürdiges Sterben“ umfasse. Dies umfasse auch das Recht des Suizidwilligen, die Hilfe eines dazu bereiten Dritten in Anspruch zu nehmen.
In der öffentlichen Diskussion wird dieses Urteil in erster Linie in Hinblick auf die Frage der persönlichen Autonomie reflektiert. Dabei bleiben psychiatrische Aspekte häufig unberücksichtigt. Dazu gehört unter anderem die Tatsache, dass Todeswünsche häufig Ausdruck behandelbarer seelischer Erkrankungen wie Depressionen sind, die bei Menschen mit schweren somatischen Erkrankungen gehäuft auftreten und dann oft als nachvollziehbare Reaktion auf die somatische Erkrankung verkannt werden. Die ÖGPP wird die beschriebene Problematik aus juristischer, medizinethischer und psychiatrischer Perspektive darstellen und diskutieren
Im Fach Psychiatrie und Psychotherapie werden Ärzt*innen täglich mit medizinethischen Herausforderungen konfrontiert, wenn es beispielsweise im Klinikalltag darum geht, ob ein*e Patient*in einwilligungsfähig ist oder bei der Frage, unter welchen Umständen es gerechtfertigt sein kann, Menschen gegen ihren Willen zu behandeln. Medizinethische Fallberatung kann in solchen Situationen hilfreich sein, um verschiedene Standpunkte zu reflektierten und so zu gut begründeten Entscheidung zu kommen.
In diesem Symposium werden in einem Übersichtsvortrag die Möglichkeiten von Ethikberatung in der Psychiatrie und Psychotherapie dargestellt und anschließend drei Fälle aus den Bereichen Allgemeinpsychiatrie, Gerontopsychiatrie und forensischer Psychiatrie präsentiert und im Plenum diskutiert. Dabei werden einerseits medizinethische Konfliktfelder im psychiatrisch-psychotherapeutischen Arbeitsalltag aufgezeigt, andererseits wird aber auch eine praxisorientierte Herangehensweise an konkrete Problemkonstellationen vermittelt.
Durch die große Resonanz auf die Forschungen der Pharmazeutin Sylvia Wagner zu Medikamentenprüfungen an institutionalisierten Minderjährigen als „verdrängtem Kapitel“ bundesdeutscher Heimgeschichte hat die Erforschung dieses Themas ab 2016 deutlichen Aufschwung gewonnen. Seitdem haben einige Einrichtungsträger und Einzelinstitutionen die Untersuchungen von Medikamentenanwendungen in Einrichtungen der Psychiatrie und Behindertenhilfe in Auftrag gegeben, die inzwischen abgeschlossen sind.
Das Symposium nimmt dies zum Anlass, wesentliche Aspekte und Ergebnisse zum Thema Anwendungsbeobachtungen und Medikamentenerprobungen anhand zweier exemplarischer Forschungsaufträge darzustellen und zu interpretieren: Zum einen handelt es sich um die Untersuchung von „Arzneimittelprüfungen an Minderjährigen im Langzeitbereich der Stiftung Bethel in den Jahren 1949 bis 1975“ (Niklas Lenhard-Schramm/Maike Rotzoll/Dietz Rating), die sich vor allem der Einrichtung als Testzentrum für neue Epilepsie-Medikamente widmete. Zum anderen werden Ergebnisse aus dem Forschungsauftrag zur „Praxis der Medikamentenversuche in schleswig-holsteinischen Einrichtungen der Behindertenhilfe sowie in den Erwachsenen-, Kinder- und Jugendpsychiatrien in den Jahren 1949 bis 1975“ (Christof Beyer/Cornelius Borck/Jonathan Holst) vorgestellt.
Auf der Basis der Analyse von zeitgenössischen Fachpublikationen, Verwaltungsüberlieferung und Einzelfallakten werden dabei die Prüf- und Anwendungspraxis von Medikamenten in einer Betheler „Forschungsklinik“ für Epilepsie bei Minderjährigen dargestellt. Für Schleswig-Holstein stehen die Medikamentenprüfungen an Erwachsenen u.a. im Landeskrankenhaus Schleswig im Mittelpunkt, wo zur Entwicklung aussagekräftiger Testkriterien ein Forschungsverbund etabliert wurde. Beide Themenbereiche werden durch die zeit- und wissenschaftsgeschichtliche Untersuchung von gesellschaftlichen, fachspezifischen und rechtlich-ethischen Voraussetzungen von Medikamentenverabreichungen gerahmt.
Psychoedukative Gruppen in der psychiatrisch-psychotherapeutischen Behandlung zählen mittlerweile zum Behandlungsstandard und bekamen sowohl in den Leitlinien für schwer psychisch Kranke (Riedel-Heller, et al, 2013/2019) als auch für schizophren erkrankte Patienten (Falkai et al, 2005/2019) das Level A zuerkannt. Die systematische Einbeziehung der Angehörigen wird in beiden LL ebenfalls als TAU (Treatment as usual) definiert.
Die Besonderheit der Psychoedukation besteht vor allem darin, dass sie durch ihre basale Ausrichtung sowohl den Patienten und Angehörigen als auch den Profis dazu verhilft, die in den jeweiligen Leitlinien vorgesehenen Therapiestandards „nachzulesen“ und auch entsprechend umzusetzen! Dieses Vorgehen entzieht jeglicher konkurrierender Therapiebetrachtung den Boden und verpflichtet alle Beteiligten – Therapeuten wie Betroffene – sich an den evidenzbasierten Fakten zu orientieren. Die interaktive Suche nach dem kleinsten gemeinsamen Nenner hinsichtlich der unterschiedlichen individuellen Krankheitskonzepte und Therapievorstellungen unter professioneller Moderation schützt sowohl vor dem idiosynkratischen Abgleiten in irrationale Alleingänge als auch den autoritären Therapieanweisungen vergangener Zeiten. Dass dies schwer erkrankten Menschen mit Psychosen aus dem schizophrenen Formenkreis oder Manien nicht automatisch zu einer optimalen Adhärenz verhilft darf keine Entschuldigung dafür sein, nicht trotzdem mit allen Kräften nachhaltig und beharrlich um die Kooperationsbereitschaft dieser Menschen zu werben. Eine psychoedukative Grundinformation im Gruppenrahmen schafft hierbei eine sehr wertvolle Ausgangslage (Bäuml, Pitschel-Walz, 2020).
In diesem Symposium werden die Ergebnisse einer großen Umfrage (n>1000) unter den verschiedenen psychiatrischen Berufsgruppen hinsichtlich ihres eigenen psychoedukativen Rollenverständnisses dargestellt, sowie verschiedene neue, integrative Therapiekonzepte zur Umsetzung von Psychoedukation bei wichtigen psychiatrischen Erkrankungsbildern in unterschiedlichen Settings präsentiert.
Angsterkrankungen zählen mit einer 12-Monatsprävalenz von 14% und ca. 61,5 Millionen Betroffenen in der Europäischen Union zu den häufigsten psychischen Erkrankungen und gehen mit einer hohen sozioökonomischen Belastung einher.
Im diesjährigen State-of-the-Art Symposium „Angststörungen“ werden erneut aktuelle Daten zu Epidemiologie, Neurobiologie und psychologischen Entstehungskonzepten sowie psychotherapeutischen und pharmakotherapeutischen Ansätzen bei Angsterkrankungen vorgestellt.
Einsamkeit wird international als eine globale Gesundheitsepidemie mit gravierenden negativen Folgen angesehen (Jeste et al., 2020, JAMA Psychiatry). Einsamkeit und soziale Isolation beeinträchtigen nicht nur das psychische Wohlbefinden, sondern rufen auch Veränderungen der Immunfunktion, des Herz-Kreislauf-Systems und der Hormonlevel hervor. In verschiedenen Untersuchungen wurde Einsamkeit mit einem erhöhten Risiko für Depression, Angststörungen, Herzinfarkten, Schlaganfällen oder Krebs assoziiert. Einige Länder wie die USA, Großbritannien oder Australien haben deshalb umfassende nationale Programme gegen Einsamkeit als neue Zivilisationskrankheit entwickelt. Unter dem Brennglas der Covid-19 Pandemie wurde von der CDU/CSU Bundestagsfraktion im Februar dieses Jahres ein Positionspapier für eine nationale Strategie gegen Einsamkeit veröffentlicht. Die Corona-Pandemie mit den Lockdown- und sozialen Distanzmaßnahmen hat Einsamkeitsgefühle und soziale Isolation vor allem bei vulnerablen Gruppen wie depressiven PatientInnen erheblich gefördert.
Im Rahmen dieses Symposiums wird die bestehende wissenschaftliche Evidenz zusammengefasst mit besonderem Augenmerk auf Einsamkeit bei psychischen Erkrankungen wie Depressionen und die Auswirkungen der Corona-Pandemie und kritisch diskutiert. Psychotherapeutische Interventionen gegen Einsamkeit werden vorgestellt.
