Autor:innen:
L. Beyer (Dresden, DE)
A. Gärtner (Dresden, DE)
R. Sabatowski (Dresden, DE)
U. Kaiser (Dresden, DE)
Einführung:
Chronische Schmerzen werden u.a. auch von depressiven Symptomen begleitet. Neben depressiven werden kognitive Leistungsdefizite wie z. B. Einschränkungen der Gedächtnis- und Aufmerksamkeitsleistungen berichtet.
In der aktuellen Studie wurde das Vorliegen kognitiver Leistungsdefizite sowie Depressivität bei Patienten mit chronischen Schmerzen untersucht. In einem zweiten Schritt wurde geprüft, inwieweit zwischen diesen zwei Faktoren ein Zusammenhang besteht.
Methoden:
Im Zeitraum von 01/2014 - 01/2016 wurden insgesamt 144 Patienten (Ø 50,82 Jahre, 75% weiblich, 41,7% Realschulabschluss, 56,9% berufstätig, 42,4% MPSS 2) einer tagesklinischen multimodalen Schmerztherapieeinrichtung zu Therapiebeginn (T1) untersucht. Depressivität wurde über das Vorliegen einer Depressionsdiagnose (nach ICD-10, gestellt durch klinisch standardisierte Diagnostik und psychologische Anamnese) und der DASS anhand der Subskala Depressivität erfasst. Zusätzlich absolvierten die Schmerzpatienten eine standardisierte computergestützte kognitive Leistungstestung (COGBAT). Im Rahmen dieser Testung wurden die kognitiven Leistungsparameter visuelle Aufmerksamkeitsleistung (Alertness), kognitive Flexibilität, Informationsverarbeitungsgeschwindigkeit, Fähigkeit ungewollte Reaktionen zu unterdrücken (Response Inhibition), Arbeitsgedächtnis sowie geteilte Aufmerksamkeit erhoben. Mit Hilfe SPSS 23.0 wurden neben der Darstellung der deskriptiven Statistiken Korrelationsanalysen (2-seitig) für intervallskalierte Variablen (Pearsons, α=.05) berechnet. Um einer Alphafehlerinflation vorzubeugen, wurde eine Bonferroni-Korrektur durchgeführt (.05/6=.0083).
Ergebnisse:
Die eingeschlossenen Patienten weisen zum Zeitpunkt T1 keine kognitiven Leistungseinschränkungen auf (Alertness MW(PR)=47,27, SD=29,55; geteilte Aufmerksamkeit MW=32,79, SD=33,02; Arbeitsgedächtnis MW=34,67, SD=31,08; kognitive Flexibilität MW=43,88, SD=26,57; Response Inhibition MW=53,71, SD=27,12; Informationsverarbeitungsgeschwindigkeit MW=39,08, SD=28,51).
Bei 39% der Patienten (N=56) lag eine Depressionsdiagnose vor. Der Gruppenmittelwert in der DASS zeigt sich hingegen als unauffällig (MW=6,28, SD=4,98; Subgruppe mit Depressionsdiagnose MW=8,42, SD=5,67). Bezüglich des Zusammenhangs zwischen Depressivität und kognitiver Leistungsfähigkeit ergaben sich in der Gesamtstichprobe keine signifikanten Werte (Depressionsdiagnose .19<r< -.195; DASS-Depression .051<r<.327).
Schlussfolgerung:
Zu T1 ließen sich keine Auffälligkeiten bezüglich der kognitiven Leistungsfähigkeit nachweisen. Zwar wiesen 39% der Patienten eine Depressionsdiagnose auf, bezüglich der DASS (Subskala Depression) zeigten sich die Pat. aber insgesamt deutlich unter dem Cut-off-Wert von 10. Die Ergebnisse dieser Studie sollten auf Grund des geringen Stichprobenumfangs vorsichtig interpretiert werden.