Suizidpräventionsangebote fokussieren häufig auf die Aufklärung über und Entstigmatisierung von psychischen Störungen und erzielen geringe bis moderate positive Effekte. Die Förderung von hilfesuchendem Verhalten stellt jedoch eine besondere Herausforderung dar aufgrund zahlreicher struktureller und individueller Barrieren. Suizidprävention sollte bereits in der Schulzeit erfolgen. Im Vortrag von Susanne Knappe werden Ergebnisse des Dresdener Schulpräventionsprogrammes berichtet und ein neues Konzept für die Weiterbildung von Lehrkräften und Schulsozialarbeitern vorgestellt. Im zweiten Vortrag stellt Barbara Schneider die etablierten Netzwerke für Suizidprävention sowie das nationale Suizidpräventionsprogramm in Deutschland vor und erläutert deren Angebote und Ziele. Carolin Haas widmet sich in ihrer Präsentation der Suizidprävention in der Hausarztpraxis. Hierzu wird ein Projekt zur Entwicklung und Validierung eines neuen (Kurz)Fragebogens vorgestellt. Tom Gehre berichtet über Möglichkeiten der psychosozialen Notfallversorgung für die Prävention suizidaler Entwicklungen.
08:30 Uhr
Suizidprävention in der Schule: Was können die Programme hier erreichen?
S. Knappe (Dresden, DE)
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Autor:in:
S. Knappe (Dresden, DE)
Suizidpräventionsangebote fokussieren häufig auf die Aufklärung über und Entstigmatisierung von psychischen Störungen und erzielen geringe bis moderate positive Effekte. Die Förderung von hilfesuchendem Verhalten stellt jedoch eine besondere Herausforderung dar aufgrund zahlreicher struktureller und individueller Barrieren. Jugendliche und junge Erwachsene können in der Lebenswelt Schule über verschiedene Wege und Schlüsselpersonen erreicht werden. In Ergänzung zu den jüngsten Ergebnissen aus dem Dresdner Schulpräventionsprogramm berichten wir über die Entwicklung und Konzeption eines Weiterbildungsangebotes für Lehrkräfte und Schulsozialarbeiter.
09:30 Uhr
Entwicklung eines Kurzfragebogens zur Suizidprävention in der Primärversorgung (SuPr-X)
C. Haas (München, DE)
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Autor:innen:
C. Haas (München, DE)
M. Bühner (DE)
G. Pitschel-Walz (DE)
P. Sterner (DE)
J. Gensichen (DE)
K. Lukaschek (DE)
-. POKAL Gruppe (DE)
Hintergrund
Die Prävalenz von Suizidgedanken in der Primärversorgung liegt bei 1-10%. Die Hälfte der Personen mit Depression wird ausschließlich allgemeinmedizinisch versorgt. Betroffene suchen auch in Krisen ihre hausärztliche Praxis auf ohne dabei ihre Suizidgedanken zu thematisieren. Die Leitlinien empfehlen ein offenes und direktes Ansprechen der Suizidalität. Zudem sollten protektiven Faktoren mehr in den Fokus genommen werden.
Fragestellung
Ziel ist die Konzeption eines zeiteffizienten Kurzfragebogens - speziell für die Primärversorgung, der neben Risikofaktoren auch protektive Aspekte berücksichtigt, die Betroffene von einem Suizidversuch abhalten. Die behandelnde Person erhält hierbei auch erste Hinweise für Präventionsmöglichkeiten.
Methodik
Die Fragebogenentwicklung unterzieht sich kognitiven Interviews und einer anschließenden Pilotierung (N=300) in hausärztlichen Praxen. Anhand der psychometrischen Evaluation wird das Instrument gekürzt und an einer unabhängigen Stichprobe (N=300) erneut evaluiert. Die Akzeptanz des Fragebogens wird geprüft und Empfehlungen für die Praxis abgeleitet.
Ergebnisse
Im Rahmen des Kongresses können die Ergebnisse der kognitiven Prätestung und die Entwicklung der ersten Fragebogenversion vorgestellt werden, die sich zu diesem Zeitpunkt noch in der Pilotierung befindet. Wir erwarten ein psychometrisch-sauberes Kurz-Instrument zur Unterstützung der Suizidprävention bei Patienten und Patientinnen mit Depression in der hausärztlichen Praxis.
Diskussion
Die Allgemeinmedizin nimmt aufgrund des hausärztlichen Vertrauensverhältnisses eine zentrale Rolle in der Depressionsversorgung und in der Suizidprävention ein. Hausärzte und -ärztinnen haben als erste Ansprechpersonen eine besondere Chance, Suizidalität zu erkennen und partizipativ eine interne oder externe Behandlung in die Wege zu leiten. Erste Erfahrungswerte in Hinblick auf Anwendbarkeit und Umsetzbarkeit des Fragebogens in der Primärversorgung können diskutiert werden.