Autor:innen:
M. Trenner (München, DE)
A. Kühnl (München, DE)
M. Salvermoser (München, DE)
H. Eckstein (München, DE)
Fragestellung: Die Leitlinie zur Behandlung des abdominalen Aortenaneurysmas (AAA) der European Society for Vascular Surgery (ESVS) aus dem Jahr 2011 fordert eine jährliche Krankenhaus (KH)-Mindestmenge von 50 AAA-Operationen. Durch eine Forderung des AOK Bundesverbandes zu Beginn des Jahres 2017 wurde die Diskussion um eine Zentralisierung komplexer Operationen in Deutschland neu angestoßen. Zudem muss vor dem Hintergrund des in Deutschland in naher Zukunft anlaufenden Screeningprogrammes für alle Patienten eine optimale Behandlung gewährleistet werden. Ziel dieser Studie war die Analyse des Zusammenhangs zwischen jährlicher KH-Fallzahl und der Letalität bei der Behandlung des nicht-rupturierten AAA auf bundesweiter Ebene.
Methoden: Die Daten wurden aus der DRG-Statistik der Forschungsdatenzentren des deutschen statistischen Bundesamtes extrahiert, die alle stationären KH-Fälle (außer psychiatrische Fälle und Bundeswehr-KH) enthält. Abgefragt wurden alle Fälle von 2005 bis 2013 mit der Diagnose eines nicht-rupturierten (nr) AAA (ICD-10 GM I71.4), sowie die Prozedurencodes für eine endovaskuläre Behandlung (EVAR; 5-38.a1) oder offenen Aortenersatz (OAR; 5-38.45, 5-38.47). Die deskriptive Datenanalyse erfolgte mit Standardmethoden. Die KH wurden empirisch basierend auf ihrer jährlichen AAA-Fallzahl in Quartile (Q) eingeteilt (Q1: 1-5 Fälle/a; Q2: 6-14; Q3: 15-30; Q4: >30). Für die risikoadjustierte Analyse wurde ein multivariables Regressionsmodell unter Einbeziehung der Variablen Geschlecht, Alter, Art der Aufnahme (mit oder ohne Einweisung, Zuverlegung aus anderem KH), Operationsverfahren (EVAR/OAR), Komorbidität und Art der Diagnose (Krankenhaushauptdiagnose/Nebendiagnose) verwendet. Das primäre Outcome war Letalität während des KH-Aufenthaltes.
Ergebnisse: 84 631 Fälle wurden eingeschlossen, das Durchschnittsalter lag bei 72 ± 8 Jahren, 88% waren männlich. EVAR wurde beim nrAAA in 54%, beim rAAA in 17% der Fälle angewandt. Häuser mit höherer Fallzahl verwendeten EVAR häufiger. Die Letalität lag insgesamt bei 3,3% (EVAR 1,7%; OAR 5,3%). Die niedrigste Letalität zeigte sich mit 2,7% in der KH-Gruppe mit dem größten Volume (>30 Fälle/a), die höchste (6,9%) zeigte sich in den KH mit <6 Fälle/a. Im Regressionsmodell zeigte sich bezüglich der KH-Letalität ein signifikanter Vorteil der Gruppe mit >30 Fälle/a, im Vergleich zu allen anderen Gruppen (Adjustierte RR [95% CI]: Q1 1,61 1,30-1,98]; Q2 1,28 [1,11-1,48]; Q3 1,20 [1,07-1,36]).
Schlussfolgerung: Die vorliegende Studie zeigt einen inversen Zusammenhang zwischen Krankenhausfallzahl und perioperativer Letalität bei der Behandlung des AAA in Deutschland. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass bei der Versorgung nicht-rupturierter AAA in Zentren mit höheren Fallzahlen das perioperative Sterberisiko deutlich geringer ist als in Kliniken mit geringen Fallzahlen. Dieses Ergebnis unterstützt das Argument einer Zentralisierung der Therapie nicht-rupturierter AAA.