Technologische Ansätze werden zunehmend als Lösung für die Unterstützung bei den Aktivitäten des täglichen Lebens sowie bei der medizinischen und pflegerischen Versorgung älterer Menschen diskutiert. Insbesondere für die Versorgung von Menschen mit Demenz werden derzeit digitale Assistenzsysteme zur Unterstützung bei Kommunikation, sozialer Interaktion, Hygiene, Mobilität oder Sicherheit beforscht. Die Entwicklung und Implementierung solcher assistiven Technologien für Menschen mit Demenz wirft vielfältige ethische, rechtliche und soziale Fragen auf. Der vorliegende Beitrag schlägt einen erweiterten ethischen Ansatz vor, um die ethischen Fragen systematisch und in ihrer gesellschaftlichen Breite zu erfassen, die sich durch technologische Entwicklungen in der Pflege älterer Menschen stellen. Nach einem kurzen Überblick über unterstützende Technologien in der Demenzpflege nach ihren Zwecken und Funktionen werden offene Fragen und ungelöste Probleme, die durch neue Technologien in der Demenzversorgung aufgeworfen werden vorgestellt. Im Anschluss stelle ich verschiedene leitende ethische Prinzipien vor, die aus meiner Sicht besonders wichtig sind: Empowerment, Privatheit, Lebensqualität, Sicherheit und Verantwortungsübernahme bei Risiken, sowie Nachhaltigkeit und intergenerationelle Gerechtigkeit. Die Diskussion dieser verschiedenen Prinzipien soll veranschaulichen, dass die Einbeziehung ethischer Perspektiven aus den Ingenieurwissenschaften und der Informatik sowie eine stärkere Berücksichtigung sozio-politischer Dimensionen und grundlegender anthropologischer und praxeologischer Fragen insgesamt für die ethische Reflexion dieses Forschungs- und Innovationsfeldes erforderlich ist.
Psychotherapeut*innen sehen sich regelmäßig mit herausfordernden Situationen in ihrer Arbeit mit Patient*innen konfrontiert. Trotz der Präsenz dieser Thematik im praktischen Alltag, existieren wenige Studien, welche schwierige Psychotherapiesituationen untersuchen. Einer aktuelle online-basierte Umfrage zur Häufigkeit und Handhabbarkeit schwieriger Situationen, an welcher 128 approbierte oder sich in der Ausbildung befindende Psychotherapeut*innen teilnahmen, weist darauf hin, dass Situationen, in denen Patient*innen vermeidendes Verhalten zeigen, als vergleichsweise häufig und gleichzeitig schwer handhabbar erlebt werden, was im Einklang mit anderen Studienergebnissen steht. Daher erscheint es relevant, Umgangsweisen mit vermeidenden Patient*innenverhalten in der psychotherapeutischen Aus- und Weiterbildung zu adressieren. Das Praxis-Symposium widmet sich entsprechend dem Umgang mit einem Patienten, der Vermeidung insbesondere durch mangelnde Veränderungsmotivation zeigt. Die folgenden vier verschiedenen Psychotherapieperspektiven werden dabei praxisnah beleuchtet: Cognitive Behavioral Analysis System of Psychotherapy (E.L. Brakemeier), Dialektisch Behaviorale Therapie (C. Stiglmayr), Mentalisierungsbasierte Therapie (S. Taubner) und Schematherapie (E. Roediger). Die vier Referent*innen werden nach einer kurzen Einführung in ihre spezifische Therapieform jeweils an demselben Patientenbeispiel (Schauspielpatient: C. Banzhaf) durch Live-Rollenspiele verschiedene Umgangsweisen demonstrieren. Das Ziel besteht darin, dass das Publikum Handlungswissen darüber erhält, wie Therapeut*innen konstruktiv mit dieser Situation umgehen können. Abschließend erfolgt eine Diskussion bezüglich der Gemeinsamkeiten und Unterschiede der verschiedenen Umgangsweisen mit dieser schwierigen Interaktionssituation, wobei das Publikum sowie der Schauspielpatient und die vier Referenten eingebunden werden.
Ungünstige oder gar traumatische Kindheitserfahrungen stellen einen wichtigen ätiologischen Faktor bei ca. 25% aller psychiatrischen Erkrankungen dar. Oft handelt es sich um einen Subtyp, der über die Breite der verschiedenen psychiatrischen Erkrankungen hinweg eine komplexe Psychopathologie zeigt und mit schweren Verläufen assoziiert ist. Inzwischen liegt eine zunehmende Evidenz vor, dass der Psychopathologie bei diesen Patient*innen transdiagnostische Mechanismen gemein sind, so z.B. eine gestörte Affektregulation, soziale Anhedonie, eine abnorme somatosensorische Verarbeitung und defizitäre sozial-kognitive Prozesse. Die an diesem Symposium beteiligten Wissenschaftlerinnen berichten über die Folgen aversiver Kindheitserfahrungen (AKE) für Hirnentwicklung und Hirnfunktionen im Erwachsenenalter und widmen sich biologischen (epigenetischen) und psychosozialen (Elternverhalten) Mediatoren des Zusammenhangs zwischen AKE und psychischer Gesundheit. Die Erkenntnisse veranlassen zu wichtigen Schlussfolgerungen für spezifische transdiagnostisch wirksame therapeutische Interventionen.
Prof.Dr.med.Dr.h.c. Walter Zieglgänsberger (Max-Planck-Institut für Psychiatrie, München): „Warum wir Schmerz nicht mit Nozizeption verwechseln sollten“. Chronischer Schmerz entsteht durch den Einfluss nozizeptiver Information auf limbische Strukturen, in denen spätere Handlungsstrategien festgelegt werden. Neurone und Gliazellen reagieren auf nozizeptive Reize mit einer Veränderung der Expression verschiedenster Signalmoleküle und gewinnen so mit epigenetischen Veränderungen und adulter Neurogenese Einfluss auf die Verarbeitung sensorischer Information. Neuronale Netzwerke führen in einem komplexen, sich selbst organisierenden System zu Lern- und Gedächtnisvorgängen.
Prof.Dr. Ulrike Bingel (Universitätsklinikum Essen): „Die Rolle affektiv-emotionaler Reaktionsmuster bei der endogenen Schmerzkontrolle“. Mechanismen der Schmerzchronifizierung schließen die Persönlichkeitsstruktur und die individuellen affektiv-emotionalen Reaktionsmuster ebenso ein wie soziale Faktoren. Angsterkrankungen und affektive Störungen gelten heute auch als stressinduzierte Erkrankungen. Negative Emotionalität führt zur Einengung des aktuellen Repertoires von Kognition und Verhalten, während positive Emotionen mit einer Erweiterung des Denkens und Handelns und dem Aufbau stärkerer Ressourcen verbunden sind.
Prof.Dr. Winfried Rief (Lehrstuhl Klinische Psychologie und Psychotherapie, Universität Marburg): „Relevante neue Entwicklungen zur Therapie und Prävention bei chronischen Schmerzsyndromen“. Er spricht aus klinisch-psychologischer Sicht über die Möglichkeiten der Fazilitierung der Überschreibung alter Gedächtnisinhalte durch neue Erfahrungen im Schmerzgedächtnis. Er geht dabei auf neue Entwicklungen im Psychotherapiebereich und auf klinisch-psychologische Parallelen zur Extinktion und Exposition bei Angststörungen ein. Er gibt konkrete Behandlungsempfehlungen und stellt Fallstricke der Patient-Therapeut-Interaktion dar.
Verschwörungstheorien haben im Gefolge der Corona-Pandemie erheblich an gesellschaftlicher Bedeutung zugenommen. Ihre Ausbreitung wird gefördert durch die Virtualisierung der Kommunikation in den sozialen Medien, die die Bildung von Echokammern und Filterblasen begünstigt. „Nichts ist, wie es scheint,“ „nichts geschieht zufällig“, und „alles ist miteinander verbunden“ – diese drei Grundannahmen charakterisieren Verschwörungstheorien unterschiedlicher Provenienz. Die Parallelität zur Erlebnisstruktur von paranoidem Bedeutungserleben und Wahn ist offensichtlich. Dem stehen jedoch wichtige Unterschiede gegenüber, etwa die Bildung ausgedehnter Gruppen von Verschwörungsgläubigen, denen keine paranoiden „Wahngemeinschaften“ entsprechen. Das Symposium untersucht die Beziehung von Verschwörungstheorien und Wahn anhand phänomenologischer Analysen, empirischer Untersuchungen und forensisch-psychiatrischer Einzelstudien.
- Thomas Fuchs untersucht aus phänomenologischer Sicht die Struktur virtueller Kommunikation, die paranoide Denkmuster begünstigt und zu einer zunehmenden Fragmentierung der Öffentlichkeit beiträgt.
- Stephanie Mehl analysiert auf Basis einer empirischen Untersuchung die kognitiven Grundlagen des Verschwörungsglaubens, insbesondere die Tendenz zu voreiligen Schlussfolgerungen, und diskutiert kognitive Gemeinsamkeiten von Personen mit Verschwörungsglauben und Personen mit paranoiden Überzeugungen.
- Henning Saß befasst sich mit fließenden Übergängen von festen Überzeugungen zu überwertigen Ideen und schließlich explizitem Wahn. In einer Fallvignette des Hanauer Täters endet die Amalgamierung von paranoider Psychose und Verschwörungsideologie in terroristischer Aktion.
- Hans-Ludwig Kröber schließlich verweist anhand zweier Fallbeispiele auf die entscheidenden psychopathologischen Unterschiede zwischen vernetzten Wahnideen in Verschwörungsideologien einerseits und wahnhaftem schizophrenen Erleben andererseits.
Zwanzig Jahre nach dem Ende des 20. Jahrhunderts betrachtet das Symposium Psychiatrie und psychisches Leid in dieser Epoche, die wie keine andere der Menschheitsgeschichte durch Extreme geprägt war. Bahnbrechende Fortschritte in Kommunikation, Raumfahrt, Computerisierung, Medizin und Gesellschaft gehören dazu wie Abermillionen Tote in zwei Weltkriegen, Weltwirtschaftskrise, Atombombe und Holocaust. Radikale Ideologien waren die Wurzel vieler Katastrophen.
Anhand der Suizidziffern zeichnet T. Bschor die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts nach. Er stellt Erklärungsansätze für unerwartete und widersprüchliche Entwicklungen der Suizidzahlen vor und analysiert die sich wandelnde gesellschaftliche Haltung zum Suizid.
