Autor:innen:
S. Jansen (Karlsruhe, DE)
C. Spiegler (Karlsruhe, DE)
A. Brettschneider (Karlsruhe, DE)
L. Burgard (Karlsruhe, DE)
A. Straßburg (Karlsruhe, DE)
T. Heuer (Karlsruhe, DE)
R. Ensenauer (Düsseldorf/Karlsruhe, DE)
Einleitung: Die ersten 1000 Tage, von der Konzeption bis zum Ende des zweiten Lebensjahres, haben einen prägenden Einfluss auf die spätere Gesundheit des Kindes. Neben verschiedenen Umweltfaktoren beeinflusst die Ernährung die kindliche Entwicklung und das Wachstum [1]. Wie ist die Ernährung von Säuglingen im 2. Lebenshalbjahr in Deutschland zu bewerten? Dazu liegen aus der Kinder-Ernährungsstudie zur Erfassung des Lebensmittelverzehrs (KiESEL) repräsentative Daten zum Lebensmittelverzehr von Kindern im Alter von 0,5 bis 5 Jahren vor.
Methoden: KiESEL wurde vom Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) von 2014 bis 2017 als Modul der Studie zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland Welle 2 (KiGGS Welle 2) durchgeführt [2]. Ausgewertet wurden Wiegeprotokolle von 118 Säuglingen im Alter von 6–11 Monaten. Die protokollierten Lebensmittel wurden in fünf Hauptgruppen (Humanmilch, kommerzielle Säuglings- und Folgenahrung, kommerzielle Getreidebeikost, andere kommerzielle Beikost sowie gewöhnliche Lebensmittel und Getränke, die nicht von der EU-Verordnung für Säuglings-/Folgenahrung und Beikostprodukte reguliert sind) kategorisiert. Die Ernährungsqualität wurde anhand des Ernährungsplans für das erste Lebensjahr [3] bewertet.
Ergebnisse: Gestillt oder mit Humanmilch gefüttert wurden 29 % der Säuglinge im 2. Lebenshalbjahr. Kommerzielle Beikost und Säuglingsmilchnahrung trugen mit mehr als der Hälfte des durchschnittlichen täglichen Lebensmittelverzehrs in erheblichem Maße zur Ernährung bei. Der mittlere tägliche Verzehr von Brot und Getreideprodukten, stärkehaltigen Beilagen und Milchprodukten lag innerhalb der Vorgaben des Ernährungsplans für das erste Lebensjahr, während der Obstverzehr über den Empfehlungen lag. Die im Ernährungsplan empfohlenen Mengen für Gemüse, Fleisch und Fisch wurden im Mittel vermutlich nicht erreicht. Ungünstige Lebensmittel wie Süßigkeiten wurden von mindestens der Hälfte der Säuglinge verzehrt. Ein Vergleich mit der letzten deutschlandweiten Verzehrsstudie bei Säuglingen und Kleinkindern aus den Jahren 2001–2002 deutet darauf hin, dass sich der Lebensmittelverzehr der Säuglinge in Deutschland in den letzten Jahren nicht wesentlich verändert hat.
Schlussfolgerung: Die vorliegende Analyse des Lebensmittelverzehrs der Säuglinge der KiESEL-Studie im Alter von 6–11 Monaten liefert Hinweise auf eine unausgewogene Ernährungsweise. In der Beratung zur Ernährung von Säuglingen sollte die Bedeutung von Gemüse, Fleisch und Fisch für das 2. Lebenshalbjahr betont und das Stillen auch nach der Einführung der Beikost weiter gefördert werden. Der beobachtete Konsum von Süßigkeiten oder anderen stark zuckerhaltigen oder gesüßten Produkten bei Säuglingen ist aufgrund einer möglichen Süß-Geschmacksprägung als ungünstig einzustufen.