Autor:innen:
L. Toussaint (Decorah, US)
F. Sirois (Sheffield, GB)
J. Hirsch (Johnson City, US)
N. Kohls (Coburg, DE)
A. Weber (Coburg, DE)
J. Schelling (München, DE)
C. Vajda (Graz, AT)
M. Offenbächer (München, DE)
Hintergrund:
Unsere Studie untersucht inwieweit ärgerliches Grübeln [engl. angry rumination (AR)] die Unterschiede in der psychischen Gesundheit und Lebensqualität bei Patienten mit Fibromyalgie (PFM) und gesunden Kontrollen (GK) erklärt. Übereinstimmend mit der umfangreichen Literatur, erwarten wir, daß PFM höhere Werte bei Depression und Angst sowie niedrigere Werte bei psychischer gesundheitsbezogener und allgemeiner Lebensqualität aufweisen. Es wird ebenso erwartet, daß im Vergleich zu GK PFM höhere Werte bei der AR haben, und daß Unterschiede - zumindest zum Teil - bei der psychischen Gesundheit und Lebensqualität zwischen PFM und GK durch AR mediiert wird.
Methode:
N =171 PFM und n =81 GK nahmen an der Studie teil. Alle Teilnehmer füllten standardisierte Fragebögen zu Depression, Angst, psychischer Gesundheit und allgemeiner Lebensqualität aus. Ebenso füllte diese die Anger Rumination Skala, die die Subskalen `ärgerliches Nachdenken`, `Gedanken der Rache`, `ärgerliche Erinnerungen` und `Verstehen der Ursachen` beinhaltet, aus.
Resultate:
Wie erwartet waren die Werte für Gesamt-AR und alle AR-Subskalen signifikant höher (p < 0,05 – 0,001) bei den PFM im Vergleich zu den GK. Ebenso wie erwartet fanden sich signifikante Unterschiede (p <0,001) in den Werten für Angst, Depression, Lebensqualität und psychischer Gesundheit.
AR und alle Subskalen der AR waren positiv assoziiert (p < 0,001) mit Angst und Depression und negativ mit Lebensqualität und psychischer Gesundheit. Alle Assoziationen erreichten mittlere bis große Ausmaße (r = 0,27 – 0,56). AR mediierte 26, 19, 17, und 15 Prozent der Patienten-Kontrollen Unterschiede und die indirekten Effekte waren für Angst, Depression, Lebensqualität und psychischer Gesundheit 1,39, 1,20, -3,86, und 2,41 [alle signifikant (p < 0,05)]. Der moderierende Effekt der AR ist überwiegend den Effekten der Subskala `ärgerliche Erinnerungen` zuzuschreiben.
Schlussfolgerung:
Die Ergebnisse unserer Studie bestätigten unsere Hypothese, daß PFM eine schlechtere psychische Gesundheit und Lebensqualität sowie höhere Werte bei der AR aufweisen. AR erklärt zu einem statistisch signifikanten Anteil (16 - 30%) die Unterschiede zwischen den PFM und GK bei der psychischen Gesundheit und Lebensqualität. Obwohl AR allgemein ein wichtiger Mediator der Patienten-GK Unterschiede ist, scheint es, daß ärgerliche Erinnerungen der wichtigste Aspekt der AR ist. Sich zu Erinnern an ärgerliche Erfahrungen und darüber nachzudenken scheint einen antagonistischen psychischen Zustand zu generieren, der einen negativen Effekt auf die psychische Gesundheit und Lebensqualität bei PFM hat.