13:55 Uhr
Inter-SY008:
Was der pädiatrische Gastroenterologe zur Klärung des akuten Abdomens beitragen kann
P. Bufler (Berlin, DE)
14:15 Uhr
DGKCH-FV005:
Seltene Ursache für ein Akutes Abdomen: Nekrotisierende Pankreatitis mit foudroyantem Verlauf nach Bagatelltrauma
F. Schäfer (Nürnberg, DE)
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Autor:innen:
F. Schäfer (Nürnberg, DE)
K. Spacil (Nürnberg0)
M. Stehr (Nürnberg0)
Hintergrund:
Die Nekrotisierende Pankreatitis im Kindes- und Jugendalter ist sehr selten (Inzidenz 0,8:100.000 vs. 5,4-32:100.000 im Erwachsenenalter). Während Gallenstein-assoziierte, medikamentös induzierte Pankreatitiden sowie die idiopathische Pankreatitis bis zu 70 % der Fälle ausmachen, ist die Häufigkeit traumatisch bedingte Pankreatitiden im Kindesalter unklar. Wir berichten über ein Kind mit einem außergewöhnlich foudroyantem Verlauf nach einem Bagatelltrauma.
Material und Methoden:
Ein 13-jähriges Mädchen stellte sich mit akuten Bauchschmerzen und Erbrechen seit einem Tag vor. Klinisch bestand eine Peritonitis. Sonographisch fand sich freie Flüssigkeit im Unterbauch, die Appendix nicht darstellbar. Laborchemisch bestand eine Leukozytose mit 33.400 Lc/µl, ein CRP von 0,3 mg/dl (normwertig) sowie ein Lactat von 5,6 mg/dl. Es wurde der Verdacht auf eine perforierte Appendizitis gestellt (differentialdiagnostisch war an einen Volvulus zu denken (Lactat!)) und die Indikation zur Laparoskopie gestellt. Intraoperativ fanden sich Nekrosestraßen im Abdomen parakolisch sowie eine blande Appendix, die belassen wurde. Postoperativ kam es zu einer Hb-relevanten intraabdominellen Blutung, ein Notfall-CT ergab eine ausgedehnte Pankreatitis mit Arrosion der V. lienalis sowie einer retroperitonealen Blutung mit subkapsulärem Milzhämatom. In der Notfall-Laparotomie wurde die Blutung mittels Packing gestillt, eine Second-look-Laparotomie zeigten sich dann eine sistierte Blutung sowie ausgedehnte Kalkspritzernekrosen. In der „Nach-Anamnese“ wird dann angegeben, dass etwa drei Wochen vorher ein stumpfes Bauchtrauma („Wäscheständer in den Bauch“) vorgefallen sei, zwischenzeitlich habe aber volle Beschwerdefreiheit bis zum Aufnahmetag bestanden.
Am Tag 14 ergab eine MRT eine ausgedehnte Pankreaspseudozyste des gesamten linken Hemiabdomens, welche wiederholt gastrokopisch punktiert und über Pigtail- resp. selbst-expandierende Nitriolstents drainiert wurde. Im Rahmen eines Bridenileus am Tag 45 wurde dann eine Resektion der Zyste mit Entfernung des Pankreaskorpus und –schwanzes vorgenommen. Die darauffolgende Sekretion des Pankreassekretes über eine abdominelle Drainage sistierte an Tag 86.
Ergebnis:
Eine passagere Insulintherapie aufgrund der Entwicklung eines manifesten Diabetes mellitus konnte bei Erholung der Restfunktion des Pankreas zwischenzeitlich beendet werden. Auch die exokrine Pankreasfunktion erholte sich gut, MR-tomographisch fand sich keine erneute Pseudozyste bei erhaltenem Pankreaskopf.
Diskussion:
Bei akutem Abdomen sollte auch im Kindes- und Jugendalter an die Möglichkeit einer Pankreatitis auch bei fehlenden anamnestischen Hinweisen gedacht werden, zumal epidemiologische Daten eine steigende Inzidenz nahelegen. Kritisch diskutiert werden muss in dieser Kasuistik die Indikation zur Laparoskopie ohne Abwarten der Leber-/Pankreaswerte auch bei akuter Klinik.