Autor:innen:
M. Steffen (Saarbrücken, DE)
R. Grundmann (Berlin, DE)
T. Petzold (Saarbrücken, DE)
T. Schmitz-Rixen (Frankfurt am Main, DE)
Fragestellung
Entwicklung eines Risikovorhersagemodelles zur Krankenhausletalität bei intakten abdominellen Aortenaneurysmen (iAAA) unter Berücksichtigung prozedurspezifischer Risiken für die offene (OR) und endovaskuläre (EVAR) Versorgung und Vergleich mit etablierten Modellen.
Material und Methode
Alle iAAA Fälle des DIGG Aortenregisters der Jahrgänge 2013-2015 werden eingeschlossen und zur Modellerstellung genutzt. Es erfolgt eine Analyse der Komorbiditäten und Risikofaktoren aller Fälle und getrennt für OR und EVAR eine Modellerstellung unter Einschluss der signifikant korrelierenden Items in logistische Regressionsgleichungen. Die entstehenden Modelle werden wieder fusioniert. Die Modelle VSGNE und GAS werden mit dem eigenen Modell verglichen.
Ergebnisse
8 Items werden für EVAR, 7 für OR identifiziert. Es werden getrennt Regressionsgleichungen entwickelt und eine Modellierung der Modelle durch Bootstrap und Hosmer-Lemeshow-Test durchgeführt. Jeweils werden 7 Risikogruppen gebildet. Die Risikospanne liegt für EVAR zwischen 0,2%-44,4% und OR 2,4%-45,5%. Alle Fälle werden mit den prozedurspezifischen Risikowerten zusammengeführt und ein gemeinsames Modell gebildet. Der AUC Wert des Modells beträgt 0,817 (95%KI 0,789-0,844) verglichen mit VSGNE 0,753 (95%KI 0,722-0,784) und GAS 0,663 (95%KI 0,630-0,969) und ist damit signifikant überlegen.
Diskussion
Es existieren bereits mehrere Modelle zur Risikoabschätzung der Krankenhausletalität bei iAAA. Alle verglichenen Modelle vergleichen OR und EVAR in einer Regressionsgleichung, indem die Prozedur als Item mit eigenen Korrelationskoeffizienten gewertet wird. Beiden Verfahren werden gemittelte Korrelationskoeffizienten zugewiesen, die keines exakt beschreiben. Durch die Betrachtung in getrennten Regressionsgleichungen kann eine wesentlich exaktere Risikovorhersage erfolgen und prozedurspezifische Risiken aufgezeigt werden. Für OR und EVAR kann sicher ein Hochrisikobereich identifiziert werden.
Limitation der Arbeit ist der Charakter des Aortenregisters. Nach adäquater Aufarbeitung sind die Qualität und Plausibilität der Daten suffizient. Es werden jedoch von den teilnehmenden Kliniken bisher ohne externe Kontrolle Fälle gemeldet. Hierdurch können Fälle bewusst vorenthalten bleiben.
Schlussfolgerung
Das entwickelte Risikovorhersagemodell ist auf Grundlage der angewandten Daten signifikant überlegen. Es werden prozedurspezifisch Risikoitems identifiziert, die zwischen OR und EVAR divergieren. Das vorgestellte Modell eignet sich daher besonders zur differentialtherapeutischen Planung der Aneurysmaversorgung. Eine Validierung der Daten an den Folgejahrgängen und externen Daten soll erfolgen.