S. Dörre beleuchtet anhand neuer eigener wissenschaftlicher Ergebnisse die noch wenig beforschten sogenannten Zwischenanstalten. Während der „T4-Aktion“ waren sie den Mordanstalten vorgeschaltet und hatten u. a. der planmäßigen Abwicklung der Aktion zu dienen. Nach dem offiziellen Stopp der Aktion 1941 wurden sie direkter Ort der „wilden“ oder „regionalisierten“ Patiententötungen. Dörre untersucht auch das Schicksal der dortigen Patienten in den ersten Nachkriegsjahren.
E. Kumbier gibt einen Überblick über die bisherige historische Aufarbeitung der Psychiatrie in der DDR und spürt u. a. der Frage nach, ob es eine eigenständige DDR-Psychiatrie überhaupt gab. Für die Darstellung der Entwicklung der Psychiatrie in der DDR werden verschiedene Entwicklungsetappen abgegrenzt und hinterfragt, ob und inwieweit ideologische Einflüsse und politische Rahmenbedingungen eine Rolle spielten.
Der Austausch sozial-emotionaler Informationen ist von entscheidender Bedeutung für eine erfolgreiche soziale Interaktion. In der natürlichen Kommunikation werden soziale Signale nicht nur auf verbaler Ebene (durch Sprachinhalte) sondern auch nonverbal (durch Mimik, Sprachmelodie, Gestik, Körperhaltung und nonverbale Vokalisation wie z.B. Lachen) ausgedrückt. Die Integration dieser unterschiedlichen Kommunikationssignale ist die Voraussetzung für eine sichere Einschätzung des emotionalen Zustands, sowie der Absichten und Einstellungen des Gesprächspartners. Fehldeutungen dieser Signale beeinträchtigen die adäquate Modulation des eigenen Handelns innerhalb der Interaktionssituation und schaffen Raum für Missverständnis und Konflikt. Derartige Beeinträchtigungen treten bei unterschiedlichen psychiatrischen Störungen auf (z.B. Psychose, Depression, bipolare Störungen, Soziale Phobie, Autismus, Borderline-Persönlichkeitsstörung) und können zu erheblichen Einschränkungen der Lebensqualität führen. Das individuelle Ausmaß der Beeinträchtigung hängt von vielen Faktoren ab, dabei können u.a. auch das Alter und das Geschlecht eine wichtige Rolle spielen. In dem Symposium sollen aktuelle Befunde zu Einschränkungen sozial-emotionaler Fertigkeiten bei psychischen Störungen und störungsspezifische Behandlungsansätze dargestellt werden.
Dieser Film blickt hinter die Mauern der forensischen Klinik in Eickelborn.
Drei Frauen erzählen, was sie dorthin geführt hat und was es bedeutet, in einer hochgesicherten psychiatrischen Einrichtung zu leben.
Yvonne beschreibt, wie sie kokainsüchtig ihr Leben als Mutter und Hausfrau bestritt. Sexueller Missbrauch warf das Leben von Nadine und Lara aus den Bahnen. Lara entwickelte eine Borderline-Entwicklungsstörung und verwandelte ihre Depression unter Alkoholkonsum in sich stetig steigerndes aggressives Verhalten.
Nadine leidet am Borderline-Syndrom und an einer posttraumatischen Belastungsstörung und neigt zu Selbstzerstörung und Suizidversuchen. Der Beginn des Freiheitsentzugs in der Klinik ist für die Protagonistinnen ein absoluter Tiefpunkt. Der Therapeut Dr. Ulrich Kobbé arbeitet mit ihnen daran, wieder Licht und Hoffnung ins Dunkel zu bringen. Die Frauen lernen, auch in schlechten Phasen wieder an sich zu glauben und selbstständig mit den Problemen umgehen zu können.
In der Behandlung gerontopsychiatrischer Krankheitsbilder zeichnen sich sowohl in pharmakotherapeutischer als auch in nicht-pharmakotherapeutischer Hinsicht neue Behandlungskonzepte ab, die sowohl für die Behandlung der Demenzerkrankungen, aber auch für die Prävention und Behandlung von Delirien neue Perspektiven eröffnen.
Bei der Behandlung der Alzheimer-Krankheit steht mit der Amyloid-Antikörpertherapie eine kausale Therapieoption zur Verfügung, die jedoch bisher keinen Eingang in die klinische Routinebehandlung gefunden hat. Priller stellt neuere Studienergebnisse zu monoklonalen Antikörpern vor, die insbesondere in mittelgradigen Stadien der Alzheimer-Krankheit vielversprechende Ergebnisse gezeigt haben.
Auch digitale Intervention spielen in der Alterspsychiatrie zunehmend eine bedeutsame Rolle. Benninghoff stellt eine telemedizinische Überbrückungsintervention für demenziell Erkrankte und deren Angehörige während der Covid-19 Pandemie vor und vergleicht die Interventionseffekte mit denen einer konventionellen Behandlung.
Eine Optimierung der gerontopsychiatrischen Versorgungssituation im Krankenhaus und an der Schnittstelle zur ambulanten Versorgung ist für ältere Menschen mit somatischen Komorbiditäten wünschenswert. Anhand somatisch Erkrankter Patienten mit leichter kognitiver Störung zeigt Kreisel Möglichkeiten und Ergebnisse eines care Managements aus der intersec-CM Interventionsstudie.
Delirien sind nach Elektivoperationen eine der häufigsten gerontopsychiatrischen Komplikationen und gehen mit erhöhter Morbidität und Mortalität einher. Aus der PAWEL Studie berichtet Thomas die Ergebnisse einer komplexen multizentrischen Interventionsstudie zur Delirprävention bei 1470 PatientInnen an fünf Krankenhäusern der Maximalversorgung in Baden-Württemberg, die eine hohe Effektivität eines multiprofessionellen Delirmanagements im höheren Lebensalter belegen.
Biobanken werden seit mehreren Jahren in ganz Deutschland in großen Netzwerken aufgebaut und gefördert. Während in Disziplinen wie in der Krebsforschung oder der Inneren Medizin bereits große Materialsammlungen existieren, gibt es im Bereich der Psychiatrie nur wenige spezialisierte große Sammlungen. Seit einiger Zeit wird in Psychiatrischen Universitätskliniken vermehrt standardisiert Biomaterial gesammelt. Es wäre bezüglich Daten- und Probenqualität und hinsichtlich zukünftiger wissenschaftlicher Kooperationen wünschenswert, Prozesse zu harmonisieren. In diesem Symposium werden neben dem Potential von Biobanken auch verschiedene Herausforderungen beleuchtet, beginnend mit dem Antrag bei einer Ethikkommission, aber auch hinsichtlich Datenschutz, Prozessen, Datenbanken, Kosten und einer guten Phänotypisierung. Auch erste Beispiele für die Nutzung einer Biobank werden vorgestellt.
Seit 2001 ist die Vagusnervstimulation (VNS) in der Behandlung therapieresistenter Depressionen in Europa zugelassen. Die Studienlage zeigt einen mit mehreren Monaten Verzögerung eintretenden Effekt mit Langzeitwirkung; EKT-Responder scheinen besser zu profitieren als Non-Responder. Deutschlandweit entstehen immer mehr VNS-Spezialambulanzen. Daher kommt es zu zunehmendem klinischem, aber auch wissenschaftlichem Interesse an der Behandlungsmethode, die einen grundsätzlich anderen Behandlungsansatz als konventionelle Verfahren verfolgt. Die Kenntnis der VNS ist von Bedeutung, um interessierte Patienten umfassend aufklären zu können.
Das Symposium gibt eine Einführung in das Thema mit Beschreibung der Behandlungsmethode und kritischer Diskussion der aktuellen Literatur. Ferner werden der Aufbau einer VNS-Sprechstunde sowie das praktische Vorgehen der VNS-Behandlung in der Auswahl geeigneter Patienten und das notwendige Therapiemonitoring beschrieben.
Thematisiert werden Hypothesen zum Wirkmechanismus der VNS. Funktionelle bildgebende Untersuchungen konnten bei mit VNS behandelten, depressiven Patienten eine Aktivierung des linken präfrontalen Kortex zeigen. In der Magnetenzephalographie (MEG) konnte eine Reduktion von Alpha-Oszillationen beobachtet werden, die auf eine kortikale Aktivierung als direkten Stimulationseffekt hindeuten. Ferner werden anti-inflammatorische Effekte sowie Beeinflussung des monoaminergen Stoffwechsel beschrieben. Der N. vagus als Bindeglied zwischen Darm und Gehirn ist für die Hypothese, dass Depressionen als Systemerkrankung mit Beteiligung des Immunsystems und des Darmmikrobioms zu verstehen sind, von Interesse. In Tiermodellen wurde bei Stimulation vagaler afferenter Fasern eine Veränderung des Belohnungsverhaltens gezeigt. Mittels transkutaner VNS wird in einer Studie die Modulation von Lernverhalten, Darmmikrobiom und Immunantwort bei depressiven Patienten untersucht.
In der Versorgung psychisch kranker Menschen gewinnen aufsuchende Behandlungsformen immer mehr an Bedeutung. Die aufsuchenden Hilfen setzen an der Lebenswelt der Betroffenen an und zielen auf eine bedürfnis- und bedarfsgerechte Versorgung, Ressourcenaktivierung und den Einbezug des psychosozialen Netzwerks ab. Unter teils unterschiedlichen Rahmenbedingungen und Zielsetzungen haben sich in jüngerer Zeit neben StäB weitere neue Versorgungsformen auch für aufsuchende Behandlungen entwickelt. In dem Symposium wird aus verschiedenen Projekten und Praxismodellen über aufsuchende Behandlungsformen und -verläufe akut psychisch Kranker berichtet.
Beim RECOVER-Behandlungsmodell am UKE handelt sich um eine sektorenübergreifend-koordinierte, schweregrad-gestufte und evidenzbasierte Versorgung für Menschen mit psychischen Erkrankungen. Es werden die Ergebnisse der aufsuchenden Akutbehandlung (crisis resolution team) im Rahmen des Projekts dargestellt.
