Autor:innen:
A. Damli-Huber (München , DE)
A. Viereck (München , DE)
V. Mall (München , DE)
M. Licata-Dandel (München , DE)
Hintergrund
Im Vergleich zu normal entwickelten Kindern ist die Prävalenz von Verhaltensproblemen bei Kindern mit mentaler Entwicklungsstörung deutlich erhöht (Ageranioti-Bélanger et al., 2012; Dekker et al., 2002; Kurtz et al., 2020). Zudem gibt es Hinweise darauf, dass Eltern von behinderten Kindern mehr kontrollierendes Verhalten sowie weniger Involvierung und positiven Affekt zeigen im Vergleich zu Eltern von normal entwickelten Kindern (Beck, 2004, Floyd, 1993). Insbesondere bei zusätzlichem Auftreten von externalisierenden Verhaltensproblemen wird bei Eltern ein weniger positives Erziehungsverhalten beobachtet (Schuiringen, 2015). Dies führt in vielen Fällen zu einer deutlichen familiären Belastung und ist ein häufiger Anlass zur stationären Aufnahme in sozialpädiatrischen Zentren (Stellungnahme DGSPJ, 2017). Es konnte gezeigt werden, dass „Home Treatment“ - ein ergänzendes ambulantes Therapieangebot im häuslichen Umfeld für Familien mit Kindern mit mentaler Retardierung und Verhaltensstörungen - einen positiven Effekt auf das kindliche Verhalten und die elterliche Belastung hat (Viereck et al., 2022), was im Einklang mit anderen Studien zu elternzentrierten Interventionen bei o.g. Diagnosen steht (Bagner & Eyberb 2007, Sanders, 2004).
Fragestellung
Es wird untersucht, ob das „Home Treatment“ bei Familien mit Kindern mit mentaler Entwicklungsstörung und Verhaltensproblemen einen Effekt auf die Eltern-Kind-Interaktionsqualität hat. Dabei wird die Hypothese aufgestellt, dass Eltern-Kind-Dyaden nach der „Home Treatment“ Intervention eine höhere emotionale Verfügbarkeit aufweisen als vor der Intervention.
Methoden
Im Rahmen einer prospektiven Interventionsstudie wurden N = 59 Familien für ca. 13 Wochen von verhaltens-/heilpädagogisch ausgebildeten Therapeuten unter ärztlich-psychologischer Supervision intensiv (ca. 2x/Woche) im häuslichen Umfeld angeleitet. Es kamen verschiedene Methoden zum Einsatz (u.a. Psychoedukation, Videofeedback, systematisches Üben neuer Fähigkeiten). Die Evaluation der Interaktionsqualität erfolgte mittels Video-Analyse (Emotional Availability Scales) (Biringen, 2014). Von N = 34 Familien liegen Videos zu beiden Messzeitpunkten (vor und nach Intervention) vor, welche pseudonymisiert von einem bezüglich des Aufnahmezeitpunktes verblindeten Rater ausgewertet werden.
Ergebnis
Mittels t-Tests für abhängige Stichproben werden potentielle Unterschiede in der emotionalen Verfügbarkeit je nach Messzeitpunkt (vor und nach der Intervention) untersucht. Die Auswertung der Videos ist noch nicht abgeschlossen, die Ergebnisse werden zum Zeitpunkt des Kongresses vorliegen.
Diskussion
Die Ergebnisse werden in Beziehung zu anderen Interventionsstudien, die Effekte auf die Eltern-Kind-Interaktion untersuchten, diskutiert. Zudem werden Implikationen für die Praxis daraus abgeleitet.