Psychoedukation verbindet die systematische Aufklärung zu Krankheitsbildern, deren Verlauf und Behandlungsmöglichkeiten mit der Hilfe zur emotionalen Verarbeitung und Akzeptanz der Erkrankung für Betroffene und deren Angehörigen sowie der Vermittlung von Bewältigungsstrategien und Frühsymptommanagement, eröffnet die trialogische Dimension und legt die Grundlage zur Behandlungspartnerschaft.
Psychoedukative Gruppen zählen mittlerweile zum Behandlungsstandard und bekamen in verschiedenen Leitlinien (für schwer psychisch Kranke (Riedel-Heller, et al, 2013/2019) als auch für schizophren erkrankte Patienten (Falkai et al, 2005/2019)) das Level A zuerkannt.
Insofern müssen sich psychoedukative Gruppen nicht nur bei den unterschiedlichen Diagnosen und Schweregraden, sondern auch in den verschiedenen Settings der psychiatrischen Behandlung bewähren und anwendbar sein – als basale Module in der störungsspezifischen und transdiagnostischen Psychotherapie oder als kompakte Programme für bestimmte Indikationen.
Hierzu werden in diesem Symposium die Ergebnisse eines zweijährigen Vergleichs zwischen psychoedukativer und kognitiv-therapeutischer Gruppen für affektiv und schizophren erkrankte Teilnehmer mit stationär-ambulantem Übergang vorgestellt sowie innovative Modelle, Erfahrungen und Daten zur Umsetzung der Psychoedukation in der Hausarztpraxis, in dem häuslichen Umfeld bei der stationsäquivalenten Behandlung (StäB) und als Empowerment für Geflüchtete.
08:30 Uhr
Psychoeducational and cognitive group therapy in 425 persons with schizophrenia or affective disorders in randomised 2-year follow up studies
A. Schaub (München, DE)
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Autor:innen:
A. Schaub (München, DE)
R. Engel0
P. Falkai (München, DE)
Objective Programs that view individuals as capable of taking an active role in gaining knowledge about their illness and in using coping skills gained importance in Europa and the US. This paper describes three group psychoeducational cognitive behavioral treatment (CBT) programs implemented and evaluated at the Department of Psychiatry and Psychotherapy, University of Munich KUM. Methods: Based on the vulnerability stress coping model integrating pharmacotherapy and psychotherapy, we first implemented psychoeducational programs to establish cognitive behavioral psychotherapy dispelling the myth of schizophrenia and severe depression for patients and their relatives. 425 patients with schizophrenia or mood disorders (196 schizophrenia, 177 major depression, 52 bipolar) participated in controlled trials. Groups for patients cover psychoeducation about the illness and its treatment, establishing rewarding activities, stress management, cognitive therapy, reduction of stigma and relapse prevention. Relatives could also attend psychoeducational groups. Psychologists were educated and trained to guarantee the programs’ maintenance. Results: Patients expressed satisfaction with the programs and showed significant gains in knowledge and in reduction of symptoms throughout the study up to 2-year follow-up. Research has supported feasibility, effectiveness and efficacy. Up to now, we used the programs for more than 25 years. Conclusions: Individuals with severe disorders can benefit from psychoeducational and cognitive treatment programs if the programs are adapted to the level of neuropsychological functioning and compensate for cognitive deficits and emotional overload. These findings suggest that providing information about the illness and coping skills for patients and relatives are important for treatment outcome.
Key words: psychoeducation/cognitive-behavioral strategies/stress-vulnerability-coping model/ transtheoretical model/ reduction of stigma/ value oriented strategies/ schizophrenia/major depression
08:52 Uhr
Steigerung der Depressionskompetenz durch Psychoedukation in der Hausärzt:innenpraxis – eine Studie aus dem POKAL-Kolleg
F. Gökce (München, DE)
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Autor:innen:
F. Gökce (München, DE)
D. Jais (München, DE)
A. Schneider (München, DE)
J. Gensichen (München, DE)
G. Pitschel-Walz (München, DE)
Hintergrund: Die Steigerung von Depressionskompetenz, also des Wissens über die Symptome und Behandlung der Depression, durch Psychoedukation bei Menschen mit Depressionen führt zu besseren Behandlungsverläufen. Da die meisten Patient:innen mit Depression ausschließlich durch ihre Hausärzt:innen behandelt werden, wurde ein bereits etabliertes Psychoedukationsmanual zur Depression auf die Hausärzt:innenpraxen adaptiert. Zudem wurde der validierte, deutsche Fragebogen zur Erfassung von Wissen zur Depression (D-Lit German) für dieses Vorhaben revidiert und evaluiert.
Methodik: In der Interventionsgruppe sollen 4 Sitzungen à 20 Minuten Psychoedukation im Einzelsetting durchgeführt werden. Bei der Kontrollgruppe handelt es sich um eine treatment-as-usual Bedingung. Anhand des randomisierten, kontrollierten Designs sollen Prä-Post-Unterschiede der beiden Gruppen u.a. hinsichtlich der Depressionskompetenz, mithilfe des D-Lit Fragebogens verglichen werden. Dieser Fragebogen wurde revidiert und anhand einer Online-Studie (N=524) wurden die psychometrischen Eigenschaften der neuen Version (D-Lit-R German) berechnet.
Ergebnis: Das Psychoedukationsprogramm beinhaltet folgende Themen: Symptome, Zusammenhang Denken-Fühlen-Handeln, Depressionsspirale, Verhaltensaktivierung, Vulnerabilitäts-Stress Modell, Bewältigungsstrategien, Synapsen-Modell, Antidepressiva, Desprescribing, Gedankenfehler und Alternativgedanken, Ansprechpartner:innen. Die Evaluation des D-Lit-R German ergab eine akzeptable Reliabilität (⍺= .74), jedoch wurden ¾ der Items korrekt beantwortet, womit der Fragebogen eine geringe Trennschärfe aufweist.
Diskussion: Der adaptierte Fragebogen kann zur Erfassung der Veränderung des Depressionswissens nach der Psychoedukationsmaßnahme verwendet werden. Die hohe Anzahl an richtig beantworteten Fragen und die damit verbundene Annahme einer hohen Depressionskompetenz wird auf die relativ starke Selektivität der Stichprobe in der Online-Studie zurückgeführt.
09:14 Uhr
Psychoedukation in der stationsäquivalenten Behandlung (StäB) im Einzel-, Gruppen- und Familiensetting
R. Holzbach (Bad Emstal, DE)
09:36 Uhr
entfällt: Empowerment – ein kultursensibles, evidenzbasiertes Gruppentherapieprogramm für Geflüchtete mit affektiven Erkrankungen