Mit "Bremen ambulant vor Ort" bietet das Klinikum Bremen-Ost flexible aufsuchende Hilfen durch ein multiprofessionelles Team. Übergeordnete Zielsetzung des lebensumfeldnahen Behandlungsangebotes ist dabei, stationäre Leistungen durch eine ambulante Akutbehandlung zu ersetzen.
Am St. Marien-Hospital in Hamm erfolgt die Versorgung psychisch Kranker im Rahmen eines Modellprojektes nach § 64b SGB V. Patienten werden settingunabhängig durch ein konstantes Behandlungsteam versorgt, welches integrativ flexibel aufsuchende Behandlung anbietet. Chancen und Limitationen werden dargestellt und an Fallbeispielen verdeutlicht.
Aufsuchende psychiatrische Behandlung für wohnungslose Patienten ist nach Erfahrungen des "Neuköllner Modells" eine wichtige therapeutische Option, auch und gerade bei dem Weg aus der Obdachlosigkeit für akut psychisch kranke Menschen. Der Vortrag berichtet über die Erfahrungen mit ambulant aufsuchender Behandlung im Rahmen eines Kooperationsprojektes mit der Berliner Wohnungsnotfall- und Suchtkrankenhilfe.
Methodological developments in neuroimaging and positive signals from disease modifying drugs have fueled a growing interest in impaired clearance of pathological proteins from the brain as a common pathogenic mechanism of neurodegenerative disorders, including Alzheimer’s disease (AD). Nowadays, minimally invasive and non-invasive neuroimaging approaches using magnetic resonance imaging (MRI) allow the study of this mechanism in vivo in patients with AD and other neurodegenerative disorders. They create novel opportunities to identify drug targets and monitor treatment effects. Alterations of brain clearance are closely linked with changes in sleep-wake cycle and excitability. As a complementary approach, recording of electroencephalographic (EEG) rhythms discloses the impact of AD and other neurodegenerative disorders on ascending activating and thalamocortical systems regulating sleep-wake cycle and vigilance, while non-invasive brain stimulation may modulate and restore those systems as a potential secondary preventive treatment.
The symposium will feature presenters from Italy, China, and Germany who will illustrate methods and findings on brain clearance in human studies and preclinical models of AD. Furthermore, they will report on new advanced EEG measures of sleep-wake cycle regulation in AD patients and the effect of non-invasive brain stimulation on cortical neural excitability, clearance and clinical performance in prodromal AD. The symposium will provide a new perspective on the exciting revelations of pathogenic mechanisms of neurodegenerative dementias and the combined use of innovative neuroimaging, EEG, and brain stimulation techniques with therapeutic implications in AD.
Rund 10% der Männer über 40 Jahren leiden an Erektionsstörungen. Nach der Operation eines Prostatakarzinoms hat ein Großteil der Männer eine Erektionsstörung. 75% der Frauen sind auch ein Jahr nach der Geburt eines Kindes nicht zu einem Sexualleben wie vor der Geburt zurückgekehrt. Gynäkologische Krebserkrankungen verändern Sexualleben und den damit verbundenen Selbstwert der Frauen entscheidend. Sexuell übertragbare Krankheiten sind auf dem Vormarsch. Während Neuinfektionen von HIV weitgehend stabil bleiben, verzeichnen HPV und v.a. Chlamydieninfektionen steigende Zahlen. Nicht zuletzt sind bei vielen psychiatrischen Erkrankungen Störungen der Sexualität ein lebensqualität bestimmender Bestandteil des klinischen Syndroms. Störungen der Sexualität betreffen viele klinische Fächer und fordern zur Interdisziplinarität auf.
Im Rahmen der neuen MWBO wird nun in ganz Deutschland die Zusatzbezeichnung Sexualmedizin zum Erwerb für patientennah tätige Ärztinnen und Ärzte etabliert. Das geplante Symposium wird die Sexualmedizin aus vier klinischen Blickwinkeln darstellen: Die Gynäkologische, urologische, dermatologische sowie die psychiatrische Perspektive. Führende Experten aus den neben der Psychiatrie und PSychotherapie beteiligten Disziplinen stellen die Sicht aus gynäkologischer Onkologie, der Andrologie und im Hinblick auf sexuell übertragbare Krankheiten dar. Schliesslich werden Stand und Herausforderungenbei der Etablierung der entsprechenden Curricula verdeutlicht und die existierenden Curricula und Weiterbildungsmöglichkeiten vorgestellt.
Die Auswahl der "richtigen" Psychopharmaka stellt in der klinischen Praxis eine große Herausforderung dar. Auch wenn die Anzahl neuer Psychopharmaka in den vergangenen Jahren recht überschaubar geblieben ist, gibt es immer wieder wichtige neue Erkenntnisse zu bereits bekannten Substanzen, insbesondere hinsichtlich unerwünschter Wirkungen und Wechselwirkungen. Dieser Workshop informiert über neue Erkenntnisse und Trends in der Psychopharmakologie und gibt einen aktuellen Überblick über Antidepressiva, Antipsychotika, Stimmungsstabilisatoren und Medikamente zur Behandlung von Schlafstörungen sowie über die Pharmakotherapie im Alter und bei Demenz. Dabei wird großer Wert auf den praxisnahen Einsatz gelegt, neben der patientenspezifischen Auswahl liegt der Schwerpunkt auf Kombinationsmöglichkeiten, Interaktionen und medikamentösen Strategien bei Therapieresistenz. In abschließenden Falldiskussionen können vorbereitete oder eigene Fälle besprochen und Erfahrungen ausgetauscht werden.
EMDR hat sich in zahlreichen Studien als wirkungsvolle Intervention erwiesen und erhielt 2006 die wissenschaftliche Anerkennung für einzelne Anwendungsbereiche vom Wissenschaftlichen Beirat Psychotherapie (WBP) in Deutschland. 2015 erfolgte die Zulassung als Richtlinienverfahren zur Behandlung von Posttraumatischen Belastungsstörungen (PTBS) bei Erwachsenen in Deutschland. In den USA ist EMDR bereits seit 1998 anerkannt (APA) und in Großbritannien seit 2001 (UK Dept. of Health). EMDR gilt als effektiver Weg in der Therapie der PTBS auch in schweren und chronifizierten Fällen sowohl im ambulanten als auch im stationären Rahmen.
Der Einführungskurs verfolgt das Ziel, anhand praktischer Fallbeispiele erste Kompetenzen zur Durchführung von EMDR in der Therapie der PTBS aufzubauen und einzuüben. Neben Indikationen und Kontraindikationen, werden vor allem die acht Phasen der EMDR-Behandlung (EMDR-Standard-Protokoll) ausführlich vorgestellt.
Die praktische Anwendung steht im Mittelpunkt. Im Workshop werden hierzu Therapievideos gezeigt und die Theorie anschaulich vermittelt. Zudem wird auf typische Probleme in der Therapieplanung einer posttraumatischen Behandlungsstörung eingegangen.
Die Akzeptanz und Commitment Therapie (ACT) wird wie die Dialektisch Behaviorale Therapie (DBT) zu den Verfahren der dritten Welle der Verhaltenstherapie gezählt. Während ein wichtiges Ziel in der DBT ist Emotionen zu regulieren und Gedanken zu verändern, fokussiert ACT auf einen völlig anderen Schwerpunkt. Das systematische Erlernen von „Akzeptieren“. Grundlage für diesen Ansatz ist die Erkenntnis aus der praktischen Arbeit mit Patienten, dass es nicht immer möglich ist blockierende Gefühle zu regulieren oder sich von bestimmten Gedanken ausreichend zu distanzieren um ein lebenswertes Leben zu führen. Nicht selten wird ein solches Leben über lange Strecken als unerfüllt, voller Angst und verbittert empfunden.
ACT ist ein therapeutisches Konzept das sich nicht auf komplizierte kognitive Modelle, sondern an den Werten des Betroffenen orientiert. ACT setzt dabei auf den geschickten Einsatz von einfachen Metaphern. Die Methode ist leicht erlernbar und sofort einleuchtend. Die Therapieform arbeitet direkt emotionsaktivierend und ist für ein sehr breites Klientel direkt und nachhaltig einsetzbar. Wie die Schematherapie besitzt ACT einen störungsübergreifenden Ansatz und ist für die Behandlung verschiedener psychischer Erkrankungen als wirksam evaluiert. Wirksamkeitsnachweise bestehen unter anderem für Angsterkrankungen, Abhängigkeitserkrankung, Persönlichkeitsstörungen und Depression.
Das übergeordnete Ziel dieser Behandlungsform ist es Vermeidungsverhalten mit hohen Kosten aufzugeben und durch ein effektives, funktionales Verhalten zu ersetzen.
In diesem Workshop erhalten Sie neben einer Einführung in ACT einen praktischen Einblick in die sechs Dimensionen der ACT, das Hexaflex einschließlich Patientenskills:
• Akzeptanz
• Kognitive Defusion
• Selbst-als-Kontext
• Achtsamkeit
• Werte
• Engagiertes Handeln
Das in diesem Training Gelernte ist nach dem „Plug and Play Prinzip“ so aufbereitet, dass es unmittelbar nach dem Workshop in Einzel- und Gruppentherapien angewendet werden kann.
