Autor:innen:
M. Trenner (München, DE)
A. Kühnl (München, DE)
B. Reutersberg (München, DE)
M. Salvermoser (München, DE)
H. Eckstein (München, DE)
Hintergrund: Frauen und ältere Patienten sind in randomisierten Studien zur Versorgung des abdominalen Aortenaneurysmas (AAA) unterrepräsentiert. Klinische Leitlinien für diese Patienten müssen daher auf realen Daten aus Registern oder Einzelzentrumsstudien basieren. Ziel dieser Studie war es, die Assoziation zwischen weiblichem Geschlecht und Alter mit der Krankenhaus-Mortalität nach der Behandlung von nicht-rupturierten (nr)AAA unter Routinebedingungen in einer bundesweiten Kohorte zu analysieren.
Methoden: Die Daten wurden aus DRG-Statistiken der Forschungsrechenzentren des Statistischen Bundesamtes extrahiert. Hierbei werden alle stationären Fälle (außer Psychiatrie und Militärkrankenhäuser) erfasst. Fälle mit Diagnose von nrAAA (ICD-10 GM I71.4) und Verfahrenscodes (OPS 2005-2013) für EVAR (5-38.a1) oder OAR (5-38.45, 5-38.47), die von 2005-2013 behandelt wurden, wurden eingeschlossen. Ein multivariables Regressionsmodell wurde zur Riskoadjustierung angewendet. Adjustiert wurde für Komorbidität, Operationsverfahren, jährliche Krankenhausfallzahl und Aufnahmeart (mit Einweisung/ ohne Einweisung). Der primäre Endpunkt war Krankenhausmortalität. Sekundäre Ergebnisse waren weitere Komplikationen.
Ergebnisse: 84.631 Fälle wurden identifiziert, hiervon waren 10.039 (11.9%) weiblich. Frauen waren 2,6 Jahre älter als Männer (73,7 ± 8,5 versus 71,1 ± 8,2, p <0,0001). EVAR wurde bei Frauen seltener eingesetzt (48,1 vs. 54,7%, p <0,0001). Die Krankenhaus-Mortalität war bei Frauen insgesamt höher (5,0 vs. 3,1%, RR [95% CI] = 1,60 [1,45-1,75]). Auch separat betrachtet zeigte sich für EVAR (2,8 vs. 1,5%, RR = 1,90 [1,58-2,28]) und OAR (6,8 gegenüber 5,0%, RR = 1,36 [1,22-1,52]) eine höhere Sterberate bei Frauen. Komplikationen traten bei weiblichen Patienten ebenfalls häufiger auf: periphere arterielle Verschlüsse: 4,8 vs. 3,8%, RR = 1,25 [1,14-1,37], mesenteriale Thrombose und Embolie: 1,8 vs. 1,0%, RR = 1,81 [1,54-2,12], Nierenthrombose und Embolie: 0,8 vs. 0,5%, RR = 1,56 [1,23-1,98].
Mit steigendem Patientenalter stieg die Krankenhaus-Mortalität, sowohl nach EVAR, als auch nach OAR an. Die höchste Mortaltät (12%) zeigten >80-jährige Patienten, die mit OAR behandelt wurden.
Die multivariable Analyse identifizierte das weibliche Geschlecht (RR = 1,20 [1,07-1,35]) und das Lebensalter (pro 10 Jahre; RR = 1,83 [1,73-1,95]) als unabhängige Risikofaktoren für eine erhöhte Sterbewahrscheinlichkeit nach der operativen Versorgung von nrAAA.
Schlussfolgerung: In den bundesweiten Daten zeigt sich, dass Frauen bei Behandlung des nrAAA durchschnittlich älter sind und seltener mittels EVAR behandelt werden. Sterblichkeit und Komplikationsraten sind bei Frauen und generell bei älteren Patienten höher, dies gilt sowohl für OAR, als auch für EVAR. Patientenalter und weibliches Geschlecht wurden als unabhängige klinische Risikofaktoren für Krankenhausmortalität identifiziert. Diese Ergebnisse sollten bei der Indikationsstellung und Behandlung von nrAAA beachtet werden.