Autor:innen:
S. Jansen (Karlsruhe, DE)
C. Spiegler (Karlsruhe, DE)
L. Burgard (Karlsruhe, DE)
F. Wittig (Karlsruhe, DE)
A. Brettschneider (Karlsruhe, DE)
A. Schlune (Karlsruhe, DE)
T. Heuer (Karlsruhe, DE)
A. Straßburg (Karlsruhe, DE)
S. Roser (Karlsruhe, DE)
S. Storcksdieck genannt Bonsmann (Karlsruhe, DE)
R. Ensenauer (Karlsruhe, DE)
Hintergrund: Die ersten Lebensjahre sind für die Prävention ernährungsmitbedingter Erkrankungen entscheidend. Die differenzierte Analyse der Ernährung in den verschiedenen Entwicklungsphasen, von der frühkindlichen Ernährung bis zur Ernährung bei Schuleintritt, ist daher dringend erforderlich.
Zielsetzung: Analyse des Lebensmittelverzehrs 1–5-jähriger Kinder in Deutschland anhand ausgewählter Lebensmittelgruppen auf Unterschiede zwischen einzelnen Altersjahren
Methodik: In der vom Bundesinstitut für Risikobewertung von 2014 bis 2017 durchgeführten repräsentativen Kinderernährungsstudie zur Erfassung des Lebensmittelverzehrs (KiESEL) wurden 3+1-Tage Wiegeprotokolle erstellt [1]. Für die vorliegende Auswertung wurden 890 Kinder im Alter von 1–5 Jahren in fünf jahrweise Altersgruppen eingeteilt. Die Zuordnung der verzehrten Lebensmittel in Lebensmittelgruppen erfolgte gemäß der Empfehlungen der Optimierten Mischkost (OMK) [2]. Als Korrektur für Unterschiede in den Verzehrsmengen, die auf eine altersabhängig unterschiedliche Energiezufuhr zurückzuführen sind, wurde für jede Lebensmittelgruppe die mittlere täglich verzehrte Menge pro 1000 kcal berechnet. Unterschiede zwischen den Altersgruppen wurden mit dem Kruskal-Wallis-Test und der Dwass-Steel-Critchlow-Flinger-Methode für Post-Hoc-Tests getestet (paarweiser Vergleich aller Gruppenkombinationen, α je Lebensmittelgruppe = 0,05). Zur Beurteilung der Ernährungsqualität wurden die Anteile der Lebensmittelgruppen am Gesamtverzehr mit den in OMK empfohlenen Anteilen verglichen.
Ergebnisse: Die Ernährung der meisten Kinder war durch einen zu hohen Verzehr von „ungünstigen Lebensmitteln“ (z. B. Süßigkeiten, Limonaden) gekennzeichnet, und mehr als die Hälfte der Kinder überschritt den empfohlenen Fleisch-/Wurstwarenanteil. Der Verzehr beider Lebensmittelgruppen war bei allen älteren Altersgruppen gegenüber 1-Jährigen höher (ungünstige Lebensmittel: 178–209 vs. 142 g/1000 kcal, alle p-Werte < 0,001; Fleisch/Wurstwaren: 34–43 vs. 27 g/1000 kcal, alle p-Werte < 0,008). Der Anteil von Milch/Milchprodukten lag überwiegend unter der Empfehlung und der Gemüseanteil war bei den meisten Kindern zu niedrig. Für beide Lebensmittelgruppen war der mittlere Verzehr bei den älteren Altersgruppen gegenüber 1-Jährigen niedriger (Milch/Milchprodukte: 164–220 vs. 275 g/1000 kcal, alle p-Werte < 0,002; Gemüse: 56–70 vs. 85 g/1000 kcal, alle p-Werte < 0,042). Der empfohlene Anteil an Obst wurde von mehr als der Hälfte aller Kinder überschritten, die verzehrte Menge war jedoch bei den 5-Jährigen geringer als bei den 1-Jährigen (153 vs. 194 g/1000 kcal, p = 0,008).
Fazit: Die Daten deuten auf ein ungünstiges Ernährungsmuster bereits früh im Leben hin, das sich innerhalb der ersten Lebensjahre bis zum Schulalter zu verstärken scheint. Analysen longitudinaler Ernährungsmuster sind notwendig, um dieses Ergebnis zu bestätigen. Zielgerichtete Präventionsmaßnahmen für diese sensible Lebensphase sind dringend zu entwickeln.