Hintergrund: Eine somatische Grunderkrankung als Ursache einer psychischen Störung bleibt häufig unerkannt und kann zu unnötig langem Leiden der Patienten führen. Wenig Zeit in der ärztlichen Routine und teils umfangreiche Diagnostik erschweren eine schnelle Diagnosestellung. Ätiologisch lassen sich zwei, für den diagnostischen Prozess relevante Einflussfaktoren, unterscheiden: Primärfaktoren (z.B. Strukturveränderungen im Gehirn) und Sekundärfaktoren (z.B. somatische Er-krankungen). Vor allem im Konsiliardienst wird man häufig mit komplexen Befundkonstellationen konfrontiert. Für die erfolgreiche Diagnosestellung und konsekutive Behandlung dieser Krankheitsbilder sind neben einer psychiatrischen Expertise auch fundierte somatische Kenntnisse unabdingbar.
Zielgruppe: Der praxisnahe Workshop wendet sich sowohl an Ärztinnen und Ärzte in Weiterbildung als auch an erfahrene Kolleginnen und Kollegen, die gezielt ihre Kenntnisse auf dem Gebiet organischer Ursachen psychischer Störungen erweitern wollen.
Methode: Der praxisorientierte Workshop vermittelt das differenzialdiagnostische Spektrum (pri-mär und sekundär) organisch bedingter psychiatrischer Symptome, medikamenteninduzier-ter/iatrogener psychischer Störungen sowie psychiatrische Krankheitsbilder mit somatischen Komorbiditäten. Die Vertiefung relevanter Kenntnisse der engen Verflechtungen somatischer und psychischer Aspekte dieses Spektrums stellt das zentrale Lernziel des Workshops dar. Wir möchten mit Ihnen eindrückliche Fälle aus dem klinischen Alltag interaktiv und im interdisziplinären Austausch diskutieren.
Inhalt: Auf Basis individueller Erfahrungen der interdisziplinären Zusammenarbeit werden typische Berührungspunkte zwischen internistischen und psychiatrischen Behandlern diskutiert und um fundierte theoretische Hintergründe erweitert. Auf der Grundlage von Fallbeispielen werden folgende Themen vorgestellt:
(1) Psychische Störungen bedingt durch eine somatische Grunderkrankung
(2) Psychische Störungen als Risikofaktor für somatischen Erkrankungen
(3) ZNS-Veränderungen als Ursache von psychischen Störungen:
a) primäre hirneigene Verände-rungen (z. B. neurodegenerative Erkrankungen);
b) sekundäre Veränderungen (z. B. Delirien)
(4) Medikamentenbedingte/iatrogene psychische Störungen (medikamentöse
Enzephalopathien, delirogene Medikamente, Interaktionseffekte)
Der praxisnahe Workshop wendet sich sowohl an Neueinsteiger als auch an erfahrene Kollegen, die bereits psychiatrische Konsile durchführen oder sich gezielt in allen Bereichen der Akut- und Intensivmedizin darauf vorbereiten wollen.
Der Workshop vermittelt, wie Sie an ein Konsil herangehen, welche Vorinformationen nützlich sind und wie Sie ein Gespräch auch unter schwierigen Bedingungen und Zeitdruck aufbauen und strukturieren. Sie erhalten viele Tipps zur Bewältigung von Krisensituationen aus den langjährigen konsiliarpsychiatrischen Erfahrungen eines Maximalversorgers mit mehr als 1600 Betten. In kaum einem anderen Gebiet der Psychiatrie lässt sich in so kurzer Zeit ein so hoher Wissens- und Erfahrungszuwachs erzielen wie in der Konsiliar- und Liaisonpsychiatrie. Der Schwerpunkt des Workshops liegt auf dem klassischen Konsultationsmodell.
Wir besprechen komplexe Konsilsituationen, in denen ein rascher Überblick, engagiertes Handeln und klare Entscheidungen erforderlich sind. Beispiele sind die Abklärung von Suizidalität auf einer Intensivstation, Gesprächsführung bei schwierigen oder aggressiven Patienten, Zusammenarbeit mit den Stationsteams, Umgang mit Kollegen beim Wunsch nach sofortigen Notfallkonsilen, Abklärung von Übernahmeindikationen in die Klinik für Psychiatrie und Management von psychiatrischen Akutsituationen im Umfeld einer somatischen Station. Die rechtlichen Themen betreffen u.a. das Betreuungsrecht, freiheitsentziehende Maßnahmen, Zwangsbehandlung nach §1906a auf einer somatischen Station, die Einwilligungsfähigkeit vor Eingriffen, bei plötzlichem Entlasswunsch oder bei Wunsch nach Behandlungsabbruch. Weitere Themen sind Sucht, Demenz, Delir, Depressionen und suizidale Äußerungen bei körperlich Kranken. Wir befassen uns intensiv mit den Grundlagen, Interaktionen und den häufigen Problemstellungen der Psychopharmakotherapie bei multimorbiden Patienten.
Der Kurs ist auf das DGPPN-Zertifikat "Psychiatrie, Psychotherapie und Psycho¬somatik im Konsiliar- und Liaisondienst" und als "Seminar Konsil- und Liaisonarbeit" entsprechend der WBO anrechenbar.
Gerne dürfen Sie eigene Fälle zur Diskussion mitbringen.
COVID-19 ist einerseits für die psychiatrische-psychotherapeutische Versorgung ein Herausforderung in bisher ungekanntem, Ausmaß, gleichzeitig haben die erhebliche Reduktion sozialer und kultureller Erfahrungen über verordnete soziale Distanz bis hin zu Quarantäne, und die weiteren, massiv freiheiteinschränkenden Maßnahmen des Infektionsschutzes mit weitgehendem Shut-Down des öffentlichen Lebens und weiter Teile der Wirtschaft im Frühjahr 2020 enorme Auswirkungen auf Psyche, Nervensystem und Immunsystem bei allen Bürger. Effekte auf das Dopaminsystem, die Endorphine und das Oxytocin führen beim Sozialwesen Mensch nach geraumer Zeit zu Verlust der Vitalität und Motivation, Herabstimmung und Ängste, erhöhte Schmerzempfindlichkeit, Schlafstörungen und dem Erlahmen der immunologischen Abwehrkräfte. Stressassoziierte psychische Störungen sind die Folge. Im Rahmen des Workshops sollen Brücken zwischen Erleben, Verhalten, Genen, Immunologie und Gehirn gebaut werden. Aktuelle Daten aus der neurowissenschaftlichen Forschung werden referiert und diskutiert. Neue Möglichkeiten für die zukünftige Versorgung im klinischen Alltag und der Praxis sollen abgleitet werden.
Als Hauptfaktoren für die große Variabilität von Arzneimittelwirkungen gelten Alter, Geschlecht, klinische Symptomatik, Arzneimittel-Interaktionen und genetisch bedingte Eigenschaften. Behandler als auch Patienten zunehmend Fragen wie zum Beispiel: „Wie kann eine medikamentöse Behandlung besser auf individuelle Faktoren zugeschnitten werden?“ - "Wie nützlich sind genetische Tests in der pharmakologischen Behandlung?“, „Welche Rolle spielt die Ernährung“ und „Wie lassen sich Wechselwirkungen in der täglichen Praxis und in Konsilen vermeiden“?
Im Workshop werden alle relevanten Grundlagen zu Arzneimittelinteraktionen sowie derzeit gängigen genetischen Testverfahren präsentiert und mittels Fallbeispielen wird aufgezeigt, wie in schwierigen Behandlungsfällen genetische Untersuchungen zielführend eingesetzt werden können (Dr. Müller und Brandl).
Ergänzend wird Dr. Eckermann zahlreiche und äußerst lehrreiche Fallbeispiele wie gewöhnlich detailliert diskutieren, bei denen die Bedeutsamkeit von CYP-Enzymaktivitäten und Arzneimittelinteraktionen intensiv verdeutlicht werden.
Zusammenfassend werden in diesem Workshop die folgenden Lernziele angestrebt: 1) Grundlagen für relevante Nebenwirkungen und Interaktionen von Arzneimittel; 2) Grundlagen genetischer Variabilität und personalisierter (v.a. genomischer) Medizin; 3) Grundlagen des Einflusses von Ernährung und Lifestyle-Faktoren; 4) Präsentation von Fallbeispielen mit problematischen Arzneimittel-Nebenwirkungen/ Wechselwirkungen und wie diese zu vermeiden sind; und 5) Vorteile in der Anwendung von pharmakogenetischen Untersuchungen mit Fallbeispielen (insbesondere CYP2D6 und CYP2C19).
Zielgruppe:
Klinisch tätige Ärztinnen und Ärzte im ambulanten und stationären Bereich, wie auch wissenschaftlich interessierte Personen zum Thema Behandlungsoptimierung durch vertiefte Kenntnisse im Bereich Genetik, Lifestyle (v.a. Ernährung) und Arzneimittel-Interaktionen.
Didaktische Methode:
Ca. 75% Strukturierte Präsentationen, mit dem Ziel komplexes Wissen über die Ursachen der Variabilität von Psychopharmaka-(Neben-)Wirkungen und -Interaktionen zu vermitteln. Dazu werden zahlreiche Fallbeispiele und der Vorteil von angewandten pharmakogenetischen Untersuchungen erörtert.
Ca. 25% Interaktive Gestaltung mit Diskussion und Beantwortung von Fragen zu den Präsentationen sowie Einladung über eigene Fallbeispiele zu berichten und zu diskutieren.
Die forensisch-psychiatrische Versorgung im deutschsprachigen Raum hat sich in den vergangenen Jahren entwickelt. Partizipative Behandlungsansätze erhalten zunehmend Bedeutung. Dennoch bleibt die forensische Psychiatrie gekennzeichnet von den Merkmalen und Auswirkungen der „totalen Institution“ (Goffmann, 1973), die Untergebrachten sind stigmatisiert als psychisch kranke, für die Gesellschaft gefährliche, Rechtsbrecher. Die Unterbringung ist unfreiwillig und bedeutet Freiheitsbeschränkung über einen nicht konkret kalkulierbaren Zeitraum. Der Maßregel-/Maßnahmenvollzug befindet sich im Spannungsfeld zwischen den hoheitlichen Aufgaben Besserung und Sicherung.
