Autor:innen:
H. Greye (Magdeburg, DE)
S. Henning (Magdeburg, DE)
K. Freese (Magdeburg, DE)
A. Köhn (Magdeburg, DE)
A. Lux (Magdeburg, DE)
A. Radusch (Halle (Saale), DE)
A. Redlich (Magdeburg, DE)
D. Schleef (Magdeburg, DE)
S. Seeger (Halle (Saale), DE)
V. Thäle (Halle (Saale), DE)
A. Rißmann (Magdeburg, DE)
CCMV ist die häufigste angeborene Infektion in Deutschland. Die Verhinderung der transplazentaren Übertragung, rechtzeitige antivirale Therapie und Förderung der kongenital infizierten Kinder können die cCMV assoziierten Folgen (Hör-, Sehverlust, motorische, kognitive Defizite) laut aktueller internationaler Studien positiv beeinflussen. Grundlage derzeitiger klinischer Leitlinien ist die Prävention der CMV-Infektion bei Schwangeren.
Zielsetzung:
Mittels Fragebogenerhebung soll der Kenntnisstand Schwangerer über CMV geprüft und mit dem Kenntnisstand anderer Infektionskrankheiten verglichen werden (Befragung Schwangerer zu cCMV-Aufklärung im Vergleich). Prüfung der Inanspruchnahme der CMV-Testung als Individuelle Gesundheitsleistung (IGeL).
Material und Methoden:
Zwischen Juli 2018 und April 2019 wurden in allen fünf Geburtskliniken in Magdeburg und Halle (Saale) während der Kreißsaal-Besichtigung und in der Hebammen-Sprechstunde selbstentworfene Fragebögen ausgeteilt. 1.233 (96%) vollständig ausgefüllte Fragebögen wurden in die Studie einbezogen. Teilnahme von insgesamt 41% der entbundenen Frauen. Es wurde eine Hochrisikogruppe definiert (mindestens eines der folgenden Merkmale: Im Haushalt lebende Kinder < 5 Jahre, Arbeit im medizinischen Bereich oder im Bereich der Kinderbetreuung) und diese wurde zur Gruppe der Befragten hinsichtlich Kenntnisstand, Aufklärung und Inanspruchnahme der IGeL verglichen.
Ergebnisse:
Demographische Daten in den fünf Krankenhäusern zeigten keinen signifikanten Unterschied. Der Kenntnisstand über cCMV war im Vergleich zu anderen Infektionskrankheiten mit 49% am geringsten (Toxoplasmose 96%, Listeriose 61%, Chlamydien 94%). Nur 38% der Befragten gaben an, über cCMV aufgeklärt worden zu sein (Toxoplasmose 91%, Listeriose 52%, Chlamydien 66%). Nur 36% der Befragten gaben den behandelnden Arzt als Aufklärungsquelle an (Toxoplasmose 84%, Listeriose 42%, Chlamydien 60%). 32% der Schwangeren nahmen die CMV-Testung als IGeL wahr (Toxoplasmose 78%). Die statistische Auswertung ergab eine Assoziation des Risikobewusstseins über cCMV mit dem Bildungsstand, beruflicher Tätigkeit im medizinischen Bereich, in der Kinderbetreuung. 503 Frauen wurden zur Hochrisikogruppe gezählt. Es gab keine signifikanten Unterschiede bei Alter, Ethnizität und Bildungsstand im Vergleich zu allen anderen Frauen. Es zeigten sich ein signifikant größerer Kenntnisstand, signifikant mehr Aufklärung und signifikant größere Inanspruchnahme der CMV-Testung in der Hochrisikogruppe.
Zusammenfassung:
Die Studienergebnisse geben Anhalt, dass die cCMV-Infektion im klinischen Alltag unterschätzt wird. Der Kenntnisstand der Schwangeren zu cCMV ist geringer als zu anderen Infektionen. Einschränkungen: Selektion der Schwangeren, z.B. Bildungsabschluss Gymnasium in dieser Studienpopulation bei 52 %, deutschlandweit 32 % der Schwangeren. Für die Umsetzung der Präventionsstrategien sollte ein höheres Bewusstsein für diese Infektion (Aufklärung) erreicht werden.