Für psychisch kranke Frauen und für behandelnde Ärzt:innen ist ein konkreter Kinderwunsch ebenso wie eine Schwangerschaft während der Behandlung mit Psychopharmaka eine besondere Herausforderung. Sorgen und Befürchtungen kreisen häufig um potentiell teratogene und fetotoxische Einflüsse auf das Kind sowie um mögliche Krankheitsrezidive während der Schwangerschaft oder vor allen Dingen postpartal. Insbesondere wenn Absetzversuche anamnestisch zu Rezidiven geführt haben und eine Schwangerschaft ohne Medikamente nicht möglich erscheint, suchen Patientinnen Rat, erhalten aber oftmals unklare oder sich widersprechende Informationen. Ein abruptes Absetzen oder Umstellen der Medikation im Falle einer ungeplanten Schwangerschaft verunsichert die Patientinnen und kann zu einer psychischen Destabilisierung mit gravierenden Folgen führen. Insgesamt ist eine engmaschige psychiatrische Betreuung der Patientinnen während der Schwangerschaft und im Postpartum (bis zu 12 Monate nach Entbindung) notwendig, um sie bei anstehenden Entscheidungen beraten und Krisen frühzeitig entgegenwirken zu können. Während die Schwangerschaft an sich das Exazerbationsrisiko zwar nicht erhöht, aber durch sinkende Medikamentenspiegel in dieser Zeit vermehrt Symptome auftreten könnten, sind auch hier schon engmaschige Kontrollen und insbesondere ein häufigeres therapeutisches Drug Monitoring vonnöten. In der Postpartalzeit ist dann das Rückfallrisiko deutlich erhöht, insbesondere bei Patientinnen mit affektiven Erkrankungen sowie Angst- und Zwangserkrankungen. Daher muss der postpartalen Rezidivprophylaxe beim peripartalen Management besonders viel Aufmerksamkeit gewidmet werden. Im Workshop werden die Prinzipien der Nutzen-Risiko-Abwägung für die Gabe von Psychopharmaka in Schwangerschaft und Stillzeit und Behandlungsstrategien für die Praxis vorgestellt. Auch werden Möglichkeiten der Rezidivprophylaxe im Rahmen des peripartalen Managements besprochen. Die Risiken von Teratogenität und Fetotoxizität für einzelne Substanzen werden diskutiert. Exemplarische Kasuistiken ergänzen die Darstellung der peripartalen Betreuung und individuelle Fälle und Fragen der Teilnehmer:innen können diskutiert werden. Erfahrungshintergrund: Marlies Onken ist Mitarbeiterin des Pharmakovigilanz- und Beratungszentrums für Embryonaltoxikologie der Charité und beschäftigt sich wissenschaftlich vor allem mit der Arzneimittelsicherheit von Psychopharmaka in Schwangerschaft und Stillzeit. Sarah Kittel-Schneider ist u.a. Leitung der Mutter-(Vater-)Kind-Einheit in der Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik des Universitätsklinikums Würzburg und forscht auch auf dem Gebiet psychische Erkrankungen bei Eltern in der Peripartalzeit sowie therapeutisches Drug Monitoring in Schwangerschaft und Stillzeit.
Interessenkonflikte: Marlies Onken hat keine Interessenkonflikte. Sarah Kittel-Schneider war in den letzten 3 Jahren als Beraterin für Takeda und Medice Arzneimittelpütter GmbH tätig und bekam Autoren- und Referentenhonorar dieser beider Firmen.