Wie kann den Untergebrachten in diesem Rahmen Hoffnung vermittelt werden, dass Genesung und Gefährlichkeitsreduktion möglich sind? Dass ein zufriedenstellendes, sinnerfülltes Leben in der Gesellschaft (wieder) erreichbar ist?
Die strukturellen Rahmenbedingungen erfordern einen kreativen Umgang und gestalterisches Denken, um eine Umgebung zu schaffen, die es Untergebrachten und Mitarbeitenden gleichermaßen erlaubt, ein größtmögliches Maß an Normalität zu leben und zugleich Sicherheit zu bieten. Die „totale Institution“ gilt es so zu gestalten, dass den Untergebrachten Rehabilitation, Krankheitsbewältigung und Gefährlichkeitsreduktion ermöglicht wird bzw. ein Leben in Würde und Hoffnung (Trost, 2018). Recovery, ein Ansatz aus der Betroffenenbewegung, der individuelle Krankheitsbewältigung, Eigenverantwortung und Hoffnung fokussiert, bietet den Rahmen für eine derartige Ausgestaltung des Maßregel-/Maßnahmenvollzugs, ein Fundament für die Beziehungsgestaltung und einen Bezugsrahmen für eine professionelle Grundhaltung.
Wie kann der Recovery-Ansatz in die Praxis des Maßregel-/Maßnahmenvollzug transferiert werden?
Recoveryorientierte Modelle und Konzepte wie z.B. das Good-Lives-Modell (Willis & Ward 2013), das Desistance-Konzept (Walsh 2016), das Safewards-Modell, die Adherencetherapie oder der Einbezug von Ressourcen und Schutzfaktoren im Risikomanagement finden zunehmend Verbreitung. Sie bedürfen jedoch der Modifikation für diesen Versorgungsbereich und die jeweiligen Behandlungsphasen (Winterberg & Needham, 2010). Erste praktische Erfahrungen zeigen gute Kombinationsmöglichkeiten der Phasen des Recoveryprozesses (Amering & Schmolke, 2012) und der Unterbringung (Bay, Wiemann & Schoppmann 2019).
Ablauf und Gestaltung
Im Rahmen des Workshops wird der Recovery-Ansatz mit seinen Chancen für die forensisch-psychiatrische Versorgung vorgestellt, Risiken und Limitationen werden diskutiert. Recoveryorientierte Modelle und Konzepte als handlungsorientierte Leitfäden und ihre praktische Umsetzung werden erörtert und Implementierungsmöglichkeiten erarbeitet.
Zielgruppe: Forensisch-psychiatrisch Tätige & Interessierte
Lernziele
Einblicke in das Thema „Recovery in der forensisch-psychiatrischen Versorgung“.
Recoveryorientierte Modelle/Methoden, deren Chancen und Limitationen kennenlernen, diskutieren.
Möglichkeiten zur Unterstützung von Recovery erkennen, ausarbeiten, Theorie-Praxistransfer herstellen mit Bezug auf die Phasen des Recoveryprozesses und der Unterbringung.
Literatur
Amering M, Schmolke M (2012). Recovery. Das Ende der Unheilbarkeit. Köln: Psychiatrie-Verlag.
Bay A., Wiemann A, Schoppmann S (2019). Recovery in der forensischen Psychiatrie. In: G. Zuaboni, Ch. Burr, A. Winter & M. Schulz (Hrsg.) Recovery und psychische Gesundheit. Grundlagen und Praxisprojekte.(S. 228 – 241) Köln: Psychiatrie-Verlag.
Goffmann I (1973). Asyle. Über die soziale Situation psychiatrischer Patienten und anderer Insassen. Frankfurt a.M.: Suhrkamp.
Trost A (2018). Forensische Psychiatrie als Fachbereich der Gesundheits- und Krankenpflege. In: F. Schmidt-Quernheim & T. Hax-Schoppenhorst (Hrsg.), Praxisbuch forensische Psychiatrie (S. 483 – 513). Bern: Hogrefe.
Walsh M (2016). Desistance – Ansätze und Befunde der Forschung zum Abbruch krimineller Karrieren. Forum Kriminalprävention, 3 (16), 22–25. https://www.forum-kriminalpraevention.de/files/1Forum-kriminalpraevention-webseite/pdf/2016-03/desistance-forschung.pdf (08.05.2019).
Willis G, Ward T (2013). The good lives model: Evidence that it works. In: Craig, L.; Dixon, L.; Gannon, T. (Eds.) (2013): What Works in Offender Rehabilitation: An evidence based approach to assessment and Treatment. S. 305–318. West Sussex, UK: John Wiley & Sons.
Winterberg W, Needham I (2010). Sicherheitsanforderungen vs Eigenverantwortung. Empowerment und Forensik. – Wunschtraum oder Wirklichkeit? Psych Pflege 4 (16): 184 – 188.
Tics sind motorische Zuckungen oder Lautäußerungen, die unwillkürlich und plötzlich einsetzen und die keinen Zweck erfüllen. Das Tourette-Syndrom ist durch das Bestehen von motorischen und vokalen Tics über einen Zeitraum von mindestens einem Jahr gekennzeichnet. Den Tics geht in der Regel eine unangenehme sensomotorische Empfindung voraus, die als Vorgefühl bezeichnet wird.
Eine spezifische Behandlung der Tics ist dann empfohlen, wenn die Tics mittel bis stark ausgeprägt sind und/oder zu einer psychosozialen Beeinträchtigung führen.
In diesem Workshop wird zunächst ein kurzer Überblick über die relevanten Aspekte der Diagnostik von Tic-Störungen gegeben. Der Schwerpunkt des Workshops liegt in der verhaltenstherapeutischen Behandlung von Tic-Störungen mittels Habit Reversal Training (Reaktionsumkehr oder Training der Gegenbewegung genannt). Die Hauptkomponenten stellen hierbei das Selbstwahrnehmungstraining und die Erarbeitung einer Gegenbewegung dar. Exemplarisch wird das Therapieprogramm THICS (Therapieprogramm für Kinder und Jugendliche mit Tic-Störungen, Woitecki & Döpfner, 2015) vorgestellt. Die verhaltenstherapeutische Behandlung kann für Kinder, Jugendliche und Erwachsene Anwendung finden. Es werden Videos gezeigt und praktische Anwendungstipps gegeben. Die Teilnehmer/innen sollen ermutigt und befähigt werden, die Methoden in der Therapie einzusetzen. Es besteht die Möglichkeit, eigene Fälle zu besprechen und exemplarisch die Therapieplanung zu diskutieren.
Die Behandlung von Essstörungen stellt wegen der hohen Komorbidität mit anderen psychischen Störungen, insbesondere Persönlichkeits- und affektiven Störungen, der hohen Chronifizierungsraten und der zum Teil lebensbedrohlichen somatischen Komplikationen nach wie vor eine große Herausforderung dar. Dabei kann das essgestörte Verhalten als dysfunktionaler Regulationsmechanismus in emotional belastenden Situation bzw. bei Störung der Emotionsregulation gesehen werden.
Die Dialektisch-Behaviorale Therapie stellt ein gut validiertes Behandlungsprogramm für Emotionsregulationsstörungen dar, das behaviorale, achtsamkeitsbasierte und Skillselemente vereint. Die KVT ist in der Behandlung von Essstörungen gut erprobt und evaluiert.
In diesem Workshop soll ein Konzept zur Behandlung der Essstörung vorgestellt werden, welches DBT–Techniken mit klassischen Techniken der kognitiven Verhaltenstherapie kombiniert. Diese sind sowohl in einem (teil-)stationären Setting als auch im Rahmen einer Einzeltherapie anwendbar.
Dazu sollen nach einer theoretischen Einführung in das Krankheitsbild auch einzelne Therapiebausteine sowohl der DBT als auch der KVT intensiver bearbeitet und eingeübt werden (z.B. Fallarbeit an „Funktionalitäten“; Bearbeitung von Verhaltensanalysen/ Essprotokollen, Validierung, Cue-Exposure und Achtsamkeit).
Zielgruppe
ÄrztInnen und TherapeutInnen, die Kenntnisse und Fertigkeiten im Umgang mit PatientInnen mit einer Essstörung erwerben oder vertiefen wollen.
20-25% aller Betroffenen mit schizophrenen Störungen zeigen trotz aller Fortschritte in der pharmakologischen Behandlung auch heute noch persistierende Wahnsymptomatik auf und/oder hören chronisch Stimmen. Für Patienten, Angehörige und Therapeuten oft ein Grund zu resignieren. Dabei wurden in der jüngsten Vergangenheit eine ganze Reihe interessanter kognitiv-verhaltenstherapeutischer Ansätze entwickelt, die erfolgreich zur Behandlung eingesetzt werden können. Eine Vielzahl guter Studien und systematischer Reviews zeigen, dass sie neben Optimierung antipsychotischen Medikation in diesem Indikationsbereich als evidenzbasierter Ansatz moderner Psychiatrie zur Verfügung stehen. Aber welche Techniken wendet man wie an und wie baut man auch systematisch erfolgreiche Therapie auf? Ein besonderer Schwerpunkt wird hier auf neuere Ansätze in der Wahnbehandlung (safety learning) und problemspezifische Ansätze beim Stimmenhören gelegt. Anhand eigener und vorgestellter Fallbeispiele lernen Sie Praxisrelevantes für ambulante und stationäre Therapie. Aber auch wie man Patienten mit modernen motivationspsychologischen Verfahren überhaupt in verhaltens- und pharmakotherapeutischen Behandlungen bekommt und hält (engagement and disengagement, Comliance) gehören zum Interventionspaket.
