Autor:innen:
B. Reutersberg (München, DE)
M. Trenner (München, DE)
B. Haller (München, DE)
S. Geisbüsch (München, DE)
C. Reeps (Dresden, DE)
H. Eckstein (München, DE)
Fragestellung:
Eine Reihe Bildmorphologischer Prädiktoren für späte Komplikationen wie sekundäre Expansion oder Mortalität im Follow up wurden bereits für unkomplizierte Typ B Aortendissektionen (TBAD) beschrieben. Es besteht die Frage, ob hiermit auch Patienten mit sekundären Komplikationen (sek. KO) in der Akutphase (<14 Tage) nach initial unkomplizierter TBAD identifiziert werden können.
Methodik:
Analyse von 66 Patienten (78% ♂, Alter 62 ± 13a) mit initial akut unkomplizierter TBAD (<14d) aus dem Zeitraum 1/2004–5/2016, welche in einer prospektiven klinischen Datenbank erfasst wurden. Die Patienten erhielten zur Sicherung der Diagnose eine CT-Angiographie (CTA) bei Aufnahme und zur Verlaufskontrolle nach 2-5 sowie 10-14 Tagen.
Endpunkte dieser Studie sind: Inzidenz sek. KO (Aorten-Ruptur, Malperfusion, Frühexpansion> 4mm, therapierefraktäre Schmerzen und Hypertonie), sowie die Krankenhaus- und 30 Tage-Mortalität. Zusätzlich wurde mittels univariabler Analyse die Assoziation zwischen dem Auftreten von sek. KO und folgenden morphologischen Variablen in der ersten CTA untersucht: Maximaldurchmesser (Dmax) Aorta descendens, des falschen Lumens (FL) und des primären Entries, Zahl der Entries, FL-Konfiguration (zirkulär/elliptisch) und -Thrombosierung (komplett/partiell/fehlend), Kollapse des wahren Lumens, Verlauf der Membran (innere/äußere Kurvatur).
Die Messungen erfolgten an multiplanaren Rekonstruktionen in axialen, sagittalen und koronaren Schichten. Statistisch wurde mittels t-test, χ2, Fisher-exakt- und Mann-Whitney-U-Test ausgewertet.
Ergebnisse:
Alle Patienten wurden intensivmedizinisch überwacht und mittels bestmöglicher medikamentöser Therapie (antihypertensiv und analgetisch) behandelt. 24/66 Patienten (36%) entwickelten innerhalb von 14 Tagen (im Median nach 7 (2-14) Tagen) nach Symptombeginn sek. KO (Malperfusion n=10, Frühexpansion n=8, Aorten-Ruptur n=3, therapierefraktäre Schmerzen n=2 und Hypertonie n=1).
Von den 24 Patienten mit sek. KO wurden 21 operativ versorgt (52% endovaskulär, 38% mittels Hybrid und 10% durch periphere Revaskularisierung). 3 Patienten starben infolge einer Ruptur bevor sie einer operativen Therapie zugeführt werden konnten. Die Krankenhausletalität betrug 8,3% und die 30 Tages Mortalität 12,5%.
In der morphometrischen Analyse zeigte sich eine signifikante Assoziation des initialen Dmax der Aorta descendens (p=.006), des primären Entries (p=.018), ein Kollaps des wahren Kanals (p=.031) und eine partielle Thrombosierung des FL (p=.017) mit dem Auftreten von frühen sek. KO.
Schlussfolgerung:
36% unserer Patienten mit akuter TBAD entwickelte sek. KO innerhalb der ersten 14 Tage. Das Risiko des Auftretens einer sek. KO war mit dem initialen Dmax der Aorta descendens, der Größe des primärem Entries, einem Kollaps des wahren Lumens sowie einem partiell thrombosierten FL assoziiert. Die Beachtung dieser morphologischen Variablen könnte in Zukunft helfen, Risikogruppen für frühe sek. KO zu identifizieren.