In psychiatrischen Vorausverfügungen können Betroffene Behandlungspräferenzen für zukünftige Krisensituationen festlegen, in denen sie selbst nicht mehr einwilligungsfähig sind. Primäres Ziel solcher Verfügungen ist die Wahrung und Stärkung der Patientenautonomie. Zudem können sie weitere Vorteile, wie beispielsweise die Verbesserung der therapeutischen Beziehung, mit sich bringen.
Trotz des hohen Interesses von Betroffenen an psychiatrischen Vorausverfügungen sind die Erstellungsraten gering. Ursächlich hierfür kann die oft unzureichende Unterstützung der Betroffenen bei der Verfassung der Dokumente sein. Ein weiterer Grund für die geringen Erstellungsraten kann die Befürchtung von Klinikern sein, dass psychiatrische Patientenverfügungen Wünsche enthalten, die nicht kompatibel mit gängigen Behandlungsempfehlungen sind. Darüber hinaus zeigen sich in der Anwendung, beispielsweise an der Schnittstelle von somatischer und psychiatrischer Erkrankung, besondere Herausforderungen.
Dieses Symposium verfolgt das Ziel, Ansätze für eine erfolgreiche Implementierung von Vorausverfügungen bei Menschen mit psychischen Erkrankungen zu diskutieren und Lösungen zu finden, um Barrieren abzubauen.
08:52 Uhr
Perspektiven Betroffener auf psychiatrische Vorausverfügungen: ein systematisches Review
E. Braun (Bochum, DE)
09:14 Uhr
Behandlungsvereinbarungen in der Psychiatrie – ein Pilotprojekt zur Implementierung und zur Analyse der Einstellung von Patient:innen
K. Radenbach (Göttingen, DE)
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Autor:in:
K. Radenbach (Göttingen, DE)
Seit mehreren Jahren gibt es an der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Universitätsmedizin Göttingen das Angebot für Patient*innen, Behandlungsvereinbarungen (BVen) abzuschließen. Im Rahmen eines vom Niedersächsischen Sozialministerium geförderten Projekts wurde das BV-Formular der Klinik überarbeitet. Weiterhin wurde ein Schulungskonzept für multidisziplinäre Teams erstellt und in der Klinik umgesetzt mit dem Ziel, die BV bekannter zu machen und besser in klinische Routineabläufe zu integrieren. Zusätzlich erfolgt Öffentlichkeitsarbeit u.a. in Kooperation mit lokalen Betroffenenverbänden, und es werden unterschiedliche Informationsmaterialien erstellt (Podcasts, Flyer, Videoclip etc.).
Im Rahmen einer begleitenden Interviewstudie werden u.a. Einstellungen, Erwartungen und Bedürfnisse von Patient*innen hinsichtlich BVen erhoben. Dabei werden sowohl Patient*innen befragt, die sich nach entsprechender Information für bzw. gegen den Abschluss einer BV entschieden haben. Weiterhin werden die abgeschlossenen BVen quantitativ und qualitativ ausgewertet. Weiterhin wird quantitativ erfasst, ob es im Vergleich zu den Vorjahren zu einer Steigerung der Anzahl abgeschlossener BVen in der Gesamtklinik kommt und ob auf Stationen, auf denen das Schulungsangebot angeboten wurde, mehr BVen abgeschlossen werden als auf Stationen ohne gezieltes Schulungsangebot.
Bislang konnten acht Interviews geführt und 26 BVen ausgewertet werden. Im Rahmen des Vortrags werden das Projekt und das Studienkonzept dargestellt, und erste Ergebnisse werden präsentiert.
09:36 Uhr
Wie kann der Wunsch nach Vorausplanung am Lebensende (auch) bei Menschen mit psychischer Erkrankung umgesetzt werden?
T. Henking (Würzburg, DE)