Neue Erkenntnisse zu den neurobiologischen Grundlagen von Alkoholproblemen wurden vor allem im Bereich der Neuropsychologie und der akuten und chronischen Alkoholwirkungen auf die relevanten Neurotransmittersysteme gewonnen. Sie begründen ein vertieftes Verständnis der Krankheitsentstehung und des Krankheitsverlaufs. Die Behandlung besteht in einer individuell konzipierten Kombination ambulanter, teilstationärer oder stationärer Maßnahmen. Sie reichen vom ärztlichen Ratschlag über die „Qualifizierte Entzugsbehandlung“ zur pharmakologischen und psychotherapeutischen Rückfallprophylaxe und der stationären Langzeit-Rehabilitationsbehandlung. Hierzu liegen inzwischen umfangreiche S3 Leitlinien vor. Unter den aktuellen Therapiebedingungen lassen sich Abstinenzquoten von 50 - 60% über ein Jahr erzielen. Allerdings stellt sich aufgrund neuer Befunde die Frage, ob Abstinenz immer das einzige Therapieziel sein muss. Eine Reduktion wurde bereits früher mittels verhaltenstherapeutischer Verfahren beschrieben und kann auch pharmakologisch unterstützt werden.
Das Diagnostische und Statistische Manual (DSM-5) der amerikanischen Psychiatriegesellschaft hat die Diagnosen im Bereich der Sucht wesentlich verändert: Die Begriffe Abhängigkeit und Abusus bzw. schädlicher Gebrauch werden aufgegeben; die neue Diagnose „Alkoholbezogene Störungen“, umfasst beides in einem dimensionalen Ansatz. Über die Anzahl der diagnostischen Kriterien wird eine Schweregradeinteilung möglich.
Zusammengefasst bilden die genannten Fortschritte die Grundlage für ein intensiviertes Engagement der in die Suchtbehandlung einbezogenen Therapeuten. Gegenstand des Symposiums sind die neurobiologischen Grundlagen und die neuen praktischen Aspekte für die Umsetzung aktueller Erkenntnisse.
Psychotherapeut*innen sehen sich regelmäßig mit herausfordernden Situationen in ihrer Arbeit mit Patient*innen konfrontiert. Trotz der Präsenz dieser Thematik im praktischen Alltag, existieren wenige Studien, welche schwierige Psychotherapiesituationen untersuchen. Einer aktuelle online Umfrage zur Häufigkeit und Handhabbarkeit schwieriger Situationen, an welcher 128 approbierte oder sich in der Ausbildung befindende Psychotherapeut*innen teilnahmen, weist darauf hin, dass Patient*innen, welche aggressives Verhalten zeigen, zwar vergleichsweise selten in der Praxis auftauchen, jedoch von allen elf genannten Situationen als am schwierigsten handhabbar erlebt werden. Daher erscheint es relevant, Umgangsweisen mit aggressiven Patient*innenverhalten in der psychotherapeutischen Aus- und Weiterbildung zu adressieren. Das Praxis-Symposium Teil 2 widmet sich entsprechend dem Umgang mit einem Patienten, der aggressive Phantasien während der Sitzung äußert und extrem fordernd auftritt, aus den folgenden vier verschiedenen Psychotherapieperspektiven: Mentalisierungsbasierte Therapie (S. Taubner), Schematherapie (E. Roediger), Dialektisch Behaviorale Therapie (C. Stiglmayr) und Cognitive Behavioral Analysis System of Psychotherapy (E.L. Brakemeier). Die vier Referent*innen werden nach einer kurzen Einführung in ihre spezifische Therapieform jeweils an demselben Patientenbeispiel (Schauspielpatient: C. Banzhaf) durch Live-Rollenspiele verschiedene Umgangsweisen demonstrieren. Das Ziel besteht darin, dass das Publikum Handlungswissen darüber erhält, wie Therapeut*innen konstruktiv mit dieser Situation umgehen können. Abschließend erfolgt eine Diskussion bezüglich der Gemeinsamkeiten und Unterschiede der verschiedenen Umgangsweisen mit dieser schwierigen Interaktionssituation, wobei das Publikum sowie der Schauspielpatient und die vier Referenten eingebunden werden.
The vulnerability-stress-model has gained much attention in mental disorders as it nicely captures the multifactorial nature of the disorders. During the last years, research activities aimed to identify biological and genetic components that operate in interaction with psychosocial factors like stressful life-events and urbanicity within this model increasing or lowering ones vulnerability for mental disorders.
In our symposium we will highlight new brain imaging findings of environmental and genetic risk factors in depressive and bipolar disorders and schizophrenia extending this focus to epigenetic mechanisms.
T. Kircher reports about new, transdiagnostic data on different environmental risk factors for mental illness such as high paternal age, childhood abuse and migration as well as genetic factors on structural and functional brain changes.
H. Walter will present data from and representative and non-representative studies on the role of resilience factors for mental health in the COVID19 pandemic from with a focus on positive reappraisal, attitudes and rewarded learning and their possible neural mechanisms.
H. Grabe will present new data on genome-wide gene-gene-interactions involving the serotonin transporter gene polymorphism (s/l) in subjects with and without childhood trauma. Data will be analysed from UK Biobank and the Studies of Health in Pomerania. Pathway analysis will be performed to uncover biological pathways that are involved in the moderation of the s versus l allele of 5-HTTLPR. Outcomes will comprise questionnaire assessing mental distress and structural brain changes measure with MRI.
A. Meyer-Lindenberg will present new results on convergent neural mechanisms mediating resilience mechanism in the natural environment including green space exposure, physical activity and social interaction.
Seit Inkrafttreten des „Cannabis-Gesetzes“ im März 2017 sind die Verschreibungszahlen für Cannabis-basierte Medikamente in Deutschland kontinuierlich angestiegen. Arzneimittelrechtlich zugelassen sind allerdings bis heute nur Nabiximols (Sativex®) zur Behandlung der Spastik bei Multipler Sklerose, das Tetrahydrocannabidiol (THC)-Derivat Nabilon (Canemes®) zur Therapie von Übelkeit/Erbrechen infolge einer Chemotherapie und das Cannabidiol (CBD)-Präparat Epidyolex® für die Behandlung von Krampfanfällen bei Lennox-Gastaut- und Dravet-Syndrom. Als erwiesen gilt zudem die Wirkung Cannabis-basierter Medikamente bei chronischen (neuropathischen) Schmerzen.
Aus Umfragen ist bekannt, dass Patient*innen mit ganz unterschiedlichen psychischen Erkrankungen Cannabis häufig als Selbsttherapie nutzen. Die Studienlage ist allerdings derart mangelhaft, dass bis heute für keine einzige psychiatrische Erkrankung bekannt ist, ob Cannabis-basierte Medikamente tatsächlich wirksam sind. Gut begründete Hinweise finden sich für eine Wirksamkeit THC-haltiger Präparate bei Tourette-Syndrom und Schlafstörungen. Als weitere Indikationen werden Depressionen, ADHS und Zwangsstörungen diskutiert. Bei manchen Erkrankungen - etwa Angststörungen, Posttraumatische Belastungsstörung und Autismusspektrum-Störung – gibt es Hinweise für eine Wirksamkeit sowohl von THC- als auch CBD-dominanten Präparaten.
In diesem Symposium geben wir einen umfassenden Überblick über alle aktuell verschreibungsfähigen Cannabis-basierten Medikamente inklusive Cannabisblüten und -extrakten, stellen die Datenlage zur Wirksamkeit Cannabis-basierter Medikamente bei psychischen Erkrankungen vor und gehen auf klinisch relevante Neben- und Wechselwirkungen ein. Abschließend beleuchten wir die Wirkungen von CBD als verschreibungspflichtiges Arzneimittel und grenzen dies von CBD als freiverkäufliches Nahrungsergänzungsmittel ab.
Zwangsstörungen zählen zu den häufigen psychischen Erkrankungen mit häufig chronischem Verlauf. Die Störung führt zu starken Auswirkungen auf das psychosoziale Funktionsniveau. Die Behandlungslatenz ist lang und die Behandlungsraten sind niedriger als bei anderen psychischen Erkrankungen. Frühzeitige und effektive Therapiemaßnahmen haben eine große Bedeutung.
Das Symposium soll auf neue, praxisrelevante Forschungsergebnisse fokussieren. Es werden Ergebnisse aus Therapiestudien mit innovativen Therapieansätzen aus der Psychotherapieforschung sowie neue Erkenntnisse zur Ätiologie und zu Auswirkungen der Corona Pandemie berichtet.
Frau PD Dr. Lena Jelinek vom UKE Hamburg hat Studien zu den Auswirkungen der Covid-19 Pandemie an einer klinischen Stichprobe von mehr als 300 Patienten mit Zwangsstörungen durchgeführt und berichtet über Auswirkungen auf die Symptomatik sowie Effekte auf Phänotypen der Zwangsstörungen.
Herr Prof. Norbert Kathmann von der HU Berlin führt seit Jahren eine große ambulante Studie zu KVT mit Exposition bei Zwangsstörungen durch und berichtet über aktuelle Ergebnisse zu Moderatoren und Mediatoren des Erfolgs.
Frau Dr. Simone Pfeuffer aus Prien leitet ein Projekt, bei dem mit Hilfe von Videokonferenztechnik Expositionsübungen im häuslichen Umfeld von Patienten mit Zwangsstörungen durchgeführt werden. Gerade in der aktuellen Corona-Pandemie bietet dies eine neue Option, Patienten im Sinne eines Home Treatment in ihrem Lebensumfeld zu behandeln. Aktuelle Ergebnisse aus dem stationären Bereich bei mehr als 100 Patienten zeigen, dass eine Expositionsbegleitung zuhause mit größerem Behandlungserfolg verbunden ist.
