Autor:innen:
A. Zimmermann (München, DE)
A. Kühnl (München, DE)
C. Knappich (München, DE)
P. Tsantilas (München, DE)
S. Schmid (München, DE)
M. Kallmayer (München, DE)
T. Breitkreuz (Göttingen, DE)
H. Eckstein (München, DE)
Fragestellung
Ziel dieser Arbeit war es im Rahmen einer Sekundärdaten-Analyse der gesetzlich verpflichtenden Dokumentation zur Carotisrekonstruktion den Einfluss unterschiedlicher Formen der Thrombozytenfunktionshemmung (TFH) auf die Letalität, das Schlaganfallsrisiko und die perioperative Komplikationsrate zu analysieren.
Material und Methoden
Die Studie schloss diejenigen Patienten ein, die zwischen 2009 und 2014 elektiv aufgrund einer asymptomatischen oder symptomatischen Carotisstenose mittels Carotisdesobliteration (CEA) therapiert worden waren. Alle Daten wurden der im Rahmen der gesetzlich verpflichtenden Qualitätssicherung geführten Datenbank (AQUA-Institut) entnommen. Schlaganfall oder Tod während des Klinik-Aufenthalts wurden als primärer Endpunkt definiert. Sekundäre Endpunkte waren schwerer Schlaganfall oder Tod, Tod oder Schlaganfall allein, Herzinfarkt, lokale Blutungen und lokale Komplikationen (Hirnnervenlähmung, schwere Blutungen, akute Okklusion).
Es wurden deskriptive Statistiken und mehrstufige multivariable Regressionsanalysen angewendet. Als Referenz wurde die Mono-Therapie mit Acetylsalicylsäure (ASA) verwendet.
Ergebnisse
117.973 elektive CEAs, die aufgrund asymptomatischer (60%) oder symptomatischer Carotisstenosen durchgeführt worden waren (mittleres Alter 701 Jahre, 68 % männlich), wurden ausgewertet.
82,8% aller Patienten wurden perioperativ mit einen Monotherapie mit Aspirin (ASS) behandelt, 2,7% erhielten andere Medikamente zur TFH und 4,8% der Patienten wurden unter doppelter TFH operiert.
Der primäre Endpunkt trat bei 1,8% aller Patienten auf. Bei Patienten ohne perioperative TFH konnte in der multivariablen Regressionsanalyse ein signifikant erhöhtes Risiko für den primären Endpunkt (Relatives Risiko (RR) 1,21, 95% Konfidenzintervall (CI) 1,04-1,42) und für schweren Schlaganfall und Tod (RR 1,23, 95% CI 1,02-1,48) im Vergleich zur ASS Monotherapie gezeigt werden. Im Gegensatz dazu war die doppelte TFH mit eine geringeren Letalität (RR 0,67, 95% CI 0,51-0,88), jedoch mit einer signifikant höheren Rate lokaler Blutungen (RR 2,16, 95% CI 1,88-2,50) verbunden.
Schlussfolgerung
In dieser Arbeit konnte gezeigt werden, dass bei Patienten ohne perioperative TFH das Risiko für Schlaganfall oder Tod signifikant erhöht war. Im Gegensatz dazu war die doppelte TFH mit einer geringeren Letalität, aber mit einem höheren Risiko für lokale Nachblutungen am Hals bis zur Entlassung verbunden. Diese Daten zeigen, dass auch auf nationaler Ebene eine perioperative TFH essentiell ist. Weitere Studien sind notwendig zur Bewertung des Risiko-Nutzen-Verhältnis der unterschiedlichen TFH Strategien.