Das Erleben eines traumatischen Ereignisses kann zu einer Erschütterung der eigenen Annahmen über die Welt und sich selbst führen. Vor allem interpersonelle Traumatisierungen führen hier zu einem Verlust von Vertrauen in andere Menschen und zur Entwicklung einer Traumafolgestörung, allen voran einer (komplexen) Posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS).
Bei Menschen, die bereits in ihrer Kindheit Traumatisierungen erfahren mussten, wurden diese Annahmen und das interpersonelle Vertrauen in einer besonders vulnerablen Phase des Lebens erschüttert. Diese Erschütterung hat zur Konsequenz, dass nachfolgende Entwicklungsaufgaben in der Jugend und im Erwachsenenalter nur schwer oder auch gar nicht erfüllt werden können und die psychische Gesundheit sowie die individuelle Verortung in der Gesellschaft beeinträchtigt sind. Umso dringlicher ist es, Traumafolgestörungen wirksam zu behandeln. Hier zeigen sich trauma-fokussierte Therapien als Methode der Wahl, die die Verarbeitung von Traumaerinnerungen sowie kognitive Umstrukturierung beinhalten.
Das Symposium präsentiert aktuelle Labor- und klinische Studien, die die Auswirkungen von Kindheitstraumatisierungen im Erwachsenenalter vorstellen. Hier werden spezifisch die Auswirkungen auf die soziale Teilhabe im Erwachsenenalter sowie die Auswirkungen auf das epistemische Vertrauen beleuchtet und somit die Auswirkungen auf die gesellschaftliche Verortung in Zusammenhang mit psychischer Gesundheit beleuchtet. Im abschließenden Teil des Symposiums wird dann aufgezeigt und diskutiert, welchen Einfluss neu erarbeitete Gedächtnisspuren und die Verbesserung von Umbewertungsprozessen auf personalisierte Traumatherapien haben können.
17:15 Uhr
Traumatische Erfahrungen in der Kindheit und deren Auswirkungen auf die soziale Teilhabe und Lebensqualität – eine Untersuchung an Care-Leavern
M. Schmid (Basel, CH)
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Autor:in:
M. Schmid (Basel, CH)
Theoretischer Hintergrund: Kinder- und Jugendliche in Heimen sind eine Hochrisikopopulation für psychische Erkrankungen und Misshandlungs- sowie Vernachlässigungserfahrungen. Immer mehr Studien zeigen die dadurch entstehenden langfristigen und gravierenden Folgen. Im Rahmen einer Längsschnittsstudie konnte erstmals im deutschspracheigen Raum eine Population von ehemals ausserfamiliär platzierten Jugendlichen bis ins Erwachsenenverhalten nachverfolgt und umfassend beschrieben werden.
Fragestellung:
Wie hoch sind die Prävalenzen bezgl. Misshandlungserfahrungen in der Kindheit und aktueller psychischer Erkrankungen bei schweizer Care Leavern?
Wie hängen Misshandlungserfahrungen, soziale Teilhabe und Selbstwirksamkeitserwartung zusammen?
Methode: Insgesamt wurden 231 junge Erwachsenen mit Fremdplatzierungsgeschichten im Alter von 26 Jahren umfassend mit einer psychometrischen Testbatterie untersucht. Dabei wurden Misshandlungserfahrungen in der Kindheit erfasst sowie die soziale Teilhabe bezüglich psychischer Gesundheit, Beziehungen, Legalbewährung, sozioökonomische Lage untersucht. Des Weiteren wurde die Selbstwirksamkeitserwartung der Studienteilnehmenden ermittelt.
Ergebnisse: Die Ergebnisse belegen die hohe Prävalenz und die dramatischen Folgen von kumulierten Misshandlungs- und Vernachlässigungserfahrungen bei Care Leavern. Eine höhere Anzahl von Misshandlungserfahrungen gingen mit signifikant mehr Problemen in unterschiedlichen Lebensbereichen einher. Die psychischen Belastungen zeigten eine hohe Stabilität.
Schlussfolgerung: Die Ergebnisse unterstreichen die Bedeutung der Prävention und der frühzeitigen Behandlung, weshalb strukturierte Liaisonmodelle zur Zusmamnearbeit zwischen Heimen und psychiatrischen Institutionen sehr wertvoll sind. Zudem wir klar, dass betroffene junge Menschen neben therapeutischen auch lebensweltorientierte Hilfen benötigen, um ihre Entwicklungsaufgaben adäquat bewältigen und erfolgreich an der Gesellschaft teilhaben zu können.
17:45 Uhr
Kindheitstraumata, epistemisches Vertrauen und die Entwicklung einer komplexen posttraumatischen Belastungsstörung
A. Lampe (Schruns, AT)
18:15 Uhr
Optimierung von traumafokussierten Therapien der PTBS durch die Modulation von Traumaerinnerungen
B. Kleim (Zürich, CH)