Autor:innen:
J. Petermann (Hamburg, DE)
E. Debus (Hamburg, DE)
C. Vermeulen (Hamburg, DE)
H. Diener (Hamburg, DE)
S. Wipper (Hamburg, DE)
A. Larena-Avellaneda (Hamburg, DE)
T. Kölbel (Hamburg, DE)
N. Tsilimparis (Hamburg, DE)
Fragestellung: Das Debranching von supraaortalen Gefäßen, um die proximale Landezone von Stentprothesen im Aortenbogen zu verlagern, ist eine etablierte Technik. Damit werden komplexe Pathologien mit Einbeziehung des Aortenbogens mit Standard-Stentprothesen aber auch mit fenestrierten/gebranchten Stentprothesen einfacher behandelt. Debranching Prozeduren werden aber auch häufig bei stenotischen Prozessen der supra-aortalen Gefäßen durchgeführt. Die Datenlage bezüglich der Outcomes und Offenheitsraten von supra-aortalen Rekonstruktionen ist eingeschränkt.
Material und Methoden: Retrospektive Analyse von allen konsekutiven Patienten, die zwischen 2012 und 2015 in einer tertiären Institution Debranching Prozeduren der supra-aortalen Gefäßen erhalten haben. Die Fälle wurden anhand von Entlassberichten und OP-Berichten retrospektiv ausgewertet. Es erfolgte eine deskriptive statistische Analyse.
Ergebnisse: Insgesamt wurden 134 Debranching Prozeduren durchgeführt, davon 121 Carotis Subclavia Bypässe (CSB) (90 %) und in 13 Fällen Kombinationen aus multiplen Debranching Operationen.
Indikation zum Debranching bestand meist in der Prophylaxe oder Therapie von spinaler Ischämie oder Schlaganfällen vor oder nach TEVAR (117 Fälle, 87,3%). 11 Patienten litten primär an symptomatischen Stenosen oder Verschlüssen oder Aneurysmata von supraaortalen Gefäßen und wurden mit CSB versorgt. 6 Patienten haben aus anderen Gründen eine OP an den supraaortalen Gefäßen erhalten.
Die Offenheit der versorgten Gefäße betrug 100 % innerhalb der ersten 30 Tage.
In 62 Fällen (46,3%) wurden Komplikationen dokumentiert, 12 Patienten (9%) verstarben perioperativ.
Bei den Komplikationen führen die respiratorischen und Blutungs-Komplikationen (je 18 Fälle, 13,4 %). Die Blutungskomplikationen bestanden häufig in lokalen Hämatomen und führten nur 3 % zu Reoperationen.
Weitere genannte Komplikationen: periphere Nervenschäden (n=16, 11,9%), Schlaganfälle oder TIA (n=13, 9,7%), Herzrhythmusstörungen (n=10, 7,5%), Thrombosen (n=5, 3,7%), Chylus-Leckagen (n=4, 3%) postoperative Stenosen, Wundinfektionen (je 3 Fälle, 2,2%).
Blutungen traten in 20,3% auf, wenn < 7 Tage zwischen Debranching OP und TEVAR lagen, gegenüber 5,3 %, wenn > 7 Tage zwischen den OPs lagen (p =0,035). Schlaganfälle und TIAs 11,4%, wenn > 7 Tage gegenüber 5,3% (p=0,712). Demgegenüber waren Chylus-Leckagen und Wundinfekte seltener, wenn < 7 Tage zwischen den Ops lagen (2,5% Chylus Leckage und 0 % Wundinfekte bei < 7 Tagen gegenüber 5,3% Chylus-Leckagen und 7,9 % Wundinfekte bei > 7 Tagen; p= 0,446 für Chylus-Leckage und p=0,011 für Wundinfekte).
Eine Korrelationsanalyse ergab einen schwachen bis mäßigen positiven Zusammenhang zwischen der Länge der OP Zeit und der Anzahl an Komplikationen (Korrelation nach Pearson 0,236, p=0.006).
Diskussion: Möglicherweise ist ein Teil der Komplikationen in unserer Klinik auf die häufig gleichzeitig oder in nahem zeitlichen Abstand stattgefundenen endovaskulären Operationen zurückzuführen.