Autor:innen:
H. Wendorff (München, DE)
R. Molina (München, DE)
M. Salvermoser (München, DE)
J. Pelisek (München, DE)
B. Reutersberg (München, DE)
H. Eckstein (München, DE)
A. Zimmermann (München, DE)
Einleitung:
Bei steigendem Anteil der endovaskulären Eingriffe in der Gefäßchirurgie steigt die Strahlenbelastung für den Patienten und alle im OP-Saal befindlichen Personen an. Diese Studie soll untersuchen ob durch ein zusätzliches intensiviertes Strahlenschutztraining für das gesamte OP-Team eines Hybrid-OP eine weitere Reduktion der Strahlendosis erreicht werden kann.
Material und Methoden:
Prospektive single-center Studie an 137 Patienten mit endovaskulären Eingriffe (PTA, EVAR) im Hybrid-OP (Philips Allura Clarity). Es wurden zwei Kohorten verglichen, die vor einem zusätzlichen intensivierten Strahlenschutztraining (n=74 Patienten, Zeitraum 11/16-01/17, Kohorte A) und nach einem intensivierten Training (n=63 Patienten, Zeitraum 02/17-04/17, Kohorte B) behandelt worden sind.
Zusätzlich zu den gesetzlich vorgeschriebenen regelmäßigen Strahlenschutz-Kursen erfolgte zwischen der Behandlung der Kohorte A und der Kohorte B ein zusätzliches intensiviertes Strahlenschutztraining. Dies umfasste im 1. Schritt eine detaillierte Analyse des Verhaltens des gesamten OP-Teams durch einen Hybrid-OP-Techniker (HOT) und im 2. Schritt ein individualisiertes 1-Tages-Training im Hybrid-OP für die verantwortlichen Akteure (Klinikdirektor, Oberärzte, OP-Leitung). Das zusätzliche Training erfolgte durch einen habilitierten Radiologen mit vertiefenden Vorträgen und supervidierten endovaskulären OPs.
Als primäre Endpunkte wurden die Reduzierung des Dosisflächenproduktes (KAP, mGycm2) sowie die Reduzierung des Quotienten aus Personendosis und direkter C-Bogen Strahlung (QPC) verwendet. Sekundäre Endpunkte waren die Reduzierung der Kontrastmittelmenge (ml), die Reduzierung der Durchleuchtungszeit (min) sowie die Reduzierung der Personendosis (mSv) des Operateurs. Der statistische Vergleich der beiden Kohorten erfolgte mittels t-test und des Monte Carlo Permutationstest.
Ergebnisse:
Die beiden Gruppen waren hinsichtlich der Eingriffsarten und -längen vergleichbar. Das KAP betrug in Kohorte A 83413,46 mGycm2, in Kohorte B 41574,79mGycm2. Dies entspricht einer Reduktion um ca. 50% (p<0,001). Die verwendete KM-Menge betrug 91,7 ml (A) und 76,1 ml (B), entsprechend einer Reduktion um ca. 15ml (p=0,04; 95% CI, 0,7 bis 30,5), die Durchleuchtungszeit 17,2min und 13,3min (p=0,08; 95% CI, -0,43 bis 8,23). Auch die Personendosis des Operateurs war nach erfolgtem Intensiv-Training (0,031mSv) niedriger als vorher (0,056mSv, p=0,25, 95% CI, -0,015 bis 0,065). Bei der Betrachtung des QPC zeigten sich keine richtungsweisenden Unterschiede.
Schlußfolgerungen:
Ein intensives zusätzliches Strahlenschutztraining für das komplette OP-Team eines Hybrid-OP-Saales reduziert das durchschnittliche DAP um 50%. Die um 17% gesenkte KM-Menge und die Reduzierung der Durchleuchtungszeit weisen ebenfalls darauf hin, dass ein zusätzliches Training für das Team eines Hybrid-OPs effektiv ist. Wie lange der Effekt anhält, und wann Wiederholungen notwendig sind, werden weitere Untersuchungen zeigen.