Das Symposium der Sektion TDM & Klinisch Toxikologische Analytik bietet eine Lern- und Diskussionsplattform für drei hochaktuelle Themen, die für die ambulante und stationäre Patientenversorgung relevant sind. Analytische und klinische Herausforderungen in der Praxis des TDM stehen im Vordergrund.
16:00 Uhr
Therapeutisches Drug Monitoring bei Behandlung mit Depotantipsychotika
C. Hiemke (Mainz, DE)
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Autor:in:
C. Hiemke (Mainz, DE)
Die Anwendung von Depot-Antipsychotika (Long-Acting Injectable antipsychotics, LAI) ist in den letzten Jahren konstant gestiegen. Anders als bei den meisten oralen Antipsychotika, deren Anwendung oftmals hinsichtlich erwünschter Therapieeffektivität und Arzneimitteltherapiesicherheit durch den Einsatz vom therapeutischen Drug Monitoring (TDM) optimiert wird, ist die Bedeutung von TDM bei Depot-Antipsychotika nach wie vor unklar (Schretsanitis et al. 2021). Weit verbreitet ist bei den Behandlern die Meinung, dass TDM nicht sinnvoll sei, da bei der Depotgabe, anders als bei oraler Gabe, stabile Wirkspiegel eingestellt werden. Darüber hinaus wird angezweifelt, ob die Referenzbereiche von Antipsychotika, die für die Akutbehandlung etabliert sind, auch für die Behandlung mit Depot-Antipsychotika gültig sind. In diesem Beitrag soll dargestellt werden, dass die Anwendung von TDM zur Therapiesteuerung auch Depot-Antipsychotika nützlich sein kann, weil auch bei Depotgabe die Wirkstoffkonzentrationen bei gleicher Dosis interindividuell hoch variabel sind und wie bei oraler Einnahme Alter, Geschlecht, Begleitmedikation oder metabolischer Phänotyp bzw. Genotyp bedeutsam sind. Mit Blick auf die gut etablierten therapeutischen Referenzbereichen oral verabreichter Antipsychotika scheinen die erwünschten klinischen Wirkungen von Depot-Antipsychotika bereits in niedrigeren Wirkstoffkonzentrationsbereichen erzielt zu werden. Es ist zu diskutieren, ob für Depot-Antipsychotika andere therapeutische Referenzbereiche zu empfehlen sein könnten. Die bisherigen Erkenntnisse hierzu sind aber nicht ausreichend valide, um die Empfehlung auszusprechen, von den für orale Applikationsformen empfohlenen Referenzbereichen abzuweichen. TDM kann vor allem bei der Umstellung eines Antipsychotikums von der oralen auf die Depotformulierung nützlich sein, weil es hierdurch besser gelingt, patientenindividuelle pharmakokinetische Eigenschaften und Einflussfaktoren bei der Einstellung und bei der Dauertherapie mit einem Depot-Antipsychotikum zu kontrollieren. Wichtig ist es dabei auch, vor der Umstellung auf Depot die individuell optimalen Wirkstoffkonzentrationen zu bestimme, indem mehrfach in Phasen guten Ansprechens eine Blutspiegelmessung vorgenommen wird. Weitere Indikationen für TDM bei Depotantipsychotika sind Symptomverschlechterung, unerwünschte Arzneimittelwirkungen oder Einnahme von Medikamenten mit Wechselwirkungspotential.
16:55 Uhr
Einsatz der LCMS in der 24/7 Routine-Analytik - wo stehen wir aktuell?
F. Streit (Göttingen, DE)
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F. Streit (Göttingen, DE)
Das therapeutische Drug Monitoring (TDM) spielt eine wichtige Rolle in der Patientenversorgung eines Klinikums der Maximalversorgung. Die Bestimmung der aktuellen Medikamenten-Konzentration im Blut ermöglicht eine rasche Anpassung der Dosierung, um optimale Wirkspiegel zu erreichen bzw. um Toxizität zu verhindern. Dazu ist eine zeitnahe Analytik und Rückführung der Ergebnisse notwendig. Viele Medikamentenspiegel werden massenspektroskopisch ermittelt, was, wegen der Komplexität der Methodik, zumeist keinen Einsatz in der 24/7 Routine-Analytik erlaubt.
Wir haben TDM in den letzten Jahren mit dem CLAM2030-LCMS8060NX (Fa. Shimadzu) weiterentwickelt, das nun fast den Anforderungen für ein Klinikum genügt, wie wir Sie von den klinisch-chemischen und immunchemischen Analyzern her kennen. Mittels CLAM2030-LCMS8060NX erfolgt eine automatisierte Probenvorbereitung und eine kontinuierliche Analytik im Random-Access-Mode durch aufeinander abgestimmte Methoden. Dies wird durch eine Kalibrations-Stabilität über Wochen, eine hohe Stabilität der Reagenzien auf dem Gerät sowie einer intuitiven Bedienungsoberfläche und automatisierten Datenauswertung ermöglicht. Die bidirektionale Kommunikation mit unserem LIS-System (OPUS-L) erfolgt mittels HL7-Schnittstelle. Somit ist der 24/7 Betrieb auch durch Personal ohne spezielle massenspekrometrische Kenntnisse möglich.
Die derzeit verfügbaren, IVDR-konformen, automatisierten LCMS-Lösungen für TDM stellen noch keine Option für den Einsatz in der 24/7-Analytik dar, da Sie für Einzelproben ungeeignet sind und eine Abarbeitung und Datenauswertung durch speziell geschultes Personal bedürfen. Um unseren Anforderungen nachzukommen, sind wir daher gewissermaßen gezwungen, eigene Probenprozessierungen zu etablieren und zu validieren.