Herr PD Dr. Dominique Endres leitet eine Arbeitsgruppe am Universitätsklinikum Freiburg, die sich mit immunologischen Ursachen von psychischen Erkrankungen befasst. Es werden neue Ergebnisse bei Patienten mit Zwangsstörungen berichtet, die das Verständnis der Ätiologie von Zwangsstörungen erweitern.
Im Netz sind viele Informationen über psychische Störungen und deren Umgang verfügbar. Gleichwohl werden Angehörige, Betroffene und Profis sich verschiedener Quellen bedienen, um sich zu informieren. Diese Quellen werden von unterschiedlicher Qualität sein, die Thematik aus unterschiedlichsten Sichten betrachten und sich teilweise sogar widersprechen. Welche Herausforderungen dabei im Trialogischen Alltag auftreten und welche Wege im gemeinsamen Umgang damit gefunden werden können, soll dieses Diskussionsforum erkunden.
Menschen mit schweren psychischen Erkrankungen weisen oft begleitende somatische Beschwerden und einen schlechteren allgemeinen Gesundheitszustand auf. Beeinträchtigungsbedingt können Vorsorge-, Diagnostik- und Behandlungsangebote mitunter nur schwer wahrgenommen werden; körperliche Erkrankungen können verschleppt werden oder chronifizieren. Die Lebenserwartung von Menschen mit psychischen Erkrankungen im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung ist um zehn Jahre reduziert. Eine bessere Koordination der medizinischen Versorgung ist deshalb dringend geboten, zumal sich körperliche und psychische Gesundheit gegenseitig bedingen und beeinflussen: Ein verbesserter körperlicher Gesundheitszustand trägt zu einer Zunahme des psychischen Wohlbefindens, verbesserten Coping-Strategien und zu mehr Lebensqualität bei – und vice versa. Neben der Mitbehandlung somatischer Komorbiditäten ist aber auch die körperliche Abklärung psychischer Beschwerden von Bedeutung (Stichwort: systemische Pathomechanismen). Die fachliche Einschätzung, ob bei komplexen Beschwerdebildern von unterschiedlichen Krankheitsentitäten (Komorditäten) auszugehen ist oder ob ätiologische Zusammenhänge bestehen könnten, ist von entscheidender Bedeutung für das Einleiten (differential-) diagnostischer Maßnahmen sowie für die Behandlungsplanung. So können neurologische, immunologische oder endokrinologische Krankheitsprozesse als Ursachen bzw. aufrechterhaltende Faktoren psychiatrischer Symptomatik oft nur gezielt durch somatopsychiatrische Differentialdiagnostik identifiziert und behandelt werden. Das Symposium widmet sich diesem Themenkomplex unter Fokussierung auf die notwendigen sektoren- und disziplinübergreifenden Abstimmungsprozesse und die Koordination der Versorgung.
Sportassoziierte Schädel-Hirn-Traumata, insbesondere Concussions, stehen derzeit im Fokus von Wissenschaft und auch der Öffentlichkeit. Diese oftmals komplexen und oft unterschätzten Verletzungen erfordern in der Diagnostik und Therapie zumeist die interdisziplinäre Zusammenarbeit verschiedener Fachdisziplinen. Im Rahmen des Symposiums sollen wichtige klinische Aspekte im Management dieser Patienten*innen aus neurologischer, psychiatrischer und sportmedizinischer Sicht praxisrelevant präsentiert werden. Dabei werden sowohl bestehende Leitlinien und aktuelle Forschungsergebnisse, als auch Versorgungsstrukturen im organisierten Sport dargestellt und diskutiert.
Im März 2020 hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) die Ausbreitung des COVID-19-Virus zur weltweiten Pandemie erklärt. Nach mehr als einem Jahr globaler Anstrengungen zur Eindämmung der Pandemie werden die Herausforderungen für die unterschiedlichen Gesundheitssysteme deutlich. Stand zunächst die medizinische Versorgung von schwerkranken COVID-19 Patienten im Vordergrund, die zu einer entsprechenden Verschiebung medizinischer Ressourcen führte, sind nun die Spätfolgen der COVID-19 Infektion im Blickpunkt, wie auch die Folgen der unterschiedlichsten sozial einschränkenden Maßnahmen („lockdown“), die häufig mit einer Einschränkung von Freiheitsrechten einherging.
Im Symposium werden diese Folgen unter mehreren Blickwinkeln beleuchtet. Die globalen Auswirkungen der Pandemie und der damit verbundenen lockdown-Maßnahmen auf die Bevölkerung werden in der weltweit durchgeführten „Collaborative Outcomes Study on Health and Functioning during Infection Times (COH-FIT)“ präsentiert. Die nationale „COVID-19 Umfrage Deutschland“ hat mittlerweile die 2. Erhebungswelle abgeschlossen und thematisiert die Gegner und Befürworter der „lockdown“ Maßnahmen. Eine weitere Untersuchung beschäftigt sich mit Versorgungsengpässen und psychischer Gesundheit bei Patienten mit vorbestehenden Herzerkrankungen. Residualzustände einer durchgemachten COVID-19 Infektion, die unter dem Namen Post-COVID Syndrom in die Literatur eingegangen sind, sind Gegenstand des abschließenden Vortrags.
Die Digitalisierung erfasst mittlerweile weite Bereiche des täglichen Lebens und hält auch Einzug in das psychiatrisch-psychotherapeutische Fachgebiet. Die Möglichkeit, Informationen in digitale Daten zu übertragen und sie mit Hilfe neuer, leistungsstarker Computertechnologien verarbeiten zu können, verspricht umfassende Innovationen im Bereich der Forschung, Diagnostik und Versorgung. Das gilt insbesondere für den Einsatz lernender Algorithmen, die auf der Grundlage großer Datenmengen bislang unbekannte Zusammenhänge identifizieren und analysieren können. Gerade im psychiatrisch-psychotherapeutischen Fachgebiet werfen derartige Entwicklungen allerdings auch vielfältige ethische, rechtliche und soziale Fragen auf: Wie verändert sich unser Verständnis menschlichen Denkens, Erlebens und Verhaltens sowie unser Begriff psychischer Erkrankungen durch den Ansatz datengetriebener molekularbiologischer oder verhaltenswissenschaftlicher Forschung? Inwieweit kann Künstliche Intelligenz ärztliches Erkennen, Urteilen und Entscheiden im psychiatrisch-psychotherapeutischen Bereich unterstützen, ergänzen oder gar übertreffen und was bedeutet das für das professionelle Selbstverständnis und Handeln von Psychiaterinnen und Psychiatern? Inwieweit kann und sollte Künstliche Intelligenz bei der Betreuung und Versorgung von Menschen mit psychischen Erkrankungen genutzt werden und welche Besonderheiten der Mensch-Technik-Interaktion sind dabei zu berücksichtigen? Die Vorträge setzen sich mit fachlichen, ethischen und sozialen Aspekten Künstlicher Intelligenz in der psychiatrisch-psychotherapeutischen Forschung und Praxis auseinander. Sie beruhen auf dem Themenheft S1/2021 „Ethik in der Psychiatrie – Zur Künstlichen Intelligenz“ aus der „Psychiatrische Praxis“, welches Beiträge von Forschenden und Praktizierenden aus Psychiatrie, Psychotherapie, Philosophie und Sozialwissenschaften versammelt.
Bei der Insomnie handelt es sich um eine der häufigsten Erkrankungen in unserem Gesundheitssystem. Epidemiologische Studien zeigen, dass zwischen 6 und 10 % der Bevölkerung an einer behandlungsbedürftigen Insomnie leiden. Das sind mindestens 5 Millionen Bundesbürger. Die symptomatische Behandlung der Insomnie mit Schlafmitteln ist weit verbreitet. Schlafmittel stellen allerdings keine kausale Therapie dar und haben aus diesem Grunde keine heilende Wirkung. Dies dürfte vermutlich einer der Faktoren sein, warum nach internationalen Studien mehr als 70 % der Betroffenen länger als ein Jahr und fast 50 % länger als drei Jahre an dieser Erkrankung leiden.
Nationale wie internationale Fachverbände fordern schon seit längerem, dass die kognitive Verhaltenstherapie für Insomnie (KVT-I), die in vielen Fällen als kausales Behandlungsverfahren betrachtet wird, als Behandlungsmethode der ersten Wahl eingesetzt wird. So könnte der hohen Chronifizierungsneigung von Insomnien, deren Begleiterkrankungen, sowie dem erhöhten Risiko für Arbeits- und Verkehrsunfälle wirksamer begegnet werden.
Allerdings ist die Verfügbarkeit dieser verhaltenstherapeutischen Angebote in Deutschland nicht hoch. Aus diesem Grunde schlägt die deutsche Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin (DGSM) ein gestuftes Vorgehen auch mittels telemedizinischer Methoden zur Behandlung der großen Zahl von Patienten mit Schlafstörungen in Deutschland vor. Dieses Stepped-Care Modell orientiert sich an internationalen Empfehlungen zur gestuften Behandlung der großen Zahl an Menschen in den modernen 24 Stunden Non-Stopp Gesellschaften. Im Symposion werden die verschiedenen Stepped Care Ansätze zur Behandlung von Insomnien vorgestellt.
Suizidprävention ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Herr Prof. Lindner wird in seinem Vortrag das Nationale Suizidpräventionsprogramm Deutschland vorstellen und die aktuellen Entwicklungen, z.B. anhand der derzeitigen Debatte um den assistierten Suizid darlegen. Frau Prof. Knappe referiert erste Ergebnisse eines BMG geförderten Projektes, welches neben der Etablierung eines Netzwerkes auch das NeSuD Präventionsprogramm in Dresdener Schulen beinhaltete. Herr Prof. Deisenhammer untersucht die Folgen der Covid-19-Pandemie für die Entwicklung von Suizidraten und stellt Daten erster Studien dazu vor.