Autor:innen:
K. Neckerauer (Bad Friedrichshall, DE)
S. Tahanovich (Heilbronn, DE)
T. Karl (Bad Friedrichshall, DE)
Fragestellung:
Die intraoperative Beurteilung der Flussparameter bei der Anlage nativer Fisteln ist entscheidend für die Einschätzung der adäquaten Fistelreifung. Wir benutzten die intraoperative Transit-time-flow-Messung und versuchten einen Schwellenwert zu ermitteln.
Material und Methode:
Wir führten eine retrospektive Untersuchung aller Nativfistelanlagen ( Hämodialyse) in unserem Zentrum für den Zeitraum von Oktober 2014 bis September 2016 durch. Wir untersuchten ausschließlich native Fistel-Erstanlagen; Revisionseingriffe vorbestehender Zugänge und primäre Graftimplantationen wurden ausgeschlossen. Eingeschlossen wurden 185 Pat. (davon 59 weibliche (31,9%) und 126 Männer (68,1%). Von den 185 Pat. wiesen 84 (45,4%) zum Zeitpunkt der Fistelanlage einen insulinpflichtigen Diabetes mellitus auf. Die Messungen wurden direkt nach Anastomosenanlage über der abführenden Shuntvene mit Hilfe des MediStim©-Gerätes durchgeführt. Durch Befragung der zuweisenden Praxen wurde der Zeitpunkt der Erstpunktion, bzw. die adäquate Fistelreifung ermittelt, ebenso wie evtl. stattgehabte Revisionseingriffe oder Interventionen. Alle 185 Pat. wurden durch die behandelnden Praxen rückgemeldet.
Ergebnisse:
Alle 185 Patienten wurden primär erfolgreich operiert. Der Mittelwert aller Flussmessungen betrug 185,4 ± 130,17 ml/min mit einem Minimalwert von 20 ml/min und einem Maximalwert von 839 ml/min. Am Ende des Follow-up-Zeitraumes wurden 123 Patienten (66,5%) über die Fistel dialysiert, 62 Patienten(33,5%) waren noch nicht dialysepflichtig, wurden aber als punktionsfähig eingeschätzt. Die primäre Offenheitsrate lag bei 84,3% (156 Pat.), 29 Patienten ( 15,7%) wurden im Beobachtungszeitraum revidiert. Bei den nicht revidierten Patienten betrug der Fluss-Mittelwert 194,9 ± 132,6 ml/min (Minimal 22 ml/min, maximal 839 ml/min), bei den revidierten Patienten 134,1 ± 103,7 ml/min (Minimal 20 ml/min, maximal 530 ml/min), p < 0,05.
Eine Subgruppenanalyse zeigte eine deutlich niedrigere Revisionsrate der Gruppe mit Flusswerten über 100 ml/min (11,03 %) im Vergleich zu den Gruppen mit Flusswerten zwischen 80-100 ml/min (38,9 %), bzw. unter 80 ml/min (40,9 %).
Diskussion:
Unseren Ergebnissen stehen Studien gegenüber die einen Schwellenwert von 140 ml/min für radiocephale Fisteln und 308ml/min für Ellenbeugenfisteln angeben (Berman et al., JVA 2008), bzw. einen cut-off-Wert von 170 ml/min für alle Unterarmfisteln (Meyer et al., Gefäßchirurgie 2016) postulieren. Es bestehen große systematische Unterschiede zwischen den Studien, die eine Vergleichbarkeit erschweren.
Schlussfolgerung:
Eine verbindliche Festlegung eines Schwellenwertes ist nach heutiger Datenlage noch nicht möglich. Die Fragestellung bedarf weiterer Untersuchung durch prospektive Studien mit vereinheitlichten Parametern (Ein- und Ausschlusskriterien, minimale Gefäßdiameter, Definition der Maturationszeitraumes).