Bei der Beschreibung und Bewertung von Schmerz spielt die Sprache die herausragende Rolle. Allerdings sind die Wechselwirkungen zwischen Sprache und Schmerz bislang erstaunlich schlecht untersucht. Dabei gibt es klare Hinweise darauf, dass die Wortwahl im Zusammenhang mit medizinischen Prozeduren (etwa einer Venenpunktion) einen bedeutsamen Einfluss auf die in dem Zusammenhang entstehende Schmerzwahrnehmung hat.
Die Veranstalter des Symposiums versuchen, einen Ausschnitt dieses Wissensdefizit in Ansätzen zu schließen und schlagen dabei einen Bogen von experimentellen Untersuchungen an Gesunden und Schmerzpatienten bis hin zu klinischen Konsequenzen und Nutzung der genannten Erkenntnisse in der Praxis.
Der erste Beitrag (Weiss) wird einen kurzen Überblick über das bisherige Wissen geben und dann zeigen, dass schmerzrelevante Wörter Bahnungseffekte für die Schmerzwahrnehmung produzieren. Diese Bahnungseffekte zeigen sich sowohl für die zentrale Verarbeitung und die Zunahme von in der Intensität der Schmerzwahrnehmung. Dies wir für gesunde Kontrollpersonen und für klinische Populationen gezeigt, wobei die Effekte bei chronischen Schmerzpatienten partiell stärker ausfallen.
Der zweite Beitrag (Borelli, englisch) zeigt Verhaltens- und neuronale Korrelate von schmerzbezogener Sprache. Insbesondere werden Annäherungs- und Vermeidungsreaktionen auf schmerzbezogene Wörter sowohl in expliziten als auch in impliziten Aufgabe erfasst. Es zeigt sich, dass soziale Schmerzwörter bei beiden Aufgaben die stärksten Effekte aufweisen.
Im dritten Beitrag (Seeger) wird auf eine Nutzung des Wissens zur Wechselwirkung zwischen Sprache und Schmerz in schmerztherapeutischen Settings eingegangen. Es wird verdeutlicht, wie wichtig in der Therapieplanung und -durchführung Formulierungen sind, die sowohl vom Therapeutenteam als auch den Patienten genutzt werden. Der Vortrag zeigt dabei auf momentane Tendenzen auf und weist auf ein erhebliches Entwicklungspotential derartiger Ansätze hin.